Hercules Rob Family F360 – Longtail E-Lastenrad im Alltagstest

Vor einigen Wochen hatten wir das Rob Family F360 von Hercules Bikes im Rahmen eines Praxistests ausprobiert. Das Modell findet sich im Portfolio des Traditionsherstellers für 2022 wieder und ist mit dem leisen Bosch Performance Line Antrieb der 4. Generation ausgerüstet. Für das jeweilige Nutzungsszenario hat Hercules zahlreiches Zubehör im Angebot, welches eine individuelle Anpassung des Modells erlaubt. Wir hatten den Kindersattel mit Haltestange montiert, welches ein aktives Mitfahren eines Kindes ab fünf Jahren zulässt. Hier unser Bericht!

Hercules Rob Family F360 im Überblick

Wer den Markt der elektrisch unterstützten Longtail-Lastenräder aufmerksam verfolgt, oder regelmäßig unsere Tests liest, dem kommt das Hercules Rob Family F360 irgendwie bekannt vor. Und richtig: das neue E-Lastenrad der Traditionsmarke sieht dem von uns ebenfalls getesteten Familiano L-N von Kettler Alu-Rad recht ähnlich, zumindest auf den ersten Blick.

Hercules Rob Family F360 2022

Verwunderlich ist das nicht, gehören denn beide Marken auch zum Portfolio der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), so dass hier ein Technologietransfer und die Nutzung der gleichen Rahmenplattform durchaus praktikabel wäre. In diesem Fall bestehen aber Unterschiede, die wie so oft, im Detail liegen und von uns in diesem Artikel trotzdem eher nebensächlich herausgearbeitet werden.

Wie das Pendant der Schwestermarke kratzt auch das Rob Family an der 30-kg-Marke bzw. überschreitet diese sogar. Das maximal zulässige Gesamtgewicht gibt der Hersteller mit 200 Kilogramm an. Genug für den Kindertransport und den (zusätzlichen) Einkauf. Die Verarbeitung ist gut, im Bereich des Gepäckträgers waren allerdings einige Abplatzer des Lacks zu verzeichnen.

Hier kann auf dem Gepäckträger verschiedenes Zubehör vom Kindersitz bis hin zum großen Korb montiert werden. Dafür wird ein eigenes Stecksystem ähnlich dem K-Link-Stecksystem von Kettler Alu-Rad bzw. das iRack-System verwendet, welches die Komponenten dann sicher hält. An der Front kann zudem ein zusätzlicher Korb montiert werden.

Wir hatten den Kindersattel mit Haltestange im Test, welcher nicht ohne die Sideblades zum Schutz der Füße verwendet werden darf. Diese werden einfach mit mehreren Schrauben am Rob Family F360 sicher befestigt, was einfach zu erledigen war.

Trotz höherer Zuladung im Vergleich zum Kettler Alu-Rad-Modell, welches mit dem Cargo Line-Antrieb von Bosch eBike Systems ausgestattet ist, greift das Team von Hercules auf deren Performance Line Motor der 4. Generation zurück. Dieser wurde zwar nicht speziell für E-Cargobikes optimiert, läuft aber besonders leise und stellt mit 65 Newtonmeter auch genügend Drehmoment zur Verfügung, jedenfalls für die meisten Situationen.

Bosch Performance Line Gen4

Weiter stattet die Marke ihr E-Lastenrad auch ab Werk mit zwei Akkus aus, genauer zwei PowerPacks mit 500 Wh, die somit für eine mehr als ausreichende Reichweite sorgen. Damit sollten jegliche Alltagsfahrten problemlos machbar sein und auch der Ausflug an den See mit viel Gepäck oder ein größerer Ausflug in der Freizeit erscheint problemlos realisierbar.

Damit man sich hier nicht mit schmierigen Ketten herumschlagen muss, verbaut der Hersteller hier einen wartungsarmen Zahnriemen von Gates, den man mit einer einfach bedienbaren Nabenschaltung wie der Enviolo SP kombiniert. Ein einfacher Dreh am rechten Lenkergriff sorgt dann für die richtige Übersetzung für die jeweilige Situation und lässt den Nutzer dank 380 % Bandbreite einfach Anstiege überwinden.

