Das Cyon Halō von Forestal ist bereits das zweite E-Mountainbike der einzigartigen Marke aus Andorra, welches wir auf Herz und Nieren getestet haben. Als Vertreter des Light-E-MTB Segments ist es als vielfältig nutzbares E-Trailbike konzipiert und damit der Allrounder im Programm der außergewöhnlichen Brand des Zwergstaates in den Pyrenäen. Wie alle Modelle von Forestal wird das E-MTB vom hauseigenen EonDrive angetrieben, den man zusammen mit Bafang entwickelt hat. Wie sich das Modell bei unseren Testfahrten geschlagen hat, erfährt man jetzt in diesem Testbericht.
Forestal Cyon Halō im Überblick
Im E-MTB-Portfolio von Forestal nimmt das Cyon die Position der gemäßigteren Variante ein. Als Einstiegsmodell möchten wir es bei einem Kaufpreis von knapp unter 10.000 EUR nicht bezeichnen. Die Variante Halō ist dabei auf das Fahren von Trails ausgelegt und bringt die entsprechende Ausstattung mit.
Herzstück bildet dabei die Forestal Alpha Box, jener Monocoque-Carbonrahmen, welche mit einem Gewicht von 2.200 Gramm aufwartet. Hier kommen sorgfältig ausgewählte Carbonfasern mit hohem und mittleren Elastizitätsmodul zum Einsatz, die an dem jeweils eingesetzten Bereich des Rahmens die geforderten Eigenschaften erfüllen sollen (mehr im Artikel zur Vorstellung des Siryon).
Steif, wo es notwendig ist und elastisch, wo Komfort benötigt wird. So möchte Forestal bei seinen E-Mountainbikes ein Handling generieren, welches den Fahrer mit dem E-MTB verschmelzen lässt und diesem ein optimales Handling und Integration ins Bike bietet.
Die Geometrie wartet mit einem langen Reach und großem Stack auf, wobei ein flacher Lenkwinkel von 65,5° für eine hohe Spurtreue auch bei schneller Fahrt sorgen soll. Der Sitzwinkel ist mit 76,5° nicht zu steil, sorgt aber in Verbindung mit den Kettenstreben von 445 mm für ein gutes Klettervermögen.
Der hauseigene EonDrive Antrieb stellt bei einer Leistung von üblichen 250 W ein Drehmoment von 60 Nm zur Verfügung, welches aber je nach Anforderung sich auch kurzzeitig in Richtung 85 Nm bewegen kann. So ist auch das Bezwingen steilster Anstiege gut möglich.
Die Energieversorgung wird über den Rahmen-integrierten Akku sichergestellt, der eine Kapazität von 360 Wh bietet. Ein Range Extender wurde schon lange angekündigt, ist aber bis heute leider noch nicht verfügbar und konnte daher von uns auch nicht getestet werden.
Im Oberrohr des Rahmens ist das große Display mit Touchbedienung bündig untergebracht, auf welchem man diverse Werte zu seiner Fahrt, aber auch beispielsweise seine Position auf der Karte erkennen kann. Bedient wird das System mit dem Forestal Smart Trigger. Man kann zudem das E-Bike mit der Forestal Sync App verbinden und hat dann Zugriff auf weitere Funktionalität.
Das Cyon Halō ist mit der Rock Shox Pike Select an der Front ausgerüstet, während sich der Rock Shox Super Deluxe Select+ Dämpfer um das Twin Levity Federungssystem kümmert. Dieses hat sich schon bei der Fahrt mit dem großen Bruder Siryon sehr sensibel und reaktiv gezeigt und stellt diese Eigenschaften auch hier zur Verfügung.
Das E-Trailbike kommt weiter mit der Sram GX Eagle, die mechanisch betätigt wird und mit einer Bandbreite von 500 % aufwartet. Unser Testmodell war weiter mit der Formula Cura Bremsanlage ausgerüstet, die vorne und hinten jeweils zwei Kolben mitbringt und vorne zwar mit einer 203-mm-Bremsscheibe, hinten aber nur einer 180er-Rotor daherkommt.
Auf den Crankbrothers Synthesis Aluminiumfelgen in 29 Zoll waren Maxxis Minion DHF an der Front und der Maxxis High Roller II hinten aufgezogen. Leider nur mit der dünnen und pannenanfälligen EXO-Karkasse. Zumindest hinten wäre zumindest die EXO+, besser aber noch die DD-Karkasse angebracht gewesen.
Der Nutzer steuert das E-MTB dann über den hauseigenen Forestal Oxydon Lenker mit speziell designten Griffen, sitzt auf dem Fizik Aidon X3 Sattel, der über die Crankbrothers Highline Sattelstütze mit 150 mm Verstellweg (bei Größe L) auf die gewünschte Position gebracht werden kann.
Im Praxistest
Wir kannten ja die Arbeitsweise des von Forestal entwickelten Fahrwerks bereits von unserem Besuch in Andorra und waren daher nicht überrascht, dass dieses trotz anderer Komponenten auch beim Cyon Halō entsprechend gut funktioniert. Hier sieht man, wie ein gut abgestimmter Flex in Bike, Lenker und Laufrädern aussehen kann.
Im Uphill
Der Look des E-Trailbikes, welches wir mit knapp über 19 kg gewogen hatten, ist edel und hochwertig und genauso fühlt es sich auch beim Fahren an. Beim normalen Dahingleiten auf Forstwegen oder flowigen Trails bleibt der EonDrive Antrieb auch dezent im Hintergrund, nur wenn er gefordert wird, stellt er sich vergleichsweise sehr laut dar.
