Das aktuellste E-Trailbike von Giant bringt gleich drei Neuerungen mit, die das Modell bisher einzigartig machen
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Wir haben das Giant Trance X Advanced E+ 0 auf Herz und Nieren getestet. Das Modell wurde erst Ende letzten Jahres vorgestellt und bringt gleich drei Neuerungen mit, die es zuvor so nicht beim Fahrrad-Riesen aus Taiwan gab. Ob das E-Trailbike mit adaptiven Fox Live Valve Fahrwerk beim Fahren überzeugt oder ob Giant sich mit der gewählten Ausstattung selbst einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, erfahrt ihr jetzt in unserem Testbericht.

Giant Trance X Advanced E+ 0 im Überblick

Mit dem Trance X Advanced E+ 0 hat Giant Bicycles im vergangenen November das erste E-Mountainbike der Marke vorgestellt, welches mit einem Carbonrahmen ausgerüstet ist. Das leichte und stabile Material setzt der taiwanische Hersteller natürlich schon länger an konventionellen Modellen ein, aber im E-MTB-Segment ist es die Premiere.

Für das neueste Modell der Taiwaner kommt das beste und stabilste Carbonmaterial zum Einsatz, bei welchem sich das Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht besonders gut darstellt. Das vordere Rahmendreieck wird dabei im hauseigenen Modified Monocoque-Verfahren aus nur einem Stück zusammengesetzt und geformt.

Das Carbon stellt Giant in seiner eigenen Fabrik selbst her und verarbeitet es dann zu diesem neuen Rahmen. Darin integriert der Hersteller den in Zusammenarbeit mit Yamaha entwickelten SyncDrive Pro 2 Antrieb, der auf dem erst im letzten Jahr vorgestelltem PW-X3 basiert und sich durch kompaktere Baumaße und mit nur 2,7 kg durch ein geringeres Gewicht auszeichnet.

SyncDrive Pro 2

Das Smart Assist-System bringt sechs Sensoren arbeitet über deren Daten das System automatisch Berechnungen durchführt und demnach in Echtzeit genau die gerade benötigte Leistung zur Verfügung stellen kann. So soll ein besonders natürliches Fahrgefühl entstehen, wobei der Antrieb mit 85 Nm auch kräftig genug ist.

Über die Giant RideControl-App hat der Fahrer die Möglichkeit, die Unterstützungsstufen noch weiter auf seinen Fahrstil anzupassen. So können Nutzer genau die Unterstützung bekommen, welche diese für sich benötigen. Die maximale Unterstützung liegt bei immensen 400 %.

Für die Energieversorgung verbaut Giant den großen EnergyPak 625, der sich harmonisch in den Carbonrahmen einfügt. Er ist nach Wunsch auch entnehmbar und kann sich je nach Bedarf weitere 250 Wh über den EnergyPak Plus Range Extender holen. So steigt die gesamte Kapazität auf ausgiebige 875 Wh.

Positiv anzumerken ist, dass Giant hier sein smartes Ladegerät mitliefert, welches den Akku mit bis zu 6A Ladestrom aufladen kann. So wird die Ladezeit auf ein Mindestmaß verkürzt. Laut Giant kann die Batterie so in etwas mehr als zwei Stunden auf 80 Prozent geladen werden. Gleichzeitig sorgt die intelligente Steuerung dafür, dass der Akku so wenig wie möglich altert und demnach so lange wie möglich auf einem hohen Niveau genutzt werden kann.

Bedient wird das Trance X Advanced E+ 0 mittels RideControl Ergo 3 Einheit, welche sich unscheinbar am linken Lenkergriff einfügt und eine intuitive Bedienung erlaubt. Hierüber ist die Auswahl der Unterstützungsstufe möglich, genauso wie die Aktivierung der Schiebehilfe. Für mehr Bedienmöglichkeiten kann am rechten Lenkergriff eine weitere RideControl Ergo 3 Einheit angebracht und deren Funktionen individuell programmiert werden.

Auch die Nachrüstung eines Displays ist möglich, denn ein solches ist nicht an Bord. Stattdessen verbaut Giant die neue RideControl GO Einheit, die dem Fahrer per zehn farbiger Leuchtdioden auf einen Blick die ausgewählte Unterstützungsstufe und den aktuellen Akkustand anzeigt. Die Einheit ist gut sichtbar im Oberrohr eingelassen und fügt sich so harmonisch ins Gesamtbild ein. Die Bedienung erfolgt über einen einzelnen Knopf.

In Sachen Fahrwerk verbaut Giant erstmals das in 2018 erstmals vorgestellte FOX Live Valve System, welches hier aber so unscheinbar wie möglich integriert wurde. Abgesehen von der Steuerungseinheit, die unter dem Unterrohr ihren Platz findet, kann man das System nur direkt an den speziellen Federelementen erkennen. In Sachen Federweg bietet das Modell 150 mm vorne und 140 mm hinten.

