Soeben ist das Italian Bike Festival 2023 zu Ende gegangen. Wir waren vor Ort in Misano Adriatico und haben vielfältige Eindrücke und auch einige bisher nicht bekannte Neuheiten mitgebracht. Abgesehen vom Vormittag des ersten Tages war über das gesamte Event hinweg auch bestes Wetter angesagt, was die Stimmung aller Teilnehmenden inklusive dem einen oder anderen Sportstar und Idol erhellte. Das gute Essen und leckeres Gelato erledigte dann sein Übriges. Hier unser Bericht von der wiederum sehr gut besuchten Veranstaltung.
Italian Bike Festival 2023 am Misano World Circuit
Im Vergleich zum vergangenen Jahr wirkte das Italian Bike Festival nochmals besser organisiert und der verfügbare (riesige) Platz nochmals besser ausgenutzt. Es waren viel mehr Aussteller vor Ort (ca. 300), die Neuheiten von über 600 Marken präsentierten. Die Aufteilung war besser gelöst, inklusive der besser verteilten Inseln der Gastronomie und Entspannung.
Für viele Besucher war es natürlich das Größte, die neuesten Fahrräder und E-Bikes auf dem Misano World Circuit Marco Simoncelli auszuprobieren, inklusive Geschwindigkeitsrausch nicht nur auf der Zielgeraden.
Auch für (E-)MTB wurde innerhalb der Rennstrecke ein Parcours gebaut, auf denen im Verlauf des Events auch Wettkämpfe (z.B. MTB Eliminator) ausgetragen wurden. Trotzdem konnten die Besucher noch das Gelände für Probefahrten nutzen.
Unsere Favoriten des IBF 2023
Ein Highlight kam von Focarini. Das Catria 1701 ist eine E-Enduro, die es mit zwei Antrieben gibt. Hier wird der bei uns wenig bekannte Motor von Askoll Ultra eingesetzt, der 2,9 kg leichte C90A. Dieser stellt normalerweise bereits ab geringen Kadenzen von 35 – 40 U/min ein Drehmoment von 90 Nm zur Verfügung, welches im Boost-Modus aber auf 110 Nm anwächst.
Die Energieversorgung wird über die fix im Carbonrahmen integrierte Askoll-Batterie mit 630 Wh sichergestellt, die auch nur 2,8 Kilogramm wiegt. Alternativ ist eine Batterie mit 500 Wh verfügbar, die das E-MTB nochmals leichter macht.
Gesteuert wird das System über den kompakten Sigma EOX 500 Controller mit LED-Anzeige für Restladung und Unterstützungsstufe. Auch ein Rox Bikecomputer kann angeschlossen werden.
Der Hauptrahmen aus Carbon bringt einige Besonderheiten mit. Zum einen gibt es an diesem keine Ecken und Kanten. Alles ist abgerundet und der Kraftfluss wird somit nie unterbrochen. Auf dem Oberrohr ist ein abnehmbares Dreieck angebracht, welches entweder als Aufnahme für das oben angesprochene Display oder als Fach für Werkzeug etc. genutzt werden kann.
Zusammen mit dem Öhlins Fahrwerk, dem Carbon-Hinterbau und der Sram GX Schaltung wirkte das Focarini Catria 1701 schon im Stand äußerst potent. Der Preis: locker-flockige 10.390 EUR. Alternativ steht dasselbe Modell auch mit dem Polini E-P3+ MX Antrieb zur Auswahl und wird mit der brandneuen 880 Wh Batterie von Polini mit Energie versorgt.
Am Stand von Wilier Triestina haben wir das Karga entdeckt, ein komfortables und dennoch potentes E-Mountainbike mit 160 mm Federweg, Shimano EP801 Antrieb und 720 Wh größere Batterie von Simplo. Das neue Modell bringt einen Hauptrahmen aus Carbon mit und einen Aluminium-Hinterbau.
Wir haben den Hersteller zwecks weiterer Informationen angefragt. Bis jetzt können wir nur den Preis von 6.700 EUR nennen, der angesichts der verbauten Komponenten (Rock Shox ZEB, Shimano XT Bremsanlage und 12-fach-Schaltung) doch etwas zu hoch erscheint. Allerdings wird es auch eine günstigere Variante mit Shimano EP600 geben.
