Ambitioniertes Joint Venture kommt überraschend zum Stillstand
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Das lang erwartete E-Mountainbike aus dem Hause Porsche wird vorerst nicht Realität. Nach rund drei Jahren werden die Aktivitäten der gemeinsam mit der niederländischen Ponooc Investment B.V. gegründeten P2 E-Bike GmbH eingestellt. Das Projekt, das eigenständige Pedelecs von Porsche im Premiumsegment hervorbringen sollte, galt in der Branche als eines der ambitioniertesten Vorhaben der vergangenen Jahre. Jetzt wurde es laut Berichten des Fachmagazins Bike-X vergleichsweise sang- und klanglos eingestellt.

Entwicklung bereits weit fortgeschritten

Bis Mitte 2025 arbeitete ein rund zwölfköpfiges Team am Standort Stuttgart an der Entwicklung von E-Bikes und Pedelecs unter der Marke Porsche. Vorgesehen waren unter anderem hochwertige E-Mountainbikes und E-Trekkingräder, auch für den internationalen Markt.

Als technisches Herzstück war ein neu entwickelter Antrieb aus dem Umfeld von Fazua geplant, welche nach der Übernahme in 2022 als Marke unter der Porsche E-Bike Performance GmbH geführt wurde. Weitere Patente wurden unter dem Unternehmen angemeldet, wie beispielsweise eine Antriebs-Brems-Anordnung oder eine Antriebsvorrichtung mit integrierten Getriebekombinationen.

Porsche eDrive-Systems Antrieb; Bild: Porsche

Dass die Entwicklung bereits weit gediehen war, belegen laut Bike-X auch ein im November 2023 eingetragener Geschmacksmusterschutz für einen Fahrradrahmen sowie Berichte über gesichtete Prototypen im Raum Stuttgart. Auffällige Details an Fahrwerk und Kinematik deuteten auf ein eigenständiges technisches Konzept hin.

Projektstopp trotz jüngster Verstärkung

Der Abbruch der Arbeiten kam überraschend. Noch wenige Monate zuvor war das Team personell erweitert worden, auch auf Managementebene. Erst im April 2025 hatte Gudrun Scharler die Geschäftsführung übernommen.

In einem offiziellen Statement erklärte sie gegenüber verschiedenen Fachmedien:

Porsche und Pon überprüfen ihre gemeinsamen Aktivitäten regelmäßig im Hinblick auf strategische Prioritäten. Vor diesem Hintergrund wurde entschieden, die Entwicklung von Porsche-branded E-Bikes im Rahmen des Joint Ventures P2 E-Bike GmbH nicht weiterzuführen. Diese Anpassung dient der Fokussierung auf Projekte, die die langfristigen Ziele der Partnerschaft bestmöglich unterstützen. Zu weiteren Details einzelner Entwicklungsprojekte äußern wir uns grundsätzlich nicht.Gudrun Scharler

Damit endet das Projekt vergleichsweise geräuschlos – ohne Markteinführung und ohne öffentliche Präsentation eines Serienmodells.

Porsche und E-Bikes: Ein längerer Anlauf

Der Rückzug aus dem P2-Projekt markiert nicht den ersten Berührungspunkt von Porsche mit dem E-Bike-Markt. Bereits vor der Übernahme von Fazua hatte der Sportwagenhersteller Erfahrungen im Premiumsegment gesammelt. So existierten zunächst Porsche-gelabelte E-Mountainbikes auf Basis von Modellen des deutschen Herstellers Rotwild.

Bild: Pedelec-Elektro-Fahrrad.de

Darauf folgten eigenständig designte E-Mountainbikes, die unter der Marke Porsche vermarktet und weiterhin von Rotwild gefertigt wurden.

Bild: Porsche

Parallel dazu engagierte sich Porsche in weiteren Kooperationen: Gemeinsam mit Storck Bicycle sowie der kroatischen Marke Greyp entstand die Marke Cyklær, unter der ebenfalls hochwertige E-Bikes angeboten wurden.

Tieferer Einstieg – und schneller Rückzug

Mit der Übernahme des Antriebsherstellers Fazua im Jahr 2022 intensivierte Porsche sein Engagement deutlich und stieg erstmals tief in die technologische Entwicklung von E-Bike-Komponenten ein. Kurz darauf folgte die vollständige Übernahme von Greyp. Die kroatische Marke galt als innovativ, wurde jedoch bereits kurze Zeit später wieder eingestellt.

Porsche Greyp Übernahme 2021

Bild: Porsche

Vor diesem Hintergrund erscheint auch das Ende von P2 weniger als isolierte Entscheidung, sondern vielmehr als Teil einer umfassenderen Neubewertung der Aktivitäten im Fahrrad- und Mikromobilitätsbereich.

Marktlage als zusätzlicher Faktor

Hinzu kommt die veränderte Marktsituation. Nach dem starken Wachstum während der Corona-Jahre hat sich die Fahrradbranche deutlich abgekühlt. Hohe Lagerbestände, verhaltene Nachfrage und steigender Kostendruck prägen das Bild. In diesem Umfeld prüfen viele Unternehmen ihre Engagements außerhalb des Kerngeschäfts deutlich kritischer, wohl auch weil die Konzernmutter seit geraumer Zeit deutlich unter Druck steht.

Fazit

Mit dem Aus der P2 E-Bike GmbH endet ein weiteres ambitioniertes E-Bike-Projekt eines Großkonzerns, noch bevor es den Markt erreicht hat. Trotz fortgeschrittener Entwicklung bleibt ein eigenständiges Porsche-E-Mountainbike vorerst unrealisiert. Der Fall zeigt, wie schwierig es selbst für starke Marken geworden ist, im derzeitigen Marktumfeld nachhaltige Perspektiven im Premium-E-Bike-Segment zu entwickeln.

Bilder: s. Kennz.