Die komplette Ausrüstung eröffnet den Besitzern unzählige Möglichkeiten der Nutzung
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Das Car.Los M.1 ist das zweite Modell des Newcomers aus Bayern. Das Unternehmen mit hiesigem Sitz in München hat sich auf die Fahnen geschrieben, praktische E-Bikes für urbane Menschen anzubieten, welche als vollwertiger Autoersatz dienen können. Als Alleinstellungsmerkmal liefert CARLOS Mobility seine Modelle immer mit komplettem Zubehör aus, so dass die Besitzer das E-Bike immer für den notwendigen Anwendungsfall rüsten können. Es gibt derzeit ein Longtail E-Cargobike und ein Midtail E-Lastenrad, bei Car.Los Midloader genannt. Dieses Modell haben wir über einen längeren Zeitraum getestet und berichten hier über unsere Erfahrungen.

Car.Los M.1 im Überblick

Das Car.Los M.1 ist ein Midtail E-Cargobike, welches mit einem Unisex-Alurahmen mit tieferem Einstieg ausgerüstet ist. Die Sitzposition ist auf Personen einstellbar, deren Körpergröße von 1,55 m bis 1,95 m reicht. Zusätzlich kann über den winkelverstellbaren Vorbau noch die Lenkerposition entsprechend angepasst werden.

Car.Los M.1 2023

Der pulverbeschichtete Rahmen bietet eine Nutzlast von 165 Kilogramm, wobei das zulässige Gesamtgewicht mit 205 Kilogramm angegeben ist. So soll laut CARLOS Mobility der Transport von zwei Kindern oder einem Erwachsenen plus Gepäck möglich sein. Marketingleiter M. Burger stellt die Vorzüge des Utility-Bikes so heraus:

Das Car.Los M.1 ist das Cargobike für Menschen, die kein Cargobike wollen. Ein völlig unscheinbares Tiefeinsteiger im Alltag. Aber ein echter Lastesel, wenn es darauf ankommt.M. Burger, Marketingleiter CARLOS Mobility

Angetrieben wird das Utility-Bike von einem Brose Drive T mit 70 Nm, der vom Hersteller mit einer speziellen Cargo-Abstimmung versehen wurde. Die maximale Unterstützung liegt bei 320 % und sollte für die meisten Anwendungsfälle ausreichen. Von der besonderen Abstimmung haben wir weniger gemerkt, hatten aber auch keinen Vergleich.

Brose Drive T mit Cargo-Abstimmung

Damit dem Nutzer des Car.Los M.1 unterwegs nicht die Puste ausgeht, statten die Münchner das Modell ab Werk mit gleich zwei Akkus aus. Die Akkus des Lieferanten Phylion sind zum einen auf dem Unterrohr und zum anderen hinter dem Sitzrohr befestigt und stellen jeweils 522 Wh an Kapazität zur Verfügung.

Die Bedienung des Antriebssystems erfolgt über das Brose Allround Display, welches am linken Lenkergriff angebracht ist und dem Fahrer die notwendigsten Informationen zu seiner Fahrt bereitstellt. Ein Verbinden mit der Brose bzw. einer speziell für CARLOS Mobility angepassten App soll in Zukunft möglich sein.

Die Macher kombinieren den Mittelmotor mit einer mechanischen Enviolo HD Schaltnabe, die eine Bandbreite von 380 % mitbringt und so ein komfortables Fahren und Schaltunterbrechung ermöglichen soll. Die Bedienung der Nabe wird über einen Drehgriff am rechten Lenkergriff sichergestellt.

CARLOS Mobility stattet das Utility-Bike vorne und hinten mit der bewährten Magura MT5 Vierkolbenbremsanlage aus, um jederzeit eine zuverlässige Verzögerung zu gewährleisten. Es dabei werden Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 180 mm und einer Stärke von 1,8 mm verbaut.

Das Modell ist mit einer Starrgabel ausgerüstet und rollt auf stabilen Schwerlast-Laufrädern in 24 Zoll, auf denen CST Brooklyn Pro Balloonreifen montiert sind, die für den notwendigen Komfort auf verschiedensten Strecken sorgen sollen.

Stabile Schutzbleche aus Metall sind ab Werk dabei, zusätzlich verbaut CARLOS Mobility am Hinterrad des M.1 eine großflächige Verkleidung, die dem Schutz der Füße von Passagieren dienen soll und verhindert, dass auch Gegenstände oder Ladung in die Speichen geraten können.

Das Beladen des Car.Los M.1 soll sich so einfach und sicher wie möglich gestalten. Deshalb statten die Münchner das Modell mit einem stabilen Doppelständer aus, der für einen sicheren Stand des Midtail E-Lastenrads zuständig ist, auch im beladenen Zustand.

