Mit durchdachtem Design, wartungsarmen Komponenten und eine für die Stadt ausreichende Motorleistung, empfiehlt sich das neue Modell für die junge und hippe Generation
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Wir haben das Specialized Turbo Como SL 4.0 in einem Praxistest ausprobiert. Wie hat sich die Mischung aus jugendlich-stylischem Rahmen und leichtem, zurückhaltenden Antriebssystem auf unseren zahlreichen Fahrten in der Stadt und im Umland geschlagen? Unsere Erkenntnisse jetzt in unserem Testbericht.

Specialized Turbo Como SL 4.0 im Detail

Schon auf den ersten Blick wirkt das Turbo Como SL 4.0 anders als die meisten E-Citybikes, die wir bisher gefahren sind. Auffällig ist der spezielle geformte Lenker, der uns an den des Moustache Lundi erinnert und die einzigartige Rahmenform. Das neue Modell für 2022 fällt dabei in die Kategorie leichter E-Bikes mit SL-Antrieben, die von der kalifornischen Marke konsequent weiter vorangetrieben wird.

Specialized Turbo Como SL 4.0

Dafür hat Specialized zusammen mit MAHLE ebikemotion den SL 1.1 Mittelmotor entwickelt, der nur 1,95 Kilogramm auf die Waage bringt und bis zu 35 Newtonmeter an Drehmoment abgibt. Der Antrieb lässt sich aufgrund seines geringen Bauraums gut ins Design integrieren und leistet bis zu 240 Watt, wobei er mit einer natürlichen Kraftabgabe glänzen soll.

Die Energieversorgung übernimmt, wie bei den SL-eBikes von Specialized üblich, eine im Rahmen integrierte Batterie mit 320 Wh, die nicht entnehmbar ist. Im Falle eines Defektes oder für die Mitnahme in einem Flugzeug kann der Service den Akku aber entnehmen oder austauschen, wofür aber die Antriebseinheit ausgebaut werden muss.

Der Aktionsradius soll je nach eingesetzter Motorkraft bei bis zu 95 Kilometer liegen. Ein Wert, der so aber wohl nur im Idealfall erreicht wird. Ein optionaler Range Extender mit 160 Wh (Preis: 380 EUR) kann die Reichweite dann rein rechnerisch auf 155 Kilometer verlängern und kann bei ausgebauter Batterie auch als alleinige Energiequelle dienen.

Die kompakte und mit zahlreichen LEDs versehene TCU auf dem Oberrohr stellt die einzige direkte Verbindung zur Steuerung des Antriebssystems dar, kann aber noch durch ein optionales Turbo Connect Display ergänzt werden, welches auf der SP Connect Kupplung in der Lenkermitte seinen Platz findet.

Alternativ steht auch die Verbindung des Smartphones über Bluetooth oder aber über ANT+ mit entsprechenden GPS-Geräten zur Auswahl, die dann mit passenden Adaptern ebenfalls mittig über dem Steuerrohr platziert werden können. Diverse Funktionen können zudem über die Mission Control App abgebildet werden, darunter auch automatische Steuerungen des Energieeinsatzes, damit man z.B. den Zielort mit einem bestimmten Akkustand erreicht.

Auffällig beim Como SL ist auch die optische Abwesenheit von Leitungen und Kabeln, die von Specialized konsequent in den Rahmen geführt werden und für ein sehr aufgeräumtes Erscheinungsbild sorgen. Das gilt auch für die Bremsleitungen, die aufgrund der besonderen Lenkerform gleich ab dem Bremshebel im Lenker verschwinden und erst kurz vor dem zugehörigen Bremssattel wieder sichtbar werden.

Die angesprochenen Bremsen kommen von TRP und werden von den Kaliforniern mit Bremsscheiben mit 160 mm Durchmesser kombiniert, die für eine konstante Bremsleistung in allen möglichen Szenarien sorgen sollen. Für den Vortrieb haben sich die Ingenieure der Marke für die bewährte Shimano Nexus 5 Nabenschaltung entschieden, die hier aber per Schalthebel von Microshift analog zu einer Kettenschaltung anstatt per Drehrad am Lenkergriff bedient wird.

Die Starrgabel vorne ist auf 2,3″ breite Reifen in 27,5″ ausgelegt (650B), wobei man laut Hersteller nicht auf schmalere Reifen in 700C wechseln kann. Durch die dicken Nimbus Sport-Reifen aus dem hauseigenen Zubehörprogramm sollen Unebenheiten auf der Strecke aber gut abgedämpft und zudem ein ausreichend hoher Grip auf verschiedenen Untergründen aufgebaut werden.

Für die Nutzung als praktisches Alltags-eBike bringt das Turbo Como SL 4.0 einen per Schrauben am Steuerrohr zu befestigenden Frontgepäckträger mit, auf welchem ein ebenfalls anschraubbarer Korb aus Kunststoff seinen Platz findet. Ein Spannnetz soll dafür sorgen, dass transportierte Gegenstände während der Fahrt auch im Frontkorb bleiben. Der Gepäckträger ist mit 15 Kilogramm belastbar.

Frontkorb mit Spannnetz

Auffällig sind die speziell gestalteten DRYTECH-Schutzbleche, die für einen besonders guten Schutz vor Nässe an der Front mit weit heruntergezogenem Abschluss aufwarten. Hinten ist das helle E3 Rücklicht von Supernova eingelassen, während das Supernova Mini2 Frontlicht unter dem vorderen Gepäckträger angeschraubt wird.

