Wir haben das bisher kleinste E-Lastenrad der innovativen Marke aus Taiwan im Alltag ausprobiert
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Mit dem Quick Haul D9 hat Tern Bicycles vor wenigen Monaten ein neues E-Lastenrad für den urbanen Einsatz vorgestellt, welches seine Nutzer im Alltag bei vielfältigen Aufgaben unterstützen soll. Es ist erneut ein E-Bike mit Longtail-Rahmen, allerdings das bisher kompakteste des Herstellers aus Taiwan. Ebenso ist es leichter und kostengünstiger als die Platzhirsche GSD und HSD, was für manche Nutzer in der Stadt auf jeden Fall interessant sein dürfte. Was das Quick Haul D9 von Tern ausmacht, haben wir in einem Praxistest herausgefunden.

Tern Quick Haul D9 im Überblick

Das neue Quick Haul D9 baut auf einem starken Aluminiumrahmen auf, der auf bis zu 150 Kilogramm zulässiges Gesamtgewicht ausgelegt wurde. Damit soll dieser die Anwendungen der privaten, aber auch gewerblichen Nutzer abdecken. Trotzdem wiegt das Modell nur um die 23 Kilogramm, was speziell für die Leute von Vorteil ist, die ihr E-Bike des Öfteren in den Fahrradkeller etc. tragen müssen, oder dieses in den ÖPNV oder das Büro mitnehmen möchten. Dank der Querstrebe über dem Antrieb ist ein leichtes Handling möglich.

Tern Quick Haul D9

Der Rahmen ist gut verarbeitet, wie man es von Tern gewohnt ist, wobei die Kabel und Züge zumeist außen verlaufen. Diese werden aber so geführt, dass es kaum auffällt und keinesfalls stört. Zudem bietet der patentierte Rahmen für die meisten Menschen einen einfachen Einstieg, wobei dafür die Batterie hinter das Sitzrohr gewandert ist. Den Platz zwischen Unter- und Oberrohr kann man dank entsprechendem Zubehör als zusätzlichen Stauraum nutzen.

Bosch Active Line Plus

Angetrieben wird das Pedelec mittels des bewährten Active Line Plus Antriebs, der mit 50 Nm an Drehmoment aufwartet und dabei sehr leise ans Werk geht. Ein großes Kettenblatt hält die Trittfrequenz niedrig, kann aber für die Bewältigung starker Anstiege eventuell etwas hinderlich sein. Als Steuerungszentrale dient das bewährte Intuvia-Display, welches seine gewohnte Bedieneinheit mitbringt.

Bosch Intuvia

Serienmäßig verbaut Tern eine PowerPack-Batterie mit 400 Wh, welche für die meisten Strecken in der City ausreichend sein dürfte und zudem eine Gewichtsersparnis bringt. Wer längere Strecken fährt oder gar Ausflüge im Umland der Stadt durchführen möchte, sollte sich eventuell für eine größere Batterie entscheiden. Tern liefert den Compact Charger mit, der mit nur 2A Ladestrom aufwartet und trotzdem nicht klein genug für eine ständige Mitnahme ist.

Tern schaltet dem Motor bei dem von uns getesteten Quick Haul D9 eine Shimano Altus Kettenschaltung mit neun Gängen nach, die zumeist die passende Übersetzung bereithielt. Einzig an sehr steilen Anstiegen gerät diese Kombination etwas an ihre Grenzen, obwohl der Bosch-Antrieb nicht klein beigibt und den Fahrer zuverlässig unterstützt, wenn auch in diesem Fall bei niedriger Geschwindigkeit.

Shimano Altus 9-fach

Bergab stehen dann Bremsen von Clarks bereit, die sich in unserem Test als kräftig zupackend und passend dimensioniert herausgestellt hatten. Die maximale Zuladung hatten wir im Rahmen unserer Testfahrten auch nahezu komplett ausgenutzt.

Für eine komfortable und praxisgerechte Anpassung hat Tern das Quick Haul D9 mit dem Speedlifter von bySchulz ausgerüstet, welcher zum einen zusammen mit der weit ausziehbaren Sattelstütze eine leichte Anpassung des E-Bikes an verschiedene Nutzergrößen zulässt. Zum anderen kann der Lenker mit einem Handgriff eingefahren werden, was sich in der Bahn, beim Transport mit dem Auto oder auch bei manch anderer Gelegenheit als Vorteil erweisen kann. Auf den von Tern bekannten Andros Vorbau mit seinen Einstellmöglichkeiten müssen Nutzer des Quick Haul aber verzichten.

