Ausgereiftes und stylishes Pedelec für die Alltagsnutzung
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Wir hatten bereits im letzten Sommer über die neuen Pedelecs der Marke Victoria berichtet. In einen über zwei Jahre andauernden Prozess wurde die Marke neu ausgerichtet und in Sachen Produktangebot deutlich verjüngt. Unter der Ägide von Brandmanager Thomas Göbel und den beiden Produktmanagern Jörn Schmidt und Rolf Schieber ist ein vielfältiges und ansprechendes Produktportfolio herausgekommen, welches vermehrt ein jüngeres Publikum anvisiert und diesen attraktive Modelle zum guten Kurs bereitstellen soll. Eines davon ist das Victoria eTouring 6.4, welches in mehreren Rahmenformen und Konfigurationen zu haben ist und nun von uns getestet wurde.

Victoria eTouring 6.4
Allround-Modell für Alltag und Freizeit

Denkt man an die früheren eBike- und Pedelec-Modelle von Victoria zurück, so wagt man nun kaum zu glauben, dass auch das eTouring 6.4 ein Victoria-Pedelec ist. Mit modern gestaltetem Rahmen und kompletter Ausstattung bietet sich das Modell für jegliche Strecke in Alltag und Freizeit an und sieht dabei auch noch gut aus.

So jedenfalls unser erster Eindruck, wobei das Modell diese Einschätzung auf den folgenden Kilometern erst bestätigen musste. Also, kurz den Akku noch voll aufgeladen, bevor unsere Testfahrerin dann auf die erste Testrunde gehen konnte. Victoria setzt hier übrigens auf den bewährten externen Shimano-Akku, welcher mit 504 Wh genügend Energie auch für ausgedehnte Touren und Fahrten bereitstellt.

Einschalten kann man das Steps-Antriebssystem auf zwei Arten. Zum einen kann man den entsprechenden Knopf auf dem Akku drücken, welcher hier erfreulich leicht erreichbar ist, oder man drückt lange auf den Ein-/Aus-Knopf am eingesetzten Display, welches dann ebenfalls zum gleichen Ergebnis führt.

Gestört hat die Testerin, dass das System sich nicht den letzten Status der Unterstützung merkt, sondern immer mit der Stufe “Aus” startet, so dass man hier noch auf weitere Tasten an der Lenker-Fernbedienung drücken muss, um die gewünschte Unterstützungsstufe einzustellen. Ebenso ist das LED-Licht des Pedelecs beim Start immer ausgeschaltet, was mit einem weiteren Druck auf die entsprechende Taste am Display aber eingeschaltet werden kann.

Auf dem abnehmbaren Display, welches mittig über dem Vorbau thront, werden alle relevanten Informationen dargestellt. Per mittlerer Taste an der Lenker-Remote kann man durch die Menüs klicken, wobei diverse Bildschirme zur Verfügung stehen. Besonders praktisch ist zum Beispiel die Anzeige, welche die verfügbare Reichweite in Abhängigkeit der gewählten Unterstützungsstufe auf einen Blick darstellt.

Die “Normal”-Stufe reicht für die meisten Strecken aus, wobei der Shimano E6100 gewohnt harmonisch einsetzt. Die 28-Zoll-Räder leisten ihr Übriges, um ausreichend schnell vom Fleck zu kommen und überrollen auch die meisten Unebenheiten problemlos. Mit einer Breite von 1,75 Zoll sind die Reifen recht schmal, allerdings entspricht dies wohl dem Anspruch eines E-Citybikes bzw. E-Tourenbikes am besten.

In Sachen Antrieb ist man mit dem Victoria eTouring 6.4 gut aufgestellt. Der erst zum Modelljahr 2019 vorgestellte Shimano E6100 Antrieb (hier unsere Testfahrt in Berlin) ist die neueste Generation der für den City- bzw. Trekking-Einsatz optimierten Motoren von Shimano und bietet mit bis zu 60 Newtonmetern genügend Kraft für jegliche Anstiege (in der Stufe “High”). Dabei überzeugt der Antrieb noch mit leisem Lauf und harmonischem Einsatz der Antriebskraft, so dass man diese gut dosieren kann.

