Das Light-E-MTB mit Aluminiumrahmen und abgespeckten Motor haben wir auf Herz und Nieren getestet
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Das Rise H 10 von Orbea ist das Top-Modell der Baureihe, die als Schwestermodell zum leichten Carbon-E-MTB Rise fungiert, aber mit einem hydrogeformten Aluminiumrahmen ausgerüstet ist. Wie bei der leichteren (und teureren) Schwester wird das von uns getestete Modell auch durch den exklusiv von Orbea genutzten und zusammen mit Shimano entwickelten EP8-RS-Motor angetrieben, der auf 60 Nm maximales Drehmoment reduziert wurde. Ob dies für spaßige Fahrten im Wald ausgereicht hat und wie sich das leichte E-MTB noch geschlagen hat, findet man jetzt in unserem Testbericht.

Orbea Rise H 10 im Detail

Der Rahmen des Orbea Rise H 10 sieht dem Carbonrahmen des in 2020 vorgestellten Rise zum Verwechseln ähnlich und unterscheidet sich von diesem nur in Nuancen. Auch hinsichtlich der Geometrie sind beide identisch und sollten dadurch ein ähnliches Fahrverhalten aufweisen. Mehr zum Rise H haben wir zur Vorstellung in einem eigenen Artikel untergebracht.

Orbea Rise H 10 2022

Der Shimano EP8-RS Antrieb findet sich sauber integriert im Rahmen wieder, wobei die blaue RS-Plakette beim Betrachten heraussticht. Sonst unterscheidet sich der Antrieb nicht vom Standard-Motor, wohl aber die Software, die den Motor künstlich auf 60 Newtonmeter begrenzt.

Shimano EP8-RS

Das Rise H 10 bringt eine Batterie mit 540 Wh mit, die fest eingebaut ist und im Unterrohr des E-Mountainbikes integriert wird. Wer mehr Kapazität möchte, kann sich einen Range Extender mitbestellen, der weitere 252 Wh ins System einbringt. Für unseren Test reichte aber die Standardbatterie gut aus.

Ein Display sucht man beim Orbea Rise H 10 vergebens, stattdessen verbauen die Basken das Shimano EW-EN100 Junction, welches als Schnittstelle zwischen Smartphone, Garmin und Antriebssystem dient und per LEDs den aktuellen Status signalisiert. Ein Upgrade ist im Konfigurator aber möglich.

Shimano EW-EN100 Junction

Die Unterstützungsstufen wechselt man mittels der bekannten, kompakten Shimano-Schalter am linken Lenkergriff, das Ein- und Ausschalten des Systems übernimmt ein Druckschalter, der über dem Antrieb im Rahmen sitzt und blau leuchtet, wenn das Antriebssystem eingeschaltet ist. Am Sattelrohr links findet sich die Ladebuchse, die von einem abgedichteten Klappdeckel mit Feder bei Nichtbenutzung verschlossen wird.

In Sachen Federung ist beim 2022er-Modell eine Fox 34 Float Gabel und der Fox Float DPS Dämpfer verbaut, beide in der Factory-Version und jeweils mit 140 mm Federweg. Auch bei Schaltung und Bremsen geizt Orbea beim Rise H 10 nicht und verbaut eine 12-fach-Schaltung und Vierkolbenbremse aus der XT-Serie, leider steht hinten aber maximal nur eine 180er-Scheibe von Galfer zur Auswahl, vorne wenigstens eine desselben Herstellers mit 203 mm Durchmesser.

Auf den Race Face Turbine-Laufrädern sind Reifen von Maxxis aufgezogen, vorne der Dissector und hinten der Rekon, beide 2,4″ Zoll breit, hinten aber wenigstens mit stabilerer EXO+ Karkasse. Die hauseigene Variostütze lässt den Fizik Taiga S Sattel auf die gewünschte Höhe bewegen.

So ausgestattet wiegt das Light-E-MTB von Orbea mit knapp 20 Kilogramm gerade einmal vier Kilo weniger als gängige Full-Power-E-MTBs und lässt einen schon am Sinn der reduzierten Motorkraft und des Leichtbaus zweifeln.

In der Praxis

Von außen wirkt das Orbea Rise H 10 vielleicht durch die Rahmengestaltung etwas gedrungen und kurz. Das relativiert sich aber, wenn man aufsitzt. Wir hatten Rahmengröße L und für den Fahrer mit 1,78 m hat es gut gepasst, der Reach wirkte gut ausbalanciert und die Sitzposition war angenehm. Komfortabel genug, um auch längere Strecken auf Forststraßen und in der Ebene unterwegs zu sein.

Auf dem Trail zeigt sich das Rise H 10 dann sehr agil und auch verblockte Uphills mit engen Kurven konnten gut bewältigt werden. Das liegt wohl an der kurzen Kettenstrebe von 445 mm, die im Zusammenspiel mit dem recht steilen Sitzwinkel für eine gute Positionierung des Fahrers am Berg gesorgt hat.

