Ab jetzt gehen die beiden in ihrem Bereich führenden Unternehmen gemeinsame Wege
5 min Lesezeit

Bosch eBike Systems übernimmt das Frankfurter Start-up COBI. Gemeinsam treiben die beiden Unternehmen von nun an die Vernetzung von Menschen, Services und Produkten voran. „Die Kompetenzen, Technologien und Erfahrungen, die COBI mitbringt, sind eine optimale Ergänzung, um Lösungen für die Mobilität von morgen zu entwickeln“, so Claus Fleischer, Geschäftsleiter von Bosch eBike Systems. Über den Kaufpreis der Transaktion vereinbarten beide Seiten Stillschweigen.

Aus einer Hand: digitale Services für Fahrradfahrer und eBiker

Bosch eBike Systems & COBI teilen eine zentrale Überzeugung: Dem „smarten Fahrrad“ gehört die Zukunft. Für die enge Zusammenarbeit gilt dies als wesentliche Voraussetzung, um gemeinsam noch mehr digitale und vernetzte Services und Produkte auf den Markt zu bringen. Seit der Gründung 2014 hat sich COBI positiv entwickelt. So realisierte das Start-up neben einem Aftermarket-Produkt für eBikes und konventionelle Fahrräder unter anderem den Aufbau einer Technologie-Plattform, bestehend aus App, Cloud, Development Kit und Embedded Software.

Mit den Produkten von COBI erweitern wir unser Portfolio und bieten Kunden nun die Wahl zwischen Bordcomputern und Smartphone basierten Lösungen. Angebote für vernetztes eBiken und Fahrradfahren kommen künftig von Bosch“, erklärt Fleischer. Für Andreas Gahlert, Gründer und CEO ist COBI viel mehr als ein Produkt:

Die größten Stärken von COBI sind ein talentiertes Team, aufgewachsen in der Digitalwirtschaft, gepaart mit einer komplexen, modernen Technologie-Architektur. Eine Partnerschaft mit Bosch haben wir schon immer angestrebt. Wir freuen uns über das enorme Potential, welches sich nun ergibt.Andreas Gahlert

Durch die Übernahme wird die COBI GmbH als 100-prozentiges Tochterunternehmen Teil des Bosch-Konzerns. Der Standort Frankfurt am Main als Sitz des Unternehmens bleibt erhalten. Marke und Produkte von COBI werden fortgeführt, die Mitarbeiter übernommen.

Weiterentwicklung digitaler Produkte und Services

Die Digital-Offensive setzen beide Unternehmen konsequent fort. Bosch entwickelt den Bordcomputer Nyon stetig weiter und hat zur Eurobike 2017 zahlreiche Updates vorgestellt. Dazu gehören aktuelles Kartenmaterial, neue Features zu Routenplanung, Höhenmeter-Vorschau und Energieverbrauch sowie eine verbesserte Darstellung der eigenen sportlichen Leistung.

COBI setzt mit seinen Produkten auf den zentralen Einsatz des Smartphones als Steuer-, Infotainment- und Displaylösung. Die bestehende Produktpalette wird weiterhin angeboten. Auch projektierte und bei der Eurobike 2017 vorgestellte Produkte wie zum Beispiel COBI eAir werden wie geplant entwickelt.

Die richtige Idee zur richtigen Zeit

Es sind Ideen, die Fortschritt und Entwicklung prägen. 2014 wurden parallel und unabhängig voneinander Konzepte und Produkte von zukunftsweisender Bedeutung realisiert mit demselben Ziel: „Wir wollen smartes Biken möglich machen.“

Die Entwickler von Bosch eBike Systems in Reutlingen brachten mit Nyon den ersten all-in-one Bordcomputer für eBikes auf den Markt, der dem Fahrer die Möglichkeit bietet, Off- und Onlinewelt intelligent miteinander zu verbinden. Der Bordcomputer vereint die wichtigsten Funktionen in einem Gerät: ob topographische Reichweite, Online-Tourtagebuch, Echtzeit-Routenplanung oder Navigieren per GPS. In Verbindung mit Online-Portal und Smartphone-App „eBike Connect“ entstand so das erste vollvernetzte Ökosystem der Fahrradbranche.

Zur selben Zeit startete in Frankfurt am Main ein Projekt, das sich zu einer der erfolgreichsten Kickstarter-Kampagnen aller Zeiten im Fahrradmarkt entwickeln sollte: COBI.

