Radfahren ist angesagt, aber im Autoland Deutschland fehlt es an Platz und Geld für das Fahrrad. Mehr Radverkehr ist politisch gewollt – und doch entwickelt er sich nicht wie gewünscht. Zur Bundestagswahl hat der ADFC deshalb ein Aktionsprogramm aufgelegt, um die Politik aufzurütteln.
Auf der Aktionswebsite www.radlandjetzt.de stellt der ADFC zentrale Forderungen zur Bundestagswahl auf und wirbt um Unterstützer:
- Vorrang für Radfahrer, Fußgänger und ÖPNV vor dem Autoverkehr
- 800 Mio. Euro Bundesmittel pro Jahr für Radverkehr (bisher: 130 Mio von 6 Mrd. Euro Straßenbau-Etat)
- Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Ortschaften
- Verbindliche Qualitätsstandards für den Bau von Radwegen
- Vorrang für Radschnellwege vor Stadtautobahnen
- Zweckgebundene Finanzmittel für Kommunen zum Ausbau des Radverkehrs
- „Vision Zero“ (Null Tote im Straßenverkehr) als oberste Prämisse in die StVO
- Eine/n Parlamentarischen/n Staatssekretär/in für das Rad
ADFC-Aktive in ganz Deutschland planen Straßenaktionen, um den Forderungen Nachdruck zu verleihen. Darunter:
- 11. Juni: ADFC-Sternfahrt Berlin „Fahrradland Deutschland. Jetzt!“
- 12.-16. Juni: Städte-Aktionswoche des DStGB in Kooperation mit dem ADFC
- 17. Juni: ADFC-Sternfahrt Magdeburg
- 18. Juni: ADFC-Sternfahrt Hamburg
- 15. September: PARK(ing)Day mit ADFC-Aktionen ·
- Jederzeit: Popup-Radspuren – kreative Umwidmung von Autospuren auf Zeit (Beispiel Köln)
Unter dem Hashtag #radlandjetzt können Radfahrende bis Ende des Jahres ihre guten und schlechten Erfahrungen aus dem Fahrradalltag sowie Bilder von Aktionen posten. Die Postings werden auf der Social Media Wall auf http://www.radlandjetzt.de gespiegelt.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt:
Nicht 2043, sondern jetzt!
Deutschland feiert in diesen Tagen den 200. Geburtstag des Fahrrads. Was damals als exklusive Alternative zu Pferd oder Kutsche entwickelt wurde, ist zum hocheffizienten Massenverkehrsmittel geworden. Heute gibt es mit 73 Millionen Stück, darunter drei Millionen Pedelecs, fast doppelt so viele Fahrräder wie Autos.
Die Produktvielfalt ist riesig, die Investitionsbereitschaft der Deutschen in Fahrräder und Zubehör steigt beständig. Aber der Boom scheint sich auf Sport und Freizeit zu beschränken, während es auf den unterdimensionierten Alltagsradwegen immer enger wird. Auf 15 Prozent will die Bundesregierung bis 2020 den Radverkehrsanteil steigern (derzeit: 12 Prozent). Beim derzeitigen Tempo wird das Ziel nach Berechnungen des ADFC aber erst 2043 erreicht.
Maßstab: Niederlande
Seit den 1980er Jahren fördern die Niederlande das Radfahren massiv und ermutigen Bürger, Strecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß zurückzulegen. Auto-Zufahrtsmöglichkeiten in die Stadtzentren werden eingeschränkt, Parkgebühren erhöht, Kfz-Verkehrsflächen reduziert und Radwege gebaut, durchgängige Radverkehrsnetze und Parkmöglichkeiten angelegt sowie das Tempo innerorts auf einem Großteil der Straßen auf 30 km/h begrenzt.
Der Erfolg ist durchschlagend: 27 Prozent aller Wege werden in den Niederlanden mit dem Rad zurückgelegt (D: 12%). 25 Prozent pendeln mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit (D: 10%). Über 1.000 Kilometer legt jeder niederländische Einwohner pro Jahr auf dem Rad zurück (D: 430 km).
30 Prozent Radverkehrsanteil in den Städten sind kein Hexenwerk. Wir zeigen jetzt, dass die Menschen die Verkehrswende wollen!Burkhard Stork
Mehr auch auf der Webseite des ADFC.