Der VCD fordert zum Europäischen Tag des Fahrrades mehr Investitionen in den Radverkehr und stellt fest, dass immer mehr Menschen auf das Fahrrad setzen, dieses aber von der Politik stiefmütterlich behandelt wird.
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81 Prozent der deutschen Haushalte besitzen mindestens ein Fahrrad und hinzukommen 1,2 Millionen Haushalte die inzwischen ein Elektrorad besitzen, so die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Alles auf einem guten Weg, könnte man meinen.

Doch die Fahrradnutzung steigt keineswegs wegen einer Verkehrspolitik, die gezielt auf die Potenziale des umweltverträglichsten und kostengünstigsten Verkehrsmittels setzt. Die Menschen satteln vielmehr um, trotz einer Verkehrspolitik, die vorrangig Geld und öffentlichen Straßenraum für den Autoverkehr bereitstellt.

Zu wenig Platz für Radfahrende und vielerorts eine veraltete oder gar fehlende Radverkehrsinfrastruktur sind die Realität. Das drückt auf die Bremse, droht sogar die positive Entwicklung der verstärkten Fahrradnutzung auszubremsen.

Anlässlich des morgigen Europäischen Tag des Fahrrads fordert der ökologische Verkehrsclub VCD von der Bundesregierung ein deutlich höheres und konkretes Engagement für die Radverkehrsförderung in den deutschen Kommunen. Allein die Fixierung von Zielen reicht nicht aus.

Es braucht einen neuen Fördertopf mit ausreichenden Mitteln. Die Bundesmittel für die Radverkehrsförderung müssen mindestens verdoppelt werden. Wasilis von Rauch, Mitglied im VCD-Bundesvorstand:

Wer mehr Radverkehr will, der muss in die Infrastruktur investieren. Und wenn immer mehr Menschen Rad fahren, muss dafür entsprechend Platz geschaffen werden. Das betrifft sowohl den Aus- und Neubau von Radstreifen, wie auch den von sicheren Stellplätzen für Räder. Der Bund ist mit verantwortlich dafür, ein fahrradfreundliches Klima zu schaffen und die Kommunen finanziell zu unterstützen. Die Kommunen wiederum müssen die Prioritäten in der Verkehrspolitik deutlich zugunsten des Radverkehrs verschieben.Wasilis von Rauch

Appelle an Radfahrende hingegen, die Regeln im Straßenverkehr einzuhalten sowie Helme zu tragen, ersetzen keine Radverkehrsförderung. Im Gegenteil, insbesondere Helmkampagnen schrecken vom Fahrradfahren ab. Der beste und effektivere Beitrag zur Erhöhung der Sicherheit von Radfahrenden wäre die flächendeckende Einführung von Tempo 30 innerorts, denn eine reduzierte Geschwindigkeit macht den Verkehr übersichtlicher und Unfälle können vermieden werden.

Doch eine ausreichend starke Lobby hat das Rad im Land mit 44 Millionen Pkw und 68 Millionen Fahrräder leider noch nicht. Das muss sich ändern. Denn vom Spaß und Nutzen des Fahrradfahrens müssen die Menschen längst nicht mehr überzeugt werden. Alles was sie brauchen, ist eine funktionierende Infrastruktur. Wie erfolgreiche Radverkehrsförderung funktioniert, zeigt die neue VCD-Broschüre »European Biking Cities«, die Morgen auf der internationalen Velo-city-Konferenz im französischen Nantes vorgestellt wird.

Darin sind Beispiele gelungener Radverkehrsförderung aus den Top-Fahrradstädten in Frankreich (Straßburg), Italien (Bozen) und Spanien (Vitoria-Gasteiz) sowie aus den Aufsteigerstädten Brighton & Hove (Großbritannien), Potsdam und Mannheim (Deutschland) zusammengestellt.

Das »European Biking Cities«-Netzwerk ist Teil der VCD-Arbeit zur städtischen Luftreinhaltung. Denn Radverkehrsförderung ist für Kommunen auch ein effektives Mittel, um die Verstöße gegen die europäischen Luftreinhalte-Grenzwerte zu stoppen und drohende Strafzahlungen zu vermeiden.

Quelle: PM VCD