Das Coboc Bristol TPZ wurde ausgesuchten Pressevertretern in einer einzigartigen Online-Veranstaltung vorgestellt. Nach dem Iseo für den Trekking-Bereich soll das neue Modell nun auch den sogenannten Urban Utlity-Bereich für die Marke aus Heidelberg erschließen und dabei die wachsende Reihe der Slim E-Bikes weiter ergänzen. Ob dies mit dem neuen Bristol gelingen kann, haben wir versucht in unserem Test herauszufinden.
Coboc Bristol TPZ im Detail
Wir haben das Bristol in der TPZ-Variante getestet, die mit einem tieferen Einstieg daherkommt. Das zurückhaltend designte Modell war in der Farbe Riesling Silver lackiert, was es sehr edel wirken lässt. Den verbauten E-Antrieb sieht man dem Modell auf den ersten Blick nicht an und kann den Nabenmotor auch beim zweiten Hingucken übersehen, da dieser sich komplett hinter der Kassette bzw. Bremsscheibe versteckt.
Beim Bristol TPZ kommt übrigens der neue Heckantrieb CBC01 zum Einsatz, der mit nur zwei Kilogramm besonders leicht ist und von Coboc selbst entwickelt wurde. Er gibt ein maximales Drehmoment von 30 Newtonmetern ab, wobei er effizient arbeiten soll. Statt nur einer Erfassung der Trittfrequenz nimmt der neue Antrieb mit einem eigens entwickelten Sensor auch das Eingangsdrehmoment auf und soll dann mithilfe ausgeklügelter Algorithmen die Motorkraft optimal steuern.
Die Energieversorgung übernimmt eine Batterie mit 380 Wh, die ebenfalls eine Eigenentwicklung ist und unsichtbar im Unterrohr des Modells integriert ist. Damit soll, so jedenfalls Coboc, eine Reichweite von über 100 Kilometern möglich sein. In Sachen Bedienteil und Display bleibt Coboc sich treu und verbaut im Oberrohr die bekannte Steuer- und Anzeigeeinheit, die in minimalem Design mittels fünf, mehrfarbiger LEDs die restliche Akkukapazität und gewählte Unterstützungsstufe darstellt.
Ein Knopf an der Unterseite des Oberrohrs lässt die Auswahl der Fahrstufen und auch das ein- und Ausschalten der Beleuchtung zu. Zudem kann man sich per Smartphone mit dem Antriebssystem von Coboc verbinden und hat mit einer neuen, gerade erschienen Coboc-App jetzt auch als Nutzer die Möglichkeit, die Fahrstufen in Sachen Kraftentfaltung und Beschleunigung an seine Bedürfnisse anzupassen.
Ebenfalls an der Unterseite befindet sich die Ladebuchse, an welchem der magnetische Stecker problemlos angebracht wird, damit er die Batterie in rund zweieinhalb Stunden wieder auflädt. Damit steht dann auch wieder genügend Energie zur Verfügung, um die Frontlampe von Litemove mit 550 Lumen Lichtmenge und das im hinteren Schutzblech eingelassene, helle Rücklicht zu betreiben. Gut: Durch die Montage auf dem vorderen Schutzblech gibt das Frontlicht zudem ein gutes Kurvenlicht ab!
Das Unternehmen aus Heidelberg stattet das Bristol TPZ mit einem 11-fach Antrieb von Sram aus, der für die City eine zumeist völlig ausreichende Übersetzung von 381 Prozent bereitstellt. Für die standesgemäße Verzögerung sollen dann die Scheibenbremsen von Riderever aus der Arc-U Serie, bei welcher Coboc vorne Bremsscheiben in 180 mm und hinten in 160 mm verbaut. An unserem Testbike fanden sich allerdings Shimano-Bauteile, so dass wir über die Funktion der serienmäßigen Komponenten keine Aussage treffen können.
