Gründer Markus Flossmann erklärt Hintergründe und blickt trotzdem optimistisch nach vorn
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Der deutsche Direktversender YT Industries hat ein Schutzschirmverfahren eingeleitet, um sich finanziell neu aufzustellen. In einem rund vierminütigen YouTube-Video richtet sich Gründer Markus Flossmann direkt an die Community und gibt einen offenen Einblick in die schwierige Entwicklung der vergangenen Jahre – und in die nun anstehenden Schritte, die der Marke eine Zukunft sichern sollen.

Vom Dirtjumper zum Global Player

Vor fast genau 17 Jahren begann YT mit einem Bike, das laut Flossmann „nicht nur gut fuhr, sondern eine Revolution auslöste“: Der erste „Dirt Love“ war ein hochwertiges Mountainbike zum erschwinglichen Preis – und legte den Grundstein für die Philosophie, leistungsstarke Gravity-Bikes für eine junge, preissensible Zielgruppe zugänglich zu machen. Was als kleines Projekt in Deutschland begann, entwickelte sich über die Jahre zu einer weltweit agierenden Marke mit einer treuen Community und einem klaren Fokus auf Gravity-orientierte Mountainbikes. Mittlerweile erwirtschaftet YT rund die Hälfte seines Umsatzes in Nordamerika.

Krise nach dem Höhenflug

Doch Flossmann schildert auch, wie schwer es war, dieses Wachstum zu stemmen – besonders in den ersten zehn Jahren ohne externes Kapital. Als er vor fünf Jahren die operative Führung abgab, übernahm ein professionelles Management-Team. Mit der Unterstützung eines Private-Equity-Investors schien das Unternehmen bestens aufgestellt für die nächste Wachstumsphase.

Doch dann kam die Pandemie – und mit ihr eine Situation, die viele Fahrradhersteller zunächst als Nachfrageboom begrüßten. In Wahrheit, so Flossmann, war es der Beginn eines „perfekten Sturms“: Zusammenbrechende Lieferketten, explodierende Kosten, verspätete Produktionen, übervolle Lager und letztlich ein ruinöser Preiskampf im Markt. Zwar konnten sich Endkund:innen über Rabatte freuen, für kleinere Marken wie YT bedeutete der Wettbewerb ums Überleben aber eine enorme Belastung.

Rückkehr in der Krise – und ein harter Neustart

Vor einem Jahr kehrte Flossmann als CEO zurück – und übernahm das Unternehmen in einer angespannten Lage. In den folgenden Monaten habe man laut seiner Aussage entschlossen gehandelt: Lagerbestände wurden bereinigt, Prozesse gestrafft, unnötige Ausgaben gestrichen und in neue Produkte investiert. Einige dieser Neuheiten stünden nun kurz vor der Markteinführung.

Doch ein erneuter Rückschlag ließ nicht lange auf sich warten: Ein Schlüssellieferant habe in einem entscheidenden Moment mit Qualitätsmängeln und Lieferverzögerungen enttäuscht. Gleichzeitig brach der US-Markt infolge wirtschaftlicher Unsicherheiten, Naturkatastrophen und instabiler Handelspolitik stark ein – ein harter Schlag für ein Unternehmen, das rund die Hälfte seiner Einnahmen dort erzielt.

Trotz mehrfacher interner Finanzspritzen sei es letztlich nicht gelungen, unter der bestehenden Eigentümerstruktur neue Mittel zu beschaffen. Die Folge: Der Schritt in ein Schutzschirmverfahren, das dem Unternehmen ermöglicht, sich unter eigener Führung neu aufzustellen und aktiv Investoren zu suchen.

Das Beste kommt erst noch

Flossmann betont, dass dieser Schritt zwar schmerzhaft, aber notwendig sei – und kein endgültiger Abschied: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das sagen müsste. Aber ich bin überzeugt: Das ist nicht das Ende, sondern ein neuer Anfang.

Man befinde sich bereits in Gesprächen mit potenziellen Partnern, und das Tagesgeschäft – inklusive Kundenservice – laufe weiter wie bisher. Die kommenden Monate sollen dazu dienen, die Marke finanziell neu aufzustellen, strategisch zu stärken und fit für die Zukunft zu machen. Auch die Community habe einen Anteil daran: „Eure Leidenschaft, euer Herzblut haben uns bis hierhergebracht. Und wir sind noch lange nicht fertig.

Mit dem angekündigten „Reset“ beginnt für YT Industries ein neues Kapitel – mit offenem Ausgang, aber klarer Vision.

Wir bleiben dran.