Vor kurzem hatten wir das NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro im Test, welches mit Top-Ausstattung und dem bärenstarken Sachs RS Antrieb ausgeliefert wird. Wie sich die E-Enduro bei unseren Testfahrten geschlagen hat, was uns gefallen und was uns gestört hat, findet man nun in unserem aktuellen Testbericht.
NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro
– wie aus dem Vollen gefräst
Wuchtig und stabil, so wirken die E-Mountainbikes von NOX Cycles auf den ersten Blick und das NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro macht da keine Ausnahme. Das Modell scheint regelrecht aus dem Vollen gefräst, was durch den kantigen Aluminiumrahmen mit seiner eher brachialen Optik noch unterstrichen wird.
Setzt man sich auf die E-Enduro, wird der erste Eindruck bestätigt, wobei nicht zuletzt bei der Top-Version auch die verbauten Komponenten dazu beitragen. Diese scheinen allesamt wohl aus den obersten Regalen der jeweiligen Lieferanten zu stammen, was beim hier getesteten Modell zu einem sehr hochwertigen Ausstattung geführt hat, die keinen Trail oder Downhill fürchten muss.
Stark, stärker, Sachs RS?
Ganz in dieses Bild passt das erstmals bei NOX Cycles verbaute Sachs RS Antrieb, der mit 112 Nm als einer der stärksten derzeit verfügbaren E-MTB-Motoren aufwartet. Der nicht gerade kompakte Antrieb fügt sich bestens ins Design der NOX E-Enduro ein und stellt dort unbändige Kraft in jeder Fahrsituation zur Verfügung. Leider ist der Antrieb in fast jeder Situation deutlich hörbar. Wer sich daran stört…
Nachdem wir bereits im letzten Jahr eine kleine Testrunde auf der ZEG Messe in Köln mit einem ebenfalls mit Sachs RS ausgerüsteten Bulls E-MTB gefahren waren, wussten wir um die Kraft des Antriebs und sind auf die ersten Meter mit der kleinsten Einstellung auf der am NOX verbauten BMZ 14d Display gestartet. Bereits damit wurde das Modell gut vorangetrieben, was sich mit der Auswahl der nächsthöheren Stufen nochmals steigerte.
Größere Distanzen können dabei problemlos zurückgelegt werden. Über die Topografie der Strecke muss man sich als Fahrer des NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro kaum Gedanken machen. Jegliche Anstiege lassen sich eindrucksvoll leicht erklimmen, wobei man aufgrund der Motorkraft je nach Steigung durchaus mit Nachdruck dafür sorgen muss, dass die Front des mit knapp 26 Kilogramm wiegenden E-Mountainbikes am Boden bleibt.
Wilder Mustang, oder was?
Die große Kraft hat aber durchaus auch seine Nachteile. Funktioniert das Fahren bei höherer Geschwindigkeit auf entsprechenden Trails, Forst- oder gar Asphaltwegen noch relativ problemlos, so steht der universellen Nutzbarkeit die wenig sensible Regelung des Antriebs bei langsamen Passagen entgegen.
Hierzu gesellt sich noch ein gefühlt sehr langer Nachlauf des Antriebs, der trotz geübten Umgangs des Testfahrers mit verschiedensten E-Mountainbikes jeglicher Couleur in einer 180-Grad-Kehre zu einem regelrechten Aufbäumen des Modells und anschließendem Durchgehen vergleichbar mit einem wilden Mustang führte. Einzig die routinierte Reaktion des Fahrers konnte hier größere Folgen verhindern.
Diesen Umstand möchten wir nun weniger NOX Cycles, mehr aber den Entwicklern von Sachs ankreiden, die sich wohl aber dieser Tatsache bewusst sind und in der Zukunft dieser Funktionsweise per Software-Update Abhilfe schaffen werden. Nicht alle Käufer von E-MTBs mit Sachs RS sind derart versiert und rechnen vor allem nicht mit dieser Arbeitsweise des Antriebs.
Fährt man schneller als 25 km/h folgt quasi eine “Übergangsphase”, in welcher der Antrieb nicht genau weiß, ob er jetzt unterstützen soll oder nicht. Das war zeitweise ein bisschen nervig, so dass man versucht war, diesen Geschwindigkeitsbereich zu vermeiden. Das wiederum geht entweder auf die Batterie oder die Beine des Fahrers.
