Heute beginnt in Goslar der Verkehrsgerichtstag. Es geht unter anderem um die Sicherheit des Radverkehrs. Angesichts steigender Unfallzahlen bei älteren Radfahrerinnen und Radfahrern fordert der ADFC den bundesweiten Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur, verpflichtende Fahrassistenzsysteme für LKW und PKW und besondere Rücksicht auf Senioren im Straßenverkehr.
ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork sagt:
Intuitiv verständliche Infrastruktur
Während für Autofahrer fast immer problemlos zu erkennen ist, wo gefahren werden muss, finden Radfahrer oft chaotische, unverständliche Zustände vor: buckelige Bordsteinradwege mit oder ohne Benutzungspflicht, konfliktträchtige gemeinsame Geh- und Radwege, irritierende linksseitige oder Zweirichtungsradwege, zugeparkte Radfahr- und Schutzstreifen oder auch gänzliche fehlende Infrastruktur – und an jeder Kreuzung ändert sich das System.
Stork: „Fahrradfahren in deutschen Städten ist ein frustrierendes Suchspiel. Radfahrer wissen nicht, wohin sie gehören – und Autofahrer wissen nicht, wo sie mit Radfahrern rechnen müssen. Wir brauchen ein intuitiv verständliches, durchgängiges Radverkehrssystem mit großzügigen Abmessungen, das dem wachsenden Radverkehr gerecht wird.“
Verpflichtende Fahrassistenzsysteme für LKW und PKW
Häufigste Unfallkonstellation sind Kollisionen mit abbiegenden Kraftfahrzeugen unter Missachtung der Vorfahrt des Radfahrers. Deshalb müssen nach Ansicht des ADFC elektronische Assistenz-Systeme – Abbiegeassistent, Notbremsassistent und andere – die Gefahr, die von Kraftfahrzeug-Führern ausgeht, minimieren.
Die Unfallforschung der Versicherer hat ermittelt, dass 60 Prozent der schweren LKW-Fahrrad-Unfälle durch entsprechende Assistenzsysteme verhindert werden können. Stork: „Solche Sicherheitssysteme gibt es bereits marktreif, sie müssen aber auf EU-Ebene verbindlich gemacht werden, sonst werden sie aus Kostengründen einfach eingespart!“
Besondere Rücksicht auf Senioren
Der ADFC fordert außerdem, dass Senioren im Straßenverkehr deutlich mehr Rücksicht entgegengebracht wird. Stork:
Radfahren in Zahlen
50 Millionen Bundesbürger fahren Fahrrad, etwa 11 Millionen davon täglich. Etwa 10 Prozent der Wege werden mit dem Rad zurückgelegt. Politisch erwünscht ist, das Fahrradfahren noch deutlich attraktiver zu machen – denn es hält fit und wirkt Verkehrs- und Klimaproblemen entgegen. Aber: Im Durchschnitt stirbt jeden Tag in Deutschland ein Radfahrer, alle sieben Minuten wird einer verletzt (2015: 383 getötete, 77.793 verletzte Radfahrer).
Bei den Kollisionen mit Kraftfahrzeugen ist in 75 Prozent der Fälle der Autofahrer Schuld, bei den LKWs sind es sogar 80 Prozent. Zwischen 1991 und 2015 ist die Zahl der über 65-jährigen verunglückten Radfahrer von 6.585 auf 13.685 gestiegen. Weil immer mehr Ältere mit dem Fahrrad oder Pedelec unterwegs sind, ist eine weitere Zunahme zu befürchten.
Mehr auch direkt beim ADFC.
Quellen: Sinus Fahrradmonitor 2015, BMVI Radverkehr in Deutschland, Destatis Kraft- und Fahrradunfälle im Straßenverkehr 2015.