Mit dem Turbo Porto steigt Specialized 2024 nun unter eigenem Markennamen in den Markt für E-Lastenräder ein und bringt seine Expertise damit auch in dieses Segment. Das neue Modell ist als E-Longtail ausgeführt und wird mittels eines hauseigenen Mittelmotors angetrieben, der speziell auf diesen Anwendungsfall optimiert wurde. Was das Modell noch auszeichnet und was es für interessierte Kunden im Gepäck mitbringt, haben wir in diesem Artikel für unsere Leser zusammengefasst.
Specialized Turbo Porto im Detail
Schon in 2023 hatte man in den USA unter der Marke Globe das Haul ST bzw. später auch dessen großen Bruder Haul LT eingeführt und damit wohl gute Erfahrungen hinsichtlich der Nachfrage und dem Anspruch der Kunden gesammelt.
Dass die Kalifornier jetzt unter eigenem Markennamen in dieses Segment einsteigen, lässt sich zum einen ein erkanntes Potenzial daraus ableiten und auch der Anspruch, den Kunden ein E-Cargobike mit den bekannten Qualitäten eines Specialized anbieten zu wollen.
Wie die Kalifornier mitteilen: Jedes Specialized Bike hat den gleichen Anspruch, eine Weltklasse-Performance auf die Strecke oder Straße zu bringen. Das neue Turbo Porto soll da keine Ausnahme machen und rollt dafür auf einem Hinterrad in 20 Zoll, dem ein Vorderrad in 24 Zoll zur Seite steht.
Anstatt an seinem Speed beim Downhill oder an der Zeit im Sprint misst man dabei aber lieber die Agilität und Kraftreserven unter voller Beladung, oder aber den Komfort und die Sicherheit. Schlicht, wie gut es seine Nutzer in ihrem Familienalltag unterstützt.
Rahmen & Geometrie
Nichts weniger als einen neuen Maßstab möchte Specialized mit dem neuen Turbo Porto setzen, welcher durch einen durchdachten Rahmen begründet wird, der dank optimierter Rahmengeometrie für Nutzer von 155 bis 195 cm Körpergröße fahrbar ist.
Bei der Zuladung, die Specialized mit 160 kg (Fahrer plus Gepäck) angibt, liegt die Latte oft bereits höher. Ob man ein Mehr an Zuladung im alltäglichen Betrieb wirklich braucht, sei auch zuerst einmal dahingestellt.
Die Entwickler im schweizerischen Cham haben das E-Lastenrad so ausgelegt, dass Erfahrene wie Unerfahrene und genauso große und kleine Nutzer leicht aufsteigen und komfortabel einsteigen können und zudem von der einstellbaren Ergonomie profitieren.
Den Weg zur „optimalen Geometrie“ haben die Konstrukteure so gefunden, wie sie es auch bei der Entwicklung des nächsten World Cup-Mountainbike angegangen wären.
Es wurden zwei Modelle aufgelegt, die mit verstellbarer Geometrie ausgerüstet wurden, um diese dann zuerst durch die besten Fahrer und dann bei den Endnutzern im Umfeld der Marke zu testen: Müttern, Vätern, Kindern und den kleinsten und größten Kollegen. Vincent Poupon, Specialized Porto Product Manager, teilt dazu mit:
Denn das Turbo Porto möchte trotz seiner fast 40 kg Eigengewicht nicht „nur“ ein E-Cargobike zum Transportieren von allen möglichen Lasten sein, sondern vor allem ein Spaßbringer im Alltag und damit ein echtes Specialized.
Motor & Akku
Damit auch voll beladen die Post abgeht, verbaut Specialized die aktuellste Variante seines Full Power Mittelmotors auf Basis des Brose Drive S Mag, die mit einer speziellen Abstimmung versehen wurde. Das ist der Specialized 2.2 Motor, der so auch beim Turbo Levo zum Einsatz kommt.
