Über das österreichische Start-Up add-e haben wir hier schon früher berichtet. Der zur Nachrüstung gedachte Reibrollenantrieb ist der aus unserer Sicht einzig erfolgreiche in diesem Segment. Über die TV-Show “2 Minuten 2 Millionen” auf Puls4, dem Pendant zur deutschen “Höhle der Löwen”, wurde das innovative Produkt erneut Investoren vorgestellt.
Mit der angestrebten Finanzierung möchte Gründer Fabian Gutbrod ein Händlernetzwerk aufbauen und so den Vertrieb erweitern. Bisher kauften Endkunden direkt bei add-e, was nun immer noch möglich sein wird, aber in Zukunft eben durch Händler ergänzt werden soll.
Die Sendung wird am 17. April 2018 ausgestrahlt, wobei es im österreichischen Pörtschach ab 19 Uhr auch ein Public Viewing im See:Port geben wird. Teilnehmer können dort direkt ein add-e System im Wert von 1.100 EUR gewinnen.
In einem aktuellen Interview gibt der Gründer Informationen zur Entstehung und zur Zukunft des Produkts preis.
Fabian Gutbrod
Wie sind Sie auf die Idee für add-e gekommen?
add-e ist während meiner Studienzeit entstanden. Die erste Idee war ganz einfach und egoistisch, ich wollte einfach weniger Anstrengungen bei mehr Speed auf dem Weg in die FH. Daher habe ich mir sehr früh auf mein Alltagsrad einen Motor, Regler und Akku angebaut. Dafür musste seinerzeit ein kleiner e-Roller (Tante Paula Roller) dran glauben, den ich geschenkt bekommen hatte. Da die Bleibatterien aus besagtem e-Roller jedoch bereits nach kurzer Zeit die Schwachstelle im System wurden, habe ich mich kurzerhand auf die damals noch recht wenig verbreiteten Lithium-Akkus konzentriert. Kurz darauf war der Akku kleiner als der Motor. Und so kam das Eine zum Anderen und das System wurde schrittweise immer kleiner. Ich habe das Konzept des Reibrollenantriebs aufgegriffen und durch diverse mechanische Besonderheiten Antriebe für mein Fahrrad gebaut die so klein und leicht waren dass ich damit auch einige Preise (nicht nur bei Studentenwettbewerben) gewonnen habe. Aber eigentlich handelte es sich zu diesem Zeitpunkt immer noch “nur” um Spielereien, die ich als Hobby immer weiter für meine Fahrräder perfektionierte. Erst 2013, am Ende meines Masterstudiums wurde aus diesem Hobby ein Geschäftsmodell. “Schuld” daran ist das build! Gründerzentrum, welches als Inkubator im Raum Kärnten großartige Unterstützung bei der Umsetzung von Geschäftsideen bietet. Von da an hat sich einiges geändert. Die Erfahrungen der ersten Jahre wurden in einem Businessplan optimiert und das Antriebskonzept mit einigen weiteren Prototypen bis hin zu einem fertigen Serienprodukt, zur Montage an jedem beliebigen Fahrrad, weiter entwickelt. Den wirklichen Startschuss für die Serienproduktion gab es jedoch erst 2015 im Zuge der
sehr erfolgreichen Crowdfunding Kampagne auf Indiegogo. Man sieht, es war in Wirklichkeit nicht der “Gedankenblitz” sondern ein relativ langer Weg bis zum add-e so wie er heute ist.
Fabian Gutbrod
Was ist Ihre Vision in zwei Sätzen?
Ich möchte Produkte “erschaffen”, die nachhaltig die Mobilität beeinflussen. Die e-Mobilität ist der Einstieg in viele Segmente, add-e ist da nur der Anfang 😉Fabian Gutbrod
Wie funktioniert add-e genau?