Speedlifter Classic

Auf den Laufrädern in 20 Zoll, die einem agilen und wendigen Fahrverhalten zuträglich sind, sind Reifen der Marke Schwalbe aus deren Serie Big Apple verbaut, welche sich bestens für den angedachten Einsatzzweck eignen. Lang heruntergezogene Schutzbleche sind serienmäßig und sorgen dafür, dass der Fahrer auch bei widrigen Verhältnissen so wenig wie möglich Nässe und Schmutz abbekommt. Die Starrgabel bringt aber keinen zusätzlichen Komfort ins Fahrwerk.

Ein Highlight ist der Atlas Q Gepäckträger, der auf eine Zuladung von 50 Kilogramm ausgelegt wurde. Damit ist der Transport von kleinen und auch größeren Kindern mit und ohne Kindersitz möglich. Auch verschiedenste Güter lassen sich damit einfach bewegen, vor allem wenn man auf das riesige Angebot an Zubehör zurückgreift. Die Auswahl ist gerade beim Quick Haul wirklich außergewöhnlich groß.

Hier steht zum Beispiel mit der Glove Box eine praktische Tasche zur Verfügung, die genau in das Rahmendreieck passt und sich perfekt für die Unterbringung von Schlüssel, Smartphone oder weiteren kleinen Dingen eignet. Diese kann von zwei Seiten geöffnet werden und wartet zudem mit einem Trenn-Netz innen auf, welches für die notwendige Ordnung sorgen kann. Eine Befestigungsmöglichkeit für einen Flaschenhalter etc. hat man zudem noch am Oberrohr untergebracht.

Tern Glove Box

Hinten sorgten zwei Cargo Hold 37 Seitentaschen für üppigen Stauraum, konnten aber bei Nichtnutzung schmal zusammengefaltet werden. Das Upper Deck System sorgte dabei weiter für eine gute Nutzungsmöglichkeit des Gepäckträgers, wobei auch Hakengurte zur Befestigung mitgeliefert wurden.

Wir hatten für unseren Test noch den Hauler Rack am Start, welcher an vorgesehenen Befestigungspunkten am Steuerrohr für weitere Ladung genutzt werden kann. Diese darf allerdings nicht mehr als 20 Kilogramm wiegen. Ebenso stand uns das Cargo Tray zur Verfügung, womit eine einfache Verbreiterung der Ladefläche hinten möglich ist, um auch größere Gegenstände problemlos transportieren zu können.

Die serienmäßige LED-Beleuchtung von Contec steht für Fahrten in Dämmerung und Dunkelheit bereit, zusätzlich kann man sich auch per ab Werk montierter Klingel bemerkbar machen. Statt mit einem in der Fahrzeugmitte montierten Ständer, liefert Tern das Modell mit einem Hinterbauständer aus, was sich bei uns im Test aber als etwas problematisch gezeigt hat.

Auf der Fahrt

Beim Tern Quick Haul D9 werden die Qualitäten der E-Bikes aus Taiwan genauso spürbar, wie an den anderen Modellen, die wir bereits von dieser Marke getestet haben. So kann man quirlig in der City unterwegs sein, wobei der Antrieb im Hinblick auf die meisten Situationen auch für einen ausreichenden Schub sorgt.

Die Kettenschaltung harmoniert gut damit und bringt dem Modell zudem die größte Bandbreite der kompletten Serie. Trotz zusätzlichem Umlenkrad gegen das übermäßige Durchschwingen der Kette hat sich der Antrieb auch nicht zu laut gezeigt.

Bremsen von Clark werden nicht so oft verbaut. Steht man diesen aber ohne Vorurteile gegenüber, so zeigten diese bei uns im Test doch eine mehr als passable Performance und müssen sich hier nicht vor Systemen anderer Hersteller verstecken.

In Sachen Komfort ist man froh, wenn man nicht über einen allzu ruppigen Untergrund fährt, besonders wenn man im beladenen Zustand unterwegs ist. Je nach transportierter Ladung macht sich diese eventuell geräuschvoll bemerkbar, wie wir am Beispiel des Getränkekastens mit Glasflaschen gemerkt hatten. Bei den Seitentaschen ging es natürlich wesentlich leiser zu.

Aber nicht nur die Geräusche sind es, sondern auch der Abrollkomfort an sich. Auf glatten Straßen mag man das direkte und agile Fahrverhalten genießen, auf schlechteren Wegen aber dringen die Schläge bis in die Hände bzw. das Hinterteil durch. Die Dämpfung der Reifen ist hier nicht ausreichend, auch da man aufgrund der großen Tragfähigkeit doch eher mit höherem Luftdruck fährt.

Der Antrieb bietet mit 270 % Unterstützung auch genügend Kraft, allerdings ist die Batterie für manche Anwendungen eventuell etwas zu klein gewählt. Je nach Beladung und Topografie der Umgebung könnte es demnach passieren, dass man zwischendurch nachladen muss. Wir hatten damit während unseres Testzeitraumes zwar keine Probleme, aber man sollte es jedenfalls nicht unerwähnt lassen.

