Erst Ende letzten Jahres hat Tern das Clubhouse Fort vorgestellt, ein Set um Kinder und Lasten möglichst bequem, aber vor allem wettergeschützt zu transportieren. Wenige Monate zuvor wurde die zweite Generation des Tern GSD vorgestellt, die zahlreiche Verbesserungen hinsichtlich Sicherheit und Komfort mit sich brachte. Warum nicht alle Neuerungen am Top-Modell Tern GSD R14 testen? Hier unser Bericht.
Tern GSD R14 x Clubhouse Fort System –
Aufbau und Montage
Das neue Tern GSD wird wie gehabt durch das Umklappen des Lenkers und das Einschieben der Sattelstütze transportfähig. Am Zielort hat man das E-Bike in Nullkommanichts wieder fahrfertig aufgebaut. Durch den jetzt noch steifer und stabiler aufgebauten Rahmen und auch durch die zwei mitgelieferten Akkus ist das Modell mit rund 37 Kilogramm kein Leichtgewicht.
Gut, dass der brandneue Bosch Cargo Line Antrieb verbaut ist, der mit seinen 85 Newtonmetern und bis zu 400 % Unterstützung damit kein Problem hat. Insgesamt ist das mittels bewährtem Bosch Intuvia bedienbare Modell auf ein Gesamtgewicht von 200 Kilogramm ausgelegt, so dass trotzdem hohen Eigengewicht noch genügend Tragfähigkeit übrig bleibt.
Als maximales Fahrergewicht gibt Tern übrigens 120 Kilogramm an (bezüglich Sattel und Sattelstütze). Der Gepäckträger an sich ist auf 100 Kilogramm ausgelegt, dessen Beladung dann aber so mit dem Fahrergewicht in Einklang gebracht werden muss, dass die 200 Kilogramm Zuladung nicht überschritten werden.
Den Antrieb kombiniert Tern erstmals mit der Rohloff E-14, die sich über Jahre bewährt hat und bestens mit dem Bosch e-Shift System zusammenarbeitet. Hier stehen 14 Gänge bereit, die einfach per Tastendruck auf der zusätzlichen Bedieneinheit am rechten Lenkergriff gewechselt werden können.
Die intelligente Steuerung der Rohloffschaltung erlaubt dabei sowohl das automatische Zurückschalten im Stand in einen zuvor festgelegten Anfahrgang oder aber ein schnelles Hoch- und Herunterschalten unterwegs mittels Überspringen von Gängen, indem die jeweilige Taste länger gedrückt bleibt.
Durch die serienmäßige Ausrüstung mit zwei 500-Wh-Batterien ist trotz des höheren Gewichts eine hohe Reichweite möglich, so dass der Radius für die private Nutzung im Alltag höchstwahrscheinlich jedem ausreichen dürfte. Komfort auf der Strecke wird über die speziell für das GSD angefertigte Federgabel von SR Suntour möglich, die durch die Thudbuster G4 Parallelogramm Sattelstütze von Cane Creek ergänzt wird.
Für ein sicheres Bremsen sollen dann die Magura MT5e Vierkolbenbremsen sorgen, die rundum verbaut sind und auf die Bremsscheiben in 180 Millimeter wirken. Dicke Schwalbe Big Ben Plus Reifen auf den stabilen Tern Atlas Felgen sollen dann noch restliche Vibrationen unterwegs abdämpfen.
Für weitere Sicherheit sorgt dann noch die LED-Beleuchtungsanlage, die vorne einen 700 lm abgebenden Ignis® Scheinwerfer mit Fernlichtfunktion und hinten ein helles Rücklicht mit Bremslichtfunktion mitbringt. Eine optimale Anpassung an den jeweiligen Fahrer erlaubt zusammen mit der weit ausfahrbaren (doppelten) Sattelstütze der Tern Andros Vorbau, der sich werkzeuglos und schnell verstellen lässt.
Nun aber zum Clubhouse Fort System, welches vor der Nutzung erst aufgebaut werden möchte. Es besteht aus den Sidekick Wide Decks Fußrasten, dem Clubhouse+ Aufbau auf dem Longtail-Gepäckträger, die beide dann jeweils die Storm Box und das Storm Shield aufnehmen. Gut für den Aufbau ist, dass das E-Cargobike sicher und stabil auf dem Atlas Lockstand steht und man so problemlos arbeiten kann.
Nachdem man insgesamt sechs Schrauben und Muttern samt 12 Unterlegscheiben durch die vorbereiteten Befestigungslöcher gefummelt und dann festgezogen hat, geht es dann mit dem Clubhouse+ Aufbau weiter. Dieser besteht aus mehreren Alurohren bzw. Profilen, die ebenfalls mit zahlreichen Schrauben am langen Gepäckträger des Tern befestigt werden möchten.
Hat man dies geschafft, kann man entweder die mitgelieferte Sitzfläche montieren, die einfach per Klettverschlüsse an den Streben des Gepäckträgers festgemacht wird. Oder aber man montiert einen Kindersitz wie den THULE Yepp, der sich ganz schnell per Dreh ebenfalls an den Streben befestigen lässt und schon ist man für den sicheren Kindertransport bereit.
Gegen Regen, Kälte, Wind und Sturm ist man dabei als Passagier aber nicht geschützt, so dass wir hier innehalten und zuvor die Storm Box anbringen. Diese besteht aus schwerer LKW-Plane und fällt rechts und links auf die soeben montierten Trittbretter. Dort und im oberen Bereich lässt sie sich per Klettbänder befestigen und so fixieren. Damit wären schon einmal die Beine der Kinder vor aufwirbelnder Gischt und Schmutz von der Straße geschützt, genauso wie vor kalten Temperaturen und dem Fahrtwind.
