Deutschland laut neuem Report nur Mittelmaß im europäischen Vergleich
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Der europäische Fahrradverband Cycling Industries Europe hat soeben seine zweite Benchmarking-Analyse von Bikesharing-Systemen in 148 Städten vorgestellt, die von der EU als führend in den Bereichen urbane Mobilität und Klimawandel identifiziert wurden. Der Bericht zeigt das große Potenzial von Bikesharing auf, ermöglicht eine Erfolgsbewertung der aktuellen Systeme in Deutschland und liefert Indikatoren für effektive Investitionen in Bikesharing.

Keine deutsche Stadt hat es in die Top 10 im Ranking der Hauptindikatoren (Ausleihen pro 1000 Einwohner pro Tag) geschafft, aber bei den gut platzierten Städten wie Dresden (14.) und Karlsruhe (17.) fällt eine Gemeinsamkeit auf: die Bikesharing-Systeme sind hier in den öffentlichen Nahverkehr integriert oder daran gekoppelt. Je einfacher es den Menschen gemacht wird, von Bus oder Bahn direkt aufs Fahrrad umzusteigen, desto mehr wird diese Möglichkeit genutzt. Insbesondere dann, wenn sich die Nutzer nicht noch mühsam mit verschiedenen Apps registrieren müssen, sondern das Angebot zum Beispiel über ihre Monats- oder Jahreskarten nutzen können.

Wasilis von Rauch, Geschäftsführer von Zukunft Fahrrad: „Die Ergebnisse zeigen: Bikesharing muss Teil des öffentlichen Nahverkehrs werden, damit es sich voll entfaltet. Die Verfügbarkeit von Leih-Fahrrädern vergrößert das Einzugsgebiet von Haltestellen massiv. Es liegt nahe, solche Angebote als Teil der öffentlichen Daseinsfürsorge zu behandeln. Angesichts steigender Lebenshaltungskosten ist Bikesharing ein erschwingliches, klimafreundliches und gesundheitsförderndes Mobilitätsangebot für alle. Es hilft, der zunehmenden Mobilitätsarmut zu begegnen. Denn Verkehrswende und soziale Mobilität gehören zusammen.“

Karlsruhe und Mannheim haben es unter die Top 10 der Bikesharing-Systeme mit den meisten Ausleihen pro Rad pro Tag geschafft. Was zunächst eine gute Effizienz zeigt, ist genauer betrachtet ein Indikator, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist und dass dringend ausgebaut werden muss. Viele Städte und Kommunen würden Bikesharing-Systeme auf- oder ausbauen, wenn sie die Mittel dafür hätten. Die Bundesregierung sollte deshalb ein Förderprogramm mit einem ehrgeizigen „30-30 bis 2030“ Ziel auflegen: 30 deutsche Städte sollen bis 2030 30 Fahrten pro Tag und 1.000 Einwohner erreichen.

Bild: Tink Bike

Um vergleichbare Effekte für die gesamte Bevölkerung zu erzielen wie in den bestplatzierten Städten Paris, Antwerpen und Ljubljana, muss das Angebot erweitert werden – davon profitieren die Kommunen gleich doppelt. Denn der Umstieg von mehr Menschen aufs Rad entlastet nicht nur den innerstädtischen Verkehr, sondern auch die Gesundheitssysteme. Jede Investition in Bikesharing-Systeme und Fahrradinfrastruktur rechnet sich so gleich mehrfach.

Wasilis von Rauch: „Städte und Kommunen ächzen unter dem immer noch wachsenden Pkw-Verkehr. Es fehlen die Mittel um etwa den ÖPNV so schnell und umfassend auszubauen, dass wirklich alle Menschen die Möglichkeit haben nachhaltig mobil zu sein. Mit der Förderung des Radverkehrs und Bikesharing gelingt eine sozialgerechte Mobilitätswende – und bietet auch für den Tourismus zusätzliche Attraktivität. So gewinnen alle.“

Logo: Zukunft Fahrrad

Stephan Kühn, Verkehrsbürgermeister der Stadt Dresden: „Wir freuen uns sehr über den nationalen Spitzenplatz unserer MOBI-Bikes. Das Erfolgsrezept ist die Integration in das Angebot der Dresdner Verkehrsbetriebe, die sich als Mobilitätsdienstleister verstehen. Die MOBI-Angebote mit Bike- und Carsharing sowie On-Demand-Shuttle sichern zusammen mit Bus und Bahn Mobilität ohne ein eigenes Auto. Das Bike-Sharing-Angebot wird in den nächsten Jahren weiter wachsen, wir wollen weitere Stadtteile erschließen und die Anzahl der Fahrräder erhöhen. Die MOBI-Bikes ermöglichen nicht nur klimafreundliche Mobilität, sie sind auch das preisgünstigste Mobilitätsangebot in der Stadt.“

Janick Friese, Stadtplanungsamt Karlsruhe: „Mit dem Ziel einer nachhaltigen Mobilität kümmert sich Karlsruhe als Fahrradstadt schon seit vielen Jahren darum, das Radfahren in der Stadt attraktiver zu gestalten. Neben einer guten Infrastruktur zählt dazu auch das Bike Sharing System „KVV Nextbike“. Zusammen mit dem Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) wurde ein umfangreiches Angebot an free floating und stationsgebundenen Leihrädern geschaffen. Durch diese Zusammenarbeit bietet sich das Sharing System als optimale Ergänzung zum Karlsruher ÖPNV Netz an.

Dass dieses Angebot so gut angenommen wird und Karlsruhe damit zu den besten deutschen Städten gehört, freut uns als Stadt sehr. Gleichzeitig ist dies aber auch Ansporn, das Angebot noch weiter zu verbessern. Bereits vor wenigen Jahren wurde das Angebot nochmals um 300 zusätzliche Fahrräder ergänzt. Für die nähere Zukunft ist geplant, auch Lastenräder in das System aufzunehmen, um auch für Fahrten mit größerem Gepäck eine Alternative zum Auto anbieten zu können.“

Terminhinweise:

Link zum CIE-Report “Shared Ambition”

Weitere Details unter: www.zukunft-fahrrad.org.