add-e ist ein Nachrüstantrieb. Das heißt, der Kunde rüstet sein bestehendes Fahrrad mit unserem Antrieb auf. Dazu muss am Fahrrad nichts gebohrt oder sonst wie dauerhaft verändert werden. Das Montageset wird an die genormten Befestigungspunkte des Rahmens angeschraubt. Akku und Antriebseinheit können dann in nur wenigen Sekunden vom Rad an bzw. abgebaut werden. Eine echte Besonderheit ist die spezielle Schwingarm-Mechanik. Diese ermöglicht es, im ausgeschalteten Zustand ganz ohne jegliche Reibung oder zusätzliche Trägheit Fahrrad zu fahren. Erst wenn man zum Beispiel an einer Steigung ist oder der Gegenwind einem das Leben schwer macht, schaltet man den Antrieb mit einer Drehung der Verschlusskappe in die gewünschte Unterstützungsstufe. Daraufhin koppelt der Motor voll automatisch an den Reifen an und hilft ordentlich mit. Ist man oben angekommen und braucht keine Unterstützung mehr stellt man den Antrieb genau so einfach wieder ab, der Motor löst sich vom Reifen und man fährt ganz entspannt weiter. Das kann so kein anderes Antriebssystem.Fabian Gutbrod
Für wen eignet sich Ihr Produkt?
Bei add-e geht es in erster Linie ums normale Fahrrad fahren. Das klingt vieleicht doof, da wir ja eigentlich einen e-Antrieb verkaufen, aber seien wir ehrlich. Unsere Kunden wollen noch normal Fahrrad fahren. Und genau das können Sie mit unserem Antrieb ja auch. Das geringe Gewicht von gerade einmal 2 kg (inkl. Akku) merkt man bei Fahren nicht wirklich. Das heißt 90% der Zeit, wo man auch ohne e-Antrieb gut unterwegs ist, hat man sein leichtes und oft heiß geliebtes Fahrrad, ganz ohne Einschränkungen. Will man dann doch mal etwas elektrischen Rückenwind, ist der Antrieb sofort da und hilft einem über Steigungen usw. Uns ist es gelungen, ein System zu schaffen, welches zwei Welten sinnvoll mit einander verbindet. Zu unseren besten Kunden zählen deshalb auch Rennradfahrer. Das wäre früher absolut undenkbar gewesen. Aber eben auch Berufspendler, die zwar nicht verschwitzt im Büro ankommen wollen, auf dem Heimweg sich dann aber nochmal richtig verausgaben möchten. Camper mit Falträdern, die besonders das geringe Gewicht beim Verladen zu schätzen wissen. Die ältere Dame mit ihrem 30 Jahre alten aber geliebten Hollandrand zählt genauso wie Liegeradbesitzer und Waffenradveredler zu unseren Kunden. Es ist so toll zu sehen, wie viele Leute mit ganz unterschiedlichen Ansprüchen mit unserem Antrieb die ideale Lösung gefunden haben. Ich darf also mit Recht behaupten; add-e eignet sich für jeden der noch Fahrrad fahren will, aber die Vorteile des e-Motors genauso zu schätzen weiß.Fabian Gutbrod
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Unsere Crowdfunding Kampagne Anfang 2015! Wir haben uns hohe Ziele gesetzt und haben diese um mehr als das Vierfache übertroffen. Bei so vielen Interessenten das Vertrauen für ein noch nicht 100% fertiges Produkt zu gewinnen, ist wirklich nicht leicht. Es ist viel Zeit, und auch Geld für die Vorbereitung in diese Kampagne geflossen. Am Ende haben wir so über 400.000 Euro Vorfinanzierung erhalten und konnten gleich richtig loslegen. Das war für mich eine grandiose Bestätigung meiner Arbeit und der vermutlich größte Erfolg mit add-e.Fabian Gutbrod
Welche Hindernisse gab es zu überwinden?