Ein besonders E-Bike haben wir bei Mabica gesehen. Das Modell mit bis zu 220 mm Federweg ist mit einem leichten CNC-gefrästen Aluminiumrahmen versehen, der eine Batterie bis zu 1.000 Wh aufnehmen kann. Auch Größen von 750 Wh oder 500 Wh sind möglich.
Der selbst entwickelte, im Ölbad laufende Antrieb wird auf das Tretlagergehäuse angeflanscht und erfährt dort eine hervorragende Kühlung. Die Konfiguration und Abstimmung wird nach Kundenwunsch erledigt und erlaubt eine Auslegung auf hohe Drehmomente oder Effizienz. Der Q-Faktor liegt bei schmalen 140 mm.
Bei Olympia standen diverse E-Mountainbikes live und in Farbe, über welche wir hier schon vielfach berichtet hatten. Vom Olympia Karbo gibt es ein limitiertes Sondermodell zum 130-jährigen Jubiläums des Herstellers, welches mit einer Top-Ausstattung aus italienischer Produktion ausgerüstet sein wird.
Natürlich wird es nur 130 Stück geben, die jeweils zu einem Preis von 6.950 EUR verkauft werden sollen.
Neu erschienen uns hier das Olympia Nitro oder Murdok, wobei hier der offensichtlichste Unterschied in der Ansteuerung des Hinterbaudämpfers und der MX-Bereifung bzw. dem 29er-Setup liegt.
Mit dem Olympia Sled hat der Hersteller auch noch ein entsprechendes E-Hardtail mit Antrieb von Polini im Programm.
Ebenfalls haben wir einen voll gefederten Tiefeinsteiger entdeckt, der mit einem Antrieb von Oli eBike Systems ausgerüstet sein wird. Wann genau dieses E-Bike mit ausdauerndem 900-Wh-Akku verfügbar werden wird, ist uns noch nicht bekannt.
Über die E-Bikes von VENT haben wir hier schon in größerem Umfang berichtet, angefangen vom Carbon-Boliden VENT LDV 500 oder dem VENT Frontier E-Gravelbike. Das in 2021 gezeigte Super-Enduro VENT GRIGNA oder den ONDAWAGON haben wir in Misano allerdings nicht entdecken können.
Von den zumeist mit Carbonrahmen ausgerüsteten und dadurch für viele unerschwinglich teuren Modellen wird es auch Ableger mit Rahmen aus Aluminiumprofilen geben, die dann günstiger verkauft werden können.
Gegenüber den über 12.000 EUR der Carbonmodelle werden dann hier rund 5.000 EUR aufgerufen. Deren Qualität hat uns optisch auf dem IBF 2023 aber nicht überzeugt.
Bottecchia hat mit dem Quasar Evo ein E-Mountainbike mit Carbonrahmen und dem Shimano EP801 gezeigt, welches mit einem Shimano-Akku mit 630 Wh ausgerüstet sein wird.
Das Modell mit 170 mm Federweg bringt eine grundsolide Ausstattung aus Rock Shox Fahrwerk und Shimano XTR-Schaltung mit, wobei der Preis mit 6.899 EUR recht fair zu sein scheint.
Der große Stand der Marke hatte ja noch eine Vielzahl an weiteren Modellen zu bieten, wobei wir über manche Exemplare bereits hier berichtet hatten.
Am Stand von XP Bikes konnte man ein E-Trekkingbike namens Trek sehen, welches mit einer Hinterradfederung im Stil eines Mofas bzw. Rollers ausgerüstet war. Der stabil erscheinende Gepäckträger war dabei direkt mit dem Rahmen verschweißt.
Wer einen noch größeren Gepäckträger braucht, findet dies bei diesem Longtail E-Cargobike, muss dafür aber auf die Hinterradfederung verzichten.
Den Whyte Prototypen haben wir am Stand von GoodYear auf der Eurobike 2023 verpasst. Hier stand das kommende Modell mit Bosch Performance Line SX Motor noch einmal zum Greifen nah.
Yamaha hatte seine gesamte Modellpalette mitgebracht und diese an einem riesigen Stand ausgestellt.
