Wir hatten zuletzt das Merida eONE-SIXTY 700 im Test, welches erst im letzten Jahr neu für die Saison 2021 vorgestellt wurde. Die erstmals in 2016 vorgestellte Baureihe wurde zuletzt mit dem brandneuen Shimano EP8 versehen und auch hinsichtlich weiterer Ausstattungen und Komponenten modernisiert. Wie schon beim Centurion No Pogo F860i verzichten wir auch hier auf den Test des Topmodells für knapp 10.000 EUR, sondern fragten nach einer für viele Geldbeutel verträglichere Variante. Haben wir diese Entscheidung bereut? Mehr dazu in unserem Testbericht!
Merida eONE-SIXTY 700 im Überblick
Die taiwanische Marke Merida setzt mit ihren E-Bikes oft Standards. Bei der Integration der Antriebssystemen von Shimano stellt sich die Marke vielmals federführend dar und war in der Vergangenheit beispielsweise Entwicklungspartner bei internen Batterien von Shimano wie dem BT-E8035 Akku.
Normalerweise sind die eONE-SIXTY Modelle mit Carbon-Hauptrahmen und Aluminium-Hinterbau ausgerüstet. Für die aktuellsten Modelle bietet Merida aber auch Varianten an, bei denen auch das vordere Rahmendreieck aus Aluminium besteht. Das von uns getestete Merida eONE-SIXTY 700 gehört dazu, soll aber nur ein gutes Kilogramm schwerer sein, als das Top-Modell der Baureihe.
Unser Testbike war dabei zweifarbig gestaltet, wobei sich zur schwarzen Grundfarbe ein matt steel blue genanntes Blau gesellte, welches für eine edle Erscheinung sorgte. Rote Elemente und Schriftzüge korrelierten mit der typischen Farbgebung der Marzocchi Bomber Z1 Federgabel und unterstrich dabei die Sportlichkeit des Modells auf besondere Weise.
Antrieb & Batterie
Die Integration des neuen Shimano EP8 ist bei beiden Rahmenmaterialien außerordentlich gut gelungen, wobei der Rahmen optisch sehr harmonisch gestaltet werden konnte. Die kompakte Motorintegration erlaubt dabei auch die Gestaltung eines kurzen Hinterbaus, der mit für ein agiles Fahrverhalten verantwortlich ist.
Der Shimano EP8 bietet neben einem hohen Drehmoment von 85 Newtonmetern auch eine optimierte Effizienz und damit eine gesteigerte Reichweite im Vergleich zum Vorgänger E8000. Das liegt unter anderem am verringerten inneren Widerstand des Antriebs, welches durch verbesserte Dichtungen und optimiertes Zahnraddesign erzielt wurde.
Weiter soll sich der Antrieb noch responsiver darstellen und der Übergang zu Geschwindigkeiten über 25 km/h noch weicher verlaufen, wobei der Antrieb problemlos über die Abregelgeschwindigkeit fahrbar bleibt. Eine größere Hitzeresistenz stellt die abgegebene Kraft über einen längeren Zeitraum sicher, wobei das Drehmoment aber zu keinem Zeitpunkt unter 70 Nm fallen soll.
Das schlanke Unterrohr, in welchem die große Shimano-Batterie mit 630 Wh (BT-E8036) untergebracht ist, trägt zum harmonischen Gesamteindruck bei. Die Akkuabdeckung wurde für diese Saison nochmals überarbeitet und soll sich stabiler, aber gleichzeitig im Handling verbessert darstellen. Ein Vierteldreh an der oberen Verriegelung lässt die einfache Entnahme und damit den Zugriff auf den Akku zu.
Anstatt auf das zusammen mit dem EP8 vorgestellte SC-EM800 Display zu setzen, verbaut Merida bei diesem Modell die bewährte Shimano SC-E7000 Anzeige mit monochromer Darstellung. Die Bedienung erfolgt ebenfalls durch die bereits bekannte und viel gelobte Shimano SW-E7000-L Bedieneinheit am linken Lenkergriff. Eingeschaltet wird durch den Shimano-Schalter auf dem Oberrohr.
Fahrwerk & Geometrie
Das Unterrohr weist auch im Modelljahr 2021 den markanten Knick auf, welcher zum einen den Einstieg erleichtert und zum anderen eine tiefe Absenkung des Sattels ermöglicht. Mit 170 mm Verstellweg gewinnt man auf dem Trail bzw. im Downhill ausreichend große Bewegungsfreiheit und kann den Sattel dennoch variabel genug nutzen.