Ab Werk ist abgesehen vom normalen Anpassen des Luftvolumens kein Einstellen notwendig, so dass man einfach aufs Giant Trance X Advanced E+ 0 steigen und das FOX-System sogleich arbeiten lassen kann. Natürlich kann man per zugehöriger App von FOX auch noch weiter einsteigen und diverse Einstellungen vornehmen und mechanisch auch Low-Speed-Compression und Rebound anpassen.

Wie bei allen vollgefederten (E-)Mountainbikes von Giant kommt auch hier der Maestro-Hinterbau zum Einsatz. Erstmals aber hat man beim Trance X Advanced E+ einen Flip-Chip verbaut, der ein einfaches Anpassen der Geometrie an den jeweiligen Einsatzzweck zulässt.

Die hohe Position ist dabei für langsame, technische Passagen gedacht, während die niedrige für schnelle und steile Strecken optimiert ist, die zudem einen niedrigeren Schwerpunkt und ein größeres Sicherheitsgefühl mitbringt.

In diese Kerbe schlagen auch die Laufräder in 29 Zoll, die einfach über alle Hindernisse hinwegrollen. Die Laufräder sind dabei mit dem Maxxis Assegai vorne und Maxxis Dissector hinten bestückt, vorne mit dem pannenanfälligen EXO-Casing, hinten aber mit der hier gut geeigneten EXO+ Karkasse.

Weiter bringt das Modell eine 12-fach XT-Schaltung von Shimano mit, die über 510 % Bandbreite verfügt. Damit können auch steile Anstiege einfach überwunden werden. Aus derselben Serie stammen die Vierkolbenbremsen, die mit 203-mm-Bremsscheiben vorne und hinten kombiniert werden. So steht jederzeit genügend Bremsleistung zur Verfügung, außer vielleicht in steilsten Downhill-Abschnitten.

Der brandneue Giant Romero SL Sattel ist auf der Contact Switch Variostütze angebracht, die ebenfalls aus dem Regal des Bike-Herstellers stammt und genügend Hub mitbringt. Der Sattel ist speziell für die Nutzung an einem High-End-Mountainbike entwickelt worden und ist für großen Komfort und hohe Flexibilität optimiert.

Auf dem Trail

Schon auf den ersten Metern zeigt sich das Trance X Advanced ganz anders als Bikes aus derselben Kategorie. Auch wenn das Fox Live Valve System sehr unauffällig arbeitet und auch dementsprechend integriert wurde, ist es doch ziemlich ungewohnt, dass sich das Bike beim ruhigen Pedalieren fast so effizient wie ein Hardtail anfühlt. Beim aktiven Einfedern gibt die Technik aber umgehend die 140 mm Federweg frei, die sich dann durch den Maestro Hinterbau auch fernab von Trails bereits auf dem Parkplatz nach dem Abladen fast unerschöpflich darstellen.

Wie von Giant gewohnt, ist die Front des Trance eher niedrig gehalten und vermittelt so den Eindruck, viel Gewicht im vorderen Teil des Bikes zu haben. Bei flacheren Anstiegen auf Waldwegen könnte die Sitzposition daher gerne etwas aufrechter sein, so dass man einer größeren Belastung im Rücken und an den Händen aus dem Weg geht. Mittels eines Lenkers mit mehr Rise wäre dieses Problem aber auch schnell gelöst.

Bei technischen, steilen Climbs ist die niedrige Front aber ein großer Vorteil. Das Vorderrad bleibt, nach Wunsch des Fahrers fest am Boden und ermöglicht es dadurch, durchgehend Kontrolle zu haben. Klettern ist auf jeden Fall eine Disziplin, in welcher das erste E-Mountainbike von Giant mit Carbonrahmen so richtig aufblüht. Zur niedrigen Front kommt noch der zusammen mit Yamaha entwickelte Antrieb, der auch bei niedrigen Umdrehungen pro Minute viel Unterstützung liefert und den Nutzer auch langsame und schwierige Teile einfach meistern lässt.

Die Kirsche auf der Sahnetorte liefert dazu noch das Fox Live Valve System. Obwohl wir anfangs eher kritisch einem adaptiven Fahrwerk in einem E-MTB gegenüber eingestellt waren, konnte uns dieses bergauf doch begeistern. Wenn man denkt, dass allein der Motor ein sich selbst anpassendes Fahrwerk überflüssig macht, liegt hier jedenfalls falsch. Durch die erhöhte Effizienz und die direktere Rückmeldung, die man vom Bike bekommt, lassen sich auch Uphills erklimmen, die ohne das System von Fox nur sehr schwer machbar erscheinen.