Bei Mondraker konnte man das neue Neat Light-E-MTB mit TQ-HPR50 Antrieb bewundern, die neue Crusher E-Enduro suchte man aber vergebens.
THOK E-Bikes zeigte alle seine Modelle, darunter auch das erstmals auf der Eurobike vorgestellte Project 4 mit dem Bosch Performance Line SX Antrieb.
Ducati hatte die brandneue Powerstage RR vor Ort, die zusammen mit den anderen von THOK entwickelten E-Mountainbikes der italienischen Kultmarke gezeigt wurde. Auch das „Weltmeister-Motorrad“ Desmosedici GP22 wurde dort ausgestellt.
Bei Gazelle aus den Niederlanden konnte man das brandneu Eclipse in beiden Versionen ansehen und sich die Besonderheiten der E-Bikes in der Praxis zu Gemüte führen. Natürlich waren auch andere Modelle wie das Avignon vor Ort.
Dahinter lag der Stand von Merida, die viele bereits bekannte Modelle ausstellten. Am eSPRESSO City ist uns diese Abdeckung für den Akku aufgefallen, die doch etwas overengineered wirkte.
Lombardo Bikes aus Sizilien zeigte seine Palette aus verschiedenen E-Bikes, die mit aktuellen Antrieben wie dem smarten System von Bosch, oder auch mit weniger neuen Motoren wie dem Fazua Ride 50 ausgerüstet waren.
Lee Cougan aus der italienischen Provinz Treviso hatten wir bis jetzt kaum auf dem Schirm. Die Marke bietet konfigurierbare E-Bikes an, angefangen vom potenten E-Enduro bis hin zum klassischen E-Citybike.
Auch einiges an Zubehör haben wir gesehen. Donald Wang von Meilan bietet Bike-Computer mit Navigation und vielen weiteren Funktionen an und hat uns am Stand von Tannus ein Modell für E-Bikes gezeigt, welches ein „dummes“ Display durch einen vollwertigen Bike-Computer ersetzen kann.
Das könnte dann so aussehen.
Just1 zeigte auch sein neueste Kollektion, die sich auf jeden Fall sehen lassen konnte.
Athleten und Idole
Natürlich geben sich bei einem solchen Event auch viele Athleten und Sportidole ein Stelldichein. Dabei waren auch einige Athleten vor Ort, deren Namen man als Nicht-Italiener noch nie gehört hatte. Danilo Petrucci war keiner davon und er fand sich am Samstag am Stand von THOK E-Bikes ein.
Dort wurde der MotoGP-Fahrer als neuer THOKer von Simone Lanciotti interviewt, bis dann auch der Gründer der einzigartigen E-Bike-Marke, Stefano Migliorini, vor den vielen anwesenden Zuschauern am Gespräch teilnahm. Natürlich gab es Selfies en masse und auch Autogramme.
Ein paar Stände weiter fand kurze Zeit später eine Premiere statt, bei welcher Mario Cippolini ein neues, extrem leichtes Racebike enthüllte. Auch das erste E-Gravelbike der Marke wurde dort nochmals enthüllt, bevor der Star sich ebenfalls mit Engelsgeduld den zahlreichen Fans für Selfies und Autogramme hingab.
Später kam dann noch MotoGP- und Superbikefahrer Michele Pirro hinzu, der von Maria Cippolini persönlich ein Trainingsgerät überreicht bekam.
Am Sonntag haben wir noch Francesco Moser bei den Bikes seiner zusammen mit Fantic etablierten Marke FMOSER entdeckt und unsere Chance für ein schönes Foto genutzt.
Kuriositäten
Hier noch einige schräge und besondere E-Bikes oder Zubehör, welches wir vor Ort in Misano Adriatica gesehen haben:
Fazit
Das Italian Bike Festival hat sich 2023 am neuen Standort etabliert. Das hat man auch an der Vielzahl der Marken gesehen, die neu in Misano ausgestellt hatten, wie zum Beispiel Cube, Velo de Ville oder auch Corratec. Warum einige der spannendesten italienischen Marken dieses Jahr der Veranstaltung ferngeblieben sind, können wir ehrlicherweise nicht verstehen. Aus unserer Sicht hat alles gepasst. Weiter so!
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