Wir haben das urbane E-Bike der 2. Generation des estnischen Herstellers getestet, welches großen Wert auf schlichte Eleganz und stylischen Komfort legt
9 min Lesezeit

Wir haben das aktuelle Ampler Juna getestet, welches auf Komfort und Einfachheit ausgerichtet ist und seinen Nutzer mit seiner schlichten Eleganz im Alltag überzeugen soll. Bereits zur Vorstellung des neuen E-Bikes, welches zusammen mit dem Ampler Axel den Start der 2. Generation markierte, waren wir im Flagshipstore von Ampler in Berlin. Dort haben wir die Modelle Juna & Axel bereits im Detail kennengelernt, wollten die Pedelecs aber natürlich noch in der Praxis ausprobieren. Das Ampler Juna bildet als Singlespeed den Einstieg ins Programm des Herstellers und eignet sich mit seiner aufrechten und entspannten Sitzhaltung besonders für die Nutzung in der City, wo es den Nutzer bzw. die Nutzerin bestmöglich im Alltag unterstützen soll.

Ampler Juna im Detail

Wie alle Modelle von Ampler, sieht auch das Juna auf den ersten Blick nicht wie ein E-Bike aus, sondern eher wie ein konventionelles Fahrrad. Der Rahmen aus Aluminium weist einzig ein etwas dickeres Unterrohr auf, in welchem die Batterie untergebracht ist.

Ampler Juna

Mit dem heruntergezogenen Oberrohr, welches durch einen Knick die Einstiegsbreite vergrößert und zudem moderner wirkt, ist das Modell auch für kleinere Menschen gut nutzbar. Im Rahmendreieck findet sich noch Platz für eine Trinkflasche oder ein Faltschloss.

Der im Hinterrad eingespeichte, hauseigene Antriebsmotor mit 45 Nm ist auch kaum als solcher zu erkennen und könnte auch als Nabenschaltung durchgehen. Hinter der Bremsscheibe ist er nicht zu sehen und lässt den Nutzer in dieser Hinsicht schier inkognito unterwegs sein.

Waren die Ampler E-Bikes bis zur Vorstellung der 2. Generation immer ohne Display unterwegs, so hat man den neuesten Modellen jetzt ein solches mitgegeben. Dies wurde aber sehr unauffällig und bündig im Oberrohr integriert und wartet mit den notwendigsten Informationen auf. Alle Funktionen wird über einen Knopf darunter gesteuert, wobei eine Feinjustierung über die Ampler-App möglich ist.

Der Abtrieb vom Tretlager auf das Hinterrad erfolgt über einen wartungsarmen Zahnriemen von Gates. Hier gibt es eine Besonderheit bei den Modellen von Ampler, denn die Riemen werden nicht über das Ausfallende, sondern bereits im Werk über ein exzentrisches Tretlager optimal gespannt. So hat der Kunde bei einem Ausbau des Hinterrades keine Probleme, die richtige Riemenspannung wieder herzustellen.

Das Ampler Juna ist, wie am Anfang geschrieben, als Singlespeed konzipiert und daher am Lenker sehr clean. Außer den Bremshebeln und der Klingel finden sich dort keine weiteren Anbauteile, so dass die Bedienung sich hier auf das Wesentliche beschränkt.

Die Griffe am leicht gekröpften Lenker sind ergonomisch gestaltet und auch der Sattel ist von der bequemen Sorte. Die Sitzposition stellt sich aufrecht, aber bequem ein, so dass man in der Stadt noch von einer guten Übersicht im oft hektischen Verkehr profitieren kann.

Ab Werk ist eine Lichtanlage verbaut, die sich aus einem B&M IQ-XS Frontlicht und einem Rücklicht von Trelock zusammensetzt. Gut: das Rücklicht wartet mit automatischer Bremslicht-Funktion bei starker Verzögerung auf und ebenso waren zusätzliche Rückstrahler am Sattelrohr bzw. unter dem Scheinwerfer angebracht.

Das Ampler Juna kommt mit Starrgabel und rollt auf breiten Continental Contact Urban Reifen in der Größe 27,5″, die speziell für E-Bikes ausgelegt sind und zudem eine hohe Pannensicherheit aufweisen sollen. Schutzbleche aus Aluminium sollen Schmutz und Nässe vom Nutzer abhalten.

Unser Testmodell war noch mit dem optional verfügbaren Gepäckträger (Aufpreis 60 EUR) ausgerüstet, welcher das Transportieren leichter Ladung bis 15 Kilogramm möglich macht.

Es fehlt allerdings eine untere Ebene für Seitentaschen und auch eine Kompatibilität zu bekannten Montagesystemen wie MIK oder Ähnlichem.

