Um die nächsten Monate zu überleben, mussten die Aktionäre dem Unternehmen unter die Arme greifen
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Vor kurzem war ein Bericht über VanMoof im „Het Financieele Dagblad“ zu lesen, demzufolge der E-Bike-Hersteller aus den Niederlanden seine Aktionäre um frisches Kapital bitten musste, um die nächste Zeit überleben zu können. Die Lage war so ernst, dass der Wirtschaftsprüfer seine Unterschrift für den Jahresabschluss 2021 verweigert haben soll. Als Grund führte er „wesentliche Ungewissheit“ über die Aufnahme von neuem Geld an und auch VanMoof selbst räumt ein, dass ohne frisches Kapital Zweifel „an der Fähigkeit des Unternehmens aufkommen könnten, seine Aktivitäten über das erste Quartal 2023 hinaus fortzusetzen“.

Über die genaue Summe, die benötigt wurde, ist nichts bekannt. Der Elektrorad-Hersteller aus Amsterdam war in Gesprächen mit Investoren und auch Lieferanten, um angeblich Summen zwischen 10 und 40 Millionen Euro zusammenzubekommen. Große Investmentgesellschaften haben demnach bereits ihre Brieftaschen gezückt, ob auch Eigenkapital der Aktionäre geflossen ist, gibt VanMoof nicht preis. In seinem Jahresbericht strebt das Unternehmen allerdings Mischformen an. Bereits vor dem Kapitalzufluss hatte VanMoof seine Lieferanten um Zahlungsaufschub gebeten, was verdeutlicht, in welcher Situation sich die Firma zumindest kurzfristig befunden haben muss.

Wie es weiter heißt, seien die Probleme des Unternehmens auch hausgemacht. Die E-Bikes sind mit anfälliger, oft proprietärer Technik ausgerüstet, die häufig kaputtgehen soll. Im Fahrradfachhandel können diese zumeist nicht repariert werden und so müssen die Kunden vielfach lange auf Reparaturen warten. Da hiervon viel über die Gewährleistung abgewickelt wurde, verschlang dieser Umstand in der Vergangenheit Unsummen. Bis zu 8 Millionen Euro musste das Unternehmen dafür in 2021 zurückstellen.

Die Gründer von VanMoof gaben das operative Geschäft in 2022 an Gillian Tans ab, der früheren CEO von Booking.com, die das Unternehmen weiter auf nachhaltiges Wachstum trimmen sollte. Taco und Ties Carlier kümmerten sich stattdessen um die Strategie und weitere Innovationen. Mindestens genauso schnell, wie der Umsatz in den letzten Jahren gesteigert werden konnte, stiegen auch die Ausgaben, so dass das eingeworbene Geld sogleich wieder aufgebraucht war.

Das Team hinter VanMoof stellte in seiner Erklärung fest, dass 2022 „ein herausforderndes Jahr für die gesamte E-Bike-Branche, für Zulieferer, für die Kapitalmärkte und natürlich für die Verbraucher“ war. Trotzdem geht man optimistisch in dieses Jahr: Die Umsätze sollen steigen und die Lieferzeiten sinken.

Man hat Wege eingeschlagen, die zur Rentabilität führen sollen, darunter die Erhöhung der Zuverlässigkeit seiner E-Bikes ist ein Schritt. Zudem sollen Skaleneffekte helfen, wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen. Unklar ist, wann und ob neu angekündigte E-Bikes wie das VanMoof V kommen worden, oder ob überhaupt?

Das niederländische Unternehmen ist beileibe nicht der einzige Fahrrad- und E-Bike-Hersteller, der aufgrund der aktuellen Weltlage in die Schieflage gerät. Nachdem kurz vor Weihnachten die Prophete GmbH & Co. KG samt ihrer Töchter Cycle Union und Kreidler Insolvenz anmelden musste, hatte im neuen Jahr mit Stella Cycling ein weiterer bekannter Hersteller aus den Niederlanden Probleme mit der Liquidität, wie das „Het Financieele Dagblad“ weiter berichtet. Auch Giant war noch im letzten Jahr durch die Bitte um Zahlungsaufschub bei seinen Lieferanten aufgefallen.

Wie es mit dem Unternehmen aus Amsterdam jetzt weitergeht, werden wir natürlich im Auge behalten und dann hier berichten. Aktuell sind die Modelle des Herstellers mit großzügigem Rabatt zu haben.