Wie bereits erwähnt, ist das eONE-SIXTY 700 mit der Marzocchi Bomber Z1 Federgabel ausgerüstet, die hier im Ebike+ Tune und mit 160 mm Federweg daher kommt. Schon seit dem Modelljahr 2020 ist Merida beim eONE-SIXTY auf gemixte Laufradgrößen gewechselt, die hier natürlich auch zum Einsatz kommen. Zwischen den Standrohren mit 36 mm Durchmesser finden Reifen bis zu einer Breite von 2,5″ Platz, was hier auch komplett ausgenutzt wird.
Passend zur stabilen Bomber-Gabel verbauen die Taiwaner hinten den ausgereiften Fox Float DPX2 Dämpfer in der Performance-Variante, der mit Ausgleichsbehälter daherkommt und Herr über die 150 Millimeter Federweg im Heck ist. Neben dem einfachen Verstellen der Druckstufe in drei Position, lässt sich diese auch noch feiner einstellen, genauso wie die LowSpeed-Zugstufe.
In der von uns getesteten Größe L zeigte sich der Radstand recht lang, wobei der Reach allerdings insgesamt nicht zu lang ausfällt. So sitzt man gut integriert im Bike und kann dieses gut auch über engere Trails steuern. Für genügend Grip und weitere Agilität sorgt dabei das Hinterrad in 27,5 Zoll, welches mit einer Breite in 2,6″ aufwartet. Gut ist, dass Merida vorne und hinten gleich Maxxis-Reifen verbaut, die mit DoubleDown-Karkasse ausgerüstet sind.
Ausstattung
Das Merida eONE-SIXTY 700 ist weiter mit einer Shimano XT-Schaltung mit 12 Gängen ausgerüstet, die über eine Bandbreite von 510 Prozent verfügt. Hier bleibt sowohl auf der Ebene, wie auch am Berg kein Wunsch nach mehr Übersetzung offen. Bei den Bremsen hat sich der Hersteller mit Entwicklungsabteilung im schwäbischen Magstadt für Vierkolben-Varianten aus der SLX-Serie von Shimano entschieden, die man mit Rotoren in 203 mm vorne und hinten kombiniert.
Die Kontaktpunkte werden allesamt mit Komponenten aus eigenem Hause abgebildet, wobei der Merida Expert CC Sattel sich dank seiner Alcantara-ähnlichen Oberfläche positiv vom typischen glatten Leder- oder Kunststoffoberflächen abhebt. Ein besonders Schmankerl stellt das unter dem Sattel angebrachte Minitool dar, welches schnelle Einstellungen und Reparaturen unterwegs jederzeit möglich macht.
Die Griffe am mit 780 mm nicht zu breiten Lenker sind angenehm greifbar und lassen die Bedienelemente gut erreichen. Für die Merida Expert TR Variostütze steht hier links ein gut zu bedienender Hebel von Shimano bereit. Weiter verbaut Merida an der Front serienmäßig ein Frontlicht von Lezyne, dazu liegt dem Serienmodell ein USB-Rücklicht für die Montage am Sattelrohr bei. Beim Testrad war diese nicht vorhanden.
Die Kabel vom Lenker laufen übrigens nahezu unsichtbar durch den Steuersatz in den Rahmen, wobei dieser noch innere Anschläge zum Schutz des Rahmen bei einem Sturz mitbringt. Auch die übrigen Kabel verlaufen im Rahmen und sind so bestens geschützt. Trotz Dämpfer mit Ausgleichsbehälter passt noch eine große Flasche mit 0,75 Liter ins Rahmendreieck, was besonders diejenigen Fahrer freuen dürfte, die weniger gern einen Rucksack mit Trinkblase dabeihaben möchten. Kurze Schutzbleche sind serienmäßig dabei, waren am Testbike allerdings nicht montiert.
Auf dem Trail
Das Merida eONE-SIXTY 700 ist wie gemacht für alle Arten von Trails und schreckt auch vor härteren Abfahrten nicht zurück. Die Bomber Z1 Gabel zeigt sich dabei von Unebenheiten jeglicher Art unbeeindruckt und lässt den Nutzer das E-Trailbike leicht durch die Kurven auf dem Trail zirkeln. Dank der gut integrierten Sitzposition spürt man genau, was das Bike macht und kann agil und schnell unterwegs sein.
