Die 140 Delegierten der Bundeshauptversammlung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs machten am Wochenende ihrem Ärger über die Jamaika-Sondierungsgespräche Luft. Die bislang bekannten Sondierungsergebnisse machten deutlich, dass die Verhandlungspartner die Notwendigkeit einer echten Verkehrswende nicht sehen wollten.
Der ADFC fordert eine klare Abkehr von der autozentrierten Verkehrspolitik und die kräftige Förderung von Fahrrad, Fußverkehr und ÖPNV. ADFC-Verkehrsvorstand Ludger Koopmann fasst die Stimmung so zusammen:
Konkret fordert der ADFC von der nächsten Bundesregierung:
- Die Bundesmittel für den Ausbau der Radinfrastruktur auf mindestens 800 Millionen Euro p.a. anzuheben (bisher: 130 Millionen Euro)
- Radschnellwege umfassend zu fördern und ihnen in Ballungsräumen Vorrang vor dem Autobahnausbau zu geben
- Zweckgebundene Finanzmittel für Kommunen zum Ausbau des Radverkehrs zur Verfügung zu stellen
- „Vision Zero“ (null Tote im Straßenverkehr) als oberstes Ziel in die Straßenverkehrsordnung aufzunehmen und
- Das Pariser Klimaschutzabkommen auch im Verkehrsbereich ohne Wenn und Aber umzusetzen.
Berliner Mobilitätsgesetz bringt Aufbruchsstimmung für ganz Deutschland
Das vom Berliner Senat mit ADFC Berlin und der Initiative Volksentscheid Fahrrad ausgearbeitete Mobilitätsgesetz kann nach Auffassung der ADFC-Delegierten wichtige Impulse für ganz Deutschland geben. Deshalb unterstützten die Regionalvertreter einstimmig das Ziel des ADFC Berlin, das Mobilitätsgesetz ohne weitere Verzögerungen auf den Weg zu bringen.
Es sieht unter anderem vor, dass alle Hauptstraßen mit breiten Radverkehrsanlagen ausgestattet werden müssen. Diese müssen so gestaltet werden, dass das Halten und Parken darauf unterbleibt. Konkret bedeutet dies eine physische Trennung der Radspur von der Kfz-Spur.
Mit „Protected Bikelanes“ Vorbildstadt für guten Radverkehr werden
Berlins Verkehrssenatorin Regine Günther sagte beim Besuch der ADFC-Bundeshauptversammlung: „Mehr und bessere Radwege sind Voraussetzung dafür, dass die Verkehrswende gelingt. Wir wollen, dass Berlin Vorbildstadt für guten Radverkehr wird.“ Als neue Infrastrukturlösung hatte der ADFC dem Senat das Modell der „Protected Bikelanes“ vorgeschlagen.
Bei dieser in den USA erprobten Lösung wird eine Fahrradspur mit Pollern, Betonelementen oder Blumenkübeln von der Fahrbahn abgetrennt – und mit auffälligem Grün hervorgehoben. Solche geschützten Radfahrstreifen sollen nun erstmals in Berlin errichtet werden. ADFC-Bundesvorsitzender Ulrich Syberg überreichte Senatorin Günther dafür symbolisch einen ersten Poller.
Mehr auch direkt beim ADFC.
16. November 2017
Ich bin absolut dagegen die Radwege mit
Pfosten, Pollern oder Bordsteinen abzugrenzen.
Dieses Denken “das ist MEIN Weg”
führt nur zu weniger Rücksichtnahme und weniger
Aufmerksamkeit.
Mit gegenseitiger Rücksichtnahme und BEACHTUNG
der geltenden Regeln müsste es besser ausgehen.
Die teilweise lächerlichen Ahndungen
von Fehlverhalten gehören auf den Prüfstand.
Die Überwachung der Regeln z.B. durch
Personal oder Videobeweis muss statt Pfosten, Pollern oder
Bordsteinen ausgebaut werden.
Wie es besser
geht, hat der Niederländer Hans Monderman vorgemacht; er hatte eine
IDEE (die funktioniert)
Auf die Idee, viel befahrene Straßen in
den Zustand kompletter Verkehrsanarchie zu katapultieren, kam vor
rund 20 Jahren der niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman.
Unsicherheit schafft Sicherheit und zu viel Ordnung nur Verwirrung:
Nach diesen Grundsätzen gestaltete er in Holland zahlreiche Straßen
um. Monderman ließ Verkehrsschilder abmontieren, Bordsteine
beseitigen, Poller entfernen.
“Wenn man die Leute ständig
anleitet und behandelt wie Idioten, benehmen sie sich irgendwann wie
Idioten”, erklärte er seine Idee.
Wo Regeln fehlen,
glaubte Mondermann, verhalten sich die Menschen automatisch
vorsichtiger und rücksichtsvoller.
16. November 2017
An den Ausführungen ist wirklich etwas Wahres dran. Allerdings könnte es “gerade bei den Deutschen” nicht klappen… 😐