Wir haben das QWIC Atlas Vario erstmals in 2020 auf den Ordertagen der niederländischen Marke in Mittelfranken angesehen. Damals haben wir bereits auch die Gelegenheit genutzt und sind eine kurze Runde damit zur Probe gefahren. Es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis die Modelle dann regulär auf den Markt gekommen sind. An der grundlegenden Konfiguration hat sich dabei nichts geändert: Brose Drive S Mag Antrieb und hauseigene Premium Q Batterie in zwei verschiedenen Größen. Wir haben das Modell in der Variante mit der Enviolo TR getestet, die eine Bandbreite von 380 Prozent mitbringt, was für die meisten Strecken reichen dürfte. Hier unser Testbericht.
QWIC Atlas Vario im Detail
Das augenfälligste Merkmal der neuen Atlas-Modelle von QWIC ist die Verlagerung des Akkus in das Oberrohr. Dies hat mehrere Vorteile, aber auch mindestens einen Nachteil. Vorteil ist die einfache Handhabung des Akkus, der ohne Verrenkungen entnommen werden kann und auch leichter von oben in das E-Bike eingesetzt werden kann.
Dadurch, dass das Oberrohr etwas länger gestaltetet werden konnte als das Unterrohr, passen auch größere Akkus besser hinein. Das bringt uns auch gleich auf den Nachteil, denn die Verlagerung des Gewichts nach oben ist für das Fahrverhalten natürlich nicht die beste Lösung.
Die Niederländer versuchen dieser Tatsache mit der Absenkung des Oberrohrs entgegenzuwirken, was dann gleichzeitig einen leichteren Einstieg mitbringen soll. Je nach Größe des Nutzers ist dies dann mehr oder weniger wirkungsvoll, wobei das E-Bike aber als Unisex-Modell beworben wird.
Angetrieben wird das Atlas Vario vom Brose Drive S Mag, der mit maximal 90 Newtonmeter unterstützt und dabei sehr leise arbeiten soll. Die Integration des Antriebs ist gelungen, wobei QWIC dem Antrieb spezielle Blenden verpasst hat, so dass auf den ersten Blick nicht ersichtlich ist, welcher Motor in dem Pedelec seine Arbeit verrichtet.
Die Kraftübertragung erfolgt über einen wartungsarmen Zahnriemen von Gates, der zudem ebenfalls geräuschlos und ohne Schmierung arbeitet. Dieser wirkt auf die Enviolo TR Nabe am Hinterrad, die eine für die meisten Strecken akzeptable Übersetzung bietet. Sobald es richtig steil wird, ist man aber bei der Variante mit Kettenschaltung besser aufgehoben.
Dies auch, weil man ein eigenes Display verbaut, welches auch auf den zweiten Blick keine Rückschlüsse auf den Antrieb zulässt. Das Display am linken Lenkergriff ist kompakte Anzeige- und Bedieneinheit in einem und bringt neben einer rudimentären Anzeige der wichtigsten Informationen auch die Möglichkeit mit, das Smartphone per Bluetooth damit zu verbinden, um weitere Einstellungen vornehmen zu können. Hier noch Screenshots von der QWIC-App, in welcher (komischerweise) ein anderes Bild und Bezeichung des E-Bikes hinterlegt war.
Gegen einmaligen Aufpreis gibt es auch ein GPS-Tracking samt einjähriger Verbindung zum Mobilfunknetz, wobei dessen Funktionalität nach Jahresfrist mittels kleiner, monatlicher Zahlung aufrechterhalten werden kann.
Die Ablesbarkeit des Displays ist gut und die Funktionalität auf jeden Fall ausreichend, jedenfalls wenn man nicht auf ein Mäusekino steht. Die Montage des Smartphones am Lenker bzw. Vorbau ist natürlich immer möglich und erlaubt dann auch die Anzeige diverser Informationen über die QWIC-App oder auch die Nutzung diverser Navigationssysteme wie komoot oder Google Maps. Das Team aus Amsterdam hat wohl auch einen passenden Vorbau von SP Connect im Programm, wärhend sich am Display auch eine USB-Buchse findet, die ien Aufladen des Smartphones während der Fahrt erlaubt.
Der Akku ist, wie bereits beschrieben, im Oberrohr untergebracht und kann mit einer guten Zugänglichkeit aufwarten. Nachdem man diesen per Schlüssel entriegelt hat, kann dieser an einer Schlaufe gehalten und so herausgenommen werden, um diesen dann im Haus oder Büro wieder aufzuladen. Hier steht ein Ladegerät mit entsprechenden, magnetischen Anschluss zur Verfügung, welches zudem eine Schnellladefunktion mitbringt. Damit kann man schnell wieder auf die Strecke.
Alternativ hat QWIC auch eine stylische Ladestation zur Auswahl, in welche der Akku dann gestellt werden kann und so auch in der Wohnung für ein entsprechendes Highlight sorgen kann. Natürlich kann der Akku über eine im Rahmen integrierte Ladebuchse aufgeladen werden.
