Nach über fünfjähriger Entwicklungszeit präsentiert die Kultmarke ihr erstes E-MTB
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Mit dem Yeti 160E stellt die Kultmarke aus den USA ihr erstes E-Mountainbike vor. Lange sah es so aus, als ob Yeti Cycles dem Trend zum elektrisch unterstützten E-MTB nicht folgen wolle. Tatsächlich war es aber wohl so, dass man bereits in 2016 erste Prototypen im Test hatte. Trotzdem hat es über fünf Jahre gebraucht, um nun das erste marktreife Modell vorzustellen. Kann das Modell mit Shimano EP8, 630-Wh-Akku und 170-mm-Fahrwerk zur Konkurrenz aufschließen oder diese sogar übertrumpfen? In unserem Artikel finden wir es heraus.

Yeti 160E im Detail

Die Entwicklung hat so lange gedauert, “weil wir es richtig machen wollten”, wie die Macher von Yeti Cycles es auf ihrer Homepage betonen. In Sachen Antriebssystem birgt die Neuheit der Amerikaner aber keine Überraschungen. Hier setzt man durchweg auf das im letzten Jahr erstmals präsentierte Shimano EP8 System, welches man mit dem zugehörigen 630-Wh-Akku von Shimano und dem EM800-Display samt modernisierter EM800-Bedieneinheit kombiniert.

Yeti 160E T1 rhino 2022

Yeti 160E T1 rhino 2022

Während alle anderen sich im Rennen um das erste E-MTB befanden, haben wir das erste E-MTB für den Rennsport gebaut!O-Ton Yeti Cycles, sinngemäß übersetzt

Rahmen & Geometrie

Wie bei den analogen Bikes der Marke, verwendet Yeti Cycles laut der deutschen Webseite auch beim 160E zwei Qualitäten beim Carbonrahmen, die sich hinsichtlich des Layups und der verwendeten Fasern unterscheiden. Bei der Top-Variante wie auch der günstigeren Version kommt aus Stabilitätsgründen demnach der TURQ Carbonrahmen zum Einsatz, der aus den bestmöglichen Carbonfasern hergestellt wird und damit die beste Balance aus Steifigkeit und Nachgiebigkeit bieten soll.

Carbonrahmen mit Sixfinity™ System

Normalerweise sind die günstigeren Modelle bei Yeti Cycles mit dem C-Series genannten Carbonrahmen ausgerüstet, welches ein Mehrgewicht von 225 Gramm mitbringt,aber in Sachen Steifigkeit und Stärke auf Augenhöhe mit dem teureren Rahmen rangiert. Alle Rahmengrößen bringen Platz für Trinkflaschen mit, in Standardgröße bei M-XL, als „Hot Lap“-Größe bei S.

Die Geometrie bildet sich aus einem recht langen Hauptrahmen, der einen großen Reach mit sich bringt. Die Front baut niedrig und bringt mit 64,5° einen sehr flachen Lenkwinkel mit. Dem steht dann ein steiler Sitzwinkel von 78° gegenüber, so dass der Fahrer gut im Bike positioniert werden dürfte. Ein gerades Sitzrohr soll in Verbindung mit der absenkbaren Sattelstütze für maximale Bewegungsfreiheit sorgen, was allerdings an den grundsätzlich zu langen Sitzrohren scheitern könnte.

Geometrie Yeti 160E
RahmengrößeSMLXL
Oberrohr (mm)561592613642
Steuerrohr (mm)104,8110,4121,6132,8
Lenkwinkel (°)64,564,564,564,5
Sitzrohr (mm)380410450495
Sitzwinkel (°)78787878
Kettenstrebe (mm)446446446446
Reach (mm)430460480505
Stack (mm)617620625635
Radstand (mm)1209124012621292

Antrieb & Akku

Über den Shimano EP8 Antrieb muss man nicht mehr viel schreiben. Der aktuelle Top-Motor aus dem Programm des japanischen Global Players leistet die üblichen 250 Watt, treibt die Kurbel mit einem Drehmoment von 85 Newtonmetern an und bringt drei Unterstützungsstufen mit. Diese können in zwei Profilen gespeichert werden und jederzeit auch via E-Tube-App an die Vorlieben und Bedürfnisse des Nutzers angepasst werden.

