Bereits Mitte letzten Jahres wurde das THOK TK01 erstmals gezeigt, damals noch in einer limitierten Version und ohne den neuen Shimano EP8 Antrieb. Im Spätsommer folgte dann das Serienmodell, welches mit dem neuen Motor der Japaner ausgestattet ist und nun von uns getestet wurde. Wie sich das Modell geschlagen hat, erfährt man hier in diesem Testbericht.
THOK TK01 – Details zum Testbike
Bisher waren die Modelle von THOK vorrangig auf Performance anstatt auf schönes Design ausgelegt. Beim THOK TK01 gerät nun zusätzlich aber auch das Design in den Fokus, denn das neue Modell bringt eine integrierte Batterie und damit auch einen neuen Rahmen mit. Allerdings vernachlässigten die Italiener die Technik daraufhin nicht und bleiben auch hier ihrer Ausrichtung treu, wie ein Interview mit dem Chefkonstrukteur Luca Burzio aufzeigt.
Rahmen & Geometrie
Mehrere Elemente der neuen E-Enduro mit Mullet-Aufbau zeigen sich gleichauf mit führenden Konstruktionen anderer Marken bzw. sollen diese sogar übertreffen. Hier sei zum Beispiel das 1,8″ Steuerrohr genannt, welches zusammen mit dem “Viper Head” Oberrohr für eine bisher unerreichte Steifigkeit sorgen soll.
Steif zeigen sich auch die Kettenstreben, die einen extra hohen Querschnitt mitbringen und so im realen Betrieb kaum für Probleme sorgen dürften. Die Sitzstreben bringen ihre Kraft in gerader Linie ohne Umlenkung auf den Dämpfer, was sich im Fahrbetrieb durch ein sensibles Ansprechen zeigen sollte.
Auf dem Papier erscheint auch die Geometrie durchaus gelungen. Mit 453 mm kurzen Kettenstreben und einem Lenkwinkel von 64,5° sollte das Modell beides können: Problemlos nach oben klettern und sich im Downhill laufruhig zeigen.
Ebenso erfreulich zeigt sich die niedrige Überstandshöhe, die das Handling erleichtern soll und zudem ein kurzes Sitzrohr und damit Platz für eine hauseigene Teleskopstütze mit viel Verstellweg mitbringt. In unserer getesteten Größe L betrug diese 170 mm, was durchaus ausreichend war. Auch übrige Komponenten wie Sattel, Lenker oder Griffe sind aus dem eigenen Produktportfolio von THOK entnommen.
Ausstattung
Der Federweg der E-Enduro beträgt ebenfalls 170 mm, was rasante Abfahrten auch in verblocktem Gelände möglich machen soll. THOK setzt hier auch die bewährte Rock Shox Yari aus der Ultimate-Serie, die vom Rock Shox Deluxe Select R Dämpfer bestens ergänzt werden soll. Durch die Position des Dämpfers ist viel Platz im Rahmendreieck, so dass problemlos eine Flasche in Standardgröße Platz findet. Auch die Zugänglichkeit des Dämpfers hinsichtlich der Verstellelemente stellt sich hier gut dar.
In Sachen Bremsen setzt man auf die Sram Guide T Vierkolbenbremsen vorne und hinten, die jeweils Bremsscheiben mit 200 Millimetern in die Zange nehmen. In der Theorie gibt es beim Griff ins Regal sicherlich noch Luft nach oben, aber am Ende ist es wichtig, wie Bremsen sich dann im Einsatz beweisen.
Ebenfalls von Sram bezieht THOK die Schaltung, die hier aus einer XG-Kassette mit 12 Gängen, einem NX-Schaltwerk und Bedienelementen aus der SX-Serie der US-.Amerikaner zusammengesetzt werden. Damitz bietet diese eine Bandbreite von 500 % und damit genügend Übersetzungsmöglichkeiten, um jeden Anstieg zu bezwingen.
Um die Kraft schließlich auf den Boden zu bringen, geht man bei THOK ebenfalls keine Kompromisse ein und verbaut vorne und hinten den Maxxis Assegai, aufgrund Laufrad-Mix vorne in 29 Zoll und hinten in 27,5 Zoll und jeweils mit EXO+ Karkasse. Hier könnte man für den Downhill-Einsatz durchaus an die Umstellung auf die entsprechenden Modell mit DoubleDown-Karkasse denken. Wir waren gespannt, ob die Reifen auch so durchhalten. 😉 Ein Mini-Fender schützt die Mechanik der Hinterbauwippe und den Dämpfer. Mehr nicht.
Antrieb & Akku
War das limitierte Modell noch mit dem inzwischen überholten Shimano E8000 Antrieb ausgerüstet, so bringt das von uns getestete Modell bereits den Shimano EP8 Antrieb mit. Dieser wurde in allen wesentlichen Punkten wie Gehäusegröße, Gewicht und Drehmoment verbessert und soll auch in Sachen Geräuschentwicklung seinen Vorgänger locker übertrumpfen.
