Zielgerichtet und nachhaltig verfolgt das Unternehmen seine Strategie
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Das Coboc Hauptquartier befindet sich unweit des Heidelberger Hauptbahnhofs. In einem ehemaligen Firmengebäude der Heidelberger Druck AG hat sich das mittlerweile über 30-köpfige Team rund um Gründer David Horsch und dessen Nichte Annalena Horsch eingerichtet. Hier findet ein guter Teil der Entwicklung statt, dazu Marketing, Verkauf und Kundenservice. Auch die Geschäftsleitung agiert von hier aus, wobei die Produktion in Bayern liegt und der Kontakt zu Fernost inzwischen über ein eigenes Office in Taiwan gehalten wird. Was haben wir bei unserem Firmenbesuch noch erfahren?

Mit dem Bahnrad fing alles an

Die beiden Physiker Pius Warken und David Horsch liebten seit jeher das Fahrradfahren und waren als Studenten unter anderem auch als Fahrradkuriere unterwegs. Auch E-Bikes erregten ihr Interesse, allerdings sahen die damals verfügbaren Modelle zumeist recht klobig und wenig schön aus und waren zudem viel zu schwer.

Genau hier setzt die beiden Jungunternehmer an und entwickelten im viel gerühmten „Hinterhof“ ihr erstes Modell, das auf dem Design eines Bahnrads basierende Coboc eCycle. Nach der Gründung der Horsch und Warken GbR in 2011 stand man dann bereits in 2012 mit einem ersten Prototyp auf der Eurobike und konnte sogleich den begehrten Eurobike Gold Award mitnehmen.

Das Coboc eCycle übertraf damals alles, was auf dem Markt war, sowohl hinsichtlich des Gewichts (nur 13,5 kg), als auch hinsichtlich der Integration. Die Heidelberger brachten den Akku samt Elektronik im Unterrohr ihres leichten Rahmens unter, wobei von außen nur Kennern der Heckmotor sichtbar blieb, den man von Bafang bezog.

Man entwickelte sein Pedelec weiter zum Coboc eCycle 2.0, welches dann den Bundespreis Ecodesign erhielt und David Horsch im Rückblick zu dieser Aussage brachte:

Den Preis zu bekommen zu einer Zeit, da wir nicht mehr als eine Idee und ein Konzept hatten, war schon ein richtiger Booster. Wir sind sozusagen aus unserer Hinterhofwerkstatt ins Umweltministerium eingeladen worden, um den Preis entgegenzunehmen. Das hat uns wirklich motiviert. Es war wichtig zu erfahren, dass auch andere unsere Idee gut finden und an sie glauben.David Horsch

COBOC eCycle 2.0; Bild: Coboc

Nicht lange, nachdem das erste Modell gezeigt wurde, erhielt man übrigens Post von Anwälten der Accell-Gruppe, die ein Patent hinsichtlich der Integration des Akkus verletzt sahen. Allerdings konnte man diesen Vorwurf abwenden und sich stattdessen über den Erhalt zahlreicher renommierter Awards freuen, welche die Macher für den Stress entschädigten.

Man erhielt in 2013 einen ersten Auftrag zum Bau von 100 E-Bikes, was sich schwieriger gestaltete, als man es zuerst erwartet hatte. Man war inzwischen in die alte Feuerwache in Heidelberg umgezogen, ein Ort für Start-ups und Kreative, wo die Modelle dann in Handarbeit zusammenschraubte und den ersten „Großauftrag“ schließlich bewältigte.

Das war der richtige Startschuss für die Coboc GmbH & Co. KG, auf welche man inzwischen umfirmiert hatte.

Rasant folgte die Weiterentwicklung bis zum angestrebten „Endprodukt“ des Entwicklerteams, dem Coboc eCycle. Hier flossen noch einige Änderungen beispielsweise in Sachen Bedienung und Ladeport mit ein, das Grundkonzept aber blieb für das Serienmodell in 2014 natürlich unangetastet.

Coboc eCycle; Bild: Coboc

Es findet sich auch heute noch in jedem E-Bike der Marke, deren Motto nach wie vor heißt:

Slim, simple, sleek.