Erwähnenswert ist auch die gute Anpassbarkeit an Fahrer von 1,50 bis 1,95 m, die per Speedlifter Classic in kürzester Zeit ermöglicht, weshalb man das Quick Haul D9 auch quer in der Familie oder Bekanntenkreis nutzen kann. Auch für Firmen ist diese Eigenschaft von großem Vorteil.

Für die private wie auch die gewerbliche Nutzung stellt sich auch die große Anpassbarkeit mit vielfältigem Zubehör als sehr praktisch heraus. Man kann damit das Quick Haul genau auf seinen Anwendungsfall hin ausrichten und später auch leicht wechseln. Heute Frontgepäckträger, morgen Cargo Board und am nächsten Tag Storm Shield Mini oder Dog Roof Mini. Der Anpassung sind kaum Grenzen gesetzt.

Am stabilen Gepäckträger kann laut Tern auch eine Kupplung für einen Carla Cargo Anhänger angebracht werden, der die Transportmöglichkeiten nochmals stark erweitert. Das haben wir zwar nicht ausprobiert, wohl aber die großen Seitentaschen namens Cargo Hold 37 Pannier. Diese können auf ein überaus großes Maß gebracht werden und lassen nahezu einen Großeinkauf zu, vor allem wenn man noch oben einen Korb wie den Shortbed Tray oder auch das besagte Cargo Tray angebracht hat.

Was nicht funktioniert, ist das schnelle Abnehmen bzw. Anbringen der Seitentaschen, da diese mit Klettverschlüssen bzw. Spanngurten befestigt sind. Dies ist aber wohl der hohen Zuladung und der guten Fixierung geschuldet. Hat man auf der Seite des Ständers eine Tasche, kommt man nicht mehr gut an diesen heran, um ihn zu bedienen, vor allem wenn die Tasche voll beladen ist. Hier lohnt sich dann doch der Duo Stand genannte Mittelständer.

Wir hatten zudem noch das Problem, dass der Ständer, der per Knopfdruck in der Länge verstellbar war, sich eben durch diesen Mechanismus unmotiviert und auch oft auch zum schlechtesten Zeitpunkt verstellt hat und beispielsweise das E-Bike beim Beladen oder beim Parken fast umgefallen wäre. Hier wäre dann die aufrechte Parkposition, die typisch für Tern natürlich auch beim Quick Haul realisierbar ist, die bessere Lösung.

Beim Fahren über diverse Unebenheiten mit montiertem Frontgepäckträger hat sich dann noch gezeigt, dass das Frontlicht quasi zwischen Gepäckträger und Schutzblech eingeklemmt wurde und hier zuwenig Platz zur Verfügung stand. Dies führte neben einem zeitweisen Klapeprn auch zu einer schlechten Einstellbarkeit der Lampe. Am Cockpit störte uns zudem die Montageposition der Klingel, die zwar vorhanden, aber weit innen am Lenker positioniert war. So musste man eine Hand zum Klingeln vom Lenker nehmen.

Fazit

Mit dem Quick Haul D9 hat Tern ein praktisches Longtail E-Lastenrad auf den Markt gebracht, welches seinen größeren Brüdern GSD und HSD hinsichtlich des praktischen Nutzens kaum in etwas nachsteht. Zudem ist das geringere Gewicht ein großer Vorteil, nicht nur beim Fahren, sondern auch beim übrigen Handling. Natürlich ist das zulässige Gesamtgewicht etwas geringer, aber für viele Nutzer dennoch ausreichend. Wer nicht gerade in Stuttgart oder San Francisco wohnt, wird so gut wie alle seine Ziele bequem erreichen. Sehr gut ist das große Angebot von durchdachtem und praktischem Zubehör, welches einen sein E-Bike jeweils passend ausstatten lässt. Dass das Tern Quick Haul D9 zudem auch in Deutschland montiert wird, stellt dann noch die Kirsche auf der Torte dar. Insgesamt geben wir dem Modell ein “Empfehlenswert“.

PRO
  • kräftiger Rahmen mit tieferem Durchstieg
  • gute Motorisierung
  • Batterie in der Stadt ausreichend
  • kräftige Bremsanlage
  • 9-fach Kettenschaltung
  • leichte und schnelle Anpassbarkeit
  • agiles Fahrverhalten
  • große Auswahl an optionalem Zubehör
  • kräftiger Gepäckträger hinten
  • guter Wetterschutz durch tiefe heruntergezogene Schutzbleche
  • LED-Beleuchtung
  • Befestigungsmöglichkeiten am Rahmen
CONTRA
  • Akku für Ausflüge/ längere Fahrten zu klein
  • schwaches Ladegerät
  • Taschen nicht schnell abnehmbar
  • Seitentaschen behindern Bedienung des Hinterbauständers

Transparenzhinweis: Das Quick Haul D9 wurde uns seitens der Hartje KG für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.