So ausgerüstet kommt das Ampler Juna auf ein Gewicht von knapp über 17 Kilogramm, was sehr leicht ist und für ein einfaches Vorwärtskommen in der Stadt sorgen kann. Hierbei kann aber auch die laute Klingel helfen… 😉

Im Fahrtest

Das Ampler kam nahezu fahrfertig aus dem Karton. Es ist auf einer Schiene aus Pappe befestigt, die das E-Bike im Transportkarton sicher fixiert. Seitlich im Karton findet man die Bedienungsanleitung, in der Transportschiene das gesamte Zubehör, wie Ladegerät, Pedale usw.

Das Anschrauben der Pedale, die Einstellung der Sattelhöhe und das Geradestellen des Lenkers stellt alles dar, was man erledigen muss, bevor man sich auf das E-Bike schwingen kann. Meistens muss aber noch der Akku vollgeladen werden, damit die volle Kapazität zur Verfügung steht.

Ein Knopfdruck und das System wird eingeschaltet. Auf dem gut ablesbaren Display sieht man die eingestellte Fahrstufe und kurz danach den Akkustand und weitere Informationen, wie den Lichtstatus. Sitzt man dabei auf dem E-Bike, muss man den Blick kurz von der Straße nehmen, um das Display abzulesen.

Auch für das Umschalten der Fahrstufe muss man eine Hand vom Lenker nehmen, um per Knopf auf die gewünschte Einstellung aus „Stufe 1“, „Stufe 2“ oder „Aus“ zu schalten. Normalerweise muss man dies aber nicht allzu oft während der Fahrt erledigen.

Das Display zeigt nicht die aktuelle Geschwindigkeit an und auch keine aktuellen Fahrdaten. Es schaltet sich während der Fahrt ab, damit sich der Nutzer auf das Fahren konzentrieren kann. Zum Checken des Batteriestandes oder der Konnektivität kann man das Display per Knopfdruck aufwecken, was seitens Ampler aus Sicherheitsgründen während der Fahrt nicht empfohlen wird.

Am Ende der Fahrt (d.h. beim Ausschalten) zeigt das Juna auf seinem Display eine Zusammenfassung der Fahrt an, d.h. die zurückgelegte Strecke, Durchschnittsgeschwindigkeit oder die Fahrzeit. Diese Werte landen dann auch auf den Servern von Ampler und können dann in der App angesehen werden. Man muss die Aufzeichnung der Fahrt dafür nicht aktiv starten.

Das Juna fühlt sich wertig und stabil an. Während der Fahrt fühlt man sich sicher und kann das E-Bike zielgenau dirigieren. Auch mit der aufrechten Sitzhaltung profitiert man von einem agilen Fahrverhalten des Modells, welches Spaß macht.

Die breiten Pedale von Wellgo sind dank integrierter Pins griffig und lassen einen nicht abrutschen, auch wenn man mal stärker in die Pedale tritt. Das kann schon mal vorkommen, besonders am Berg, auch wenn der Ampler-Antrieb dort überdurchschnittlich gut unterstützt.

Apropos Motor: Dieser verrichtet leise und überraschend kräftig seine Arbeit und passt dabei gut zum Singlespeed-Antrieb des Ampler Juna. Auch an vielen Anstiegen funktioniert die Zusammenarbeit gut, nur wenn es zu steil wird, muss der Fahrer selbst aktiver werden.

Die Umstellung zwischen den beiden Unterstützungsstufen merkt man bereits in der Werkseinstellung deutlich. Zusätzlich kann per Ampler-App ein individueller Einfluss auf die Unterstützung nehmen. Konkret betrifft dies die Höhe der Unterstützung in Prozent und die maximale Geschwindigkeit.

Letztere liegt normalerweise bei den gesetzlich maximalen 25 km/h, kann aber auch abgesenkt werden, wenn man dies möchte. Einfluss auf das Beschleunigungsverhalten (Ramp up) oder Ähnliches kann man bisher noch nicht, dank verbautem Drehmomentsensor können aber die Beine hier aushelfen. 😉

Ampler Bikes
Ampler Bikes
Entwickler: Ampler Bikes
Preis: Kostenlos
  • Ampler Bikes Screenshot
  • Ampler Bikes Screenshot
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?Ampler Bikes
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Preis: Kostenlos

Bei Verbindung mit GPS & GSM sendet das Ampler Juna seinen Standort an die Server des E-Bike-Herstellers. Der letzte Status wird einem dann in der App angezeigt, inklusive der restlichen Reichweite und zuletzt gewählten Unterstützungsstufe. Beim Aufladen wird die restliche Ladezeit angezeigt.

