Am Montag beginnt der Nationale Radverkehrskongress des Bundesverkehrsministeriums. Gleichzeitig bricht die zweite Laufzeit-Hälfte des „Nationalen Radverkehrsplans 2020“ an. Der ADFC zieht eine kritische Zwischenbilanz.
Wichtige Maßnahmen der Radverkehrsförderung wurden vernachlässigt, der Radverkehrsanteil stagniert, der Fahrrad-Boom droht zu versanden. Als Grund sieht der ADFC ein falsches Verständnis von Fahrradförderung und politische Mutlosigkeit.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt:
Konkret kritisiert der ADFC:
- Fehlendes politisches Engagement pro Fahrrad des Bundesverkehrsministers – Verantwortung für die Steigerung des Radverkehrsanteils wird allein Ländern und Kommunen überlassen
- Fehlendes Monitoring über Radwege sowohl in Bundesverantwortung als auch auf Länder- und Kommunalebene – Netzlücken und unzumutbare Wege-Qualität bleiben unentdeckt
- Keine Verbesserung der Verkehrssicherheit: Das Ziel, die Verkehrstoten von 2011 bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren, wird verfehlt werden, besonders beim Radverkehr (2016 wird fast wieder das Ausgangsniveau von 2011 mit 399 getöteten Radfahrern erreicht)
- Keine Verbesserung beim Fahrradparken – es fehlt ein Bundesprogramm für Radabstellanlagen an Bahnhöfen
- Keine Unterstützung für Kommunen: Angekündigtes „Einsteiger-Paket“ mit Handreichungen für Kommunen fehlt
- Unzureichende Kommunikation: Angekündigte Dachmarke und bundesweite Kampagne zur Förderung des Radverkehrs nicht umgesetzt
- Forschungsdefizit: Fehlende Grundlagenuntersuchung zum Radverkehr, fehlende sozialwissenschaftliche Forschung z.B. zu „Motivation und Hemmnissen bei der Fahrradnutzung“
Der ADFC-Bundesgeschäftsführer teilt dazu weiter mit:
Radverkehrsanteil stagniert…
Fünfzehn Prozent Radverkehrsanteil hat sich die Bundesregierung bis 2020 vorgenommen, derzeit stagniert er bei unter zwölf Prozent.
Beim aktuellen Entwicklungstempo erreicht Deutschland das anvisierte Ziel frühestens 2043!Burkhard Stork
Zum Vergleich: Die Niederlande liegen bei siebenundzwanzig Prozent. Der Bund fordert zwar von den Kommunen (8 – 19 Euro pro Einwohner p.a.) und den Landkreisen (1 – 6 Euro) kräftige Investitionen in den Radverkehr, liegt aber selbst mit seinem Bauprogramm weit zurück. So sind nur etwa 44 Prozent der Bundesstraßen mit Radwegen ausgestattet. Der Radwege-Etat ist mit 100 Millionen Euro im Verhältnis zu 6 Milliarden Euro Straßenbau-Etat deutlich unterdimensioniert.
…obwohl das Fahrrad boomt!
50 Millionen Menschen fahren regelmäßig Fahrrad, etwa 11 Millionen davon täglich. 73 Millionen Fahrräder gibt es in Deutschland – etwa doppelt so viele wie Autos – und jedes Jahr geben die Bundesbürger mehr Geld für Fahrräder und Pedelecs aus.
Kaum eine Lifestyle-Werbung kommt mehr ohne ein Fahrrad aus, immer mehr Fahrrad-Magazine drängen auf den Markt. Der Fahrradtourismus wächst jedes Jahr zweistellig. Und auch im Wirtschaftsverkehr ist das Fahrrad angekommen, immer mehr Paketdienstleister nutzen Lastenräder statt Transporter auf der letzten Meile. Stork: „Die Menschen in Deutschland wollen mehr Radfahren – aber die schlechte Infrastruktur und der dominante Autoverkehr halten sie davon ab.“
Der ADFC fordert vom Bund:
- 800 Millionen Euro Bundesetat u.a. für Ausbau und Sanierung des Radwegenetzes an Bundesfernstraßen, Radschnellwege und Abstellanlagen an Bahnhöfen
- Verbindliche Qualitätsvorgaben für hochwertige Fahrrad-Infrastruktur
- Vorrang von Radschnellwegen vor urbanem Autobahnausbau
- Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit innerorts
- Vision Zero (null Verkehrstote) in die Straßenverkehrsordnung
- Abkehr vom Leitbild der autogerechten Stadt – Vorrang für aktive Mobilität und ÖPNV
- Radverkehrsbeauftragte/n auf Regierungsebene
- Mehr Leidenschaft für das Thema Fahrrad!
