Mit next-Level Integration und smarten Details wirkt das E-Bike fast wie aus der Zukunft
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Wir haben das Precede:ON CF9 ST von Canyon getestet. Die neue Serie wurde im Herbst 2020 vorgestellt und stellt sich in Sachen Integration bisher noch immer als unerreicht dar. Der moderne Rahmen und der sehr hohe Integrationsgrad lassen das E-Bike auch heute noch sehr futuristisch wirken. Wie sich das Pedelec, welches wir in der komfortablen Tiefeinsteiger-Variante getestet haben, auch unseren Fahrten geschlagen hat, verraten wir in folgendem Beitrag.

Canyon Precede:ON CF9 ST im Detail

Das E-Bike kommt in einem wirklich nicht kleinen Karton zum Kunden, in welchem es aber sicher untergebracht ist. Allerdings stellt die schiere Größe des Kartons auch die Transportdienstleister vor Herausforderungen. Die mittlere (Papp-)Stütze ist jedenfalls regelmäßig defekt oder fehlt gleich ganz bei der Ankunft, da es wohl zu schwierig ist, mit dem Hubwagen hinein zu treffen. 😉

Im Inneren ist alles mit einem ausgeklügelten System untergebracht, könnte aber unbedarfte Nutzer doch vor Herausforderungen stellen. Als schwierigsten Part sehen wir dabei die Montage des vorderen Laufrades an, vor allem wenn man keinen Helfer hat, denn dafür muss das E-Bike angehoben und gleichzeitig das Rad montiert werden. Sollte man z.B. im Reparaturfall jemals den Karton wieder brauchen, wird man diesen kaum wieder so stabil bekommen, wie es der Hersteller ausgeliefert hat!

Ob viele Kunden zudem den Platz haben, solch einen großen Karton zwischenzulagern, dürfte zudem sehr fraglich sein, denn man kann diesen jedenfalls nicht ganz flach zusammenklappen, wie man es von anderen Fahrradkartons vielleicht gewohnt ist. Da uns schon einige Leser gefragt haben: Canyon liefert alles mit, um das E-Bike verkehrssicher zu machen. Es sind Rückstrahler dabei und auch Werkzeug, um alle Arbeiten für den ersten Aufbau des E-Bikes zu erledigen.

Canyon Precede:ON CF9 ST 2022

Was einem am Canyon Precede:ON CF9 ST gleich auffällt, ist die Tatsache, dass das E-Bike wie aus einem Guss wirkt. Es gibt keine störenden Kabel oder Züge und der Lenker passt sich in seinem Design auch so gut wie möglich dem Gesamtbild an. Der eigens kreierte Carbonrahmen ist modern und integriert das Performance Line CX Antriebssystem der vierten Generation von Bosch so harmonisch ins Design, dass es fast wie dazu gehörend wirkt.

Bosch Performance Line CX (Gen 4)

Der starke Antrieb mit 85 Nm eignet sich auch für Städte mit Kessellage wie Stuttgart und hat demnach in flachen Lagen eher leichtes Spiel. Dies auch, wenn ein Kinderanhänger (z.B. Croozer) angebracht ist oder auch der Gepäckträger voll beladen ist.

Für die meisten Städte sollte der im Unterrohr von oben eingesetzte Bosch PowerTube-Akku mit 500 Wh durchaus ausreichen, für ausgedehnte Ausflüge am Wochenende eher nicht. Der mitgelieferte Compact Charger von Bosch lädt leider nur mit 2A, so dass man ziemlich lange warten müsste, um den Akku damit unterwegs wieder aufzuladen. Die Ladeportabdeckung wurde von Canyon designt und funktioniert um Längen besser als das Original von Bosch.

Die aktuelle Reichweite und eine Vielzahl an weiteren Informationen werden dem Nutzer über das Kiox-Display mitgeteilt, welches im Canyon CP02 Cockpit integriert ist und auch eine Navigationsfunktion mitbringt. Gesteuert wird das Display dann mittels zugehörigem Bediensatellit, welcher sich quasi blind betätigen lässt und so die Augen des Nutzers auf der Straße hält.

Damit hier auch in Dämmerung und Dunkelheit nichts schiefgeht, hat Canyon unter dem Kiox-Display eine helle Lampe von Supernova integriert, welche auch ein Fernlicht mit 550 Lumen mitbringt, welches über einen am linken Lenkergriff verbauten Schalter ein- und ausgeschaltet werden kann. Stellt man sein E-Bike ab, kann dieses über die Lock-Funktion des Kiox ganz einfach gesperrt werden.

Das Cockpit integriert nicht nur Kabel und Bauteile des Elektroantriebs, sondern auch die Geberzylinder der hydraulischen Bremsanlage von TRP. Die Bremshebel wurden dabei speziell für Canyon entwickelt und fügen sich optimal ins Design des E-Bikes ein. Auch die Scheibenbremsen wurden extra auf das Precede:ON CF9 ST angepasst und sind laut der Macher sehr kräftig.

Enviolo AUTOMATiQ Sport

Die Kraftübertragung auf das Hinterrad hat bei unserem getesteten Modell ein Zahnriemen von Gates übernommen, dem die Enviolo AUTOMATiQ Sport Nabenschaltung angegliedert ist. Bei dieser Konfiguration kann Canyon komplett auf Schalthebel bzw. auf eine zusätzliche Bedieneinheit verzichten, denn die gewünschte Trittfrequenz wird einfach über das Kiox festgelegt und die AUTOMATiQ hält dann diese zuverlässig ein.

Einstellung der Trittfrequenz

Für Komfort auf der Strecke soll der bequeme Sattel aus der Essenza-Serie von Selle Royal sorgen. Diesen montiert Canyon auf seine VCLS Carbon-Sattelstütze mit Fliphead-Technologie, die ihrerseits noch zusätzlich dämpfend wirken soll.

