Mit dem Haibike LYKE stellt der Hersteller aus Sennfeld sein bisher leichtestes E-Mountainbike vor. Der E-MTB-Pionier hat dafür ein komplett neues Konzept erarbeitet, welches auf dem erst in diesem Frühjahr vorgestellten Fazua RIDE 60 Antrieb basiert. Dieser kommt im völlig neu designten Carbonrahmen unter, der zudem eine neue Dämpferposition und Kinematik mitbringt. Was das neue Modell noch besonders macht, legen wir in diesem Artikel übersichtlich dar.
Haibike LYKE E-Trailbike für 2023
Der Trend zum Light-E-MTB ist ungebrochen und geht auch an E-MTB-Pionier Haibike nicht vorbei. Mittlerweile stehen am Markt auch diverse Antriebssysteme zur Verfügung, die speziell für diese neue Klasse ausgelegt wurden. Für seine neueste Baureihe hat sich das Unternehmen im Portfolio der Winora-Staiger GmbH für den neuesten Antrieb von Münchner Spezialisten Fazua entschieden, der kürzlich komplett von Porsche aufgekauft wurde.
Haibike LYKE 2023
Rahmen & Geometrie
Den Fazua RIDE 60 Antrieb haben die Konstrukteure von Haibike in einen brandneuen Carbonrahmen integriert und gehen dabei einen anderen Weg als bisher alle andere Marken. Die Geometrie ist modern und bietet mit einem guten Reach-zu-Stack-Verhältnis viel Bewegungsfreiheit, auch wenn es einmal hektisch zugeht.
Wichtige Rahmenteile wie zum Beispiel das Steuerrohr wachsen mit der Rahmengröße mit und passen so meist auf Anhieb, ohne dass man groß etwas verändern muss. Apropos verändern: Die Geometrie an jeweilige Verhältnisse anpassen kann man nicht, einen Flip-Chip sucht man vergebens.
Mit einer Kettenstrebenlänge von 450 mm und einem Sitzwinkel von 77,3° sollte man aber einen guten Kompromiss in Sachen Klettertauglichkeit und Agilität gefunden haben. Bei schnellen Fahrten kommt den Nutzern dann auch der lange Radstand entgegen.
Antrieb & Batterie
Wie schon beim legendären ersten XDURO-Modell, wo Haibike als erste Marke den Antrieb in den Rahmen gedreht und so vielleicht den Weg für die Akzeptanz von E-Mountainbikes hatte, verändert man auch jetzt die Lage des RIDE 60 im Rahmen. Rund 90° gegen den Uhrzeigersinn dreht man den Fazua-Antrieb, der es sich damit im Sitzrohr gemütlich macht.
Fazua RIDE 60. Wo ist er?
Das Rohr kann dabei natürlich kein Sitzrohr mehr bleiben, sondern wächst dafür zu einem stattlichen Sitzdom heran, den die Designer mit gekonnten Kniffen wieder zu verkleinern versuchen. Der Teil des 60 Newtonmeter starken Motors mit den Kühlrippen bleibt dabei von unten sichtbar und kann so seine Funktion erfüllen.
Trotzdem waren die Konstrukteure wohl genötigt, eine zusätzliche Entlüftungsöffnung am oberen Ende der Antriebseinheit in den Rahmen zu integrieren. Fraglich ist, wie es sich mit dieser verhält, wenn diese Stelle mit Wasser und Schlamm beaufschlagt wird und ob eventuell eingedrungene Feuchtigkeit und Schmutz wieder problemlos aus dem Rahmen austreten kann.
Entlüftungsöffnung
Durch die veränderte Einbaulage des Motors kann der Fazua Energy Fix Akku ganz tief im Rahmen platziert werden und bringt so Vorteile in Sachen Schwerpunktlage mit sich. Trotz der Verwendung des fixen Akkus von Fazua, den es auch in einer von Haus aus entnehmbaren Variante gibt, soll dieser ausbaubar sein und so mit wenigen Handgriffen aus dem Carbonrahmen entfernt werden können.