Mittig im Lenker findet sich das bewährte Intuvia-Bedienteil, welches die Anzeige der grundlegenden Informationen zulässt und zudem mittels Entnahmemöglichkeit für einen rudimentären Diebstahlschutz sorgen kann. Es liegt gut im Blick und kann auch bei Sonneneinstrahlung einwandfrei abgelesen werden.

Kräftige, hydraulische 4-Kolbenbremsen aus der Magura MT-5N Serie, die mit Bremsscheiben mit einem Durchmesser vom 180 mm vorne und hinten daherkommen, reduzieren jederzeit die Geschwindigkeit auf das gewünschte Maß. Der Bodenkontakt wird über die auf den Ryde Andra 40 Laufrädern aufgezogene Schwalbe Big Ben Reifen in der Größe 24 Zoll hergestellt, die dank ihrem größeren Volumen auch auf schlechten Strecken für etwas mehr Komfort sorgen können.

Für Komfort ist auch der Selle Royal Nuvola auf der leider starren Sattelstütze zuständig, der durch ergonomische Griffe am Lenker ergänzt wird. Der Lenker ist dank Satori AllUp + Zecure Up2+ Vorbau einfach und schnell in der Höhe verstellbar und kann auch mit einem Inbusschlüssel in der Neigung angepasst werden. Ein integrierter Block Lock sorgt im Acros-Steuersatz dafür, dass der Lenker nicht überdreht werden und den Rahmen beschädigen kann.

Für Sicht und Sichtbarkeit in Dämmerung und Dunkelheit sorgt die LED-Beleuchtung, die sich aus Hercules FH 100 Frontlicht mit 100 Lux Lichtstärke und hellem Busch + Müller Rücklicht zusammensetzt. Ein optionales Schloss an der starren Vordergabel soll für Sicherheit bei einem kurzen Halt sorgen. Man die Sicherheit zusätzlich mit dem AXA Block XXL und gleichschließendem Batterieschloss und zugehöriger Schlosskette mit Tasche weiter erhöhen.

Der stabile Zweibeinständer von Ursus ist dagegen serienmäßig verbaut. Ebenso sorgt ein Kettenschutz dafür, dass weite Hosen oder Röcke sich nicht im Riementrieb verfangen. Ein Fidlock-Halter für eine Trinkflasche ist seitlich vor dem Steuerohr angebracht und auch während der Fahrt gut zugänglich. Die Klingel ist laut und kann so für eine freie Fahrt auf dem Radweg sorgen.

Auf der Fahrt

Der niedrige Durchstieg sorgt in Verbindung mit der Rahmenhöhe von 45 cm für ein einfaches Aufsteigen. Auch ein Halten des beladenen E-Bikes im Stand wird damit erleichtert. Die Einstellung des Lenkers auf die Körpergröße kann per Satori-Vorbau im Nu erledigt werden, was auch für die Sattelhöhe gilt. Trotzdem empfehlen wir immer die Ausstattung mit einer absenkbaren Sattelstütze.

Der Lenker dreht frei und wird nicht durch eine Zugfeder behindert (wie beim Kettler Alu-Rad Familiano L-N), so dass ein leichtes Rangieren auch auf begrenztem Raum möglich wird. Durch die Laufräder in 24 Zoll haben wir trotz des langen Radstandes kein Flattern des Lenkers verzeichnen können, demzufolge man hier auch schnell bergab sicher unterwegs sein kann.

Der Bosch Performance Line Motor der 4. Generation ist sehr leise und stellt dem Nutzer genügend Vortrieb zur Verfügung. Natürlich bietet er bei Anstiegen nicht die Power des aktuellen Performance Line CX bzw. des Cargo Line Antriebs, aber man kann die Steigungen auf jeden Fall bewältigen, auch im beladenen Zustand.