Die 2,2″ breiten Schwalbe Marathon Almotion Performance Reifen sorgen einzig für Komfort auf der Strecke und bringen zudem den RaceGuard Pannenschutz des Reifenherstellers mit. Von der starren Gabel aus Aluminium sollte man zwar keinen allzu hohen Flex erwarten, dafür kann diese durch zahlreiche Halteösen überzeugen, an denen Bikepacking-Abenteurer ihre wahre Freude haben dürften. Zumal auch am restlichen Rahmen weitere Anschraubpunkte und sogar stabile Halteösen zum Verzurren schwererer Ladung vorhanden sind. Ob man es in der Stadt allerdings braucht, bleibt fraglich.
Ladung mit höherem Gewicht bringt man am besten auf dem hinteren Gepäckträger unter, der dank Racktime Snapit 2.0 System auch schnell entsprechende Körbe und Taschen aufnehmen kann (max. 20 Kilogramm). Ebenso steht vorne ein Gepäckträger mit Snapit 2.0 Kompatibilität zur Verfügung (max. 10 Kilogramm), der am Rahmen befestigt ist und sich so beim Richtungswechsel nicht störend auswirken sollte. Der Nutzer nimmt während der Fahrt dann bequem auf Selle Royal Essenza Plus Sattel Platz und kann sich mit der unscheinbaren Coboc Cobell Klingel deutliches Gehör verschaffen.
Im Fahrtest
Mit rund 18 Kilogramm ist das Coboc Bristol TPZ ein leichtes E-Bike, welches wie gemacht erscheint für die Fahrt in der City. Durch den Antrieb kommt man im Flachen relativ gut vom Fleck, wobei ein Rest Sportlichkeit vom Nutzer immer gefordert wird. Der Einsatz der Motorkraft geht dabei weich und harmonisch vonstatten, wenngleich der Antrieb je nach Belastung schon etwas zu hören ist.
Wird es hügeliger (ja, solche Städte soll es geben 😉 ), sieht es schon anders aus. Hier bietet der selbst entwickelte CBC01-Antrieb von Coboc schlicht und einfach zu wenig Drehmoment, um Anstiege souverän zu meistern. Ein vergleichbares Modell mit Mittelmotor, welches wir kürzlich ebenfalls im Test hatten, stellt zwar mit 35 Nm nur ein wenig mehr Drehmoment zur Verfügung, konnte sich aber an den gleichen Passagen deutlich besser behaupten.
Bis zur maximalen Unterstützungsgeschwindigkeit von 25 Kilometer pro Stunde und auch darüber hinaus lässt sich das Modell direkt und zielgenau steuern. Kleinere Unebenheiten werden von den Reifen noch weggefiltert, spätestens aber bei gröberen Stößen geraten diese an ihre Grenzen. Bei Kopfsteinpflaster oder größeren Unebenheiten ist der Abrollkomfort aber dahin, wobei die direkte Rückmeldung von der Straße auf Dauer dann eher ermüdend anstatt sportlich auf den urbanen Nutzer wirkt.
Die Shimano-Schaltung machte zwar auf unseren Testfahrten einen guten Job, wird aber aus Gründen der Lieferbarkeit im Serienmodell nicht verbaut sein, genauso wie die Bremsanlage von Shimano. Für die Sram NX 11-fach Schaltung legen wir zwar unsere Hand ins Feuer, aus dem Stegreif aber nicht für die dann serienmäßigen Riderever Bremsen, über die wir kaum eine Information geschweige denn Erfahrungen haben. Ergonomische Griffe und der bequeme Sattel von Ergon zeigen sich auch auf längeren Fahrten durch die Stadt als gute Wahl.
In Sachen Beleuchtung hat Coboc alles richtig gemacht und verbaut eine helle LED-Frontleuchte, die durch ihre Position auf dem vorderen Schutzblech den Weg prima ausleuchtet und zudem auch in die Kurve hinein leuchtet. Ebenfalls im Schutzblech integriert zeigt sich die helle Busch + Müller ILU SR LED-Rückleuchte, die für eine gute Sichtbarkeit nach hinten und zur Seite sorgt.
