Französisch-japanisches Industrieprojekt zielt auf High-End-Renn- und Gravelbikes
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Bereits 2023 erstmals vorgestellt, zielt der E-Bike-Antrieb X-Tend von Mavic darauf ab, den etablierten Größen der Branche ernsthaft Konkurrenz zu machen. In enger Kooperation mit Jtekt, der auf Mechatronik spezialisierten Toyota-Tochter, will das französische Traditionsunternehmen den Motor nun in die industrielle Serienfertigung überführen – und dabei neue Maßstäbe in puncto Gewicht, Integration und Fahrdynamik setzen.

Mavic X-Tend: Von der Investitionshürde zur industriellen Serienfertigung

Noch vor wenigen Monaten stand Mavic vor einer entscheidenden Hürde: Wie in unserem früheren Artikel aufgezeigt, suchte das Unternehmen seither nach Investoren, um rund 10 Millionen Euro für die industrielle Fertigung des X-Tend-Motors aufzubringen – ein Kraftakt für die Bourrelier Group (seit 2020 Inhaber von Mavic), deren Jahresumsatz bei rund 50 Millionen Euro liegt.

Mavic X-Tend 2023

Nun ist klar: Mit Jtekt hat Mavic genau jenen Partner gefunden, den man damals skizziert hatte – einen industriell erfahrenen Akteur außerhalb der E-Bike-Branche mit tiefgreifender Mechatronik-Kompetenz. Der Schritt von der Prototypenphase in die Produktion ist damit gelungen. Der X-Tend-Motor ist serienreif, mit voller Rückverfolgbarkeit und Qualitätskontrolle nach Automobilstandard.

Kompakt, leicht, leistungsfähig: Der neue Maßstab?

Nur 1,2 Kilogramm wiegt der vollständig ins Tretlager integrierte Antrieb, dessen schlanker Durchmesser von 87 mm eine unauffällige Rahmenintegration ermöglicht. Damit lassen sich E-Rennräder mit unter 10 kg Gesamtgewicht realisieren – eine Seltenheit, selbst im High-End-Bereich.

Mavic X-Tend

Kern des Konzepts ist eine möglichst natürliche Unterstützung: Ein patentierter Freilaufmechanismus ohne Reibungsverluste sorgt dafür, dass der Übergang zwischen aktivierter Unterstützung und freiem Pedalieren über 25 km/h nahtlos bleibt – ganz ohne Widerstand.

Hightech aus Irigny – mit Automobil-DNA

Der Produktionsstandort in Irigny bei Lyon spielt dabei eine Schlüsselrolle: Dort arbeiteten rund 290 Ingenieurinnen und Ingenieure an der Umsetzung des Motors, jetzt unterstützt durch das Know-how von Jtekt in sicherheitskritischen Fahrzeugsystemen und keramischen Präzisionslagern.

Die Fertigung soll dabei strikt den Prinzipien der kontinuierlichen Verbesserung (Kaizen) folgen – inklusive voller Rückverfolgbarkeit und Reproduzierbarkeit. Für OEM-Partner bedeutet das: industrielle Stabilität, gleichbleibende Performance und ein verlässliches After-Sales-System.

Technik für Puristen

Mavic bleibt im Weiteren seiner Linie treu: Ein E-Bike soll ein Fahrrad bleiben – kein Motorrad mit Pedalen. Der X-Tend-Motor wurde daher bewusst so konzipiert, dass er sportlich ambitionierte Fahrerinnen und Fahrer anspricht, die eine dezente, aber wirkungsvolle Unterstützung suchen.

Mit Shimano-Standardachsen (24 mm) ist der Antrieb bereits kompatibel, Gespräche mit SRAM laufen. Auch der Q-Faktor bleibt nahe an klassischen Rennradmaßen, was die Umstellung für sportliche Nutzer erleichtert.

Eine europäische Antwort auf Bosch und Shimano?

Mit dem nun serienreifen X-Tend möchte Mavic ein starkes Zeichen setzen: Das Unternehmen positioniert sich als ernstzunehmender Innovator im E-Bike-Segment und liefert gleichzeitig ein Beispiel dafür, wie gezielte Industriekooperationen über Branchengrenzen hinweg neue Wege eröffnen können.

Erste Gespräche mit Fahrradherstellern laufen bereits, die Markteinführung dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Dass es dafür einen Partner wie Jtekt brauchte, bestätigt die damalige Einschätzung von Jean-Michel Bourrelier – und macht den Weg frei für eine europäische Alternative zu den dominierenden E-Bike-Systemen aus Deutschland und Asien.

Mehr zum X-Tend Antrieb gibt es schon bald auf der Mavic-Webseite.

Mit Informationen von Volto Vélo und Interempresas.