Brachte man die E-Enduro bis kurz vor die 30-km/h-Grenze, so koppelte der Motor spürbar aus und man konnte das Modell frei und ohne Motorgeräusche weiter beschleunigen, natürlich begrenzt von der Topografie, dem Gegenwind und dem Einfluss des Gewichts.
Batterie & Reichweite
In Sachen Reichweite ist man mit dem großen Akku von BMZ im Normalfall gut bedient. Der 651-Wh-Akku kommt von BMZ und füllt das komplette Unterrohr aus. Er ist mit einer Kunststoffabdeckung vor Verschmutzung und Beschädigungen geschützt und zudem per Schloss gesichert. Er kann zum Laden entnommen werden, alternativ ist auch ein Laden in eingebautem Zustand möglich. Bei unserem Testmodell kam leider ein Klappern aus dem Bereich im Unterrohr, welches wir aber nicht ganz sicher dem Akku in die Schuhe schieben konnten.
Das Ladegerät baut zwar klein, macht aber umso mehr Geräusche beim Laden. Dafür ist ein Lüfter verantwortlich, der während des Ladevorgangs zumeist mit vollen Kräften läuft. Dies könnte einem ja aufgrund Garage oder Keller egal sein, allerdings könnte man ja beispielsweise einmal einen Bike-Urlaub machen und den Akku im Hotelzimmer wieder aufladen wollen. Bei anderen Antriebsherstellern wie Bosch oder Shimano hört man beim Laden gar nichts – BMZ, das geht besser.
Auf dem BMZ 14d Display, welches von der in Insolvenz gegangenen BLOKS. GmbH übernommen wurde, stellt man die Stufe ein. Allerdings ist das kleine Display nicht mehr zeitgemäß und schlecht ablesbar. Je nach gewählter Unterstützungsstufe kommt man mindestens über 40 Kilometer weit, bei stromsparender Fahrweise sogar an die 60 Kilometer. Das reicht für einige Trails und ein paar Shuttles auf den Berg, bevor es wieder bergab geht. Ob man einen Zweitakku in dieser Größe und mit diesem Gewicht mitschleppen möchte, bleibt einem aber selbst überlassen.
Ausstattung & Geometrie
Nur vom Feinsten, so könnte man fast sagen, denn hier leistet sich die E-Enduro so gut wie keine Schwächen. Das Fahrwerk von FOX ist State-of-the-Art, bietet eine ausreichend gute Einstellbarkeit und jederzeit genügend Reserven. Die Sram X01 Eagle Schaltung mit 12 Gängen schaltet butterweich auch unter Last und die Magura MT7 punktet mit bestens dosierbarer Kraft samt natürlich einstellbarer Hebel. Auch die Vorrüstung für das Sachs ABS ist vorhanden, sollte es einmal serienreif werden.
Die FOX Factory Dropper Post ergänzt die durchdachte Ausstattung und lässt sich einwandfrei über den ergonomischen Hebel am linken Lenkergriff bedienen. Auf den Stans NoTubes Felgen sind vorne die Continental Der Baron Projekt und hinten die Continental Trail King Reifen aufgezogen, die eher selten an einer E-Enduro zu finden sind. Durch den Flip-Chip in den Ausfallenden lassen sich auch Laufräder in 29 Zoll fahren, auch ein Mullet-Bike Aufbau ist möglich.
Die Geometrie kann als ausgewogen bezeichnet werden und ist auf Downhill ausgelegt. Man fühlt sich sofort wohl und findet nach kürzester Zeit seine Sitzposition, bei welcher man das E-MTB bestmöglich im Griff hat. Für Alltagstauglichkeit sorgt die Aufnahme für den Trinkflaschenhalter im Rahmendreieck und der Montagepunkt für einen Seitenständer. Die schöne Farbgebung macht zudem etwas her.
Auf dem Trail
Das NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro ist nicht nur auf den verschiedensten Trails in seinem Element. Die potente Ausstattung zeigt hier aber ihr Können und stellt jederzeit auch genügend Reserven zur Verfügung, die entsprechende Anpassung auf den Fahrer vorausgesetzt. Man sitzt gut im Bike integriert und fühlte sich auf dem Trail jederzeit sicher, so dass man Kurven oder Sprünge genauso wie allerlei Wurzelwerk oder Steine nicht scheuen musste.