Es folgen weitere Modelle in 2015: das Soho mit seinem silber glänzendem Rahmen und das Rome mit hydraulischen Scheibenbremsen verbindet dabei das leichte Antriebssystem und der typische Singlespeed-Antrieb. Es folgen 2016 das Vesterbo mit Lichtanlage, Schutzblechen und Taschenhalter und dessen Damenvariante Seven Vilette, alles so reduziert wie möglich designt.

In Sachen Vertrieb erweitert man sein Netz in Richtung Schweiz. Ab diesem Jahr geht man auch Partnerschaften ein, z.B. mit dem Schauspieler Jürgen Vogel, der als neuer Markenbotschafter für die leichten Pedelecs der Marke wirbt.

Jürgen Vogel mit Coboc ONE Berlin; Bild: Coboc

Auch wird für ihn ein spezielles Sondermodell aufgelegt. Bis zum heutigen Tag konnte man auch Richy Müller, Christian Metzler, Katja Riemann, Irina Pfennig und Hansi Flick als Ambassadoren für die Slim E-Bikes von Coboc gewinnen.

Durchstarten mitten in Heidelberg

Im Jahr 2017 zieht Coboc in die Räumlichkeiten um, an denen man noch heute beheimatet ist. Die ehemalige Hauptverwaltung der Heidelberger Druckmaschinen AG nahe des Hauptbahnhofs in Heidelberg setzt mit ihrem nüchternen Industriedesign den richtigen Kontrast zu den modernen Produkten des mittlerweile auf 25 Mitarbeiter angewachsenen Teams der Marke.

Coboc Headquarter in Heidelberg

Pius Warken verlässt das Unternehmen, nachdem man sich nicht über die zukünftige Strategie des Unternehmens einigen kann. Annalena Horsch tritt im gleichen Zuge als CEO in die Unternehmensführung ein. Man erweitert sein Programm mit den Modellen Kanda und Montreal und weicht damit erstmals vom Singlespeed-Antrieb ab.

Bild: Coboc / David Breun

In 2018 betritt man dann den Markt in Benelux, wobei den dortigen Partnern dann auch das brandneue Service-Tool Cobox zur Verfügung steht. Auf der Eurobike zeigt man exklusiv eine Studie eines E-Gravelbikes, welches im Jahr darauf als Modell Torino vorgestellt wird. Jetzt geht es für die Marke das erste Mal in das Offroad-Segment.

Ebenfalls in 2018 legt man sein „Ur-Modell“ neu auf und übertrumpft mit dem Coboc ONE eCycle F1 dessen Werte spielend: 10,8 Kilogramm Gewicht und die gewohnte Reichweite von 70 bis 100 km stehen an. Erzielt wurde dies mit konsequentem Leichtbau und zahlreichen Anbauteilen aus Carbon!

Coboc ONE eCycle F1 2019

Coboc ONE eCycle F1; Bild: Coboc

Die neue Webseite ermöglicht in 2019 den Direktvertrieb, die Räder werden aber weiter über den Fachhandel ausgeliefert und die Händler finanziell beteiligt. Ein eigenes Leasingkonzept bedient noch im selben Jahr die ersten Firmen mit Flotten-E-Bikes. Die Produktion wird bei einem Partner in Regensburg durchgeführt, mit welchem man ein Montagekonzept ausgearbeitet hat (15 Bikes am Tag derzeit).

Mit dem Kallio stellt Coboc im Jahr 2020 seinen ersten Tiefeinsteiger vor und schlägt damit ein neues Kapitel in der Firmengeschichte auf. Auch wurde beim 17,5 kg wiegenden Modell auch der hauseigene Motor CBC01 eingeführt.

Coboc SEVEN Kallio 2020

Coboc SEVEN Kallio 2020

Es folgen ein E-Trekkingbike mit dem Merano und auch das Iseo, welches als erstes Modell der Marke eine Federgabel mitbringt. Für das kommende Jahr wartete Coboc mit seinem ersten Modell mit Auslegung auf den innerstädtischen Transport auf.

