BH Bikes XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S 2021 im Test – potente E-Enduro kriegt die Kurve

Wir haben das BH Bikes XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S 2021 in der Praxis getestet. Die neue E-Enduro haben wir uns im vergangenen Jahr zur Vorstellung vor Ort in Bad Orb angesehen. Das Modell ist mit dem Shimano EP8 Antrieb ausgerüstet und bringt einen selbst entwickelten, gekrümmten Akku mit. Die Ausstattung liegt auf einem hohen Niveau. Konnte das E-Mountainbike uns im Test überzeugen?

BH Bikes XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S im Detail

Das 2021er XTEP Carbon fällt mit einem neu gestaltetem Vollcarbonrahmen auf. Die oft kritisierte Formgebung des Vorgängermodells wurde hier zwar etwas abgeschwächt, unterscheidet sich aber immer noch von den meisten E-MTB-Rahmen deutlich. Insofern wirkt das Design zwar gefälliger, polarisiert aber weiterhin die Meinungen seiner Betrachter.

BH XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S

BH Bikes hat zudem sein Konzept beibehalten, den Akku von oben in den Rahmen einzuführen. So wird die Rahmenstruktur laut der Macher am wenigsten geschwächt, wobei die Basken im neuen Rahmen jetzt auch noch alle Kabel und Züge untergebracht haben. Das Fehlen weiterer Öffnungen im Rahmen bringt eine erhöhte Steifigkeit von bis zu 70 Prozent, wie man zur Vorstellung mitgeteilt hat, wobei das Bauteil gleichzeitig mit 2.200 Gramm einer der leichtesten Endurorahmen ist.

In Sachen Geometrie hat man diese laut der Basken weiter auf den Trail-Einsatz optimiert, wobei man einen steilen Lenkwinkel von um die 65,6° mit einem eher flachen Sitzwinkel von 73,7° kombiniert. Der Reach liegt bei unserem getesteten Modell mit 461 mm eher im komfortablen Bereich, wobei die Kettenstrebe mit 465 mm nicht allzu kurz ist und so ein gutes Klettern am Berg erhoffen lässt.

Antrieb & Batterie

Für das Jahr 2021 hat man die Serie auf den damals brandneuen Shimano EP8 Antrieb umgestellt, der sich inzwischen bei einer Vielzahl an Fahrradherstellern großer Beliebtheit erfreut. Der 85 Nm starke Motor konnte sehr gefällig im Rahmen des XTEP Carbon untergebracht werden, wobei ein stabiler und recht weit nach oben reichender Motorschutz bündig in die Rahmenlinie integriert werden konnte.

Shimano EP8 Antrieb

Die Stromversorgung übernimmt der eigens in Sichelform konstruierte BH X System-Akku, welcher bis zu 720 Wh an Kapazität abliefert und damit für etliche Ausfahrten gut sein soll. Mit nur knapp unter 3,7 Kilogramm muss die Eigenlösung auch in Sachen Leistungsdichte nicht hinter anderen am Markt befindlichen Akku-Lösungen zurücktreten. Der Ladeport ist gut versteckt am Abschlussdeckel der Batterie untergebracht.

XTEP Carbon Akku mit 720 Wh

In Sachen Display verbaut BH Bikes am XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S mit dem EM800 die neueste Variante der Japaner, die mit optimiertem Farbdisplay, aber auch der Möglichkeit des Speicherns zweier Profile aufwartet. Die Bedienung erfolgt dann über die ebenfalls neue SW-EM800-L Schaltereinheit am linken Lenkergriff, die im Vergleich zum Vorgänger mit einer optimierten Ergonomie aufwartet.

Fahrwerk & Ausstattung

Das von uns getestete XTEP Carbon kommt mit 160 mm Federweg vorne und hinten, die bei unserem Modell mittels bewährter Komponenten von Fox verwaltet werden. So verbauen die Basken vorne die bewährte Fox 36 Float Federgabel in der Performance-Ausführung, während hinten der Fox DPX2-Dämpfer ebenfalls als Performance-Version mit Ausgleichsbehälter zum Einsatz kommt.