Natürlich könnte das Entwickler-Team auch dem im vergangenen Jahr vorgestellten und speziell für diesen Anwendungsfall designten Brose Drive H Mag seinen Stempel aufgedrückt haben. Die US-Amerikaner bleiben hier wie so oft schweigsam.
Der Antrieb stellt dem Nutzer die bekannten 90 Nm zur Verfügung und auch die maximale Unterstützung von 410 % wird abgeliefert. Ob man hier gegenüber der bekannten Abstimmung für den Einsatz am Longtail-E-Lastenrad noch etwas geändert hat, bleibt offen.
Der herausnehmbare Akku ist uns zum Beispiel schon aus dem Specialized Turbo Tero bekannt, wobei die Integration hier auf dieselbe Weise erfolgt. Für das E-Lastenrad wird die größere Variante des Akkus mit 710 Wh verbaut, die nach unten entnommen wird und dabei ein Knien vor dem Turbo Porto notwendig macht. Eine Erweiterung der Akkukapazität ist nicht vorgesehen.
Auch das Specialized MasterMind TCD wird hier als Display eingesetzt, welches mit einer klar ablesbaren Farbanzeige aufwartet und per Mission Control-App das Einstellen diverser Parameter erlaubt. Für Diebstahlschutz und Alarmfunktion benötigt man einen Account bei Specialized.
Weitere Ausstattung
Das Turbo Porto kommt mit einer Starrgabel aus Aluminium. Die einzige dämpfende Wirkung soll von den ziemlich voluminösen Pathfinder Sport Reflect Reifen kommen, die mit 2,8 Zoll allerdings nicht übermäßig breit sind. Die notwendige Ergonomie wird über höhenverstellbaren Vorbau und zweifach ausziehbare Sattelstütze hergestellt. Warum keine Variostütze?
Wen das Klappern der Ladung auf entsprechenden Strecken dann allzu sehr stört, kann die Fuhre dann mittels der Cargo-spezifischen Tektro Dorado Vierkolbenbremse einfach zum Stehen bewegen, dafür stehen 203 mm große Bremsscheiben mit 2,3 mm Dicke bereit.
Die Kraft zum Wiederanfahren wird dann über einen Zahnriemen von Gates zur manuell bedienbaren Enviolo TR geleitet, die eine Bandbreite von 380 % bereitstellt. Aus Erfahrung gelingt dies an steilen Ansteigen nur eingeschränkt, so dass man hier ohne Schwung und mit viel Beladung des Öfteren das Nachsehen haben könnte.
Zum Schutz vor Überraschungen aus dem Rückraum verbaut Specialized das Garmin Varia Radarsystem, welches wir bereits in manchen Modellen von Cannondale ausprobiert und für gut befunden haben. Die Anzeige des rückwärtigen Verkehrs erfolgt dabei samt Warnungen direkt auf dem MasterMind TCD, ein zusätzliches Gerät wird nicht benötigt.
Die LED-Lichtanlage besteht aus Frontlicht von Lezyne, die am serienmäßigen Frontgepäckträger (20 kg Zuladung; MIK-kompatibel) montiert ist. Ein Kurvenlicht besitzt das Turbo Porto daher nicht, aber mit der Spanninga Commuter Rückleuchte wenigstens ein Bremslicht, welches den im Visier des Radars befindlichen Verkehr zusätzlich warnt.
Stellt man das Specialized E-Cargobike auf dem Zweibeinständer ab, kann man sich auf dessen Standfestigkeit verlassen, wie es heißt. So kann man den serienmäßigen, langen Gepäckträger mit 60 kg Zuladung beladen, der neben einer MIK HD-Kompatibilität auch mit Rails für Seitentaschen versehen ist, um auch Fahrradtaschen einfach daran befestigen zu können.