Mit 24 Kilogramm ist auch noch nicht zu schwer, um sich recht leichtfüßig anzufühlen, bringt dabei auch einen tiefen Schwerpunkt mit, der ein sicheres Handling unterstützt. Dies kommt dem Fahrer auch besonders im Downhill zugute, wobei man auch vor verblocktem Gelände kaum Halt machen muss. Hier unterstützten auch die griffigen Reifen mit stabiler Karkasse den Mut des Fahrers.
Die Bremsen, wenn auch nicht aus dem obersten Regal, funktionierten gut und leisteten dank der vier Kolben in Verbindung mit den großen Bremsscheiben verlässliche Arbeit, wobei störendes Fading nicht auftrat. Ging es bergauf, so konnte sich die Schaltung mit ihren vielen Abstufungen in Zusammenarbeit mit dem Shimano EP8 beweisen.
Trotz der eher kurzen Kettenstreben kletterte das Merida eONE-SIXTY 700 problemlos auch steile Anstiege empor und konnte dabei einfach von seinem Nutzer im Zaum gehalten werden. Dabei wurde das Vorderrad zwar naturgemäß etwas leichter, wobei ein Abheben eher selten auftrat. Provozieren konnte man dies natürlich einfach… 😉
Der Shimano EP8 wirkt im direkten Vergleich mit dem ebenfalls von uns getesteten Centurion No Pogo F860i etwas leiser, was an anderen Resonanzen im Aluminiumrahmen von Merida liegen mag. Neben der gewohnt guten Bedienung des Antriebs war auch der Hebel für die Sattelstütze gut erreichbar und erforderte keine besondere Fingerakrobatik.
Der Sattel zeigte sich bequem, genauso wie die Griffe, die auch längere Fahrten problemlos möglich machten. Die aufwendig gestaltete Abdämpfung auf der Kettenstrebe sorgte mit dafür, dass das E-MTB auf unsren Fahrten leise unterwegs war. Viele Details zeugen von dem ausgereiften Stand, welches das Merida eONE-SIXTY mitbringt, als Beispiele seien hier das Werkzeug unter dem Sattel oder die gut bedienbare Akkuabdeckung genannt.
- ausgereifter, stabiler Rahmen
- harmonische Antriebsintegration
- kräftiger Antrieb
- stabiles, potentes Fahrwerk
- Schaltung mit hoher Bandbreite
- kräftige Bremsen
- gute Kontaktpunkte
- Sattelstütze mit gutem Verstellweg
- griffige Reifen mit stabiler Karkasse
- Akkuabdeckung werkzeuglos abnehmbar
- Vorbereitung für Fender und Ständer 😉
- durchdachter Kettenstrebenschutz
- Spacer für Vorbau verschieben sich leicht
Merida eONE-SIXTY 700 2021
Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano E8036, 630 Wh
Display: Shimano SC-E7000
Rahmen: Merida eONE-SIXTY LITE III Aluminium, 150 mm
Gabel: Marzocchi Z1 Ebike+, 160 mm
Dämpfer: FOX Float DPX2 Performance
Schaltung: Shimano XT M8100 12, 1×12
Bremsen: Shimano SLX, 203 mm v/h
Laufräder: MERIDA EXPERT TR
Reifen: Maxxis Assegai / Maxxis Minion DHR II DD
zul. Gesamtgewicht: 140 kg
Gewicht: 24,04 kg (ohne Pedale)
Preis: 5.499 EUR
Transparenzhinweis: Das Merida eONE-SIXTY 700 wurde uns seitens der Merida & Centurion GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Unser Fazit | Merida eONE-SIXTY 700 im Test – potente Technik, attraktiver Preis
Durchdacht und potent
Mit dem Merida eONE-SIXTY 700 steht ein potentes E-Trailbike zur Verfügung, welches sich optimal für jegliche Arten von Trails eignet und dank stabiler Bomber Z1 Federgabel samt potentem Fox DPX2 Dämpfer im Heck auch für härteren Downhills nicht zurückschreckt. Gegenüber dem Top-Modell der Serie bringt es zwar nicht die State-of-the-Art Komponenten mit, punktet aber mit einem satten Preisvorteil.
Und, einmal ehrlich: Wer nutzt die Fox 38 im Downhill so aus, dass es die legendäre Bomber Z1 nicht auch erledigen kann? Alle anderen Komponenten liegen ebenfalls auf einem hohen Level, so dass man hier im täglichen Einsatz wohl kaum etwas vermissen sollte. Wir jedenfalls waren mit der Performance des Merida eONE-SIXTY 700 überaus zufrieden und verpassen diesem daher unser Urteil “Sehr empfehlenswert”!