Fahrräder, die in deutschen Innenstädten heute die Verkehrswende prägen, standen vor vielen Jahren erstmals auf Ständen und rollten über die Testparcours der „SPEZI“, der Spezialradmesse. Ein Blick in das Archiv der SPEZI hilft also, das Potenzial des Fahrrads für die Mobilität von morgen zu verstehen. Wer es auch hautnah erfahren möchte, kommt zur 25. Auflage der SPEZI, die am 29. und 30. April 2023 erstmals im baden-württembergischen Lauchringen stattfindet. Wir zeigen drei SPEZI-Klassiker im Detail:
Mehr Meter – Als der Motor ans Fahrrad kam: Scorpion von HP Velotechnik
Bereits kurz nach der Jahrtausendwende zeigten erste Aussteller der SPEZI Räder mit „elektrischem Zusatzantrieb“, wie es seinerzeit noch etwas umständlich hieß. Heute nennt man sie „Pedelecs“ oder „E-Bikes“. Sie machen laut Erhebungen des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) gut 50 Prozent aller verkauften Räder für Erwachsene in Deutschland aus. Bereits 2008 präsentierte der Liegeradspezialist HP Velotechnik sein erstes Pedelec: das Liegedreirad „Scorpion“ erhielt einen BionX-PL250-Nabenantrieb; im Katalog wurde diese Ausstattungsoption noch recht schüchtern erst auf den hinteren Seiten erwähnt. Das vollgefederte Fahrwerk und der tiefe Schwerpunkt waren für den Hersteller die ideale Basis für seinen E-Bike-Erstling:
„Als vor 20 Jahren die E-Bikes auftauchten, kamen alle mit einem Dauergrinsen von der ersten Probefahrt zurück. Genau dasselbe erleben wir heute noch, wenn jemand zum ersten Mal eines unserer Trikes fährt“, erinnert sich Alexander Kraft, Pressesprecher bei HP Velotechnik.
Heute werden rund 60 Prozent der verkauften HP-Dreiräder mit Antrieb ausgeliefert.
Mehr Menschen – Inklusion, Integration, Gemeinschaft: Das Pino von Hase Bikes feiert die Vielfalt
Fahrradfahren verbindet Menschen und ist äußerst kommunikativ, weil weder Motorengeräusche noch Windschutzscheibe der Kommunikation im Wege stehen. Damit selbst Fahrtwindgeräusche kein Störenfried werden, rücken Stufentandems wie das Pino des Herstellers Hase Bikes die beiden Fahrenden eng aneinander. So lässt sich nicht nur gemeinsam in die Pedale treten, sondern sich auch über das Erlebte ungestört austauschen. Die vordere Liegerad-Position auf dem Pino erlaubt vielfältige An- und Aufbauten, durch die sogar Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen mitfahren können.
„Diverses Zubehör haben das Pino zum alltagstauglichen Kindertaxi heranwachsen lassen und in seiner jüngsten Entwicklungsstufe, dem Modell ‚Pino Cargo‘, ist es nun ein vielseitiges Lastenrad mit Elektromotor, das all die vorhergehenden Funktionen vereint“, beschreibt Dario Valenti, bei Hase Bikes für Marketing und Events zuständig ist.
Den universellen Ansatz des Pinos, das erstmals schon 1997 auf der SPEZI gezeigt wurde und heute als Blaupause für moderne Familien-Alltagsräder gelesen werden darf.
Mehr Ladung – Verkehrswende ist keine Privatsache: Musketier von Radkutsche
Von jeher hatten die SPEZI und ihre Aussteller nicht allein die private Perspektive des Fahrrad(fahren)s im Blick, sondern auch gesellschaftliche sowie kommerzielle Aspekte und Anwendungen im Fokus. Lange bevor Lieferdienste und urbane Familien das Cargobike für sich entdeckten, konnten diese Räder auf der SPEZI nicht nur bestaunt, sondern ausprobiert werden. Etwa das Cargobike „Musketier“ der württembergischen Manufaktur Radkutsche, das 2008 erstmals auf der SPEZI stand. Seine dreirädrige Konstruktion sorgt für sicheren Stand und stabile Fahrt auch bei geringen Geschwindigkeiten. Satte 300 Kilogramm Gesamtgewicht gibt der Hersteller für das rund 70 Kilogramm schwere Vehikel frei und deckt damit zusammen mit verschiedenen modularen Aufbauten auch unterschiedlichste kommerzielle Einsatzmöglichkeiten ab.
„Ob als Handwerker oder Citylogistiker zum Ausliefern von Waren, wendig und leise bringen die Musketiere die Ladung von A nach B“, heißt es auf der Internetseite des Herstellers.
„Drei Entwicklungen haben dem Musketier auf dem Weg aus der Nische in den Mainstream Aufwind gegeben: Der Fortschritt der Elektromobilität hat Cargobikes für ein breites Publikum attraktiv gemacht. Zweitens vollzieht sich in den letzten Jahren ein Logistikwandel, vor allem im innerstädtischen Bereich, hin zu mehr Fahrradlogistik, unterstützt durch kleinräumige Lösungen wie Mikrodepots. Drittens rückt der Klimawandel einer breiten Öffentlichkeit immer deutlicher ins Bewusstsein“, erklärt Radkutsche-Geschäftsführer Stefan Rickmeyer den Erfolg des Cargobikes.
Mehr Details unter: www.spezialradmesse.de.