Die Unterstützung des Shimano EP8-RS wurde dabei als ausreichend gut empfunden. Man merkt zwar, dass die Leistung reduziert wurde, allerdings lässt einen der Antrieb nicht völlig im Stich. Arbeitet der Nutzer hier gut mit dem Antrieb zusammen, ist es kaum ein Problem auch sehr steile Uphills zu bezwingen, wenn da nicht ein Problem wäre.

Der hinten aufgezogene Maxxis Rekon stellte sich während unseres Tests als der limitierende Faktor heraus, der die Möglichkeiten von Bike und Fahrer in solchen Situationen begrenzt. Unverständlich, weshalb Orbea bei einem solchen E-Trailbike auf den für XC-Einsatz getrimmten Reifen setzt.

Ist der Untergrund nicht optimal griffig, sondern feucht, lose oder gar beides zusammen, konnte man steilere Climbs fast von vornherein vergessen. So war man sowieso schon mit reduzierter Power unterwegs und brachte dann diese Antriebsleistung durch eine falsche Reifenwahl nicht auf den Boden. Mit anderen Light-E-MTBs waren diese Anstiege zuletzt aber durchaus machbar.

Für die Strapazen entschädigt hat uns das Orbea Rise H 10 dann mit seiner Performance im Downhill. Hier zeigt es sich agil und spritzig, hat dank des straff abgestimmten Fahrwerks in Anliegern und Passagen mit hoher Compression guten Gegenhalt erzeugt und den Rider so auch mal richtig attackieren lassen.

Trotz des langen Radstands wird es bei höheren Geschwindigkeiten mal auch etwas unruhig, so wie man es bei einem E-Trailbike mit diesem Federweg erwarten kann, wenn man es hart und schnell bewegt. Hier würde der Umbau auf eine Gabel mit 160 mm helfen, was eine teure, aber wirksame Lösung ist.

Auf der Jumpline zieht das Orbea Rise H 10 auch alle Register und lässt sich dank poppigen Fahrwerk leicht abziehen und je nach Lust und Laune auch in der Luft querlegen. Hier kommt das geringere Gewicht zum Tragen, welches richtig Spaß bringt.

Orbea Rise H10 2022

Orbea Rise H 10 2022

Motor: Shimano Steps EP8-RS, 250 W, 60 Nm
Batterie: Orbea RS Internal, 540 Wh (opt. Range Extender 252 Wh)
Display: Shimano EW-EN100 Junction
Rahmen: Aluminium Orbea Rise Hydro, 140 mm
Gabel: Fox 34 Float Factory, 140 mm
Dämpfer: Fox Float DPS Factory
Schaltung: Shimano XT M8100, 1×12
Bremsen: Shimano XT M8100 Hydraulic Disc, 203/180 mm v/h
Kurbelgarnitur: ethirteen espec Direct Mount 32T Boost
Vorbau: Race Face Aeffect R 35mm interface
Sattelstütze: OC MC20 Mountain Control Dropper, 31,6mm
Sattel: Fizik Taiga S-alloy rail
Laufräder: Race Face TURBINE-R30 TLR 15/110 mm IS
Reifen: Maxxis Dissector 2.40” 60 TPI 3CMaxxTerra Exo TLR / Maxxis Rekon 2.40” 120 TPI 3CMaxxTerra Exo+ TLR
Gewicht: ca. 20 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 6.799 EUR

Fazit

Alles in allem hat Orbea mit dem Rise H 10 ein spaßiges E-Trailbike auf die Räder gestellt, welches sich zwar gerne der Klasse der Light-E-MTBs zugehörig fühlen möchte, dies aber nur in Sachen Motorleistung auch wirklich erfüllt. Mit rund 20 Kilogramm ist es doch nur wenig leichter als so manches E-MTB mit voller Power, was im Grunde aber auch nicht schlimm ist. Das E-Trailbike funktioniert gut und lässt sich in einem breiten Nutzungsszenario bewegen, wobei man unbedingt aber zumindest den Hinterreifen wechseln sollte, wenn man es denn ernst meint. Rund 40 EUR für Maxxis Assegai/Minion DHR II sind bei Neukauf hier gut angelegt. Die Verarbeitung des Testbikes war nicht zu beanstanden und dickere Standrohre mittels Fox 36 sind laut Konfigurator auch bei den 2023er-Modellen Standard. Leichter dürfte das E-MTB dabei aber nicht geworden sein. 😉 In der Ausstattung, wie wir das Orbea Rise H 10 getestet haben, bekommt es von uns ein glänzendes „Gut“.

PRO
  • stabiler Alurahmen
  • ausreichend starker Antrieb
  • Batterie gut dimensioniert
  • gute Komponentenwahl
  • ausgewogene Geometrie
  • schönes Design
  • myO-Konfigurator
CONTRA
  • Reifenwahl nicht passend
  • Bremsscheibe hinten zu klein

Transparenzhinweis: Das Orbea Rise H 10 wurde uns seitens der Orbea S. Coop. für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.