Puh, ob da die Interview Zeit ausreicht 🙂 Ich glaube, ich breche das auf ein paar große Brocken herunter. Ein echtes Hindernis ist wie eigentlich immer im Leben die Zeit. Es leidet natürlich das Sozialleben extrem darunter, dass man nach dem großen Erfolg und dem schnellen Wachstum nix anderes mehr als die Firma im Fokus hat. Es wäre gar nicht möglich gewesen, einer zweiten Tätigkeit, geschweige denn einem normalen Privatleben nachzukommen. Das heißt, auch wenn es dumm klingen mag, Freundin, Job, Familie das sind zu dem Zeitpunkt eher Klötze am Bein. Dann natürlich die Finanzierung. Es ist fast unmöglich, ohne zusätzliche Gelder von Null weg zu starten. Wir mussten uns sehr früh, trotz der Kampagne, um zusätzliche Gelder bemühen und die ersten Jahre viel privates Geld in die Firma stecken, ohne dabei auch nur einen Euro zu verdienen. Wer bereits einen gewissen Lebensstandard erreicht hat, wird sich hier sehr wundern. Und als dritten, wohl genauso wenig überraschenden Punkt, natürlich das Team. Wobei das hier kein Hindernis sein muss, wohl aber ein großer Stolperstein. Es gibt ein Sprichwort, dass man wahre Freundschaft erst in schlechten Zeiten erkennen kann. Dasselbe gilt, wie ich finde, auch bei Kollegen bzw. Mitarbeitern. Wenn einmal alles läuft, ist es recht einfach “mit zu schwimmen”. Was man aber braucht, sind loyale Menschen, die wirklich mit Herzblut hinter der Sache stehen. So etwas zu finden, ist für mich nicht einfach und hat vermutlich die meisten schlaflosen Nächte breitet bzw. tut es noch.Fabian Gutbrod
Wer ist Ihr Business Vorbild?
Hm, ich fürchte, da kann ich keine “Prominenten” aufführen, da ich mich schlicht viel zu wenig mit Herren wie “Elon Musk” usw. auseinander gesetzt habe. Wer mir durchaus imponiert, und mit wem ich auch einiges gemeinsam gemacht habe ist mein Mentor aus der Vorgründungszeit, Erwin Smole. Herr Smole ist, seit ich Ihn kenne, immer ganz vorne mit dabei, wenn es um neue Technologien im Energie-Bereitstellungs-Sektor geht. Er hat das ausgeprägte Talent, innerhalb kürzester Zeit wichtige, nützliche Informationen von unwichtigen zu trennen. Ich glaube dadurch ist es möglich, in nahezu allen Bereichen des Lebens, immer gut informiert zu sein. Als mein Vortragender an der FH, aber auch als Freund im Geschäftsleben, lege ich viel Wert auf seine Meinung und bewundere seinen unbeschwerten Lebensstil.Fabian Gutbrod
Welche Zukunftspläne gibt es für add-e?
add-e ist das Hauptprodukt der GP Motion GmbH und somit eigentlich gleichbedeutend mit der Firma selbst. Das eine kann ohne das Andere nicht sein 😉 Daher sehen die Zukunftspläne in erster Linie weitere strukturelle Verbesserungen in der Firma selbst vor. Das sind banale Dinge wie klar abgegrenzte Aufgabenbereiche für die reibungslose Produktion, auch in der Hauptsaison. Ein einheitliches Zeitmanagement. Fest zugewiesene Arbeitsplätze. Ausbau und Modernisierung der Infrastruktur usw. Wir sind so schnell gewachsen und die Nachfrage ist so groß, dass wir viele Dinge haben vernachlässigen müssen. Damit jetzt die Qualität aber nicht darunter leidet, wird sich in den nächsten Monaten einiges tun. add-e selbst wird aber natürlich auch ständig weiterentwickelt. Die Anzeige im Flaschenboden, Handy-App, nochmals leistungsstärkere Elektronik und Verbesserung der Steckverbindungen sind alles Dinge die zeigen, dass man etwas Gutes immer noch besser machen kann.Fabian Gutbrod
add-e Team
Was ist Ihr Lieblings-Büroartikel?
Ich bin nicht gern im Büro, daher habe ich mir diese Frage selbst noch nie gestellt. Wenn ich spontan darauf antworten soll, dann wird es wohl der Firmenstempel werden. Nicht das dieser etwas Besonders wäre, aber immer wenn ich den Stempel auf ein Dokument “knallen” kann, habe ich eine Aufgabe abgeschlossen und das fühlt sich einfach gut und richtig an.Fabian Gutbrod
#2min2mio; Bild: add-e
Alle weiteren Details gibt es dann in der Sendung, die am 17. April 2018 um 19 Uhr im Rahmen des Puls4 TV-Programms ausgestrahlt wird. Nicht verpassen.
Mehr auch unter www.add-e.at.