Mit dem THOK MIG-R 630 hat die italienische Marke im vergangenen Herbst das Top-Modell ihrer unverkennbaren E-AllMountain-Serie vorgestellt. Dafür hat man auf den Shimano EP8-Antrieb aufgerüstet und das Modell zudem mit der großen, externen Batterie von Shimano mit 630 Wh ausgestattet. Konnte dennoch der Charakter des E-Mountainbikes beibehalten werden? Wir haben das MIG-R 630 auf den Trails getestet!
THOK MIG-R 630 im Detail
Das MIG war das erste Modell, welches zur Premiere der Marke THOK in 2016 vorgestellt wurde, nachdem eine erste Limited Edition den Italienern quasi aus den Händen gerissen wurden. Mitte 2022 hat man dann die zweite Version des E-Mountainbikes vorgestellt, welches zwar hinsichtlich seiner Komponenten und Rahmengeometrie aktualisiert wurde, aber in Sachen Design weiter auf den Ansatz „Performance first“ setzt und die Funktion vor dem Aussehen rangieren lässt.
Das MIG 2.0 haben wir bereits auch getestet, waren aber gespannt, wie sich beim brandneuen MIG-R dann das Upgrade auf den Shimano EP8 und den großen Akku hinsichtlich der Performance des Modells bemerkbar machen würde. Bezüglich des äußeren Eindrucks ordnet es sich jedenfalls klar in seine Ahnenreihe ein und bringt den von THOK bekannten hohen Wiedererkennungswert mit.
Der Rahmen ist mit der THOK Control Geometry (TCG) ausgerüstet, die sich durch ein verlängertes Oberrohr, einem flachen Lenkwinkel von 66° und einem gemäßigten Sitzwinkel von 74,7° auszeichnet. So möchte man den besten Kompromiss aus Traktion und Kontrolle, aber auch Fahrkomfort gefunden haben. Für den notwendigen Freiraum sorgt die hauseigene absenkbare Sattelstütze von THOK.
Diesen Eigenschaften kommt auch der tiefe Schwerpunkt der Modelle zugute, welches auch dank des tief platzierten Akkus erreicht wird. Zusammen mit dem THOK Progressive System (TPS), auf welchem der Hinterbau basiert, bringt das E-MTB eine hohe Stabilität und Reaktivität mit, die ein Überwinden auch schwierigster Hindernisse möglichst einfach machen soll.
In Sachen Federung haben die Konstrukteure das Modell mit der FOX Rhythm Federgabel ausgerüstet, die 36er-Standrohre und 150 mm Federweg mitbringt. Den Hinterbau dämpft dann der bewährte FOX DPS Dämpfer, der einen Federweg von 140 mm verwaltet, genügend auch für Gelände mit groben Unebenheiten.
Als Mullet-Bike ist das E-MTB vorne mit einem THOK Drift Laufrad in 29 Zoll und hinten mit 27,5 Zoll ausgerüstet. THOK bestückt beide Räder mit dem Maxxis Assegai und der 3C Maxx Terra Mischung. Dabei kommt vorne und hinten zudem die leichtere EXO+ Karkasse zum Einsatz.
Für eine standesgemäße Verzögerung soll die Sram Guide RE sorgen, die mit Bremsscheiben in 200 mm und mit am „THOK Disc Mount“ befestigten Bremssätteln ausgerüstet ist. Die 12-fach-Schaltung aus Bauteilen der Sram GX- bzw. NX-Serie stellt eine Bandbreite von 500 % zur Verfügung und damit genug zum Erklimmen der steilsten Anstiege.
Wie bei THOK üblich, gibt es für Käufer auch hier ein Rundum-Service-Programm. Angefangen vom THOKcare-Paket und einer Garantieverlängerung auf vier Jahre, wird das MIG-R 630 weltweit kostenlos angeliefert. Auf dem Bike wird der Name des Käufers und die Einstellwerte für die Federung und den Reifendruck aufgebracht und auch eine THOKer Box mitgeliefert, die Accessoires wie Trinkflasche und -halter, Multitool-Werkzeugset, Ersatzschaltauge und andere Gadgets der Brand enthält.
Im Praxistest
All das zuvor Beschriebene ist nichts wert, wenn es dann auf der Strecke nicht zusammenpasst. Wir haben die Top-Variante der AllMountain-Serie von THOK auf unseren Hometrails und auch bei der diesjährigen Bosch eMTB Challenge in Riva del Garda ausgiebig getestet. Wir wollten herausfinden, ob das Modell die „Performance First“-Vision des THOK-Gründers und ehemaligen DH-Weltmeisters Stefano Migliorini auch erfüllen kann.
Uphill
Schon beim ersten Probesitzen fühlt sich das MIG-R 630 solide an. Man steht mittig zwischen Vorder- und Hinterrad und auch die hauseigenen Komponenten der Italiener wie Lenker, Vorbau und Sattelstütze fühlen sich wertig und sicher an. Dabei setzt THOK auf ausgereifte Komponenten, die halten, was sie versprechen und verzichtet auf eine unnötige Über-Spezifikation, die dann beim Fahren nichts bringt und nur ins Geld geht.
Das MIG-R 630 schafft es größtenteils, den Herausforderungen im Uphill standzuhalten. Auf Forststraßen hat man eine angenehme Sitzposition und schafft es somit auch längere Strecken ohne Probleme im Rücken oder den Händen zu überbrücken.
Im technischen Uphill braucht das THOK E-AllMountain aber ein bisschen Körpereinsatz, um ordentlich zu klettern. Hier wäre wohl ein anderer Vorbau angebracht, um den effektiven Reach zu verlängern. Was definitiv zu spüren ist, ist der Einfluss von Toni Bou, dem 22-facher Motorrad Trial Weltmeister, der die MIG-Reihe zum Start der Marke mitentwickelt hat.