Das Konstruktionsteam von THOK hat den Antrieb sauber in den Rahmen integriert, wobei den Antrieb gegen mechanische Einflüsse von unten noch durch ein zusätzliches Kunststoffbauteil geschützt wird. Ebenso verbaut THOK ab Werk eine stabile Kettenführung, so dass die Gefahr eines Abspringens der Kette auch bei gröbsten Geläuf deutlich reduziert wird.
Obwohl der Antrieb nun 85 Newtonmeter abgibt, soll er effizienter laufen und mit Energie sparsamer umgehen. THOK verbaut beim TK01 den einen großen Akku von Simplo, der 630 Wh mitbringt und gut mit dem neuen Antrieb der Japaner zusammenarbeiten soll. Damit soll er problemlos für Reichhöhen über 1.000 hm gut sein.
Den Ladeanschluss hat THOK im Rahmendreieck über dem Tretlager integriert und mit einer stabilen Klappe verschlossen. Gut, denn hier gelangt kein Schmutz und keine Nässe hinein! Alternativ kann man den Akku, welcher mit einem Schloss gesichert und zudem mit einer Abdeckung ebenfalls vor Verschmutzung und Nässe geschützt ist, auch herausnehmen und außerhalb vom E-Mountainbike aufladen.
Den Einschaltknopf für das Antriebssystem hat man gut erreichbar, aber genauso gut geschützt über dem Dämpfer in das Rahmendreieck verlegt. Die Bedienung des EP8-Antriebs erfolgt mit Hilfe der bewährten und vom Shimano E7000 Antrieb bekannten Einheit am linken Lenkergriff, dessen monochromes Display die Italiener ebenfalls verbauen.
Im Gelände
Wir hatten das Glück, das THOK TK01 in mehreren Wettersituationen zu testen. Zum Start des Testzeitraums hatte es nochmal geschneit und war zudem bitterkalt. Der E-Enduro war dabei nichts anzumerken und es war eine regelrechte Freude über die verschneiten Wege zu jagen. Der Antrieb war hörbar, aber nicht aufdringlich und gefühlt leiser, als manch andere bisher von uns getestete Integrationen.
Uphill
Auch an steilen Anstiegen wird der Antrieb nicht wesentlich lauter, wobei sich die Maxxis Assegai in den oft glitschigen Untergrund verbeißen mussten. Mit der feinfühligen Steuerung des neuen Shimano-Antriebs gelingt es leicht, auch rutschige Stellen zu überwinden und stellte einen kaum vor Probleme.
Damit das Vorderrad nicht zu leicht wird, sollte man allerdings in diesen Situationen das Gewicht etwas nach vorne verlagern, steht aber ansonsten gut integriert im Bike. Man hat das THOK TK01 immer gut im Griff und kann die Richtung einwandfrei dirigieren, wobei einem bei Klettern die stabilen Kettenstreben mit 453 mm zugute kommen.
In einer zweiten Testsession war es plötzlich Frühling und ein Temperaturunterschied von knapp 30 °C gegenüber der ersten Testrunde. Hier konnte das THOK erwartungsgemäß ebenfalls überzeugen und stellt uns bergauf vor keine Schwierigkeiten. Der Hinterbau bietet dabei viel Gegenhalt und sackt nicht weg, auch wenn man mit voller Power in die Pedale tritt. Wie ein wildes Pferd bäumte sich das TK01 auf, wenn man es denn darauf anlegte! 🙂
Auch wenn man es gemütlicher anging, war es ein Leichtes, jegliche Anstiege zu erklimmen. Das 34er Kettenrad harmonierte gut mit der 12-fach Schaltung von Sram und ließ einen auch mit geringerer Unterstützungsstufe und Trittfrequenz dem Berg hochklettern. Mehr Spaß hatte man aber ganz klar mit mehr Power, die beim Shimano EP8 in Genüge zur Verfügung steht.
Downhill
Auch im Downhill begeisterte uns das TK01 mit seiner ausgewogenen Balance. Man fühlte sich jederzeit gut integriert und war immer Herr der Lage. Die gut aufeinander abgestimmte Federung erledigt dabei ihr Übriges und ist mit 170 mm vorne und hinten nahezu für alle Situationen mehr als gut gerüstet.
Die Rock Shox Yari ist bewährt und stellt sich mit Standrohren in 35 mm sehr stabil dar. Die aktuellste Variante bringt die verbesserte DebonAir™-Luftfeder mit und hat damit nahezu zur großen Schwester Lyrik aufgeschlossen. Sie spricht sensibel an, steht aber auch hoch im Federweg und gibt dem Nutzer jederzeit die Kontrolle. Die Motion Control™-Dämpfung lässt sich hinsichtlich ihrer Low-Speed Druckstufe anpassen und kann so auch mit härteren Schlägen umgehen.