Supernova Mini 2 unter dem Gepäckträger

Optischen dem Design folgend steht am Hinterrad ein weiterer Gepäckträger zur Verfügung, der für die Aufnahme von seitlichen Fahrradtaschen optimiert ist und bis zu 20 Kilogramm tragen kann. Der kleine Fahrradständer ist mittig platziert und fällt so bei Nichtnutzung kaum auf, soll aber für einen stabilen Stand sorgen. Eine kompakte Fahrradklingel ergänzt dann die komplette Ausstattung des Modells.

Auf der Fahrt

Dank des abgesenkten Oberrohrs gelingt der Einstieg auf das Specialized Turbo Como SL 4.0 leicht und problemlos. Durch den Druck auf die untere Taste am Specialized TCU wird der Antrieb eingeschaltet und auch gleich das LED-Licht, so dass man immer sicher unterwegs sein kann. Per weiterem kurzen Druck auf die obere Auswahltaste kann aus drei Unterstützungsstufen ausgewählt werden.

Durch die Lenkerform und die Rahmengeometrie sitzt man aufrecht und bequem, wobei man das E-Urbanbike jederzeit gut im Griff hat. Die Reifen in 27,5 Zoll lassen das Modell agiler im Handling agieren, als andere Pedelecs in diesem Segment, die meist mit Laufrädern in 28 Zoll daherkommen.

Vergleicht man Antriebe rein nach der nominalen Drehmoment-Abgabe, geht der Specialized SL 1.1 Antrieb doch überraschend kräftig zu Werke, ohne sich aber zu stark in den Vordergrund zu stellen. Geht es über flaches Terrain, ist der Antrieb in seinem Element und bringt das Modell leicht auf die gesetzlich erlaubten 25 Kilometer pro Stunde. Auffällig unauffällig: der leise Lauf des Motors!

Auch bei kleineren Hügeln kann man die Geschwindigkeit gut halten, wobei der Antrieb auch hier durch eine gute Effizienz glänzt und nicht zu sehr am Akku saugt. An steileren Ansteigen lässt der von MAHLE ebikemotion mitentwickelte Antrieb die Nutzer ebenfalls nicht im Stich, sondern hilft diesen dabei diese auch zu erklimmen.

Dies natürlich nicht im Stile von weitaus kräftigeren Motoren wie dem Bosch CX oder dem Shimano EP8, aber man erreicht sein Ziel und das ist das Wichtigste! 🙂 Dass der Energieverbrauch dabei jenseits von Gut und Böse liegt, sollte aber dabei klar sein…

Das Turbo Como SL 4.0 lässt sich agil und sportlich durch die Stadt bewegen, der Fun-Factor ist hoch! Dank der ergonomischen Griffe besteht eine direkte und sichere Verbindung zum Modell, wobei der bequeme Sattel auch für längere Ausfahrten geeignet ist. Einzig eine Absenkung des Sattels per Fernbedienung am Lenker hätten wir uns noch gewünscht!

Durch die direkte Montage des Gepäckträgers mit Frontkorb am Steuerrohr ist das Fahrverhalten des um die 21 Kilogramm schweren E-Bikes aus dem Hause Specialized auch mit Beladung gut einzuschätzen und stellt die Nutzer nicht vor Herausforderungen. Die unter dem Gepäckträger angebrachte Frontlampe leuchtet jedoch starr geradeaus und nicht in die Kurven hinein. In der hell erleuchteten Stadt ein verzichtbares Feature? Wir finden: Nein!

Apropos Gepäckträger-Montage. Auf ein Schnellmontage-System hat Specialized verzichtet und setzt zur Verbindung von Gepäckträger an E-Bike und Frontkorb an Gepäckträger auf eine Vielzahl an Schrauben. Ein schnelles An- und Abschrauben ist damit so gut wie ausgeschlossen, nicht zuletzt, weil auch die Frontlampe direkt am Frontgepäckträger angebracht ist.

Wer längere Strecken fährt, kann auf dem Unterrohr eine Trinkflaschenhalterung befestigen, alternativ findet dort der Range Extender seinen Platz. Der Kettenschutz deckt zwar nicht die gesamte Kette ab, bietet aber genügend Schutz gegen schmutzige Hosenbeine. Erst beim Top-Modell verbauen die Kalifornier einen sauberen und wartungsarmen Zahnriemen.

PRO
  • leiser Antrieb, ausreichend kraftvoll für die Stadt
  • stylischer Rahmen
  • praktischer Lenker
  • stabiler Frontkorb mit Spannnetz
  • bequeme, ergonomische Kontaktpunkte
  • einfache Bedienung
  • LED-Lichtanlage serienmäßig
  • Schutzbleche mit guter Schutzwirkung
  • praktische SP-Connect Halterung
  • guter Kettenschutz
  • Montagepunkte für Flaschenhalterung
  • gut ins Design integrierter Ständer
CONTRA
  • Akku nicht herausnehmbar
  • Frontlicht starr (kein Mitlenken in die Kurve hinein)
  • absenkbare Sattelstütze fehlt

Specialized Turbo Como SL 4.0

Motor: Specialized SL 1.1, 250 W, 35 Nm
Batterie: Specialized SL1-320, 320 Wh
Display: Specialized TCU
Rahmen: Aluminium
Gabel: FRK TLA
Schaltung: Microshift SL-SCN05,Nexus, 1×5
Bremsen: Tektro TKD123F / Tektro TKD123R, 160 mm v/h
Kurbelgarnitur: n/a
Vorbau: PLW Comfort Integrated Extrusion Stem
Sattelstütze: JD JD-SP20T.1, ,Forged,6061-T6
Sattel: Body Geometry Comfort Gel
Laufräder: 650 B Disc
Reifen: Nimbus 2 Sport Reflect v/h
Gewicht: ca. 21 Kilogramm
zul. Gesamtgewicht:
Preis: 3.499 EUR

Transparenzhinweis: Das Turbo Como SL 4.0 wurde uns seitens der Specialized Deutschland GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.