Das Centurion No Pogo F860i stellt den Einstieg in die für 2021 neu aufgelegte E-MTB-Serie mit Shimano EP8 Antrieb dar. Die No Pogo F Serie ergänzt in dieser Saison die bestehende No Pogo E Baureihe in Richtung AllMountain-Einsatz und wird dafür mit der neuesten Antriebstechnik von Shimano ausgerüstet. Anstatt immer nur das für viele unerschwingliche Top-Modell zu testen, haben wir uns dieses Mal für die Einstiegsvariante entschieden. Ob diese uns überzeugen konnte, erfährt man in diesem aktuellen Testbericht.
Centurion No Pogo F860i im Detail
Das No Pogo F860i der baden-württembergischen Marke Centurion bringt einen gänzlich neu entwickelten Rahmen mit, der den brandneuen Shimano EP8 Antrieb sauber integriert. Der auffällige Knick am Oberrohr lässt nicht nur ein kurzes Sitzrohr zu, sondern erleichtert auch den Aufstieg auf das Modell.
Auffallend ist auch die infrarot genannte Farbe des gestesteten Modells, welches weiter über Kontrastelemente in schwarz verfügt, die vor allem das Unterrohr dadurch optisch schmaler wirken lassen. Ebenfalls sorgen die Reifen mit ihrer beigen Seitenwand für einen auffälligen Kontrast zur restlichen Gestaltung des E-Mountainbikes.
Antrieb & Batterie
Der neue Shimano EP8 Motor fügt sich harmonisch in den Rahmen des Centurion No Pogo F860i ein und wird von einer schön gestalteten Abdeckung mit kantig ausgeführten und farblich abgesetzten Kühlöffnungen eingerahmt.
Mit 85 Newtonmeter Drehmoment bietet der Motor eine Antriebsleistung auf der Höhe der Zeit, welche zudem effizient auf die zur Verfügung stehende Energie zurückgreift. Lobenswert ist die Integration des Geschwindigkeitssensors im Ausfallende, wobei sich der zugehörige Magnet dann in der Bremsscheibe befindet.
Die angesprochene Energie wird beim neuen E-AllMountain durch die neue Shimano BT-E8036 Batterie mit 630 Wh bereitgestellt, welche geschützt im Unterrohr integriert und mittels eines stabilen und mit Glasfaser verstärktem Cover vor Verschmutzung und Beschädigung geschützt wird.
Die per Schloss gesicherte Batterie kann zum Laden leicht entnommen werden, allerdings befindet sich im Rahmen links über dem Motor eine schön gekennzeichnete Ladebuchse, die ein Aufladen des Akkus im E-MTB erlaubt.
Bedient wird das E-MTB mit der kompakten Shimano SC-E5003A Bedien- und Anzeigeeinheit, die gut erreichbar am linken Lenkergriff angebracht ist. Hier werden per LCD-Display die wichtigsten Informationen angezeigt, wobei auch ein Zugriff darauf per E-Tube möglich sein soll. Auf dem Oberrohr befindet sich der Einstellknopf von Shimano der das “Starten” des Antriebs auf einfachste Weise ermöglicht.
Fahrwerk & Geometrie
Wie die anderen Modelle der neuen Serie bringt auch das No Pogo F860i einen Federweg von 140 mm vorne und 135 mm hinten mit, wobei im Heck allerdings ein Luftdämpfer seinen Dienst verrichtet. Die anderen Varianten sind hier mit Coil-Dämpfer ausgerüstet. Bei unserem getestenen Modell kommt vorne die SR Suntour Zeron35 Gabel mit Luftfeder zum Einsatz, die neben der Anpassung des Luftdrucks in der Kammer die Einstellung der Druck- und Zugstufe zulässt.
Der Dämpfer lässt neben der einfach zugänglichen Anpassung des Luftdrucks ebenfalls die Einstellung der Zug- und Druckstufe zu, wobei eine weitere Anpassung wie bei der Gabel auch per Volumenspacer erfolgen kann. Ein einfach erreichbarer Lockout-Hebel kann das Einsacken beim Bergauf pedalieren blockieren.
In Sachen Geometrie bringt das Modell in der von uns gefahrenen Größe L einen langen Radstand und auch einen größeren Reach mit, was das Modell für ein schnelles Fahren über diverse Trails prädestiniert. In diese Kerbe schlagen auch die Laufräder in 29 Zoll, die im Zusammenspiel mit dem sensibel reagierenden Hinterbau für ein berechenbares und zügiges Fahren auf verschiedensten Untergründen gut sein soll. Die relativ kurzen Kettenstreben sollen dem No Pogo F860i zudem Agilität verleihen, es aber trotzdem gut klettern lassen.
