Nach Berichten in diversen Medien, Socials und Foren tauchte in den letzten Tagen immer wieder der Name BionX in Verbindung mit Insolvenz auf. Gerüchte sind das Eine, doch was sagen die Fakten?
Wichtig ist die Feststellung, dass es hier einzig um die BionX Canada Inc. am Stammsitz Aurora geht, für die nach kanadischem Recht durch ein Gericht die Verwaltung durch eine dritte Partei bestimmt wurde (Receivership).
Zum Insolvenzverwalter wurde Grant Thornton Limited (GTL) bestimmt, eine globale Beratungsfirma und Spezialist für Insolvenzen, die nun auch die Führung übernommen hat. Jegliche Geschäftsaktivität ist eingestellt, wobei auch die bis dato 80 Mitarbeiter betroffen und nach neuesten Kenntnisstand auch entlassen worden sind. Ziel soll es laut dem Obersten Gerichtshof der Provinz Ontario sein, möglichst schnell einen Käufer zu finden.
100-prozentiger Eigentümer der BionX Canada Inc. ist die BionX International Corporation, die ihrerseits zu knapp 39.5 Prozent der 1593057 Ontario Inc. (100% Eigentum von BionX-Canada-CEO Manfred Gingl) und zu 60.5 Prozent der Stronach Consulting Inc, gehört. Letztere hatte unter anderem auch den Antrag auf Insolvenz gestellt.
Am Standort Aurora ist die Firmenzentrale und die Produktion beheimatet, dabei wurden von dort auch die vier Tochterfirmen BionX America Inc., BionX Europe GmbH, die deutsche BionX GmbH und die chinesische Innovator Propulsion Systems Co, Ltd. (Suzhou) gesteuert.
Erst im Herbst 2017 hatte die BionX Canada Inc. eine zukunftsträchtige Finanzierung von drei Millionen kanadischen Dollar (zwei Mio. Euro) erhalten. Trotzdem musste man bereits im Dezember 2017 nach einem Käufer Ausschau halten.
Laut vorliegendem Report der GTL wurde der Lohn für die insgesamt vier Vertriebsmitarbeiter von BionX America Inc. zurückgebucht, die österreichische BionX Europe GmbH mit derzeit einem Mitarbeiter wird abgewickelt und bei der Innovator Propulsion Systems Co, Ltd. sind nach derzeitigem Stand weder Mitarbeiter noch Verträge aktiv, so dass hier keine aktive Geschäftstätigkeit vorliegt.
Einzig die BionX GmbH, die in Haar bei München ihren Firmensitz hat, arbeitet mit ihren elf Festangestellten und zwei Teilzeitkräften aktuell wie gewohnt weiter. Das hatte das Unternehmen gestern in einer Pressemitteilung nochmals deutlich gemacht. Auch die Elby Bike Europe GmbH ist nicht von der Insolvenz betroffen.
In drei Phasen soll seitens der GTL nun Verkauf der Muttergesellschaft BionX Canada Inc. über die Bühne gebracht werden. In Phase 1 stellt die GTL nun alle Vermögenswerte zusammen und erstellt neben einer umfassenden Dokumentation samt NDA zudem einen sogenannten Datenraum, mittels dem sich interessierte Käufer ausführlich informieren können. Potentielle Käufer für die jeweiligen Bereiche werden ebenfalls aufgelistet.
In Phase 2, mit einem Zeitfenster von 60 Tagen, sollen dann die zusammengestellten Informationen an die potentiellen Käufer gesendet werden. Zudem möchte man mit Marktbegleitern sprechen, die entweder Interesse am Ganzen oder auch Teilen des Unternehmens haben könnten oder dies in der Vergangenheit bereits geäußert haben. Zeitungsanzeigen und die Öffnung der Informationen für alle Firmen, die das Verschwiegenheitsdokument (NDA) unterzeichnen, sind weiter vorgesehen.
Zwanzig Tage sind danach in Phase 3 mit Verhandlungen mit dem Anteilseignern und den Interessenten vorgesehen, wobei man dafür sorgen möchte, dass der Verkauf schnellstmöglich über die Bühne geht. Aus den vorliegenden Angeboten werden die Bedingungen verhandelt und schließlich soll dabei dann das “überragende” Angebot ausgewählt werden.
Quelle: https://www.grantthornton.ca/en/service/advisory/creditor-updates/#Bionx-Canada-Inc
Unsere Meinung
Wie sich die Lage um die BionX Canada Inc. herum entwickelt kann man jetzt noch nicht abschätzen. Fakt ist, dass man seit Dezember 2017 nach einem Käufer gesucht hatte, aber einen Verkauf trotz Interessenten nicht abschließen konnte.
In diesem Jahr feiert BionX zudem sein 20-jähriges Jubiläum, es wäre schade, wenn das Unternehmen hier auch sein Ende finden würde. 🙁 Wichtig ist jedenfalls, dass sich so schnell wie möglich ein Käufer findet, damit das Unternehmen alsbald wieder auf eine solide Basis gestellt werden kann. Je länger die Suche dauert, umso unwahrscheinlicher erscheint dies.