Das QWIC Atlas Vario bringt eine SR Suntour Mobie45 Air Federgabel mit, die einen Federweg von 100 mm bietet, genug um auch öfter über gröberes Geläuf zu fahren. Die Laufräder in 27,5 Zoll sind mit breiten Schwalbe Super Moto-X Reifen bestückt, alternativ können auch grobstollige Reifen aufgezogen werden.
Kräftige Scheibenbremsen aus Bad Urach helfen dabei, das Modell möglichst schnell wieder zum Stillstand zu bringen. Dafür verbaut die Marke Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 180 mm und Komponenten aus der MT5-Serie von Magura.
Die Schläge des ungefederten Hecks nimmt eine Parallelogramm-Sattelstütze von Post Moderne auf, die per passender Gummieinlage an das eigene Körpergewicht angepasst werden kann. Ergon-Griffe und -Sattel komplettieren dann zusammen mit dem verstellbaren Vorbau die gute Anpassbarkeit und hohe Ergonomie des Pedelecs.
Das Atlas Vario kommt serienmäßig mit zwei Gepäckträgern, der hintere MIK-kompatibel und bis 25 kg belastbar, der vordere kann dann zusätzliche fünf Kilogramm tragen. Das reicht für eine kleine Tasche oder die Regenjacke.
Zudem bringt das Modell eine manuelle Luftpumpe mit, die unten am Frontgepäckträger angebracht werden kann und so bei kleineren Pannen zur Verfügung steht. Ein Spannriemen für Ladung auf dem vorderen und hinteren Gepäckträger wird ebenfalls jeweils mitgeliefert.
Ist das serienmäßige LED-Licht abgeschaltet, leuchtet das „Q“ im Steuerrohr und sorgt so als Tagfahrlicht für Sichtbarkeit. In Dämmerung und Dunkelheit steht dann das bis zu 155 Lux helle Frontlicht bereit, welches quadratisch designt ist und vor dem Vorbau montiert ist. Am Heck ist ein LED-Rücklicht am Gepäckträger verbaut.
Stabile und weit genug reichende Schutzbleche sollten ihren Zweck auch bei widrigen Verhältnissen erfüllen. Im Rahmen ist auch noch Platz für eine Trinkflasche in Normalgröße, so dass man hier unterwegs auch auf längeren Touren gut versorgt ist. Zu guter Letzt punktet das Modell noch mit einer hohen Zuladung, so dass man damit auch problemlos Dinge transportieren kann.
Im Fahrtest
Das QWIC Atlas Vario wirkt auf den ersten Blick schwer und massiv, was auch die Waage mit knapp über 30 Kilogramm bestätigt. Dennoch hat der Brose Drive S Mag keine große Mühe mit dem Pedelec, wobei auffällt, dass der Antrieb seitens der Niederländer recht kräftig abgestimmt wurde. Modelle anderer Hersteller mit demselben Antrieb schoben gefühlt nicht so kräftig voran, wie beim von uns getesteten Atlas Vario.
Aus diesem Grund passt auch die Kombination mit der Enviolo TR bestens zum E-Bike und lässt sich komfortabel nutzen. Solange die Steigungen nicht extrem sind, kann man die Anstiege auch gut meistern und muss die Übersetzung dabei auch nicht ständig anpassen.
Über die eigene Bedieneinheit mit monochromen Display bekommt man die wichtigsten Informationen zur Geschwindigkeit, der Akku-Status und der gewählten Unterstützungsstufe. Diese kann man direkt per Taster auswählen und auch mittels langem Tastendruck auch das Licht am Atlas Vario einschalten. Die Ablesbarkeit ist auch in direktem Sonnenlicht gut.
Der Antrieb läuft sehr leise, wie man es von den Brose-Antrieben gewohnt ist. Dank Zahnriemen treten auch beim Sekundärantrieb keine Geräusche auf und man macht sich zudem nicht die Hosenbeine schmutzig. Einzig einen Schutz gegen das Einklemmen hätten wir uns hier noch gewünscht, um böse Überraschungen während der Fahrt zu vermeiden, sollte man einmal etwas Lockeres anhaben.
Für den Ein- und Ausbau des großen Akkus mit 756 Wh ist die Position im Oberrohr natürlich ideal. Nach der Entriegelung lässt sich der Akku am integrierten Stoffband tragen. Das Stoffband flattert übrigens während der Fahrt nicht hin und her, sondern wird mittels eines integrierten Magneten flach am Akku gehalten. Clevere Lösung!
Auch die Abdeckung für den Ladeanschluss am Pedelec wird mittels Magnetkraft festgehalten. Dabei handelt es sich um einen runden Stöpsel, der den Ladeport vor Verschmutzung und Nässe schützen soll. Hier ist es uns allerdings passiert, dass dieser beim Rangieren einfach einmal heruntergefallen ist, so dass man diesen wohl leicht verlieren kann. Warum dieser nicht per zusätzlichem Band gesichert ist, ist uns ein Rätsel.