Von Ländern und Kommunen:
- Mehr Platz für das Rad zulasten des ruhenden und fließenden Pkw-Verkehrs
- Erprobung neuer Infrastrukturformen, wie geschützte Radfahrstreifen und geschützte Kreuzungen nach US- und niederländischem Vorbild
- Programme für überregionale Radschnellwege in Landesverantwortung, Vorbild NRW
- Konsequente Verfolgung und höhere Bußgelder für Falschparken auf Radwegen
Mehr zum Thema auch direkt beim ADFC.
08. April 2017
Radverkehrsförderung ist
bei uns nur Flickwerk!
Radwege entlang der
Bundesstraße werden hier gebaut entsprechend dem Gelände der
Umgebung, also für Radfahrer Berg- und Talbahn, die Autofahrbahn
schön nivelliert ohne Höhenunterschiede.
Dazu kommen Lärm und
Abgaswolken direkt an den Bundesstraßen, wer will da schon fahren?
Innerorts werden noch
weiße Striche für Radfahrer aufgebracht.
Die vorhandene Straße
wird durch eine zusätzliche Markierung doch nicht besser oder
breiter! Der Raum bleibt der gleiche, das Anspruchsdenken des
durchschnittlichen Verkehrsteilnehmers wird befriedigt, (mein
Straßenteil) für ein „miteinander im Straßenverkehr“ sehe ich
das als Nachteil.
Außerdem wird der
markierte Fahrstreifen vom KFZ Verkehr gemieden. Dadurch bleibt mehr
Dreck und kleine Glassplitter am markierten Fahrstreifen liegen und
verursacht Reifenschäden.
Viele Radler beklagen
mehrere Reifenschäden, verursacht durch die kleinen Glassplitter.
Einen Vorteil für den
Radverkehr bringt ein “abhängen” vom Kfz Verkehr, indem
ich Ampeln umgehen kann und Stand- und Wartezeiten vermeide.
Ein Bericht aus
Nordfinnland beschreibt zB Wegen mit 3,5 bis 6 Meter breit, davon
können wir hier nur träumen:
“In Oulu ist es ähnlich wie in Kopenhagen und den Niederlanden.
Schon in den 1970er Jahren beschlossen die Politiker, auch den
Radverkehr zu fördern und nicht nur das Auto. Das Fahrrad sollte ein
gleichwertiges Verkehrsmittel werden. Es bekam ausreichend Platz, die
Nutzer erhielten ein durchgängiges Radwegenetz. Heute ist es 845
Kilometer lang und jährlich kommen rund 16 Kilometer hinzu. Der
größte Teil der Radwege ist beleuchtet. Das erleichtert das
Radfahren in den Wintermonaten. An stark befahrenen Straßen gibt es
Unterführungen für Radler und Fußgänger. Im gesamten Stadtgebiet
sind es zurzeit etwa 200.
Die Wege sind zwischen 3,5 und 6 Meter breit und überwiegend vom
Autoverkehr getrennt. Das ergibt im Winter mehr Sinn als aufgemalte
Radstreifen auf der Fahrbahn, die sonst monatelang vom Schnee
verdeckt werden. Zwischen den Radwegen und den Fahrspuren für die
Autos verlaufen zudem breite Grünstreifen. Das ist extrem praktisch,
denn dort wird der Schnee aufgehäuft. So nimmt er weder Auto- noch
Radfahrern Platz weg.”
Es gibt viele Wege
parallel, aber abseits zu Hauptstraßen bei uns, aber die sind meist
in katastrophalem Zustand.
Diese Wege baulich
instandsetzen, entsprechende Vorfahrtregelungen vorsehen, das wäre
eine sinnvolle Förderung des Radverkehrs abseits von Abgaswolken und
Stop and Go Verkehr.
Das benötigte Geld dafür
wird anderweitig „verpulvert“
Die Unterstützung der
E-Mobilität für E-Autos nutzt doch der Umwelt auch nur wenig bis
nichts.
Der benötigte Platz für
das E-Auto bleibt der gleich wie für ein herkömmliches Auto,
es steht genau so im Stau,
benötigt auch den gleichen Parkraum usw.
Der Materialverbrauch zur
Herstellung ist höher und die Abgase für die Stromerzeugung werden
von Kohlekraftwerken auch erzeugt.
Die Lärmbelastung wird
nur an der Ampel geringer, den die Fahrgeräusche ab
30 kmh sind fast gleich
einem normalen Auto.
14. April 2017
Stimmt. Hier wird erst einmal alles dem Auto untergeordnet. Das passt nicht zum Fahrrad bzw. Pedelec. Unser Vorschlag wäre: Innenstädte für Fußgänger, Elektroräder und einzig elektrisch angetriebene Fahrzeuge. Radwege flächendeckend ausbauen, natürlich abseits aktueller Autobahnen, Bundesstraßen etc.