Das Bristol trug erst einen anderen Namen, den man aus markenrechtlicher Sicht aber nicht in dieser Kategorie benutzen durfte. Das Geplänkel, auf welches sich Coboc nicht groß einließ, änderte nichts am Erfolg des Urban Utility-E-Bikes aus Heidelberg.

Auch in 2023 stellte man mit dem Sydney ein neues Modell vor, das sich an Pendler und Sportskanonen gleichermaßen richten sollte. Das Merano wurde wie das Vesterbro noch mit Trapezrahmen aufgelegt, letzteres dann auch mit Herrenrahmen. Ebenfalls präsentierte man noch eine Studie, die den brandneuen Bosch Performance Line SX integrierte.

Dazu wollten wir natürlich mehr direkt von David Horsch wissen.

Coboc Skye im Detail

Bereits auf der Eurobike 2023 stellte für uns die Integration des Bosch SX in der Studie als eine der besten und unscheinbarsten dar. Dieses Design konnte auch ins heute gelaunchte Serienmodell gerettet werden und stellt sich aus unserer Sicht jetzt noch smoother dar.

Coboc Skye DMT (First Look)

Coboc Skye als Tiefeinsteiger

Neben dem zum Motor hin leicht verjüngenden Unterrohr, in welchem der Motor samt durchdachter Abschlussblende mit Kabelführung integriert ist, hat sich Coboc auch bei der Position und Gestaltung des Ladeports besondere Mühe gegeben.

Gut erreichbar für den Anschluss des Ladegeräts, kann auch der PowerMore 250 Range Extender leicht dort angeschlossen werden, um die Reichweite entsprechend zu erhöhen.

Dank typischer Form am Oberrohr bei Herrenmodell und typischer Coboc-Blende ist der Wiedererkennungswert sehr hoch. Die LED-Anzeige samt Bedienknopf findet sich hier nicht, dafür wird die Bosch Purion Bedieneinheit verbaut.

Dank stabiler RockShox-Luftfedergabel und grobstolligen Reifen ist auch der Königsstuhl nicht mehr vor den E-Bikes von Coboc sicher. Wer sich dorthin begibt, läuft Gefahr, von David locker auf den dortigen Strecken überholt zu werden. 😉

Typisches Coboc-Design findet man auch am schwebend montierten Gepäckträger wieder und auch in der im Schutzblech integrierten Rückleuchte. Das Frontlicht ist dabei vor dem Lenker montiert.

Ein Tiefeinsteiger ähnlich dem neuen Skye ist heute erste Wahl für Firmengründer David Horsch und bringt diesen, oft mit allerlei nicht serienmäßigen Anbauteilen, schnell durch die Heidelberger Innenstadt und das Umland.

In den Innenräumen hatte der Autor noch Gelegenheit, ein kleines Rennen auf den seriennahen Prototypen gegen David zu fahren. Trotz kräftigen Bosch-Antrieb stand er wegen fehlender Ortskenntnis aber auf verlorenen Posten. 😀

Wo arbeitet das Coboc-Team?

Daher haben wir uns lieber noch angeschaut, wo das Team von Coboc arbeitet. Die Design- und Entwicklungsabteilung ist das Reich von David, der hier mit seinem Konstruktionsteam, an vier Arbeitsplätzen ausgeklügelte Lösungen erarbeitet.

Hier finden sich zahlreiche Bauteile, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die verschiedenen Rohrabschnitte und Farbmuster gehören nicht dazu. Wenn man eine Änderung schnell ausprobieren möchte, steht Coboc auch ein 3D-Drucker zur Verfügung.

Gleich nebenan ist die Werkstatt, in welcher nicht nur schwierige Fälle von Kundenrädern bearbeitet, sondern auch diverse Prototypen aufgebaut bzw. auch umgebaut werden.

Im Elektronik-Entwicklungs- und Prüfraum erfahren wir, dass die Prototypen zumeist auch Namen bekommen, wie zum Beispiel Tracking Tracy oder Vanilla Thunder, wie uns Micha Ziegler vom Marketing hier zeigt.