Als Zugfahrzeug für einen Fahrradanhänger ist das neue Modell ebenfalls nutzbar, liefert dafür einen Montagepunkt gleich mit. Auch Spanngurte, Rahmenschloß, Klingel, Rückspiegel, sicher eingehaustes Hinterrad, großflächiger Kettenschutz und Schutzblech für das Vorderrad samt wirksamem Schmutzlappen sind serienmäßig an Bord.
Auch wenn Specialized die mitgelieferte Serienausstattung als mehr als komplett preist, das von uns zuletzt getestete Car.Los M1 bietet beispielsweise hier deutlich mehr. Natürlich hat Specialized ebenfalls eine kaum enden wollende Liste an Sonderausstattung inklusive speziell designter Rahmentasche im Portfolio, die eine Individualisierung des E-Lastenrads an die benötigten Zwecke erlaubt.
Hier wäre der Porto Passagiersitz zu nennen, der sich dann für größere Kinder eignet, für die man allerdings auch unbedingt die Porto Sicherheitsschienen dazu bestellen sollte. Auch unförmiges oder großes Gepäck lässt sich damit einfacher transportieren und zudem wohl ein platzsparendes Abstellen hochkant damit bewerkstelligen (nicht getestet).
Alternativ zu den Schienen gibt es auch einzelne Fußrasten, die ein Anbringen der speziell designten Coolcave Fahrradkörbe (19 Liter) aus strapazierfähigem Hartplastik an den Gepäckträgerschienen erlaubt. Ohne diese finden hier aber auch die Porto Seitentaschen aus robustem Polyester mit 44 Litern Volumen und 25 kg Tragfähigkeit hier ihren Platz.
Wer ein stabileres Deck zum Transport benötigt, findet mit der Porto Gepäckplattform aus Aluminium einen äußerst tragfähigen Aufsatz, der mit 60 kg belastbar ist und dank mit gelieferter Spanngurte auch eine vollbeladene Eurobox sicher festhält. Zudem passen hier noch die eben angesprochenen Seitentaschen locker drunter.
Modellübersicht
Specialized Turbo Porto 2024
Motor: Specialized 2.2 Cargo, 250 W, 90 Nm
Batterie: Specialized U2-710, 710 Wh
Display: MasterMind TCD
Rahmen: Aluminium
Gabel: E5 Aluminium, Integrated Ring Lock, 15×110 mm
Schaltung: Enviolo Heavy Duty Schaltnabe
Bremsen: Tektro Dorardo, 4 Piston, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: Custom alloy, 165 mm
Vorbau: 2-fach verstellbarer Vorbau
Sattelstütze: Double Extension Seatpost, 34.9 mm
Sattel: Body Geometry Comfort Gel mit Griff, 200 mm
Laufräder: DT Swiss
Reifen: Pathfinder Sport Reflect 20″x2.8″ / 24″x2.8″ v/h
Gewicht: 39,60 kg
zul. Gesamtgewicht: 200 kg
Preis: 6.500 EUR
Hier noch ein informatives Video zum neuen Modell der Kalifornier:
Fazit
Mit seinem ersten E-Cargobike, auf welchem dann auch Specialized draufsteht, legt der kalifornische Hersteller mit Entwicklungssitz in der Schweiz sein Augenmerk neben einer standesgemäßen Zuladung auch auf Agilität und Performance. Zwar gibt es mittlerweile Wettbewerber, die wirklich eine komplette Ausstattung mitliefern, allerdings ist auch beim Turbo Porto alles Wichtige dabei und dazu noch einiges, welches nicht bei vielen Marken auf der Optionsliste steht. Wer aber wirklich alles haben möchte, muss schließlich tief in die Tasche greifen. Wie sich das Modell, welches gerade noch so auf einen Fahrradträger oder auch in manche Aufzüge passen soll, dann schließlich fährt, versuchen wir alsbald herauszufinden. Über unsere Eindrücke erfahrt ihr dann hier als Erstes.
Bis dahin steht alles Weitere auf der Webseite von Specialized zur Verfügung.