Ebenso bietet das Bristol Pedelec mit seinen zwei Gepäckträgern gut nutzbare Transportmöglichkeiten für diverse Gepäckstücke im Alltag, dazu durch die Kompatibilität mit dem Snapit 2.0 System auch eine einfache Möglichkeit für die Befestigung entsprechender Taschen und Körbe. Dank eines zulässigen Gesamtgewichtes von 140 Kilogramm bleibt nach Abzug des Eigengewichts noch genügend Reserve in Sachen Zuladung übrig.
Gefallen hat uns auch die Liebe zum Detail, die man beim Coboc Bristol TPZ vielfach vorfindet. Hierzu zählen wir die gut am linken Lenkergriff integrierte Klingel, den mit ausgestanztem Coboc-Schriftzug versehenen Kettenschutz oder auch die ebenfalls mit Coboc gelabelten Pedale, die mit rutschfester Auflage rund ums Jahr für sicheren Grip der Schuhe sorgen dürften. Alles Eigenentwicklungen, die gut zum Modell passen.
Kurz vor Testende wurde die neue Coboc-App noch veröffentlicht, die unter anderem eine Einflussnahme auf die Wirkweise der Fahrstufen des Antriebs ermöglicht. Neben dieser Funktionalität konnte man noch Informationen zum Antriebssystem abrufen und das Smartphone auch als Display nutzen. Eine Navigationsfunktion stand zum Zeitpunkt unseres Tests noch nicht zur Verfügung, geschweige denn andere Funktionen der vorherigen App, wie zum Beispiel die Lichtsteuerung.
- stabiler Rahmen
- unscheinbar verbauter E-Bike-Antrieb
- recht leise arbeitender Motor
- direktes Fahrverhalten mit guter Rückmeldung
- Reichweite für Stadt ausreichend
- viele Befestigungsmöglichkeiten an Rahmen und Gabel
- ergonomische Kontaktpunkte
- sehr gute Lichtanlage
- integrierte Kabel und Züge
- schöne Details (Klingel, Kettenschutz, Pedale)
- zwei Gepäckträger (Snapit 2.0 Kompatibilität)
- ausreichend hohe Zuladung
- Antrieb für Bergfahrten zu schwach
- (noch) unfertige Smartphone-App
- auf schlechter Strecke unkomfortabel
Coboc Bristol TPZ 2021
Motor: Coboc Electric Drive CBC01, 250 W, 30 Nm
Batterie: Coboc Li-Ion, 380 Wh
Display: Coboc User Interface
Rahmen: Aluminium 6000
Gabel: Aluminium 6000
Schaltung: Sram NX, 1×11
Bremsen: Riderever Arc-U, 180/160 mm v/h
Kurbelgarnitur: Coboc
Sattelstütze: Aluminium
Sattel: Ergon ST10 Gel
Reifen: Schwalbe Marathon Almotion Performance, 55-584
Gewicht: 18,1 kg
zul. Gesamtgewicht: 140 kg
Preis: 3.999 EUR
Transparenzhinweis: Das BristolTPZ wurde uns seitens der Coboc GmbH & Co. KG für den Testzeitraum kostenlos und ohne Auflagen zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Hintergrund zur Namensänderung: Aufgrund eines drohenden Rechtsstreits wurde das von Coboc ursprünglich als “Brixton” auf den Markt gebrachte Modell im August 2021 in “Bristol” umbenannt.
Unser Fazit | Coboc Bristol TPZ – neues Urban Utility E-Bike im Test
Vielseitiger Stadt-Flitzer
Mit dem Coboc Bristol stellt das Heidelberger Unternehmen ein praktisches Pedelec zur Verfügung, welches sich in deren großes Angebot an Slim E-Bikes bestens einfügt. Neben einem von Coboc gewohnt gutem und direktem Fahrverhalten, bringt das Modell noch gute Möglichkeiten zur Aufnahme von Gepäck und schöne Details mit.
Für große Ausflüge oder Fahrten auf Strecken mit steilen Anstiegen ist das Modell aber eher nicht gemacht, erfüllt dafür seinen Anspruch im neu geschaffenen Urban Utility-Segment auf besonders stylische Weise. Von uns bekommt das Modell daher die Note “Gut”.