Farbig abgesetzt zum restlichen Design stellt sich dann der eigens kreierte Gepäckträger dar, welcher mit Ortliebs QL3.1 System kompatibel ist und bis zu 25 kg tragen kann. Ein mitgeliefertes Gummiband hält dann verschiedene Dinge auf die Schnelle zuverlässig darauf fest. Ebenso gibt es als Zubehör einen Gepäckträger für die Front, der weitere Last aufnehmen kann (5 Kilogramm).

Tief heruntergezogene Schutzbleche schützen den Fahrer vor widrigen Bedingungen, wobei die Koblenzer wohl aus Designgründen auf einen Schutz für den Zahnriemen verzichten. Weite Kleidung könnte sich dann trotzdem im großen Antriebsrad verfangen, wenn es schiefläuft.

Kaum sichtbar ist der integrierte Seitenständer, stützt das E-Bike nach dem Ausklappen aber zuverlässig ab. Im Bereich der fürs Ausklappen gedachte Nase am Ständer schützt man den Lack des Rahmens mit einer Schutzfolie. Am Sitzrohr finden sich Anschraubpunkte für ein Faltschloss, allerdings kann am Rahmen kein Flaschenhalter befestigt werden.

Im Fahrtest

Mit über 23 Kilogramm ist das Precede:ON CF9 ST auch dank Carbonrahmen nicht allzu zu schwer und lässt sich in Verbindung mit dem kräftigen Motor entsprechend agil beschleunigen. Zum sportlichen Fahrgefühl trägt dann auch die Starrgabel bei, die ein direktes Fahrverhalten vermittelt.

Allerdings erreichen so auch nahezu alle Schlaglöcher und Bodenunebenheiten den Nutzer, wobei hier die Schwalbe G-One Allround auch keine Wunder vollbringen können. Auf längeren Bodenwellen federt die spezielle Sattelstütze einiges ab, kann sich aber trotzdem nicht mit „richtigen“ Federelementen messen. Viele Nutzer bevorzugen aber ein solch zackiges Fahrverhalten und werden die Komfort-Kröte daher gerne schlucken.

Sportlich geht auch die automatische Enviolo Nabenschaltung zu Werke, die mit einer passenden Abstimmung kommt. Über das Kiox-Display lässt sich die gewünschte Trittfrequenz einstellen, die dann bestmöglich gehalten wird. Die Enviolo-App benötigt man hier nicht und muss sich auch nicht umständlich erst per Bluetooth mit der Nabe verbinden.

Über die Sattelhöhe und das Verschieben des Sattels kann man seine Position auf dem E-Bike anpassen, aufgrund des integrierten Cockpits steht hier aber keine weitere Einstellmöglichkeit zur Verfügung. Somit nimmt man eine recht sportliche Sitzposition ein, die im Zweifel die Handgelenke auf längeren Strecken etwas mehr als notwendig belastet.

Durch die tiefe Integration der Komponenten haben Nutzer aber auch Vorteile, denn hier gilt der Spruch „Einschalten & Losfahren“ wortwörtlich. Kein Herumschalten, kein Suchen der Gänge und auch nach umständlicher Wartung verlangt das Precede:ON CF9 ST nicht. Für richtig steile Berge ist die Bandbreite der Enviolo-Nabe nicht breit genug, wird aber vom kräftigen Bosch CX Antrieb ausgeglichen.

Die Bremsen zeigten sich dank Rotoren mit 180 mm Durchmesser als groß genug dimensioniert, um auch das voll beladene Pedelec zuverlässig abzubremsen. Die Schwalbe-Bereifung hat bei unseren Testfahrten auf verschiedenen Untergründen jeweils einen guten Kontakt hergestellt.

PRO
  • sehr modern und futuristisch gezeichneter Carbonrahmen
  • starker Bosch Performance Line CX (Gen4) Motor
  • Enviolo AUTOMATiQ (Sport)
  • agiles Fahrverhalten
  • komplett integriertes Cockpit (Optik & Funktion)
  • integrierte, kräftige Bremsanlage von TRP
  • hohes zulässiges Gesamtgewicht
  • helle Lichtanlage mit Fernlicht
  • stabiler Gepäckträger mit Gurt und QL3.1 System
  • wartungsarmer Zahnriemen
  • Montagepunkt für Faltschloss
  • schöne Details (z.B. unsichtbarer Ständer, Sattelstützenklemme)
CONTRA
  • komplett integriertes Cockpit (Ergonomie)
  • Federgabel wird zeitweise vermisst
  • kein Montagepunkt für Flaschenhalter
  • langsames Ladegerät (Compact Charger)

Canyon Precede:ON CF9 ST 2022

Canyon Precede:ON CF9 ST 2022 Test

Motor: Bosch Performance Line CX Gen4, 250 W, 85 Nm
Batterie: Bosch PowerTube 500, 500 Wh
Display: Bosch Kiox
Rahmen: Canyon Precede:ON ST CF U016
Gabel: Canyon FK0052
Schaltung: Enviolo AUTOMATiQ
Bremsen: Canyon integrated by TRP GP0164
Sattelstütze: Comfort Sattelstütze, Canyon S25 VCLS 2.1
Sattel: Selle Royal Essenza
Laufräder: Alexrims MD25
Reifen: Schwalbe G-One Allround, 57 mm
Gewicht: 23,05 kg (S)
zul. Gesamtgewicht: 140 kg
Preis: 4.999 EUR

Transparenzhinweis: Das Precede:ON CF9 ST wurde uns seitens der Canyon Bicycles GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.