Vielversprechendes Kinder-eMTB kommt nicht auf den Markt
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Im Frühjahr haben wir über das VPACE EMIL berichtet, einem der interessantesten Konzepte für ein Kinder-eMTB bisher. Bei der ersten Präsentation des Konzepts auf dem BIKEfestival in Riva sorgte VPACE-Firmenchef Sören Zieher jedenfalls damit für Furore und erntete viel Begeisterung. Eigentlich sollte das Modell, welches schon komplett entwickelt schien, bereits ab Herbst 2019 verfügbar sein.

Dies war bisher nicht der Fall, stattdessen teilt Sören Zieher in einem aktuellem Statement auf seiner Webseite und auch auf Facebook mit, dass EMIL doch nicht kommen wird.

EMIL wird nicht kommen. Warum? Wir sind nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, dass die Muskelkraft für uns die einzige wirklich alternative Antriebsform ist. Zumindest nach dem heutigen Stand der Technik.

Wir wissen, E-Bikes sind populär, das ist ein riesiger, ein wichtiger Markt für uns Bike-Hersteller mit viel Potenzial. Und es gibt viele gute Gründe, ein E-Bike zu kaufen und zu fahren, keine Frage. Auch wir sehen das Potenzial und hatten genau deswegen EMIL entwickelt. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, EMIL ist ein richtig gutes Konzept, ein richtig cooles Bike. Wir waren die ersten, die ein Kinder-E-Mountainbike mit dem modularem Fazua-Antrieb entwickelten. Mit einer einzigartigen Geometrie nach dem 29er-Prinzip und deutlich leichter als die Kinderbikes der Mitbewerber. Mit EMIL haben wir für Furore gesorgt, in den Medien und auf dem Bike-Festival in Riva. Darauf sind wir schon ein bisschen stolz. Und trotzdem: Es passt einfach nicht zu uns, das ist uns inzwischen klar geworden.

Unternehmerisch gesehen mag es wider aller wirtschaftlicher Vernunft sein, auf ein Stück vom Kuchen dieses Wachstumsmarkts zu verzichten. Aber letztlich ist es eine Gewissensentscheidung, für mich, das gesamte VPACE-Team. Und die haben wir uns nicht einfach gemacht, uns eine ganze Weile intensiv damit auseinandergesetzt. Da ging es um die Nachhaltigkeit der E-Mobilität, um den Umgang mit natürlichen Ressourcen, den ganzen ökologischen Irrsinn um uns herum und um das, was wir unseren Kindern mit auf den Weg geben.

Unser Fazit: Wir sind Puristen und wollen das auch bleiben. So wie unsere Kunden. Wir wollen weiterhin unseren Fokus auf sportliche Bikes richten. Auf einzigartige, individuell aufgebaute Mountainbikes, Rennräder, Gravelbikes und Commuter – Ride Unique!

Und eben auch auf Performance-Mountainbikes für Kinder, die Lust haben, sich zu bewegen, sich herauszufordern. Die mit ihrem Bike raus wollen in die Natur, Abenteuer erleben, die Trails rocken, Grenzen ausloten, sich in Rennen messen und Spaß haben mit der ganzen Familie. Dafür stehen unsere Bikes, dafür steht VPACE.

Im Namen des gesamten VPACE-Teams

Euer Sören ZieherSören Zieher, Inhaber VPACE Bikes

Auf der Facebook-Seite des Unternehmens erntete der Post regelrechte Begeisterungsstürme und bestärkte den VPACE-Chef in seiner Entscheidung. Die Marke wird sich daher weiter auf konventionelle Kinderfahrräder konzentrieren und an ihrem bekannten Konzept festhalten.

Unsere Meinung

Die Entscheidung von VPACE passt in die Zeit, wo man sich vor allem in Deutschland gerne Neuem verschließt und lieber an “alten Werten” festhält, die vermeintlich besser sind. Wäre VPACE mit EMIL noch eines der besten, durchdachtesten und vor allem leichtesten Konzepte in diesem wachsenden Segment gewesen, so bricht man die Markteinführung nun ab und verzichtet auf das große Potential, welches hier möglich gewesen wäre.

Es erscheint quasi als populistische Entscheidung, die besonders bei der Bevölkerungsgruppe auf große Zustimmung stößt, die Kindern und Heranwachsenden den Zugriff auf neue Technologien wie E-Bikes (oder auch Smartphones) verwehren möchte und stattdessen auf eine konservative, althergebrachte und vermeintlich bessere Erziehung setzt.

Allerdings, und das ist sicher, bleibt die Welt deshalb nicht stehen und die Technologie schreitet weiter voran. Wer als Kind mit dem E-Mountainbike nicht sportlich unterwegs sein kann, kann es auch nicht mit dem konventionellen Bike. Allerdings steigt die Chance, dass Kinder und Jugendliche überhaupt öfter und für längere Touren auf das Fahrrad steigen, mit einem Pedelec rasant an.

Genau die gleiche Diskussion gab es übrigens (oder gibt es vereinzelt noch?) bei der wachsenden Verbreitung von E-Bikes für Erwachsene, wobei die Sportlichkeit der Pedelecs hier auch immer in Frage gestellt wurde. Mittlerweile wurde dieses Argument schon längst ad absurdum geführt und genau dies wird auch bei Kinder-Pedelecs passieren. Leider wohl ohne VPACE.

Wir von Pedelecs & E-Bikes sind erstaunt, dass es anscheinend immer noch genügend Leute gibt, die der Meinung sind, dass E-Bikes quasi als Mopeds mühelos und ohne Anstrengung den Berg hochfahren. Wer mit dem E-Mountainbike unterwegs ist, strengt sich unserer Erfahrung eher mehr an als konventionelle Biker und stellt sich der körperlichen Herausforderung mehr als beispielsweise Leute, die mit dem Lift “mühelos” auf den Gipfel fahren, um dann einfach bergab zu donnern.

Wie ist denn die Meinung unserer Leser? Ist die Entscheidung von VPACE richtig oder sollten auch Kinder auf E-Bikes fahren, so dass Familien nahezu auf dem selben Leistungslevel unterwegs sein und ihre Erlebnisse in der Freizeit besser gemeinsam teilen können?

Wir freuen uns über eure Kommentare!

Hier zum Statement von VPACE-Chef Sören Zieher: www.vpace.de/gegen-den-strom-absage-an-emil

Quelle Zitat: VPACE
Bild: VPACE