Je nach Fahrdauer und gewählter Unterstützungsstufe schwankte die Anzeige der möglichen Reichweite anfangs ziemlich stark um etliche Kilometer (50 – 60 km). Ob dies aufgrund fehlender Adaption aufgrund der noch wenig zurückgelegten Kilometer auftrat oder sich bei jeder Fahrt anfangs so zeigt, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen. Hier sollte Shimano allerdings noch eine gewisse Dämpfung in die Anzeige einbauen, um falsche Rückschlüsse zu vermeiden.

Der Rahmen des Tiefeinsteigers, der ein einfaches Aufsteigen ermöglicht, zeigte sich während der Fahrt verwindungssteif und stabil. Gut stellten sich die ergonomischen Griffe, der nicht zu sehr gekrümmte Lenker von Ergotec und der bequeme Sattel aus der “Essenza”-Serie von Selle Royal dar. Man fühlte sich sicher und gut aufgehoben, egal ob man auf asphaltierten Straßen in der Stadt oder auf geschotterten Feldwegen unterwegs war. Aufgrund der relativ dünnen Reifen empfehlen wir allerdings Touren abseits befestigter Wege eher weniger.

Die Pedale zeigten sich griffig und groß genug auch für breitere Füße. Die 9-fach Schaltung aus Shimanos Alivio-Serie ist hinreichend abgestuft und passt bestens zur Charakteristik des Antriebs. Auch die hydraulischen Scheibenbremsen sind von Shimano, genauer aus der BR-MT200-Serie und bringen genügend Bremsleistung mit, die über 180 mm (vorne) und 160 mm (hinten) große Bremsscheiben bewerkstelligt wird.

Richtig gut hat uns in diesem Zusammenhang das Bremslicht gefallen, welches in der am Testrad verbauten Rückleuchte integriert war. Hier war die CONTEC “TL-328 E-Stop” Rückleuchte montiert, Hartjes Eigenmarke, welche im Vergleich zum kürzlich von uns getesteten Litecco Rücklicht nochmals besser funktionierte. Allerdings ist diese Rückleuchte nicht serienmäßig, sondern optional verfügbar.

Es gab so gut wie keine Fehlauslösungen durch holprige Straßen, wobei das Aufleuchten des Bremslichtes bei Verzögerung zuverlässig funktioniert hat. Vorne ist ebenfalls ein Frontlicht von Contec verbaut, welches mit 40 Lux den Bereich vor dem Pedelec ausreichend hell ausleuchten dürfte (leider nicht von uns getestet).

Die übrige Ausstattung des Victoria eTouring 6.4 ist komplett, neben einem Hesling “Velo” Kettenschutz und Schutzblechen von Curana bringt der serienmäßige Alu-Gepäckträger das MIK-System zur einfachen Befestigung entsprechender Körbe und Taschen mit, wobei auch eine seitliche Befestigung gängiger Satteltaschen mit Klemmbefestigung möglich ist. Im Sattelrohr ist eine Aufnahme für einen Trinkflaschenhalter vorbereitet.

Das Rahmenschloss von AXA ist solide und gleichschließend mit dem Schloß für den Akku. Leider muss der Schlüssel während der Fahrt stecken bleiben und streifte oft am Bein der Fahrerin. Hier besteht Verbesserungspotential z.B. durch einen abknickbaren Schlüsselkopf. Die verbaute Klingel war zu leise und konnte nicht immer für eine freie Fahrt sorgen, so dass man oft wieder aus dem Stillstand beschleunigen musste. Weiter gehört auch ein stabiler Ständer von Ursus zur Serienausstattung des Modells.

PRO
  • stabiles Fahrgefühl
  • hochwertige Verarbeitung
  • durchdachtes Design
  • leiser, kräftiger Antrieb
  • kräftige Bremsen
  • ausreichend große, gut zugängliche Batterie
  • helle Beleuchtung mit Bremslicht (Sonderausstattung)
  • komplette Ausstattung
  • attraktive Farben
CONTRA
  • Steuerung vergisst letzte Unterstützungsstufe
  • schwache Klingel
  • störender Schlüssel im Rahmenschloss

Transparenzhinweis: Das Victoria eTouring 6.4 wurde uns seitens der Hermann Hartje KG für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.