Sobald dieser erscheint, kann das System natürlich auch mit dem Range Extender von Fazua aufgerüstet werden, der nochmals 210 Wh einbringt und so die Reichweite nochmals deutlich erhöhen kann. Er wird dann am Rahmen befestigt, denn Haibike hat bereits an Anschraubpunkte für den Halter gedacht, und dann am Ladeanschluss angesteckt.
Der Ladeanschluss. Dieser befindet sich allerdings an einer extrem ungünstigen Stelle, genau über dem Tretlager. Hier sammelt sich oft Feuchtigkeit und Schmutz, gerade bei einem E-Mountainbike, wobei die Ladebuchse durch ihre Gestaltung hier den Elementen noch durch eine Vertiefung entgegenkommt und so ein Feuchtigkeitsnest noch begünstigt. Ob das die beste Lösung war?
Akku-Port über dem Tretlager
Eine schöne Lösung für die Bedienung des Antriebssystems jedenfalls stellt die Fazua Ring Control dar, die sich ziemlich unscheinbar neben dem linken Lenkergriff versteckt und die wichtigsten Bedienschritte intuitiv ermöglicht: Unterstützungsstufe wechseln, Licht einschalten und Schiebehilfe aktivieren.
Alle anderen Informationen kann der Nutzer dann auf dem im Oberrohr eingelassenen Fazua LED Hub ablesen, der die aktuell gewählte Unterstützungsstufe und auch den Batteriestand gleichzeitig mit Hilfe von farbigen LEDs anzeigt. Über diesen kann man sich auch per Bluetooth und ANT+ mit dem System verbinden und über die integrierte USB-C-Buchse auch sein Smartphone bzw. GPS-Gerät während der Fahrt aufladen.
Fahrwerk & Ausstattung
Das neue Modell von Haibike kommt in drei Versionen und immer als E-Trailbike mit einem Federweg von 140 mm vorne und hinten, wobei das LYKE CF SE die Top-Variante darstellt. Hier wird ein Fox-Factory-Fahrwerk verbaut, welches sich aus Fox 36 Float Factory Gabel mit GRIP2-Dämpfungskartusche und Kashima-Beschichtung und dem Fox Float X Dämpfer zusammensetzt, der ebenfalls mit goldener Beschichtung aufwartet und am Aluminium-Rocker befestigt ist.
Fox Factory-Fahrwerk
In Sachen Schaltung setzt man hier auf die Shimano XTR/XT-Kombination, die mit den mittlerweile üblichen zwölf Gängen aufwartet. Bei den Bremsen setzt man auf eine komplette Shimano XTR-Anlage, die mit Bremsscheiben mit 203 mm Durchmesser vorne und 180 mm versehen ist und so im Hinblick auf den Einsatzzweck wohl kaum Wünsche offen lassen sollte.
Auf den E-MTB-spezifischen Mavic E-Crossmax Laufrädern in 29 Zoll und aus Carbon sind dann Maxxis Dissector Reifen aufgezogen, bei denen auch auf Gewicht geachtet wurde. Vorne kommt daher die EXO-Karkasse und hinten dann die EXO+ Karkasse zum Einsatz. Im Hinblick auf das Nutzungszenario könnte man daher etwas Angst um die Carbon-Laufräder haben.
Rein von den Bildern her dürfte die Einschubtiefe der variablen Sattelstütze durch die Einbauposition des Motors eingeschränkt sein. Ein Test unsererseits dürfte aber Klarheit schaffen. Haibike verbaut bei Top-Modell die Fox Transfer Factory, die ebenfalls mit Kashima-Beschichtung versehen ist.
Fox Transfer Factory
Die eingesetzten Längen bleibt uns die Marke aber in der Presseinformation schuldig. Verschiedene Komponenten von RaceFace, Fizik und XLC komplettieren die Ausstattung. Leider liegt das zulässige Gesamtgewicht bei 120 kg, was definitiv einen Großteil möglicher Nutzer ausschließt.