Push the button…

Der derzeit größte Akku von Shimano konnte entnehmbar im Unterrohr des Yeti 160E untergebracht werden, so dass man diesen entweder über einen geschützt angebrachten Ladeport am E-MTB oder aber im ausgebauten Zustand auch direkt aufladen kann. Yeti Cycles hat sich bewusst für die Shimano-Komponenten entschieden, um die Käufer von deren weltweiten Support profitieren zu lassen.

integrierter Shimano-Akku mit 630 Wh

Die Kabelführungen wurden komplett im Carbonrahmen integriert, wobei die Kabel und Schläuche auch geschützt im Hinterbau laufen sollen. So dient auch eine speziell angepasste OneUp Kettenführung gleichzeitig auch als Kabelführung.

Oneup Kettenführung mit Kabelhalter

Ein eigens entwickelter Carbonlenker, in welchem die elektrischen Kabel untergebracht sind, soll zudem für ein aufgeräumtes Cockpit sorgen. Die Kabeleingänge am Rahmen sind auch konfigurierbar für kabellose Lösungen oder „Moto“ Bremsleitungen.

SIXFINITY™-Hinterbau

Das einzigartige Switch-Infinity-Hinterbausystem der analogen Modelle konnte aus Platzgründen nicht übernommen werden und erforderte die Entwicklung eines neuen Systems. Das SIXFINITY™-System ist daher komplett neu und wurde speziell für E-Mountainbikes entwickelt. Bereits in 2016 wurden erste Testfahrten mit der neuartigen Technologie unternommen.

Der 6-Gelenker-Hinterbau bringt eine untere Umlenkung mit, die ihre Bewegungsrichtung im Verlauf des Federwegs umkehrt. So bewegt sich der sogenannte „Switch Link“ anfangs erst nach oben, um so für maximale Effizienz beim Bergauf pedalieren zu sorgen.

Am Wendepunkt im mittleren Federwegsbereich ändert er dann seine Bewegungsrichtung nach unten und soll so das komplette Potenzial des Hinterbaus freigeben, was auf dem Federwegsdiagramm für eine einzigartige Anti-Squat-Kurve sorgen soll. Mit der SIXFINITY™-Technologie soll es dem Entwicklungsteam gelungen sein, alle Kinematik-Faktoren unabhängig voneinander speziell auf das höhere Gewicht von E-MTBs anzupassen.

Anti-Squat-Verlauf über den Federweg

Weiter kann man als Nutzer aktiv auf die Progression des Hinterbaus Einfluss nehmen, ohne dass die Geometrie sich ändern soll. Yeti Cycles lässt die untere Aufnahme des Dämpfers in drei Stufen verstellen, so dass man entweder 25 % (linear), 30 % (ausgewogen) oder auch 35 % (poppig) Progression erzielen kann. Letztgenannte Einstellung soll sich auch ideal für einen Stahlfederdämpfer eignen.

Federung & Ausstattung

In Sachen Federung macht Yeti keine Kompromisse und setzt durchweg auf Komponenten von Fox. Vorne stellt beim Top-Modell die Fox 38 Factory mit Grip2-Kartusche einen Federweg von 170 mm zur Verfügung, während hinten der Fox Float X2 ebenfalls im Factory-Tune die 160 mm des Hinterbaus verwaltet. Bei Einstiegsmodell kommen dann die entsprechenden Performance-Versionen der Fox-Komponenten zum Einsatz.

Die Schaltung realisieren die Amerikaner dann beim Top-Modell mit einer kompletten XT-Gruppe, die 12 Gänge und eine Bandbreite von 510 Prozent ermöglicht. Die günstigere Variante kommt dann mit SLX-Komponenten aus, wobei Yeti Cycles hier auch die komplette Gruppe verbaut.