Fox 36 Float Performance mit 160 mm

Fox DPX2 Performance

Die Schaltung wird beim BH XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S aus Komponenten der XT- und SLX-Serie von Shimano zusammengestellt. Die Bremsen entstammen der XT-Serie von Shimano und bringen vorne und hinten dem angepeilten Einsatzzweck entsprechende Bremsscheiben mit einem Durchmesser von 203 mm mit.

Auf den DT Swiss Felgen (vorne H1700 und hinten H1900) sind bewährte Maxxis Minion Reifen aufgezogen, welche die Kräfte zuverlässig auf den Untergrund übertragen sollen. Leider greift BH Bikes hier nur zur schwächeren EXO+ Karkasse, wobei die E-Enduro zumindest hinten besser mit der DD-Variante ausgestattet wäre.

Für die absenkbare Sattelstütze hat sich der Hersteller bei dieser Rahmengfröße für die Race Face Aeffect mit 125 mm Hub entschieden. Dieser erscheint leider etwas zu wenig, obwohl für eine längere Stütze mit 150 mm Weg wohl noch Platz im Rahmen wäre. Die innenliegende Klemmung, die BH Bikes bei vielen seiner Modelle verbaut, funktioniert gut. Allerdings hat sich die Gummiabdeckung, die vor Schmutz und Nässe schützen soll, doch öfters von alleine verdreht und so ihre Aufgabe vernachlässigt.

Der Prologo-Sattel bildet zusammen mit den Ergon-Griffen am Race Face Aeffect Aluminiumlenker gute und ergonomische Kontaktpunkte, die auch für längere Strecken taugen sollten. Wie schon vorher angedeutet, laufen über den Acros-Steuersatz alle Kabel unter dem Race Face-Vorbau in den Rahmen, was für ein aufgeräumtes Cockpit sorgt. Gut ist der Flaschenhalter, der auch eine 500-ml-Standardflasche problemlos aufnimmt.

Auf dem Trail

Das XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S fährt sich auf dem Trail verspielt und sportlich. Durch die Geometrie und das Split Pivot Hinterbausystem lässt sich das Bike gut um Kurven und durch Ruts durchbewegen. Kleine Hindernisse wie Wurzeln und Steine lassen sich gut überspringen, da man aufgrund der Progression der Federung den nötigen Gegenhalt für gute Bunnyhops hat und somit verschiedenste Stellen auf dem Trail zum Abziehen nutzen kann. Wir hatten ein Modell mit der Größe “MD” im Test, welches bei einem 1,78 m großen Fahrer zudem für ein verspieltes Fahrverhalten gesorgt hat.

Aufgrund der verbauten Komponenten braucht man mit dem XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S auch vor härteren Abfahrten nicht zurückschrecken. Im Downhill ließ sich die E-Enduro bei unseren Fahrten sicher auf Kurs halten, egal ob feuchter Waldboden oder auch staubiger, gebauter Trail. Bei höheren Geschwindigkeiten bleibt es stabil und rollt mit Kraft durch Wurzelteppiche und Steinfelder. Durch den tiefen Schwerpunkt bleibt es aber trotzdem agil, und lässt sich um enge genauso gut wie um weite Kurven fahren.

Größere Drops waren ebenso kein Problem, wie auch Sprünge, die bei der Landung den ganzen Federweg beanspruchten. Dank des Gewichtes von um die 22 Kilogramm war es ein Leichtes, mit dem Modell abzuheben und die Airtime zu genießen. Das XTEP Carbon ließ sich dabei einfach handhaben und schenkte dem Fahrer viel Vertrauen.

Sobald es flacher, langsamer und technischer wird, ist das XTEP Carbon etwas schwieriger zu fahren. Man benötigt etwas mehr Kraftaufwand, um die E-Enduro auf ihrer Linie zu halten. Der kräftige EP8-Motor von Shimano hilft dabei, das Bike am Rollen zu halten, was einem dann doch gut auch durch flache Problemzonen hindurch bringt.

