Nur wenige Wochen nach der offiziellen Vorstellung in Zagreb hatten wir in München die Gelegenheit, das nagelneue Greyp G6.2 kurz Probe zu fahren. Auf den E BIKE DAYS 2019 in der bayerischen Landeshauptstadt waren eine große Anzahl der Modelle verfügbar, die man im Olympiapark allerdings nicht in artgerechter Umgebung bewegen konnte. Leider. Für eine kurze Testfahrt auf den Olympiaberg mit mehreren Runden Anlauf reichte es aber…
Greyp G6.2 im Kurztest
Wahrscheinlich braucht man ein paar Stunden, um die Bedienungsanleitung des Greyp G6.2 durchzulesen und dabei alle Features zu erfassen. Glücklicherweise gestaltete sich die Bedienung des E-Mountainbikes an sich und die des MPF 6 Antriebs im Speziellen kaum anders als die anderer Antriebe, so dass man sich dafür nicht einlesen musste. So viel Zeit stand uns an diesem Festival-Samstag auch gar nicht zur Verfügung. 😉
Nach kurzer Trockenübung mit den Bedienelementen folgte die Fahrt, die sich ab Beginn ganz unspektakulär zeigte: das Greyp G6.2 fuhr sich wie ein ganz normales E-Fully und brachte dabei alle gewohnten Bedienelemente mit. Entgegen erster Erwartung wirkte sich der quer im Rahmendreieck platzierte Akku mit 700 Wh nicht negativ auf die Handlichkeit und das Fahrverhalten aus.
Den MPF-Antrieb haben wir schon eine Weile nicht mehr in einem Serien-eBike gesehen, schon gar nicht in der neuesten Version MPF6. Er arbeitet im Greyp kraftvoll und bringt fünf Unterstützungsstufen mit, wobei der Antrieb auffällig leise zu Werke geht. Einen Turbo-Modus mit extra Boost sucht man allerdings vergebens.
Schwierig und fummelig finden wir die Bedienung eines Mini-Joysticks während der Fahrt auf einem E-MTB (auch beim Nyon von Bosch), da bei holpriger Strecke auch Versierte oft nur Zufallstreffer landen. Zum Durchschalten der verschiedenen Menü-Ebenen reichte allerdings ein Schieben nach rechts bzw. links, was auch beim Fahren relativ gut zu schaffen war.
Gut ist, dass der Touchscreen des Smartphones nicht funktioniert, wenn dieser auf die Halterung des Greyp G6.2 geklickt und ans Kabel angeschlossen wird. Aus Gründen der Sicherheit ist man zur Nutzung der Bedienelemente am Lenker gezwungen.
Das G6.2 von Greyp zeigt auf, was technisch machbar ist. Dafür befinden sich jeweils eine Kamera in Front und Heck, die ein Aufzeichnen bzw. sogar Streamen des Gefilmten ermöglichen. Naturgemäß konnte man als Fahrer auch wegen der Sonneneinstrahlung oder Spiegelungen oft mehr schlecht als recht das Kamerabild auf dem Smartphone erkennen.
Die Features des Greyp G6.2 waren aber fast allesamt funktionstüchtig und zeigen auf, was man mit einer großen Menge Elektronik an einem E-Mountainbike anstellen kann. Den Kroaten geht es hier weniger um Sinn oder Unsinn, sondern sie möchten beweisen, dass sie es können.
Das E-MTB selbst ließ sich problemlos fahren, wendet sich aber eher nicht an die Cracks und Trailraketen. Mit der Plus-Bereifung lag es satt auf der Strecke, was einem großen Teil auch dem höheren Gewicht zuzuschreiben ist. Die Geometrie ist recht komfortabel gehalten und entspricht eher nicht den Ansprüchen sportlicher Fahrer.
Trotzdem leisteten die Rockshox Federelemente des E-MTBs gute Arbeit und waren gut abgestimmt, genauso konnte man sich auf die Bremskraft der Formula Vierkolben-Bremse mit 203 mm großen Bremsscheiben verlassen. Mit der Kindshok LEV Dropper Post war man auch gut dabei, einzig der Bedienhebel war ein wenig weit vom Lenkergriff platziert, so dass man seinen Daumen arg strecken musste.
Fazit
Für den ersten Wurf hat Greyp mit dem G6 ein bemerkenswertes E-Mountainbike kreiert, welches neben solider Fahrradtechnik auch einen regelrechten Overkill an modernsten Features mit sich bringt. Die Frage, wer so etwas jeden Tag nutzen möchte oder gar braucht, bleibt offen. Fakt ist, dass die Kroaten ihr gesamtes Know-how aus der Fahrzeugentwicklung mit eingebracht haben und der kompletten Fahrrad-Branche ihre wegweisenden Fähigkeiten demonstriert haben. Mal sehen, wo die “Spielereien” als Nächstes zu sehen sind.
Mehr auch unter www.greyp.com.
13. Juni 2019
für 7000€ kann ich 3 monate lambo fahren, also eher nicht..
13. Juni 2019
Was für ein Vergleich! DAS ist der “Kommentar des Tages”! Glückwunsch! 🙂