Es steht viel Fläche zur Beladung zur Verfügung. Zum einen auf dem langen Gepäckträger, der bis zu zwei THULE Yepp Kindersitze aufnehmen kann, oder auch auf dem serienmäßig mitgeliefertem Frontkorb, der Platz für eine Getränkekiste bietet und dank stabiler Verschraubung am Rahmen bis zu 20 Kilogramm Gewicht aushält.

Das Car.Los M.1 bringt noch eine Reling mit, die auf dem hinteren Gepäckträger montiert werden kann. Diese besteht aus einem starren hinteren Teil, welches durch ein Vorderteil ergänzt wird, welches nach oben klappbare Arme aufweist, die den Einsteig von beiden Seiten erleichtern sollen. Die Sicherung erfolgt mit Klettbändern.

Zudem werden Sitzkissen für die gesamte Länge des Gepäckträgers und auch eine entsprechende Rückenlehne mitgeliefert, deren Befestigung ebenfalls mit Klettbändern erfolgt. Derzeit arbeitet CARLOS Mobility noch an einem Regenschutz, welches für unseren Test aber noch nicht verfügbar war.

Selbiges gilt auch für Fußstützen, die ebenfalls noch nicht erhältlich waren und der Sicherheit der Passagiere zuträglich wären, besonders wenn diese schon etwas größer sind. Laut CARLOS Mobility durchlaufen die Fußrasten gerade ausgiebige Tests und werden ab Januar 2024 erhältlich sein.

In der Praxis

Das Car.Los M.1 ist gut verarbeitet und mit dem gesamten mitgelieferten Zubehör aber auch recht schwer. Knapp 40 Kilogramm zeigte unsere Waage an, was erst einmal besonders kleinere Personen in der Handhabung vor Schwierigkeiten stellen könnte. Bei beladenem Utility-Bike sieht es nochmals anders aus.

Hat man das E-Midtail aber ins Rollen gebracht, was dank des Brose Drive T leicht möglich ist, so relativiert sich dieser Eindruck und man profitiert von einem direkten, fast schon agilen Fahrverhalten. Das macht auch Spaß und lässt das kompakte E-Bike zielgenau und dank der großvolumigen Reifen mit 2,4″ Breite auch komfortabel durch die Stadt dirigieren.

Je nach Beladung nimmt das Gewicht etwas Einfluss auf das Fahrverhalten, da dieses sowohl beim Frontkorb, als auch beim Gepäckträger etwas höher positioniert ist. Hier sollte man darauf achten, dass die Ladung möglichst fest verzurrt ist, um Überraschungen zu vermeiden.

Beim Personentransport ist dies natürlich nicht möglich. Besonders Kinder bringen während der Fahrt eine eigene Dynamik in das Fahrverhalten des E-Cargobike ein, was jetzt aber keine spezielle Eigenschaft des Modells der Bayern ist und generell beachtet werden sollte.

Der Antrieb schiebt in gemäßigter Topografie ordentlich an und auch die Enviolo Nabenschaltung kooperiert gut damit. Wird es allerdings steiler, ist das Duo dennoch damit überfordert. Je nach Anstieg ist ein Anfahren am Berg schwierig bis unmöglich, auch wenn das E-Bike nicht voll beladen ist.

Der Antrieb läuft immer leise, wie man es von Brose gewohnt ist, die Bedienung stellt einen dabei nicht vor Herausforderungen. Allerdings zeigt das Display nur den Status des aktuell „angezapften“ Akkus an, welcher das ist, muss man am Akku selbst feststellen.

Auch die mögliche Reichweite wird dementsprechend nicht akkurat berechnet und muss vom Nutzer entsprechend selbst zusammenaddiert werden. Da die Akkus nicht „an einem Strang“ hängen, hat uns CARLOS Mobility auch zwei Ladegeräte mitgeliefert, eines für jeden Akku, was sich dann in der Praxis als umständlich herausstellen könnte.

So benötigt man zum Aufladen dann entweder zwei Steckdosen, eine Kabeltrommel oder einen entsprechenden Adapter. Die Akkus können per zugehörigem Schlüssel (kein One-Key-System) herausgenommen werden und separat an jeweils einer Steckdose geladen werden.

In Zukunft sollen beim Model 2024 größere Akkus mit 630 Wh verbaut werden, die dann hoffentlich auch in Reihe geschaltet werden, um diese mit nur einem Ladegerät wieder aufladen zu können. Vorteil in der jetzigen Konfiguration ist es, dass die Ladezeit im Vergleich womöglich kürzer ist.