Modellübersicht
Während die Top-Variante mit 9.999 EUR gerade noch so unter der magischen 10k-EUR-Grenze bleibt, sind die anderen beiden Modelle zu attraktiveren Preisen zu haben. Das LYKE 11 sollte sich mit Fox Performance Fahrwerk kaum schlechter zeigen, während das Einstiegsmodell LYKE 10 mit Rock Shox-Fahrwerk auch nicht zu verachten ist, vor allem, wenn man den Preis von 6.499 EUR bedenkt.
Haibike LYKE CF SE 2023
Haibike LYKE CF SE 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Energy 430 fix, 430 Wh
Display: Fazua LED-Hub
Rahmen: LYKE CF, 140 mm
Gabel: Fox 36 Factory GRIP2, 140 mm
Dämpfer: Fox Float X Factory
Schaltung: Shimano XT/XTR, 1×12
Bremsen: Shimano XTR, 203/180 mm v/h
Vorbau: Raceface Turbine SL, 35 mm
Sattelstütze: Fox Transfer Factory
Sattel: fi’zi:k Terra Aidon Carbon
Laufräder: Mavic E- Crossmax Carbon
Reifen: Maxxis Dissector MaxTerra EXO / Maxxis Dissector MaxTerra EXO+ 29″x2.4″
Gewicht: 18+ kg
zul. Gesamtgewicht: 120 kg
Preis: 9.999 EUR
Haibike LYKE 11 2023
Haibike LYKE 11 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Energy 430 fix, 430 Wh
Display: Fazua LED-Hub
Rahmen: LYKE CF, 140 mm
Gabel: Fox 36 Performance, 140 mm
Dämpfer: Fox Float DPS Performance
Schaltung: Shimano XT/SLX, 1×12
Bremsen: Shimano Deore XT, 203/180 mm v/h
Vorbau: XLC FlowBy, 31,8 mm
Sattelstütze: Dropper-Post remote
Sattel: Selle Italia Model X
Laufräder: Mavic E- Crossmax
Reifen: Maxxis Dissector MaxTerra EXO / Maxxis Dissector MaxTerra EXO+ 29″x2.4″
Gewicht: 19+ kg
zul. Gesamtgewicht: 120 kg
Preis: 7.499 EUR
Haibike LYKE 10 2023
Haibike LYKE 10 2023
Motor: Fazua Ride 60, 250 W, 60 Nm
Batterie: Fazua Energy 430 fix, 430 Wh
Display: Fazua LED-Hub
Rahmen: LYKE CF, 140 mm
Gabel: RockShox Lyrik Select, 140 mm
Dämpfer: RockShox Lyrik Select
Schaltung: Shimano SLX, 1×12
Bremsen: Shimano Deore, 203/180 mm v/h
Vorbau: XLC FlowBy, 31,8 mm
Sattelstütze: Dropper-Post remote
Sattel: Selle Italia Model X
Laufräder: WTB ST i30 TCS
Reifen: Schwalbe Wicked Will Evo Super Ground /Schwalbe Wicked Will Evo Super Trail 29″x2.4″
Gewicht: 20+ kg
zul. Gesamtgewicht: 120 kg
Preis: 6.499 EUR
In einem Video zeigt Haibike auf, wie man sich die Nutzung seiner neuesten Entwicklung vorstellt:
Wann die neuen Haibike LYKE-Modelle verfügbar sind, weiß keiner, nicht einmal Haibike. 😉 Spaß, aber zur Verfügbarkeit der Modelle hat man uns noch keinen Zeitraum mitgeteilt.
Fazit
Mit dem LYKE Light-E-MTB beginnt eine neue Ära bei Haibike. Zum ersten Mal haben die Konstrukteure der Marke ein E-Mountainbike erschaffen, bei welchem es mehr aufs Gewicht, statt auf die Leistung ankommt. Angesichts des Leistungs-Overkill beim FLYON ist dies ein bedeutender Schritt und wird die Richtung anzeigen, in die es wohl beim Team aus Sennfeld in Zukunft gehen wird. Wie sich das Haibike LYKE mit dem Fazua RIDE 60 dann wirklich auf dem Trail fahren lässt, werden wir so bald wie möglich selbst herausfinden und dann hier berichten.
Bis dahin alles Weitere unter www.haibike.com.
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