Bei technischen Trial-Moves geht das E-MTB von THOK daher erstaunlich gut und sich einen Absatz im Gelände hoch zu arbeiten, wird zu einer spaßigen Herausforderung. Hier arbeiten die 2,6 Zoll breiten Maxxis Assegai ebenfalls gut mit, welche die Power des gut zum Modell passenden Shimano EP8 sicher auf die Strecke bringen. Grip-Probleme hat man mit diesem Setup jedenfalls nicht.
Downhill
Bergab macht das Bike der Italiener ebenfalls richtig Spaß und mit 150 mm Federweg vorne und 140 mm hinten kann man es auch gerne einmal richtig laufen lassen. Zwar könnte auch hier ein etwas längerer Reach helfen, um das Bike noch laufruhiger zu gestalten, für ein E-AllMountain Bike ist die Kontrolle, die man bei hohen Geschwindigkeiten hat, aber durchaus ausreichend. Die niedrig positionierte Batterie und der Motor führen zu einem tiefen Schwerpunkt des Bikes, was ebenfalls zur Laufruhe beiträgt.
In technischem Terrain funktioniert das Bike trotz fast 22 kg in Größe M (ohne Pedale) erstaunlich gut. Das recht hohe Tretlager bringt eine große Bodenfreiheit mit sich und die sich schon im Uphill von Vorteil zeigenden Trial-Qualitäten lassen sich bergab in Form vom leichten Versetzen des Hinterrads und easy gestaltbaren Bunnyhops nutzen, die einem jederzeit über Hindernisse hinweghelfen.
Bei Bunnyhops hilft auch das Thok Progressive System (TPS), durch das ein ziemlich progressiver Hinterbau realisiert werden konnte. Dieser progressive Hinterbau macht sich natürlich auch auf Sprüngen bemerkbar. Man hat immer genug Gegenhalt und das Bike lässt sich kontrolliert in die Luft bringen und ist auch dort leicht zu dirigieren. Auch wenn man mal ins Flat springt, hilft der TPS-Hinterbau, einen brutalen Durchschlag zu einem weniger harten Durchschlag zu machen.
Sehr enge Anlieger und Ruts sind ebenfalls eine Disziplin des THOK MIG-R 630, in etwas weiteren Vertretern ihrer Gattung wird man minimal durch das hohe Tretlager zurückgehalten. Dabei fühlt sich ein bisschen so an, als würde man mehr auf dem Rad als im Rad stehen. Trotzdem kann man auch bei ordentlichen Geschwindigkeiten schnell und sicher um Kurven fahren.
Geräusche auf dem Trail kommen ab und zu aus dem unaufgeräumten Cockpit und minimal von hinten bzw. dem Motorbereich. Entsprechende Stellen am Hinterbau sind zum Großteil mit einem Gummischutz versehen, an ein paar Stellen klappert es trotzdem mal. Für uns nicht so schlimm, empfindliche Ohren könnte es stören.
Zusammengefasst kann man sagen, dass „Performance First“ auch für das THOK MIG-R 630 gut umgesetzt worden ist. Das neue Modell für 2022 bringt alles mit, was ein E-AllMountain zum Funktionieren braucht. Bewährte Komponenten aus dem Low Range-Segment und eine Geometrie, die Sinn ergibt. Das alles verpackt in einem preislich attraktiven Paket.
- stabiler Aluminiumrahmen
- kräftiger Antrieb
- ausreichend große Batterie
- passende Schaltung mit großer Bandbreite
- standesgemäße Bremsanlage
- gute Verarbeitung
- gut ausgearbeitete Details
- griffige Reifen
- hoher Wiedererkennungswert
- DD-Karkasse hinten empfehlenswert
THOK MIG-R 630 2022
Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8016, 630 Wh
Display: Shimano SC-E7000
Rahmen: THOK Aluminium, 140 mm
Gabel: FOX Rhythm, 150 mm
Dämpfer: FOX DPS, THOK custom-tuned
Schaltung: SRAM GX/NX Eagle, 1×12
Bremsen: Sram Guide RE, 200 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA 34T, 165 mm
Sattelstütze: THOK telescopic dropper post
Sattel: THOK Fit
Laufräder: THOK Drift, 29″/27,5″
Reifen: Maxxis Assegai, EXO+, TR
Gewicht: 22 kg (Größe M ohne Pedale)
Preis: 5.590 EUR
Transparenzhinweis: Das THOK MIG-R 630 wurde uns seitens der KP Srl. für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Unser Fazit | THOK MIG-R 630 – potentes E-AllMountain mit großem Akku im Test
Performance über alles
Mit dem THOK MIG-R 630 bekommen Interessierte ein ausgereiftes E-Mountainbike für den AllMountain-Einsatz, welches sowohl in der Komponenten-Auswahl, wie auch in Sachen Antrieb überzeugen kann. Gegenüber dem MIG 2.0 konnte das jetzt von uns getestete MIG-R 630 nochmals hinsichtlich seiner Performance zulegen und empfiehlt sich für Trail- und Abfahrtsjunkies gleichermaßen.
Der stärkere Antrieb unterstützt den Nutzer auch beim Erklimmen langwieriger Anstiege, wobei die Energiemenge der externen und damit gut zugänglichen Batterie für die meisten Fahrten ausreichend sein dürfte. Insgesamt hat uns das MIG-R 630 auf unseren zahlreichen Fahrten überzeugt, so dass wir dem Modell ohne Weiteres das Prädikat „Sehr empfehlenswert“ ausstellen können.
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