Fehlt noch der restliche Schutz, der in Form des Storm Shield bereitsteht. Per Glasfiberstäbe wird dieses ähnlich einem Zelt aufgespannt und lässt sich dann ebenfalls per Klettbänder an der Clubhouse+ Reling befestigen. Die Befestigung erscheint anfangs etwas wackelig, wobei sich die Bedenken im Betrieb bei Gegenwind und Regen dann aber als unbegründet erwiesen haben.
Damit steht einer Probefahrt nichts mehr im Wege.
Unterwegs bei Kälte, Wind und Schnee
Pünktlich zur ersten Fahrt gab es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Windstößen einen Mix aus Graupel, Regen und Schnee – also perfekt, um das Clubhouse Fort System auf Herz und Nieren zu testen. Unser kleiner Testfahrer jedenfalls war mehr als bereit und fühlte sich zudem unter dem Storm Shield trocken und gut aufgehoben.
Während der Fahrt hatte der Fahrer mit allerlei wettertechnischen Widrigkeiten zu kämpfen, während das Kind hinten freie Sicht nach rechts und links genoss und sich die Wetterkapriolen in allen Details anschauen konnte. Vom Sturm kam, abgesehen von gelegentlichem Rütteln am Storm Shield, nichts beim kleinen Passagier im Kindersitz an, so dass sich dieser rundum wohlfühlte.
Auch die Temperaturen waren unter dem Zeltdach angenehmer, während die Füße in der Storm Box ebenso geschützt untergebracht waren und daher auch warm genug blieben. Obwohl der Graupel oder Regen an die Kunststofffenster peitschte, konnte der kleine Mitfahrer meist nach draußen sehen. Nur bei ganz schneller Abkühlung durch Graupel oder Schnee kondensierte die Luftfeuchtigkeit an der Innenseite des Storm Shields.
Sobald das Schlimmste vorbei ist oder auch bei sonnigen Abschnitten, können die seitlichen Fenster geöffnet und an der oberen Position fixiert werden. Auch beim Fahren bleibt der Passagier vor dem direkten Fahrtwind geschützt, genauso wie vor leichtem Regen. An der Stirnseite steht innen ein Fach mit Reißverschluss zur Verfügung, in welchem z.B. kleine Bücher oder Snacks Platz finden.
Wenn das Storm Shield gerade nicht benötigt wird, kann diese leicht abgenommen, gefaltet und seitlich in der Storm Box untergebracht werden. Das ist auch unterwegs möglich und soll den Transport von Passagieren nicht beeinträchtigen. Wir haben in unserem Testzeitraum aufgrund des Wetters wenig Gelegenheit dazu gehabt und dies daher nicht ausprobiert.
Wenn das Wasser nicht mehr von oben kommt, kann man als Alternative auch auf das Kid Lid ausweichen, welcher um die Storm Box herum befestigt wird und dann im oberen Bereich zugezogen wird. Das geht mit und ohne Kindersitz und hält bis zu zwei Passagiere dann warm und trocken, wobei diese dann über uneingeschränkte Sicht beim Fahren verfügen.
Unserem kleinen Testfahrer haben die Fahrten jedenfalls durchweg Spaß gemacht!
Fazit
Wer es ernst damit meint, sein Auto durch ein E-Bike zu ersetzen, sollte sich einmal bei Tern umsehen. Das Tern GSD ist, in der neuesten Generation und besonders als Top-Variante mit Rohloff E-14, konsequent für die verschiedensten Aufgaben im Alltag ausgelegt. Das Modell konnte uns dabei durch die stabile und sichere Fahrweise überzeugen, bringt genügend Antriebsleistung auch für steile Anstiege mit und dank DualBattery auch ausreichend Energie auch für viele oder längere Fahrten. Die Rohloff E-14 Schaltung passt gut zum Konzept, machte sich konstruktionsbedingt in den unteren Gängen zwar etwas lauter bemerkbar, was aber nicht störend war. Die Anfahrgangfunktion kommt der Nutzung in der Stadt entgegen, eine Automatik steht allerdings nicht zur Verfügung.
Das hier vorrangig getestete Clubhouse Fort System macht es leicht, das E-Bike ganzjährig mit seiner Familie zu nutzen. Dank der durchdachten Zubehör-Kombination, die sich flexibel genug für verschiedenste Situationen darstellt, gibt es keine Ausreden mehr, um das E-Bike nicht zu nutzen. Die Montage der einzelnen Teile geht dabei recht leicht von der Hand, der modulare Aufbau kann auch im Praxisbetrieb überzeugen. Bei den zahlreichen Testfahrten war unser kleiner Passagier gut vor den Wettereinflüssen geschützt und auch seine Rückmeldung war durchweg positiv. Einzig der hohe Preis (zusätzlich zum Tern GSD) könnte Nutzer vom Kauf abhalten.
In Sachen Durchdachtheit und einer großen Auswahl an Zubehör für verschiedenste Transportaufgaben von Familien oder kleinen Selbstständigen macht Tern so gut wie keiner etwas vor. Das Clubhouse Fort System hat uns im realen Test auf ganzer Linie überzeugt und bekommt nicht nur im Zusammenspiel mit dem Tern GSD R14 von uns das Urteil “Sehr empfehlenswert”!