Der britische Faltradhersteller Brompton Bicycle verzeichnete einen dramatischen Gewinnrückgang von über 99 % im Geschäftsjahr bis März 2024. Die Profite fielen von beeindruckenden 10,7 Millionen Pfund auf gerade einmal 4.602 Pfund – weniger als der Preis eines Brompton T Line Explore, dem Topmodell des Unternehmens. Grund für diesen Einbruch sei laut Geschäftsführer Will Butler-Adams die anhaltende Krise in der Fahrradbranche, die durch Überproduktion und Preiskämpfe geprägt ist.
Globale Turbulenzen und Preiskämpfe
Die Branche kämpft weiterhin mit den Folgen der pandemiebedingten Fahrrad-Boomjahre. Hersteller und Händler weltweit – besonders in Europa und den USA – hatten die Nachfrage überschätzt und große Lagerbestände angehäuft. Dieser Überschuss hat zu einem massiven Preisverfall geführt, wodurch kleinere Anbieter wie Orange Mountain Bikes (inzwischen gerettet) und P Bairstow insolvent gingen. Auch Onlinehändler wie Wiggle und i-ride.co.uk mussten schließen.
Brompton selbst wurde von aggressiven Rabattaktionen der Konkurrenz, insbesondere in Europa und den USA, stark getroffen. Der Absatz sank um 8,2 %, der Umsatz fiel um 5,3 % auf 122,6 Millionen Pfund. Trotz eines soliden Rufs als Premiumhersteller stehen die Modelle von Brompton – deren günstigstes Fahrrad bei etwa 1.000 Pfund liegt – in direkter Konkurrenz zu günstigeren chinesischen Marken, britischen Start-ups wie Gocycle und Elektrofahrrad-Verleihsystemen wie Lime.
Investitionen auf Eis gelegt
Infolge der schwierigen Marktlage hat Brompton die Pläne für ein neues Hauptquartier in Ashford, Kent, vorerst gestoppt. Auch die Dividende für die Aktionäre wurde gestrichen, nachdem im Vorjahr noch 1,2 Millionen Pfund ausgeschüttet wurden. Um die finanzielle Stabilität des Unternehmens zu sichern, konnte Brompton Anfang 2024 durch eine Investition des BGF-Fonds 16 Millionen Pfund Kapital generieren. Mit diesen Mitteln sowie 3 Millionen Pfund von bestehenden Anteilseignern wurden Schulden abgebaut.
Hoffnung auf langfristiges Wachstum
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten bleibt Butler-Adams optimistisch. Brompton profitiere davon, „mehr utilitaristische“ Fahrräder für Pendler anzubieten, während viele Regierungen weltweit zunehmend auf den Radverkehr setzen. Städte wie London, Paris, New York und Shenzhen investieren massiv in die Radinfrastruktur, um die Luftqualität zu verbessern und die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern.
„Die Branche hat sich selbst ins Bein geschossen, aber die langfristigen Trends sprechen für uns“, so Butler-Adams. Mit dem neuen G Line-Modell, insbesondere der elektrischen Variante, sieht er gute Chancen, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Ausblick auf 2025
Auch wenn das Jahr 2024 von anhaltenden Herausforderungen geprägt sein wird, zeigt sich der Brompton-Chef zuversichtlich. „Die Zukunft des Radfahrens ist gesichert – wir werden gebraucht, um die Welt gesünder und umweltfreundlicher zu machen.“ Für 2025 erwartet Butler-Adams eine schrittweise Erholung der Branche, da sich Angebot und Nachfrage allmählich wieder stabilisieren könnten.
Mit Informationen von The Guardian.