Der Mai 2014 markierte den Auftakt, die Auslieferung erster Produkte folgte im August 2016. Der Fokus des High-Tech-Unternehmens richtet sich vor allem auf die stark wachsende digitale Zielgruppe, die heute das Smartphone als wesentlichen Bestandteil im Alltag einsetzt. Allein hierzulande nutzen 8 von 10 Deutsche Mobiltelefone mit Touchscreens. COBI verbindet das eigene Smartphone mit dem Fahrrad und verlängert so den digitalen Lifestyle auf Fahrrad und eBike. Das Unternehmen bietet Dienste wie Navigation, Musik, Telefonie oder Fitness. Gleichzeitig vernetzt COBI den Fahrer mit anderen Apps wie Strava, Komoot, Spotify, Apple Health oder Bluetooth Fitness-Sensoren.
Der Entschluss von Bosch und COBI, Kräfte zu bündeln und gemeinsam die digitale Zukunft im Fahrradmarkt zu gestalten, war eine logische Konsequenz.

Durch die Übernahme von COBI schöpfen wir Synergien und sind in der Lage, das Angebot bestmöglich auf unterschiedliche Zielgruppen auszurichten. Digital vernetzte Fahrräder und eBikes sind ein wesentlicher Bestandteil der Mobilität der Zukunft“, so Fleischer.

Exklusiv: Fünf Fragen an Andreas Gahlert

Andreas Gahlert, CEO der COBI GmbH, war bereit, uns fünf Fragen zu beantworten. Am Ende wurden es sogar sechs! 🙂 Hier sind sind seine Antworten:

  1. Welche Vorteile siehst Du persönlich für die Weiterentwicklung von COBI aufgrund der Übernahme seitens Bosch eBike Systems?
    Wir waren seit Gründung an einer Partnerschaft mit Bosch interessiert. COBI bringt an einem eBike den größten Spaß und Nutzen, daher war es klar dass wir mit dem Marktführer zusammen arbeiten wollen. Ein Vorteil ist z.B ist der verbesserte Marktzugang und das Vertrauen, dass man bekommt, wenn man Teil des Bosch Konzerns also des Weltmarktführers ist. Händler waren in der Vergangenheit manchmal zögerlich mit einem Startup zusammen zu arbeiten.

    Andreas Gahlert

    Ich bin wirklich sehr happy und glaube, daß COBI sich so am besten weiterentwickeln kann.

  2. Sollten die Systeme COBI/ Nyon aus Deiner Sicht eigenständig bleiben oder in ein gemeinsames System überführt werden?
    Nicht jeder Nutzer will sein Smartphone am Lenker haben, daher wird es immer auch Nutzer geben die ein All-in One Gerät vorziehen. Bosch hat nun für alle Nutzergruppen eine Lösung.
  3. Gibt es konkrete Punkte, welche die Entwicklung von COBI evtl. behindert haben, die jetzt leichter fallen bzw. ganz wegfallen werden?
    Ja, wir hatten einige Barrieren wie z.B. in das OEM Geschäft mit der Erstausstattung großflächig einzutreten, da Fahrradhersteller eine Gesamtsystem-Zulassung und Garantie vorziehen. Wir gehen davon aus, dass das nun bald einfacher sein wird.
  4. Wird COBI in Zukunft nur für E-Bikes mit Bosch-Antrieb verfügbar sein, oder soll die Weiterentwicklung auch für andere Antriebe bzw. non-E fortgeführt werden?
    COBI bleibt ein offenes System deren Produkte auch für Standard Fahrräder weiterentwickelt wird. Andere Antriebe unterstützen wir weiterhin, unser Fokus liegt aber zunächst auf dem Bosch System.
  5. Was hast du als Erstes gedacht, als Du die Anfrage seitens Bosch eBike Systems bekommen hast?
    Wir waren auf Investorensuche. Also war ich derjenige, der gefragt hat. Die Antwort hat mich allerdings erleichtert.
  6. Soll die COBI-Plattform eigenständig bleiben oder mit der von Bosch verschmelzen?
    Wo es Sinn macht werden wir bei Technologien kooperieren, was genau wird die Zeit zeigen.

Wir bedanken uns bei Andreas Gahlert für seine Offenheit und Mühe und wünschen COBI unter dem Dach von Bosch weiterhin viel Erfolg.

Weitere Informationen auch unter www.bosch-ebike.com oder www.cobi.bike.

Bilder: Bosch/ COBI