Die 2,4″ breiten Continental Der Baron Projekt bzw. Trail King Reifen in 27,5 Zoll machten ihre Sache dann doch ganz gut, wobei man sich ein noch besseres Überrollverhalten vorstellen könnte, wenn man auf Laufräder in 29 Zoll umstellt. Diese Option und auch eine Mullet-Konfiguration wird ja von NOX Cycles auch ab Werk angeboten. Zum Grip können wir nichts Negatives sagen, allerdings war es im Testzeitraum die meiste Zeit recht trocken. Wie es auf Matsch gelaufen wäre, können wir daher nicht sagen.
Das Fahrwerk konnte man so kaum an seine Grenzen bringen, wobei sich die NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro trotz des relativ hohen Gewichts agil bewegen ließ. Hieran hatte auch der breite Lenker samt kurzem Vorbau seinen Anteil, welcher für ein direktes Fahrgefühl sorgte und die Kräfte gering hielt. Die Sitzposition ist zentral mit einem guten Überblick.
Auf den Berg
Der kräftige Antrieb verleitet dazu, seine eigenen Grenzen zu testen. So versucht man doch einmal, einen extra steilen Anstieg in Angriff zu nehmen, was dank der überschüssigen Motor-Power erstaunlich wenig eigene Anstrengung kostet.
Nur muss man in dieser Extremsituation seinen Oberkörper schon relativ weit über den Vorbau bringen, damit die Front nicht hochsteigt und man die E-Enduro weiter gut dirigieren kann. Auch stellt sich die dritte Stufe der Unterstützung als ausreichend stark dar.
Und abwärts
Auch meisten die Downhills verlieren ihren Schrecken, wenn man die potenteste E-Enduro aus dem Hause NOX Cycles steuert. Die großen Reserven beim Federweg, der sensible Coil-Dämpfer im Heck und das agile Fahrverhalten lassen einen angesichts des hohen Komforts fast vergessen, dass man mit einem recht schweren E-MTB unterwegs ist.
Hier sammelt das Modell fleißig Punkte, allerdings gibt es auch Kritik. Leider hat man die eigentlich sehr guten Magura MT7 Bremsen zumindest am Hinterrad falsch ausgelegt, denn an einer Enduro haben Bremsscheiben in 180 mm nichts verloren. Hier stehen von fast allen namhaften Bremsenherstellern und gerade auch von Magura entsprechend besser passende Komponenten bereit.
Spezifikationen
NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro
Motor: SACHS RS 925, 250 W, 112 Nm
Batterie: BMZ Inside UR-V8, 10S5P, 651 Wh
Display: BMZ 14d
Rahmen: NOX Frame Enduro 2.0
Gabel: FOX 36 Factory 27,5″, 180 mm
Schaltung: SRAM X0 Eagle, 1×12
Bremsen: MAGURA MT7 HC, 203/180 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA
Sattelstütze: FOX Transfer Factory Post
Sattel: PROLOGO Proxim W650
Laufräder: STAN’s Notubes Flow EX3 27,5″
Reifen: CONTINENTAL Der Baron Projekt / Trail King v/h
Gewicht: 25,8 kg (Größe L)
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 7.299 EUR
- sehr kräftiger Motor
- potentes Fahrwerk
- gute Komponentenauswahl
- hochwertige Verarbeitung
- sicheres Fahrgefühl, auch bergab
- gute Reichweite
Transparenzhinweis: Das NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro wurde uns seitens der NOX Cycles GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Unser Fazit | NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro mit Sachs RS Antrieb im Test
Brachiale Power-Enduro
Das NOX Hybrid Enduro 7.1 Pro hat jedem unserer drei Testfahrer richtig viel Spaß gemacht. Das potente Fahrwerk und der starke Motor bügelten nahezu jeden Trail glatt. An der Ausstattung und der Verarbeitungsqualität gibt es auch so gut wie nichts auszusetzen.
Arbeiten sollte man an der Software des Sachs-Antriebs, der nicht nur bei uns durch eine lange Nachlaufphase negativ aufgefallen ist. Diese ist schlecht einschätzbar und kann auch erfahrene Nutzer überraschen.
Trotzdem fühlte man sich aufgrund der unbändigen Kraft quasi “unbesiegbar” und sah jegliche Hügel oder Berge kaum als Hindernis an. Wer starke E-MTBs mag, sollte sich diese E-Enduro einmal ansehen.
Mehr auch unter www.noxcycles.com.