Über den Carbonriemen von Gates wird die Antriebskraft nahezu geräuschlos auf die Enviolo SP Nabe weitergeleitet, die dann eine Auswahl der benötigten Übersetzung per manuellem Drehgriff zulässt. Damit können auch steile Anstiege ohne Probleme absolviert werden. Für noch mehr Komfort würde die Enviolo AUTOMATiQ sorgen, die dem Fahrer die ständige Anpassung der Übersetzung abnimmt.

Auf befestigten Wegen in der Stadt kann man mit dem Hercules Rob Family F360 recht komfortabel unterwegs sein, weil die voluminösen Schwalbe-Reifen in 24 Zoll über eine gute Eigendämpfung verfügen. Auf manchen unbefestigten Wegen im Umland aber wäre eine Federgabel schon von Vorteil, obwohl man das Modell jederzeit auch so gut im Griff haben und zielgenau dirigieren kann.

Eine höhere Beladung spürt man nicht sehr und auch das Fahrverhalten ändert sich dabei nicht wesentlich, abgesehen natürlich beim Bremsen bergab. Die Bremsen von Magura stellten sich in unserem Test als standfest und gut dimensioniert dar, ein Fading oder eine Überhitzung haben wir nicht festgestellt.

Die Montage der Zubehörteile geht dank Stecksystem leicht von der Hand. Nur das Anbringen der Sideblades dauerte etwas länger, da diese angeschraubt werden mussten. Allerdings macht man diese Arbeit in der Regel nur einmal, so dass dieser Punkt hier nicht groß ins Gewicht fällt.

Mit dem Zweibeinständer von Ursus steht das Rob Family sicher und kann gut beladen werden. Auch wenn der Untergrund nicht ganz eben war, zeigt das Modell keine Neigung zum Kippen. Wir empfehlen es trotzdem, dass man auf einen möglichst ebenen und kippsicheren Untergrund achtet, wenn man das E-Lastenrad abstellt, besonders wenn schon ein Kind im Kindersitz untergebracht ist!

Der von uns mit getestete Kindersattel mit Haltestange sorgte übrigens bei unserem mitfahrenden Kind für großen Spaß und aktives Mitfahren in den Kurven. Da unser Kind bereits selber Fahrrad fährt, wusste es natürlich, wie man sich mit dem E-Bike in die Kurven legt und konnte kaum genug davon bekommen.

Wer noch kleinere Kinder hat, denkt eventuell über einen Kinderanhänger nach. Hier hat das Rob Family F360 serienmäßig eine im Rahmen integrierte Befestigungsmöglichkeit für entsprechendes Zubehör integriert. Der Kinderanhänger ist wohl baugleich mit dem Kettler Quadriga Modell, welches wir auch zuletzt getestet haben.

Ebenso haben wir den großen Korb ausprobiert, auf welchen sich problemlos zwei Getränkekisten befestigen lassen und sicher nach Hause gebracht werden können. Dies auch in der Dämmerung oder Dunkelheit, denn die Beleuchtung des Hercules E-Lastenrads zeigte sich als sehr hell.

Hercules Rob Family F360 2022

Hercules Rob Family F360 2022

Hercules Rob Family F360 2022

Motor: Bosch Performance Line Gen4, 250 W, 65 Nm
Batterie: Bosch PowerPack 500 DualBattery, 1.000 Wh
Display: Bosch Intuvia
Rahmen: Aluminium
Gabel: Aluminium, starr
Schaltung: Enviolo SP, stufenlos
Bremsen: Magura MT5-N, 180 mm v/h
Kurbelgarnitur: Samox EC38
Vorbau: Satori AllUp + Zecure Up2+, verstellbar
Sattelstütze: Kalloy, SP-F01, starr
Sattel: Selle Royal Nuvola
Laufräder: RYDE Andra 40
Reifen: Schwalbe Big Ben, 55-507, RaceGuard
Gewicht: ca. 31 kg
zul. Gesamtgewicht: 200 kg
Preis: 5.699 EUR

Transparenzhinweis: Das Hercules Rob Family F360 wurde uns seitens der HERCULES GmbH für den Testzeitraum kostenlos und ohne Auflagen zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.