Bergab ist man jederzeit Herr der Lage, wobei das THOK TK01 einen guten Geradeauslauf und ein zielgenau dirigierbares Fahrwerk mitbringt. Das vermittelt einem viel Sicherheit und lässt den Fahrer einfach an den Grenzbereich herantasten. Dieser ist ziemlich breit, denn die Maxxis Assegai erledigen im 29/27,5-Mix auf Laufrädern von THOK einen sehr guten Job, wie bereits zuvor beschrieben.
Man merkt, dass auch das neueste Modell von THOK vorrangig auf Performance ausgelegt ist. Das neue, moderne Design gibt es quasi als Zugabe oben drauf. Dabei trägt das Rahmendesign aber auch einen großen Anteil an der Steifigkeit und Beherrschbarkeit des Modells bei. Die Bremsen, auch sehr wichtig beim Downhill, zeigten sich für die Anforderungen gut gewappnet, nicht zuletzt weil THOK auch hinten große Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 200 mm verbaut. Hier könnte man nur bemängeln, dass bei den Bremshebeln lediglich die Griffweite verstellt werden kann und das auch noch mit Werkzeug.
Auf dem Trail
Auf dem Trail macht die neueste E-Enduro ebenso eine gute Figur. Willig folgt sie den Anweisungen ihres Nutzers und lässt sich problemlos in Kurven drücken, wobei man dabei kaum den Grenzbereich der Reifen ausloten muss. Die lange Front mit der stabilen Konstruktion aus “Viper Head” Oberrohr und dicken 1,8″ Steuerrohr spielt dabei alle ihre Trümpfe aus und lässt keinerlei Verwindung zu. So kann man präzise dem Trail-Verlauf folgen.
Die Reichweite hat sich in unserem Test im Zusammenspiel mit dem Shimano-Akku als gut dargestellt, so dass man auch lange Touren unternehmen kann. 50 bis 60 Kilometer sollten dabei aber schon drin sein. THOK liefert dabei ein Ladegerät mit 4A Ladestrom aus, so dass der Akku auch schnell genug wieder aufgeladen werden kann. Gut stellten sich auch die Breite des Lenkers und die Griffe dar, die in unserem Test nicht für ein Ermüden der Arme sorgten.
- starker Motor, gute Motorabstimmung
- gut abgestimmte Komponenten
- potente Federung
- stabiler Rahmen
- gut eingepasster Motor mit Unterfahrschutz
- passendes Gesamtkonzept
- Platz für Standard-Trinkflasche im Rahmendreieck
- gut dimensionierte Bremsen
- bequemer THOK Sattel
- guter Lenker, bequeme Griffe
- breite Rohre erschweren eventuell Transport auf dem Fahrradträger
- kleiner Fender am Heck schützt den Fahrer nicht
THOK TK01 2021
Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Simplo custom, 630 Wh
Display: Shimano SC-EM800-L
Rahmen: THOK Aluminium, 170 mm
Gabel: Rock Shox Yari Ultimate, 170 mm
Dämpfer: Rock Shox Deluxe Select R
Schaltung: SRAM NX Eagle, 1×12
Bremsen: Sram Guide T, 200 mm v/h
Kurbelgarnitur: FSA 165 mm
Sattelstütze: THOK telescopic dropper post
Sattel: THOK Fit in ChrMo
Laufräder: THOK with MAVIC – E-XM430 Drifter, 29″/27,5″
Reifen: Maxxis Assegai, EXO+, TR
Gewicht:; 24,7 kg (Größe M)
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 4.950 EUR
Transparenzhinweis: Das THOK TK01 wurde uns seitens des Herstellers für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Unser Fazit | THOK TK01 – neue E-Enduro mit Shimano EP8 im Praxistest
Performance first
Nachdem das erste Modell MIG schon für Begeisterung sorgte, haben die Italiener mit dem THOK TK01 die Latte nochmals höher gelegt. Ohne nur einfach auf High-End-Teile zu setzen, konnten die Konstrukteure dennoch eine stimmige E-Enduro zusammenstellen, die in ihrer Gesamtheit überzeugt. Der neue Rahmen hält dabei den verwöhnten Blicken vieler Nutzer stand, genauso wie allen Widrigkeiten auf den Trails und Downhills.
An ihrem Leitspruch “Performance first” rüttelt das Team aus Alba auch weiterhin nicht, was sich besonders für die Nutzer auszahlt, die für vergleichsweise wenig Geld ein gut funktionierendes Spaßgerät bekommen. Als konsequente Weiterentwicklung bzw. Modernisierung des MIG bringt es all dessen Vorzüge mit, dazu aber einen der modernsten Antriebe und die lang ersehnte große Batterie.
Uns hat der Test jedenfalls viel Spaß gemacht und wir stellen dem THOK TK01 das Urteil “Sehr empfehlenswert” aus.