Bei den Bremsen setzt man dann die Sram Code RSC, die sich vorne und hinten in Bremsscheiben mit Durchmesser 220 mm bzw. 200 mm verbeißt. Mehr als ausreichend für den Anwendungszweck, was übrigens auch für die Sram Code R Variante beim Einstiegsmodell gilt.

Yeti 160E 2022

Yeti 160E 2022

Die Kräfte werden auf extra stabile DT Swiss EX1700 Laufräder in 29 Zoll übertragen, die mit Maxxis Assegai Reifen vorne und Maxxis Minion Reifen hinten bestückt sind, letzterer sogar mit der stabilen Double Down-Karkasse (warum nicht auch vorne?; Anm. d. Red.). Selbiges gilt auch für das zweite Modell, nur dass hier DT Swiss E1900 Laufräder zum Einsatz kommen.

Die absenkbare Rock Shox Reverb Sattelstütze wird per proprietären AXS-Funk gesteuert, während die OneUp Dropper des günstigeren Modells dann manuell bedient werden muss. Über die Odi Elite Pro Griffe stellen Fahrer die Verbindung zum Yeti 160 E her, wobei man auf einem speziell angepassten Sattel von Silverado thront.

Modellübersicht

Beide Modelle werden in den Farben Turquoise und Rhino angeboten und sind ASTM4-klassifiziert. Die für Yeti Cycles typische türkis-gelbe Lackierung bleibt wohl vorerst den Teamfahrern der Marke vorbehalten. Hier die Ausstattungsdetails der beiden zum Start angebotenen Modelle.

Yeti 160E T1 2022

Yeti 160E T1 turquoise 2022

Yeti 160E T1 turquoise 2022

Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8036, 630 Wh
Display: Shimano SC-EM800
Rahmen: TURQ Carbon, 160 mm
Gabel: Fox 38 Factory GRIP 2, 170 mm
Dämpfer: Fox Float X2 Factory
Schaltung: Shimano XT, 1×12
Bremsen: Sram Code RSC, 220/200 mm v/h
Kurbelgarnitur: Shimano EM900 34T 160 mm
Vorbau: Burgtec Enduro MK3 35×50 mm
Sattelstütze: Rock Shox Reverb AXS 31.6 mm
Sattel: Silverado custom
Laufräder: DT Swiss EX1700
Reifen: Maxxis Assegai 2.5 EXO+ / Maxxis Minion DHR II 2.4 DD v/h
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 13.790 EUR

Yeti 160E C1 2022

Yeti 160E C1 rhino 2022

Yeti 160E C1 rhino 2022

Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8036, 630 Wh
Display: Shimano SC-EM800
Rahmen: TURQ Carbon, 160 mm
Gabel: Fox 38 Performance, 170 mm
Dämpfer: F Float X Performance
Schaltung: Shimano SLX, 1×12
Bremsen: Sram Code R, 220/200 mm v/h
Kurbelgarnitur: Shimano EM6000 34T 160 mm
Vorbau: Burgtec Enduro MK3 35×50 mm
Sattelstütze: Oneup Dropper Post
Sattel: Silverado custom
Laufräder: DT Swiss E1900
Reifen: Maxxis Assegai 2.5 EXO+ / Maxxis Minion DHR II 2.4 DD v/h
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 10.999 EUR

Nur für Team-Fahrer der Marke Yeti:

Fazit

Das Warten auf das erste E-MTB der Edelmarke aus den USA erschien extrem lang. Obwohl irgendwie klar war, dass auch die Kultmarke irgendwann im E-MTB-Segment auftauchen wird, reißt uns die Spezifikation der Modelle nicht unbedingt vom Hocker, eher aber der Preis der Modelle! 😉 Einzig das komplizierte Federungssystem könnte hier noch etwas reißen, erfordert aber ausgiebige Testfahrten zur Beurteilung. Wir werden dann hier berichten.

Bis dahin stehen alle weiteren Informationen unter www.yeticycles.com zur Verfügung.

Bilder: Yeti Cycles