Dies kommt zumeist aber nur an sehr steilen Anstiegen vor, wo man als Fahrer auch mit anderen Dingen beschäftigt ist. 😉 Die Kraftentfaltung ist aber sehr gut und das kurzfristig freigegebene Drehmoment von über 80 Nm hat sich zeitweise auch als Hilfreich herausgestellt und lässt einen die Geräuschkulisse schier vergessen.
Trail-Performance
In seiner Paradedisziplin Trail zeigt sich das Forestal Cyon Halō sehr poppig und lässt sich sehr verspielt fahren. Durch die direkte Reaktion auf den Fahrerwunsch folgt es Richtungsänderungen agil und lässt den Nutzer jederzeit wissen, wo er sich befindet.
Auch in die Luft war das Forestal sehr leicht zu bewegen und lässt den Fahrer dabei wissen, wo sich das Bike in der Luft befindet. Hier kommt das geringe Gewicht zum Tragen, welches einen auch gerne zu einigen Späßen anstiftet.
Die Reifenkombination aus Minion DHF und High Roller II generiert auf dem Trail guten Grip, so dass man auch schnell in enge Kurven oder auch in steile Anlieger fahren kann. Auch wenn man die Geschwindigkeit reduzieren muss, kann man sich auf die Pneus verlassen. Hier sind die Zweikolbenbremsen von Formula eher die Schwachstelle.
Im Downhill
Geht es bergab, profitiert man ebenso vom gut arbeitenden Twin Levity Hinterbau. Das Handling im Steilen zeigte sich zwar in Ordnung, wäre mit einem höheren Lenker aber noch zu verbessern gewesen.
Wer öfters härtere Downhills fährt, sollte sich die Umstellung auf Reifen mit stabilerer Karkasse fest vornehmen. Mindestens EXO+ sollte es schon sein, am Heck besser noch die DD-Karkasse, wie bereits geschrieben.
Weitere Details
Über die speziell designten Griffe haben wir hier schon viel geschrieben. Deren Winkel kann über einen Dreh auf dem Lenker leicht an den jeweiligen Einsatzzweck angepasst werden, welches wir eine tolle Idee finden.
Das Display ist gut ablesbar, allerdings dauert das Hochfahren des Systems immer noch etwas lange. Neben dieser Tatsache fehlen auch noch viele Funktionen, die bei der ersten Vorstellung des Bikes angekündigt waren. Hier ist das Team von Forestal rund um Damien Nosella noch gefordert.
Die Bedienung über den Forestal Smart Trigger liefert meist nur wenig Rückmeldung, ob ein Umschalten jetzt geklappt hat oder nicht. Anstatt seinem Gefühl zu vertrauen, wandert der Blick dann noch kontrollierend an den Lenker, um den jeweiligen Status über die LEDs mit den Augen zu überprüfen.
Die Verarbeitung zeigte sich auf einem sehr hohen Niveau, genauso wie die Lackierung (Farben auf Wasserbasis). Viele Stellen des Rahmens werden mit einer klaren Schutzfolie geschützt, was den Wert des E-Mountainbikes über die Jahre oben halten kann.
Forestal Cyon Halō 2023
Motor: Forestal EonDrive, 250 Wh, 60 Nm
Batterie: Forestal Aurora, 360 Wh
Display: Forestal Smart Dashboard mit Forestal Smart Trigger
Rahmen: Forestal Alpha Box Carbon Trail 29″ TR, 150 mm
Gabel: Rock Shox Pike Select 29″, 150 mm
Dämpfer: Rock Shox Super Deluxe Select+
Schaltung: SRAM GX Eagle, 1×12
Bremsen: Formula Cura, 203/180 mm v/h
Kurbelgarnitur: Praxis Carbon
Vorbau: Forestal Oxydon, 45 mm
Sattelstütze: Crankbrothers Highline 7
Sattel: Fizik Aidon X3 E-MTB
Laufräder: Crankbrothers Synthesis Alloy 29″ Enduro v/h
Reifen: Maxxis Minion DHF EXO 29 x 2.4 3C / Maxxis High Roller II EXO 29 x 2.4 3C v/h
Gewicht: 19,1 kg (gemessen)
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 9.699 EUR
Fazit
Das Forestal Cyon Halō ist ein Light-E-MTB, wie es Buche steht. Für aktive Fahrer bietet das E-MTB genau die richtige Mischung, um auf Trails schnell und mit viel Spaß unterwegs zu sein. Wer es ein bisschen härter angehen lassen möchte, kann mit einfachen Maßnahmen (Spacer, Reifen) die Downhill-Performance verbessern, ansonsten lässt das Modell kaum Wünsche offen. Das E-Trailbike findet man zudem nicht an jeder Ecke, was den Bling-Bling-Wert im Freundes- und Bekanntenkreis hochschrauben sollte. Die hohe Exklusivität hat allerdings auch ihren Preis, welche für die einfachste Variante bereits Preise von fast 10.000 EUR aufruft. Wir finden trotzdem: Der Einsatz kann sich lohnen!
- stabiler, leichter Rahmen mit gutem Flex
- kräftiger, effizienter Motor
- Batterie ausreichend groß dimensioniert
- hochwertige Verarbeitung
- Fahrwerk sehr reaktiv und perfekt abgestimmt
- gute Komponentenauswahl
- agiles Fahrverhalten
- hoher Preis
- Reifen pannenanfällig
- Bremsen zu schwach ausgelegt
Transparenzhinweis: Das Cyon Halō wurde uns seitens der Forestal Group S.L.U für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
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