Die Sitzposition ist komfortabel und dank Luftfedergabel, einstellbarem Vorbau und Parallelogramm-Sattelstütze auch auf längeren Fahrten bequem, auch wenn man abseits befestigter Straßen unterwegs ist. Zur guten Ausdauer auch auf längeren Strecken trägt auch der Sattel von Ergon und die weit einschiebbare Sattelstütze ihren Teil dazu bei.
Bei unserem Testrad waren die Schwalbe Moto-X aufgezogen, die zwar gelegentlich Ausflüge abseits befestigter Straßen erlauben. Wer öfters ins Gelände möchte, soltle aber aber Reifen mit deutlich mehr Profil aufziehen. Aufgrund der mittlerweile kleineren Laufräder in 27,5 Zoll kann das Modell recht agil bewegt werden. Der etwas höhere Schwerpunkt fiel uns hier zudem nicht negativ auf.
Damit dem Nutzer unterwegs nicht der Flüssigkeitshaushalt zusammenbricht, hat QWIC im Rahmendreieck eine Trinkflasche untergebracht. Eine Flasche mit 0,5 Litern findet hier ihren Platz. Aufgrund dieser Geometrie ist das Oberrohr zwar niedriger als gewöhnlich ausgeführt, kann aber für manche kleinere Personen dennoch ein Hindernis beim Einsteigen darstellen.
Das QWIC-Logo an der Front ist hinterleuchtet und dient damit als stylishes Tagfahrlicht. Es erlischt, sobald man die LED-Lichtanlage einschaltet. Dann steht dem Nutzer ein extraheller Scheinwerfer an der Front und ein gut sichtbares Rücklicht am Gepäckträger zur Verfügung und sorgt für Sicht und Sichtbarkeit.
Obwohl an der Federgabel von SR Suntour serienmäßig ein Montagepunkt für einen Frontscheinwerfer integriert ist, hat QWIC den Scheinwerfer oben am Lenker angebracht, mit gutem Grund. Denn das Unternehmen verbaut einen schmalen und starren Frontgepäckträger, der sonst dem Licht im Weg stehen würde.
Die serienmäßig mitgelieferte Luftpumpe kann unten am Gepäckträger angebracht werden und ist dann im Bedarfsfall gleich griffbereit. Der Heckgepäckträger ist dank des angesagten MIK-Systems mit vielen aktuellen Taschen und Körben kompatibel und somit gut nutzbar. Leider fehlt diesem Befestigungsmöglichkeiten für Seitentaschen, so dass es heißt: entweder, oder.
QWIC Atlas Vario 2022
Motor: Brose Drive S-Mag, 250 W, 90 Nm
Batterie: QWIC custom 522, 522 Wh (optional 756 Wh)
Display: QWIC LCD
Rahmen: Aluminium
Gabel: Suntour MOBIE45, 100 mm
Schaltung: Enviolo TR, stufenlos
Bremsen: Magura MT5, 180 mm v/h
Vorbau: Satori python Integriert
Sattelstütze: Matrix Post Moderne
Sattel: Ergon
Reifen: Schwalbe Super Moto-X, 27,5″, 62 mm
Gewicht: 30,2 kg
zul. Gesamtgewicht: 156 kg
Preis: ab 5.819 EUR
Hier noch ein Video von unseren ausgedehnten Testfahrten:
Fazit
Nachdem wir seit der ersten Sichtung etwas länger auf einen Test des Serienmodells des QWIC Atlas Vario warten mussten, wurden wir vom Endprodukt auch nicht enttäuscht. Mit der neuen Serie wagt sich die Marke aus Amsterdam auch in unbefestigtes Gelände vor und möchte interessierten Kunden ein Modell bieten, welches im Alltag und Freizeit gleichermaßen und auch flexibel zu nutzen ist. Natürlich ersetzt das Atlas Vario kein vollwertiges E-Mountainbike, aber das soll es auch nicht. Es erweitert einfach die Möglichkeiten ein QWIC E-Bike zu nutzen und bietet sich in diesem Hinblick als ausdauerndes E-Trekkingbike an, das auch längere Ausflüge problemlos mitmacht und einen Abstecher ins Gelände ebenso verträgt. Trotz des etwas höheren Preises finden wir das Modell daher “Empfehlenswert“.
- stabiler Rahmen mit tieferem Einstieg
- Brose-Antrieb mit kräftiger Abstimmung
- großer Akku, leicht entnehmbar
- gut ablesbares LCD-Display mit Bluetooth und USB
- sicheres und agiles Fahrverhalten
- wartungsarmer Zahnriemen
- Tagfahrlicht, Front- und Rücklicht
- ergonomische Kontaktpunkte
- stabile Schutzbleche
- zwei Gepäckträger, hinten MIK-kompatibel
- Platz für Trinkflasche im Rahmendreieck
- Einstieg evtl. etwas hoch
- Abdeckung Ladeport nicht gut gesichert
- hoher Preis
Transparenzhinweis: Das QWIC Atlas Vario wurde uns seitens der Hartmobile B.V. für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.