Weitere Ausstattung
Unser Testrad brachte nicht eine derzeit gängige 12-fach-Schaltung mit, sondern war mit einer bewährten Shimano Deore Schaltung mit elf Gängen ausgerüstet. Mit einer Bandbreite von 463 Prozent dürfte diese Komponente aber für die meisten Anwendungszwecke durchaus ausreichend sein. Geschaltet werden die Gänge dabei per SL-Hebel am rechten Lenkergriff.
In Sachen Bremsen macht Centurion aber keine Kompromisse und stattet das Modell vorne und hinten mit der Tektro Orion 4-Kolbenbremse aus, die man lobenswerterweise ebenfalls vorne und hinten mit Bremsscheiben in 203 mm kombiniert. Damit geht auch bei steilen Abfahrten nichts schief! Top!
An den Kontaktpunkten kommen hauseigene Komponenten der Marke Procraft zum Einsatz. Sowohl Vorbau und Lenker, die Griffe, aber auch der Sattel und die Sattelstütze kommen von Centurions Eigenmarke. Letztere fällt bei unserer getesteten Größe L mit einem Verstellweg von 170 mm auf, die sich damit auch für große Menschen eignet. Die Bedienung erfolgt per eigenem Bedienhebel am linken Lenkergriff.
Die ebenfalls hauseigenen Procraft-Felgen aus Aluminium sind mit Maxxis Minion Reifen mit einer Breite von 2,6″ bestückt. Die Exo-Karkasse der Reifen kann bei gemäßigtem Einsatz ausreichend sein, sollte bei höherem Gewicht des Fahrers zumindest hinten gerne gegen einen Reifen mit Exo+-oder gar DD-Karkasse ausgetauscht werden.
Der mit Luftkammern arbeitende Kettenstrebenschutz soll ein mögliches Kettenschlagen abdämpfen und für ein leises Fahren sorgen. Das stylische glanzgedrehte Kettenrad aus eigenem Hause setzt das Modell auch optisch von Modellen des Wettbewerbs ab, wobei die Kettenführung hilft, dass die Kette auch bei sehr rauen Trails dort bleibt, wo sie hingehört.
Wird es einmal später, soll die serienmäßig am Vorbau verbaute Frontleuchte von Lezyne helfen, die trotz geringer Baugröße mit 210 Lumen abstrahlt und mittels Energie aus dem E-Bike-Akku versorgt wird. Bei den serienmäßigen Modellen liegt auch noch eine per Spanngurt am Sattelrohr zu befestigende Rückleuchte bei, die aber per Akku mit Energie versorgt wird und regelmäßig nachgeladen werden muss. Diese war aber bei unserem Testrad nicht vorhanden.
Auf den Acros Steuersatz, in den die Kabel bei den höherwertigen Modellen laufen, muss die Einstiegsvariante genauso verzichten, wie auf den Block-Lock zum Schutz des Rahmens. Auch die Procraft Klingel war an unserem Test-eMTB nicht verbaut, wird beim Serienmodell wohl aber vorhanden sein. Gut ist, dass auch eine große Trinkflasche ins Rahmendreieck hineinpasst.
Auf der Fahrt
Das Centurion No Pogo F860i bringt alle Voraussetzungen mit, um auch fortgeschrittene Fahrer auf dem Trail von seinen Qualitäten zu überzeugen. Die Geometrie mit flachem Lenkwinkel und eher steilem Sitzwinkel integriert den Fahrer gut ins Bike und lässt diesem flowige und schnelle Trails absolvieren, ohne dabei auf Komfort zu verzichten.
Damit das No Pogo F860i hier ständig in Bewegung bleibt, kommen dem Modell auf dem Trail auch die Laufräder in 29 Zoll entgegen. Dank der längeren Kettenstreben und dem insgesamt langem Radstand ist das E-AllMountain wie gemacht für schnelle Trails. In engen, verwinkelten Kurven fällt es einem dagegen schwerer, das No Pogo F auf Kurs zu halten. Hier kommt auch das höhere Gewicht von knapp über 25 Kilogramm ins Spiel.
Bergauf muss man Druck aufs Vorderrad bringen, um dieses vom Abheben abzuhalten, was nicht zuletzt auch an der starken Leistung des Shimano-Antriebs liegt. Die Kraft bringt man im Uphill dank der guten Maxxis-Bereifung allerdings jederzeit auf den Untergrund, wobei sich diese auch auf kurvigen Trails oder in der Abfahrt von ihrer besten Seite zeigt.
Vorausgesetzt, man hat Federgabel und Luftdämpfer im Heck auf den aktuellen Fahrer abgestimmt. Noch besser dürfte das Fahrwerk mit Coil-Dämpfer funktionieren, für welchen der Rahmen von vornherein ausgelegt wurde. Aber auch mit dem Luftfederbein war die Performance in Ordnung und gab keinen Anlaß zur Kritik.