Der Chef-Ingenieur von Coboc konfektioniert und optimiert hier beispielsweise die Zellanordnung samt Elektronik, oder testet die Motoren unter Last im Dauerlauf, damit die Kunden später keine Überraschung erleben.

 

 

Im Office sitzt das Team von Einkauf, Sales, IT, Kundenservice oder Marketing.

Auch Annalena Horsch, Geschäftsführerin von Coboc, hat hier ihr Büro.

In einem Meeting-Abteil können Details mit dem Team in Ruhe besprochen werden.

Es gibt mehrere Besprechungsräume, wo das Team diverse Angelegenheiten in Ruhe klären kann. In einem davon, der mit einem großen Tisch ausgerüstet ist, lassen sich die Meinungsverschiedenheiten auch per Tischtennis-Duell ausfechten. 😉

In der Küche findet sich das Team wahrscheinlich nicht nur in den Pausen ein. Schließlich kann man auf den bequemen Sesseln auch herrlich entspannen. Es gibt auch eine Art Mensa, wo sich die wohl beste Kaffeemaschine im Haus befindet.

Die Lounge ist im Style von Coboc eingerichtet und bietet Tische, ein bequemes Sofa oder auch eine Bar! Kein Wunder, dass hier auch des Öfteren diverse Firmenfeste oder Händlerevents stattfinden.

Man kann aber auch dort in aller Ruhe arbeiten, wie man bei David sieht.

Oder aber man bestaunt diverse Modelle, die dort herumstehen. Darunter das Bike von Hansi Flick.

Oder auch Kaffeemobil des Schwiegersohns von Hansi Flick.

Und das neue E-Bike des NBA-Basketballers Paul Zipser (nicht im Bild). Auch diverse andere Modelle von Coboc sind dort ausgestellt, auch spezielle Aufbauten, wie dieses traumhaft schöne E-Gravelbike, dessen Rahmen bei Lichteinfall rötlich schimmert.

Die Designelemente findet man teilweise auch am Stand auf den Messen, wie beispielsweise auf der morgen startenden Eurobike 2024.

Coboc in der Zukunft?

Wir haben uns auch mit Annalena Horsch unterhalten und gefragt, wie man sich die Zukunft bei Coboc vorstellt. Bisher bedient man eine stetig wachsende Klientel, die auf schlanke, leichte und sportliche E-Bikes steht.

Besonders die Tiefeinsteiger werden immer häufiger nachgefragt und haben für eine beständige Nachfrage gesorgt. Das Produktportfolio wird zwar nach und nach erweitert werden, aber man möchte nicht „Allerwelts“-Segmente bedienen, sondern bei seinen Slim E-Bikes bleiben.

Weiteres Wachstum des Unternehmens soll aus dem bestehenden Team herauskommen. Man plant aktuell nicht, das Personal noch weiter aufzustocken und möchte zum Beispiel mittels Optimierung von Prozessen usw. weiter vorankommen.

Fazit

Wir haben in Heidelberg einen hervorragenden Einblick in das Unternehmen Coboc bekommen. Wir haben mit David sowohl über die historischen Momente der Firma gesprochen, als auch Wissenswertes über die aktuellen und kommenden Produkte mitgenommen. Nach der kurzen Testfahrt des Coboc Skye steht auf jeden Fall noch ein ausgiebiger Test noch aus. Der Kontrast des etwas in die Jahre gekommenen Standorts zu den modernen und reduzierten E-Bikes stellt aus unserer Sicht etwas Besonderes dar und dürfte sich zudem auch positiv auf die Gestaltungsprinzipien der Marke auswirken: Slim, simple, sleek. Wir sind gespannt, was wir von der einzigartigen Marke noch erwarten dürfen und bedanken uns herzlich für die Einladung.

Und hey: Am Ende ist eh alles Electro!

Transparenzhinweis: Das Team von Pedelecs & E-Bikes wurde von der Coboc GmbH & Co. KG nach Heidelberg eingeladen und übernahm dabei die Kosten für Anreise und Verpflegung. Auf die redaktionelle Berichterstattung und die Meinung des Autors hatte dies keinen Einfluss.