Die Corona-Krise hat die ganze Welt erfasst. Neben dem Bewahren von Menschenleben steht jetzt aber auch die Wirtschaft im Fokus. Wer verliert, wer profitiert von der Krise? Alle Unternehmen müssen ihre Tagesabläufe anpassen. Natürlich auch Pendix, Zwickauer Hersteller von E-Bike-Nachrüstsätzen. Wir haben mit Geschäftsführer Thomas Herzog darüber gesprochen, wie er sein Unternehmen sicher durch die Krise steuert, und warum er die Zuversicht nicht verliert.
Wie hat die Krise Sie persönlich getroffen?
Ich war am Grenzübergang nach Österreich und sah ein Schild mit der Aufschrift „Bitte zwei Wochen zuhause bleiben!“. Da ich zu diesem Zeitpunkt bereits eine Erkältung hatte, ist dies nicht schwergefallen. Ich saß somit zwei Wochen im Homeoffice und wurde über meine Kollegen und die besten Nachbarn der Welt versorgt, die schon am Husten meine Bedürftigkeit erkannten. Ich war zum Glück nicht infiziert, gehe schon wieder ins Büro und halte natürlich die geforderten Sicherheitsabstände ein, das gebietet ja schon die Höflichkeit.
Hat sich die Krise bereits auf Pendix, also auf Ihre Firma ausgewirkt?
Der Fachhandel hat zum Teil seine Geschäfte abgeschlossen und selbst wenn dies nicht so ist, so hat er wirtschaftlich stark unter den Einschränkungen zu leiden. Flottenkunden und Hersteller sind zwar weiter im Einsatz, doch die Lage ist unklar, daher haben die meisten einen Sparkurs eingeschlagen, was ja aktuell mehr als verständlich ist. Auch wir haben erstmal Kurzarbeit eingeführt. Natürlich wird diese schwere Zeit an niemandem spurlos vorübergehen. Aber wir sind solide eigenkapitalfinanziert und haben beste Voraussetzungen, gut durch die Krise zu kommen.
Wie sieht denn bei Ihnen die Produktion aus, sind Sie denn überhaupt noch lieferfähig?
Klare Antwort: Ja. Und das werden wir auch bleiben. Natürlich haben wir die Strukturen und Abläufe angepasst, aber wir tun alles, um weiter zu produzieren, denn die Nachfrage ist nach wie vor und trotz Krise vorhanden. Allerdings könnten demnächst Probleme auftreten, denn auch wir haben Vorlieferanten in den betroffenen Gebieten in Asien und Italien, im Moment sieht aber noch alles gut aus. Schau’n Sie, für kleine und mittlere Unternehmen ist es relativ normal, mit vernünftigen Lagerbeständen zu arbeiten, weil man, je kleiner man ist, desto weniger gern von größeren Lieferanten in just-in-time Lieferketten eingebettet wird. Und besonders im Bereich der Motorenfertigung trifft man natürlich auf enorm große Partner, von der Batterie-Szene ganz zu schweigen. Das korrespondiert übrigens mit der Eigenkapitalausstattung, mit der es unsere Gesellschafter ermöglichen, dass wir jetzt nicht wegen der Vorfinanzierung der Lagerbestände in finanzielle Schwierigkeiten geraten.
Als Sie Pendix ins Leben gerufen haben: Stand bei Ihrer Entscheidung für ‚Made in Germany‘ nur das Qualitätssiegel im Vordergrund?
Wir haben uns ganz sicher nicht aus Marketing-Gründen für ‚Made in Germany‘ entschieden, sondern wegen der Menschen, welche die Qualität in das Produkt bringen. Ihre Sorgfalt und Freude am Ergebnis. Diesen Menschen lokal einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten, der Erfüllung bringt und tolle Produkte erschafft, das ist aus meiner Sicht entscheidend für „Made in Germany“. Was viele nicht wissen: Das Siegel wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in England eingeführt, um vor deutschen Produkten zu warnen. Nun haben viele deutsche Unternehmen seit ca. 150 Jahren damit eine beispielhafte Definition von Qualität geschaffen. Vielleicht war das damals auch eine Trotzreaktion, die sich zum Glück in Deutschland in weiten Teilen bis heute gehalten hat. Dennoch ist es heutzutage mit der lokalen Produktion allein nicht getan, wie wir immer wieder erkennen müssen. Der internationale Handel bietet ja auch enorme Vorteile, sowohl für Abnehmer, als auch für Lieferanten und Hersteller. Letztlich ist ja der gesamte Wohlstand der Menschheit eine Folge der immer tiefergreifenden Arbeitsteilung.
Was tun Sie, um Ihre Mitarbeiter zu schützen?
Während der Kurzarbeit arbeiten wir in der Produktionshalle im Schichtbetrieb mit jeweils vier Stunden. Unsere im Büro tätigen Kollegen haben wir überwiegend ins Homeoffice geschickt und einen klaren Anwesenheitsplan für das Büro ausgegeben, der aber überwiegend von Gründern und Geschäftsführern abgedeckt wird. Schließlich kann man ja nicht den kompletten Betrieb über Wochen oder Monate außer Gefecht setzen, wie soll den so etwas je wieder hochgefahren werden, wenn diese Krise mal vorbei ist?! Außerdem haben wir besondere Hygiene- und Umgangsbestimmungen eingeführt. Ich bin begeistert, wie großartig die Mitarbeiter trotz aller Einschränkungen zusammenhalten und motiviert am Erfolg von Pendix arbeiten. Klarer Fokus bei allen wirtschaftlichen Interessen ist aber auf alle Fälle die Gesundheit der Mitarbeiter.
Individualität wird ja in diesen Tagen großgeschrieben. Kommt jetzt eine Trendwende zu Gunsten des Fahrrads?
Na, zunächst müssen wir die Krise einigermaßen unbeschadet durchstehen. Ich könnte mir aber schon vorstellen, dass jetzt verstärkt Radschnellwege gebaut werden und die Leute mehr auf das Fahrrad setzen. Ich erwarte nach der Überwindung der Krise ein „Germany reloaded“, in dem Lebensfreude und der Spaß an kleinen Dingen überwiegen. Der Traktor auf dem Feld, der Vogel am wolkenlosen Himmel, oder eben das Fahrrad als bestes Fortbewegungsmittel für Jung und Alt. Gerade im Vergleich zum ÖPNV hat Fahrrad mit elektrischem Rückenwind viele Vorteile. Man ist isoliert und doch gemeinsam unterwegs, allein oder doch zusammen. So flexibel wie das Radfahren, so ist auch unser Antrieb, der mal sportlich unterstützt oder eben auch mal nur mitfährt und das Fahrrad „Rad“ sein lässt. Dennoch hoffe ich natürlich, dass wir bald zu einem schönen gesellschaftlichen Leben zurückfinden werden. Wenn aufgrund der Krise alle Menschen künftig Furcht voreinander haben, werden alle Menschen, die heute älter als 10 Jahre sind, diese Krise nie mehr los.
Mehr unter www.pendix.de.
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