Von Giant’s eigenem Hinterbausystem wird man auch auf den Trails nicht enttäuscht, denn bei großen Schlägen fühlt sich der Hinterbau auch hier nach mehr als 140 mm an. So steht dem Fahrer auch bei größeren Drops, Stufen und Sprüngen mit harter Landung nichts im Weg. Ab einem gewissen Punkt kommt das Trance X Advanced E+ 0 natürlich auch an seine Grenzen, aber das passiert aber größtenteils auf Trails, für die man von Haus aus ein Bike mit mehr Federweg wählen würde.

Mit kleineren Schlägen hat das Trance X Advanced dagegen mehr zu kämpfen und bei zu vielen kleinen Schlägen, die sehr schnell hintereinander auftreten, fühlt sich das Fahrwerk teilweise überfordert an und gibt harte Schläge ungefiltert an den Fahrer weiter. Das kommt aber nur in seltenen und sehr extremen Fällen vor.

Leider wird einem durch das Fox Live Valve System, welches an der Gabel auf der eingeschränkten Fit4-Kartusche basiert, die Möglichkeit genommen, darauf mit verschiedenen Einstellungen der High-Speed-Compression zu reagieren. Low-Speed-Compression und Rebound bleiben mittels 3-mm-Inbus allerdings weiter einstellbar.

Sobald es steil und technisch wird, kommt wieder die niedrige Front ins Spiel und hemmt den Fahrer etwas dabei, steil abfallende Strecken so zu attackieren, wie man es eigentlich vorhat. Einen Lenker mit höherem Rise zu verbauen, würde auch hier helfen. Bei hohen Geschwindigkeiten bleibt das Giant durch seine Länge stabil und rollt mit seinen 29er-Laufrädern über die meisten Unebenheiten einfach hinweg.

Trotz der langen Kettenstreben fährt sich das neue Trance durch offene Endurokurven erstaunlich gut. Vor allem, wenn man es schafft, das Bike bewusst unter sich in die Kurve zu legen, geht es wie auf Schienen durch loamige Ruts, aber auch wurzelige Enduro-Kurven voran. Auch vor Bikepark-typischen Anliegerkurven braucht sich das Carbon E-MTB nicht zu verstecken und liefert in langsamen, schnellen, engen und weiten Anliegern eine absolut solide, wenn auch keine Weltklasse-Performance ab.

Wer oft in Bikepark-Terrain unterwegs ist, wird auch an Sprüngen vorbeikommen. Hier ist das Giant, bedingt auch durch die etwas niedrige Front, etwas schwerer zu handhaben. Wer eine gute Sprungtechnik hat, wird allerdings kein Problem damit haben, auch große und technische Sprünge zu meistern. Wer momentan noch dabei ist, die richtige Technik zu lernen, wird sich mit dem Trance X Advanced E+ 0 dagegen etwas schwerer tun, da die niedrige Front das richtige Anziehen des Vorderrads erschwert und die Sprünge somit schwerer einzuleiten sind.

PRO
  • stabiler, gut gestylter Rahmen
  • kräftiger, gut dosierbarer Motor
  • dezente Bedienelemente
  • ausreichend große Batterie
  • Range-Extender möglich (dann insgesamt 825 Wh)
  • anpassbarer Maestro-Hinterbau
  • FOX Live Valve System funktioniert in den meisten Situationen sehr gut
  • Ausstattung passend gewählt
  • Ladegerät mit 6A-Ladestrom
CONTRA
  • etwas schwächere Bremsen
  • niedrige Front
  • Lenker mit wenig Rise
  • beschränkte Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks

Giant Trance X Advanced E+ 0 2022

Motor: SyncDrive Pro2, 250 W, 85 Nm
Batterie: EnergyPak 625, 625 Wh
Display: RideControl GO + RideControl Ergo 3 – SG
Rahmen: Carbon, 140 mm
Gabel: Fox 36 Factory Live Valve, 150 mm
Dämpfer: Fox Float X Factory Live Valve
Schaltung: Shimano Deore XT M8100, 1×12
Bremsen: Shimano Deore XT (4 Kolben), 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: Praxis e-Carbon, Praxis Wave 36T
Vorbau: GIANT Contact SL 35
Sattelstütze: GIANT Contact Switch Vario Stütze 30.9 mm
Sattel: GIANT Romero SL
Laufräder: GIANT e-TRX Carbon 29″ v/h
Reifen: Maxxis Assegai 29×2.6″ EXO / Maxxis Dissector 29×2.6″ EXO+ v/h
Gewicht: n/a
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 8.499 EUR

Transparenzhinweis: Das Trance X Advanced E+ 0 wurde uns seitens der Giant Deutschland GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.