Etwas negativ machten sich bei unserem Test dann doch die Reifen bemerkbar, wo ein Snakebite uns wertvolle Zeit zum Testen nahm. Hiervor hätten uns stabilere Reifen mit DoubleDown-Karkasse dann eventuell bewahrt, oder gar eine Tubeless-Ausrüstung der Reifen seitens BH Bikes. Wir hatten aber alles für ein Flicken des Schlauches dabei, und so konnten wir bald weiter testen.

Im Uphill machte das E-AllMountain von BH Bikes dann ebenso eine gute Figur und ließ unseren Fahrer auch sehr steile Anstiege gut erklimmen. So fliegt man Straßen und Forstwege regelrecht hoch und spürt die ganze Kraft des Shimano-Flaggschiffs am Tretlager. Trotzdem wird man dabei nicht von übermäßigen Motorgeräuschen genervt, obwohl der Rahmen den Motor im Vergleich schon etwas lauter wirken lässt.

Auch in technischen Teilabschnitten, die man ohne Motor schier gar nicht bewältigen könnte, kann man auf den Antrieb des XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S bauen. Um den Vorbau zur Steuerung besser am Boden zu halten, sollte man seinen Körperschwerpunkt dabei schon etwas nach vorne verlagern. Dann kann man die volle Power des Shimano EP8 für den Anstieg nutzen.

Weitere Auffälligkeiten

Zum Öffnen liegt ein spezielles Smart Key Bracelet in der Größe eines Fitnessbandes bei, mit welchem man per NFC den Verschluss des Akkus öffnen kann. Eine gute Idee, allerdings bleibt es fraglich, ob sich viele Nutzer das Band zusätzlich zur immer weiter verbreiteten Smartwatch noch um den Arm binden werden. Alternativ ist noch ein kompakter Schlüssel vorhanden.

XTEP Carbon Ladeport

Der Knopf zum Einschalten des E-Bikes auf dem Akkuverschluss wies nicht das erwartete Feedback auf und schien zudem eher für kleine Finger gemacht. Der im Akkuverschluss untergebrachte Ladeport ist erst dann zugänglich, wenn man den Verschluss geöffnet hat. Eigentlich gut zum Schutz der Ladebuchse, aber weniger zum Schutz des Akkus, wenn dieser lädt. Denn manche Langfinger könnten diesen dann einfach mitnehmen. Die Ladebuchse selbst ist aufgrund der versenkten Gummiabdeckung etwas fummelig zu öffnen, manche suchen hier gleich nach einem passenden Werkzeug.

Der Akku selbst lässt sich mit etwas Kraftaufwand nach oben herausziehen, dank der Kurvenform bleibt man dabei nirgends hängen. Allerdings ist die Passung im Rahmen etwas eng, was man an den Kratzspuren auf dem Akku direkt erkennen kann. Es mag sein, dass unser Testbike nicht dem aktuellen Serienstand entsprach, aber die intern laufenden Kabel und Züge schwangen im Bereich des Akkuschachtes ziemlich lose herum. So erschien es etwas schwierig, den Akku wieder so einzuführen, dass man die Kabel dabei nicht verschiebt oder gar beschädigt.

BH XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S

BH XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S

Motor: Shimano EP8, 250 W, 85 Nm
Batterie: BH Bikes custom, 720 Wh
Display: Shimano EM800
Rahmen: BH Bike Full Suspension Carbon 29″, 160 mm
Gabel: Fox 36 Float Performance, 160 mm
Dämpfer: Fox Float DPX2 Performance
Schaltung: Shimano XT/SLX, 1×12
Bremsen: Shimano XT, 203 mm v/h
Kurbelgarnitur:Shimano 34T, 165 mm
Sattelstütze: Race Face DP Aeffect
Sattel: Prologo Proxim
Laufräder: DT Swiss H1700/H1900
Reifen: Maxxis Minion TPI120 Terra Exo TR 29″X2.5/2.4
Preis: 7.799,90 EUR

Transparenzhinweis: Das BH XTEP Carbon Lynx 6 Pro-S wurde uns seitens der BH Bikes Deutschland GmbH für den Testzeitraum kostenlos zur Verfügung gestellt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.