Für schroffe Downhills oder verblockte Uphills ist das No Pogo F860i aber eher nicht gemacht und wendet sich mit seinen Qualitäten mehr an Fahrer, die sportlich schnell auf flowigen Trails unterwegs sein möchten. Dank großem Akku ist das Modell für zahlreiche Runden oder Kilometer gut und kann auch so auf ausgedehnten Touren eingesetzt werden. Hier kommen dem Nutzer auch der bequeme Sattel und Griffe entgegen.
Im direkten Vergleich mit dem Merida eONE-Sixty, welches wir zeitgleich ebenfalls im Test hatten, war der Geräuschpegel des Shimano EP8 im Rahmen des Centurion etwas höher. Das fiel aber eher beim Pedalieren mit hoher Kadenz und moderater Steigung auf und weniger auf den Trails. Gut zeigte sich der große Verstellweg der Sattelstütze, der bei unserem Modell in Größe L ganze 170 mm zur Verfügung stellte.
Der Bedienhebel für die Sattelstütze am linken Lenkergriff fiel bei unserem Testbike auch durch einen langen Verstellweg auf, der insofern störend war, als dass man die Oberseite des Daumens doch öfter einmal schmerzhaft an die Kante des feststehenden Teils der Bedieneinheit anschlug. Ansonsten funktionierte die Sattelstütze aber tadellos.
Ebenfalls einwandfrei zeigten sich die kräftigen Bremsen, die im Zusammenspiel mit den griffigen Maxxis Minion Reifen für eine einwandfreie Verzögerung auf nahezu jedem Untergrund sorgten. Sollte es einmal später werden, leuchtet einem die Lezyne Lampe an der Front den Weg, die aber durch eine ziemliche Menge an Kabeln und Zugen hindurchleuchten muss. Im Gegensatz zu den höherwertigen Schwestermodellen sieht beim No Pogo F860i das Cockpit nicht ganz so aufgeräumt aus.
Erwähnenswert beim Centurion ist die durchgängige Beschriftung der wichtigsten Features und Zugriffspunkte durch ein intuitives und verständliches Leitsystem, dazu die schöne Lackierung mit Effektlack und die gute Verarbeitung. Wer am E-Mountainbike einen Seitenständer nachrüsten möchte, findet zudem eine entsprechende Vorbereitung.
- kräftiger Motor
- stabiler Rahmen mit abgesenktem Oberrohr
- große Batterie
- hohe Reichweite
- gute Federung (umrüstbar auf Coil-Dämpfer)
- kräftige Bremsen
- durchweg große Bremsscheiben
- hoher Verstellweg der Variostütze
- griffige Reifen
- Ladegerät mit 4A ab Werk
- attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis
- Motor im Rahmen etwas lauter
- Bedienweg Variostütze zu lang
Centurion No Pogo F860i 2021
Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: Shimano BT-E8036, 630, 630Wh
Display: Shimano SC-E5003A
Rahmen: 29″ Aluminium, 135 mm
Gabel: SR Suntour Zeron35 Air Lor, 140 mm
Dämpfer: SR Suntour Edge TR Lor8
Schaltung: Shimano Deore, 1×11
Bremsen: Tektro Orion 4-Kolben, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur: Shimano FC-EM600, 165 mm
Sattelstütze: Procraft Drop Pro
Sattel: Procraft Race
Reifen: MAXXIS Minion DHF / DHR II., 29×2.6″, v/h
Gewicht: 25,1 kg
zul. Gesamtgewicht: 150 kg
Preis: 4.299 EUR
Transparenzhinweis: Das Centurion No Pogo F860i wurde uns seitens der MERIDA & CENTURION Germany GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.
Unser Fazit | Centurion No Pogo F860i im Test – Einstieg auf hohem Niveau
Attraktiver Trailräuber
Es muss nicht immer die Top-Variante sein. Auch das Centurion No Pogo F860i bringt alles mit, um auf zahlreichen Trails mit Flow und Spaß unterwegs zu sein. Neben dem kräftigen Shimano EP8 Antrieb stehen Nutzern des Einstiegsmodells auch die große Batterie mit 630 Wh für eine hohe Reichweite zur Verfügung, die dank mitgelieferten Ladegerät mit 4A auch zügig wieder aufgeladen werden kann.
Insgesamt stellt das Modell ein gut abgestimmtes Gesamtpaket dar, welches zudem zu einem attraktiven Preispunkt angeboten wird. Guter Antrieb, gute Federung und starke Bremsen. Hier fragt man sich, ob es denn überhaupt ein höherwertiges Modell sein muss? Wir jedenfalls waren vom Modell aus dem schwäbischen Magstadt auf unseren Testfahrten sehr angetan und statten es daher mit dem Urteil “Empfehlenswert” aus.