Unser junger Passagier war während der Fahrt zufrieden mit dem gebotenen Komfort. Die Sitzflächen waren auch für längere Touren gut abgepolstert. Einzig die variablen Bügel der Reling am Utility-Bike, die als Armlehne genutzt wurden, störten zeitweise durch ein Abrutschen, wie das Kind uns mitteilte.

In der Praxis erwies sich der verbaute Ständer des Utility-Bike als nicht breit genug, um einen sicheren Stand auf verschiedenen Untergründen und bei Beladung sicherzustellen. Hier wäre ein breiteres Exemplar mehr angebracht und soll ebenfalls beim Modell 2024 verbaut werden, wie man uns auf Nachfrage mitteilte.

Für den Alltagsbetrieb haben sich die großen Schutzbleche samt Schmutzfänger als gut dimensioniert erwiesen und auch der großflächige Kettenschutz hat seine Aufgabe gut erledigt. Ebenso verrichtete die Verkleidung am Hinterrad auch in diesen Situationen ihren Dienst, genauso natürlich auch als Einklemmschutz.

Die LED-Beleuchtung lässt sich über das Brose Allround Display auch automatisch ein und ausschalten und sorgt dafür, dass das Car.Los M.1 auch in Dämmerung und Dunkelheit sicher zu nutzen ist. Die Klingel, welche als Zubehör beigelegt war, haben wir rechts montiert, wo sie gut zu erreichen war und sich auch als gut hörbar herausgestellt hat.

CAR.LOS M.1 2023

Motor: Brose Drive T, 250 W, 70 Nm
Batterie: Phylion, 522 Wh x 2
Display: Brose Allround
Rahmen: One-size unisex Midtail-Compact-Rahmen, Aluminium 6061 T6
Gabel: starr
Schaltung: Enviolo N3.8 Cargo, stufenlos
Bremsen: Magura MT5, 180 mm v/h
Kurbelgarnitur: Aluminium
Vorbau: Aluminum, winkelverstellbar
Sattelstütze: Aluminium starr
Sattel: Marwi Zurigo
Laufräder: Schwerlast 24″
Reifen: CST Brooklyn Pro 24″ x 2,4″
Gewicht: 39 kg inkl. 2 Akkus (gemssen)
zul. Gesamtgewicht: 205 kg
Preis: 5.499 EUR

Fazit

Bereits zu Testbeginn sind uns einige Dinge beim Car.Los M.1 aufgefallen, die das Team des Herstellers zu einem großen Teil entkräften konnte. Verbaut man einen kippsicheren Ständer, hat man damit bereits das größte Problem des E-Midtails behoben. Eine nachvollziehbare Reichweite durch einen Zusammenschluss der Batterien wäre praktikabel, allerdings stellte der Hersteller dazu fest, dass man diese Schaltung auch bewusst so integriert habe. Es scheint eine Frage der Philosophie. Apropos Schaltung: Die Enviolo Nabenschaltung hat in einer weniger hügeligen Topografie und in den meisten Städten durchaus ihre Daseinsberechtigung. Allerdings erwies sich die Kombination mit dem etwas schwächeren Drive T Antrieb von Brose nicht unbedingt als beste Wahl. Es kann sein, dass der Drive S Mag hier noch etwas gerissen hätte, allerdings sollte der Kunde auch die Möglichkeit haben, alternativ auf eine Kettenschaltung auszuweichen. In Sachen Komfort und Sicherheit wäre eine absenkbare Sattelstütze kaum fehl am Platze, bestenfalls sogar mit Federung. Im Großen und Ganzen ist dies aber Jammern auf hohem Niveau, denn was das CARLOS Mobility Team hier auf die Räder gestellt hat, übertrifft hinsichtlich des Ausstattungsumfangs und der Variabilität zumeist den Wettbewerb, vor allem wenn man auf das Preisschild schaut. Wir finden das Car.Los M.1 daher durchaus „empfehlenswert“.

PRO
  • stabiler Rahmen
  • leiser Brose-Antrieb
  • kräftige Bremsen
  • agiles Fahrverhalten
  • komfortable Enviolo-Nabenschaltung
  • komplette Ausstattung inkl. Zubehör
  • gute Verarbeitung
  • hohe Zuladung
  • großes Platzangebot
CONTRA
  • hohes Gewicht
  • Antrieb und Nabenschaltung nichts für steile Anstiege
  • kippeliger Ständer
  • keine Berechnung der Reichweite möglich
  • zwei Ladegeräte umständlich

Transparenzhinweis: Unser ausführlicher Test des Car.Los M.1 wurde von der CARLOS Mobility hinsichtlich der Produktionskosten unterstützt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.