Über die App kann der Power-Button gesperrt werden. Wird das E-Bike dann bewegt, erhält man unter bestimmten Voraussetzungen (GSM & GPS-Verbindung aktiv) eine Benachrichtigung auf seinem Smartphone und kann dann reagieren.

Als letzter Punkt stehen noch verschiedene Funktionen zur Systemwartung und Störungsbehebung in der App bereit, darunter eine Neukalibrierung der Sensorik, welche laut Ampler regelmäßig ausgeführt werden sollte. Auch ein Neustart der Firmware oder die Herstellung des Kontakts zum Kundenservice kann darüber realisiert werden.

Doch jetzt zurück zum Fahren. In der City profitiert der Fahrer vom direkten Fahrverhalten des mit einer Starrgabel ausgerüsteten Juna-Modells. Hier bieten die voluminösen Reifen auch zumeist genügend Komfort, sowohl für Fahrer und eventuelles Gepäck.

Außerhalb der Stadt könnte man durchaus eine Federgabel oder zumindest eine Federsattelstütze vermissen. Im Großen und Ganzen hat das Ampler Juna sich hier aber auch von seiner guten Seite gezeigt. So haben wir oft größere Runden zurückgelegt als zuvor geplant, jedenfalls so weit es der Akkustand zuließ.

Zumindest mit der etwas schwächer ausgelegten Unterstützungsstufe kam man doch erstaunlich weit, wenn man die Akkugröße von 360 Wh bedenkt. Einen Range Extender gibt es bei Ampler nicht, also sollte man nach Möglichkeit sparsam mit der zur Verfügung stehenden Energie umgehen.

Die Verarbeitung des E-Bikes stellte sich für uns als sehr gut dar, nichts klapperte während der Fahrt und man konnte ohne störende Geräusche die Natur genießen. Auch in der Stadt ist dies von Vorteil, denn so wird man nicht unnötig abgelenkt und kann sich auf den Verkehr konzentrieren.

Einziger Kritikpunkt, welchen wir bereits zur Vorstellung des Modells angemerkt hatten, bleibt ein fehlender Kettenschutz, der ein eventuelles Einklemmen von etwas weiterer Kleidung effektiv verhindern kann. So etwas wird in der City schonmal gerne getragen.

Ampler Juna 2023

Ampler Juna 2023

Motor: Ampler 48V, 250 W, 45 Nm
Batterie: Ampler 48V, 336 Wh
Display: integriert im Oberrohr
Rahmen: Aluminium 6061
Gabel: starr, 15 mm
Schaltung: Gates Zahnriemen, Singlespeed
Bremsen: hydraulische Scheibenbremsen
Kurbelgarnitur: Aluminium
Sattelstütze: starr
Sattel: Ampler
Laufräder: Aluminium
Reifen: Continental Contact Urban 50-584
Gewicht: 16,5 kg
zul. Gesamtgewicht: 130 kg
Preis: 2.590 EUR

Fazit

Mit dem Ampler Juna hat der estnische E-Bike-Hersteller ein Modell zu einem attraktiven Preis im Programm, welches mit einer sehr guten Verarbeitung aufwartet und zudem in Sachen Antrieb mit einem ansprechenden Paket daherkommt, zumindest für den Einsatz in der Stadt. Wer plant, größere Ausflüge ins Umland zu machen, ist vielleicht mit dem auch von uns bereits getesteten Stellar dank Kettenschaltung besser bedient, muss dann aber auf diverse Funktionalität in Sachen Konnektivität und Diebstahlschutz verzichten. Als Alltagsbike für kleinere Besorgungen und um sich schnell und komfortabel in der Stadt zu bewegen, ist das Juna jedoch sehr gut geeignet und bekommt daher unsere Empfehlung!

PRO
  • Stabiler, gut verarbeiteter Rahmen
  • klares, modernes Design
  • Display gut lesbar, sauber integriert im Oberrohr
  • kräftiger und leiser Ampler 48V-Motor
  • wartungsarmer und “sauberer” Riemen
  • griffige Reifen von Continental
  • breite, stabile Schutzbleche
  • geringes Gewicht (17+ kg)
  • GPS-Tracking und Diebstahlschutz
  • optionaler Gepäckträger
  • Gates Zahnriemen, Singlespeed
  • laute Klingel
CONTRA
  • für Touren zu kleine Batterie
  • Kettenschutz wünschenswert

Transparenzhinweis: Unser ausführlicher Test des aktuellen Juna E-Bikes wurde von Ampler Bikes OÜ hinsichtlich der Produktionskosten unterstützt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss.