Der verkappte „Autogipfel“ endet ohne tragfähige Perspektive in Sachen Zukunftsfähigkeit des Verkehrs und Klimaschutzes
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Es war von vornherein klar, dass beim 1. Spitzengespräch der Strategieplattform Transformation der Automobil- und Mobilitätswirtschaft (STAM), zu welchem der Bundeskanzler Olaf Scholz gestern eingeladen hatte, kaum richtige Fortschritte in Sachen Klimaschutz und Verkehrspolitik erzielt werden würden. Warum auch sollten die Akteure der Automobil- und Mobilitätswirtschaft, wie die Teilnehmer der größten Gruppe am zweistündigen Gespräch in der Pressemeldung der Bundesregierung genannt werden, ihren eigenen Ast absägen? Stattdessen gibt es ein „weiter so“ und die nicht nur in unseren Augen falsche Fokussierung auf den Autoverkehr bzw. die Autoindustrie, die auf 15 Millionen E-Autos auf Deutschlands Straßen bis 2030 hinarbeiten soll.

Falsches Ziel gesetzt

Neben Vertretern der Automobilindustrie waren auch die Minister Habeck (Wirtschaft), Lindner (Finanzen), Heil (Arbeit), Wissing (Verkehr) sowie die Umweltministerin Lemke an den Gesprächen beteiligt. Dazu wurden Arbeitnehmervertretungen, die Wissenschaft, Vertreter von Ländern und Gemeinden sowie von Verbänden und Organisationen eingeladen, die Fahrradindustrie genauso wie der Schienenverkehr aber außen vor gelassen (wir berichteten).

So verwundert es nicht, dass weiter der Fokus auf die Autos gesetzt wird, obwohl mit diesem weder kurzfristig noch auf längere Sicht die Verkehrsprobleme in Deutschland gelöst werden können. Es klingt abgedroschen, aber es macht kaum einen Unterschied, ob man mit einem Verbrenner-Auto oder einem Elektroauto im Stau steht. Ebenso wurden die bis heute fehlenden Ladestationen im Zuge des „Masterplan Ladeinfrastruktur“ angesprochen, die angeblich verhindern würden, dass die Menschen auf das E-Auto umsteigen würden.

Bild: Bundesregierung/Denzel

Stattdessen sind die bereits jetzt installierten Ladestationen bereits jetzt nur gering ausgelastet, was einen sogleich auf die Frage stößt, ob die Menschen überhaupt aufs Elektroauto umsteigen möchten? Eher möchten wohl viele lieber ihr Mobilitätsverhalten grundlegend ändern und ihre Wege im Mix je nach Situation zu Fuß, mit dem Fahrrad respektive E-Bike oder vor allem auch der Bahn zurücklegen. Um die besagte Menge an E-Autos auf die Straßen zu bringen, müssten aus unserer Sicht wiederum Fördertöpfe geöffnet werden und dies würde komplett an den Wünschen der Menschen vorbeilaufen.

Eher wäre es wichtig, endlich dafür zu sorgen, dass nicht nur in den Städten, aber vor allem auch in ländlichen Gebieten die Nutzer die freie Wahl haben, ob man für seine Wege auf den ÖPNV, das Fahrrad oder E-Bike zurückgreifen möchte. Wären die Takte des ÖPNV und der Bahn höher und die Mobilitätsservices in allen Gegenden auch abseits der Kernzeiten verfügbar (bestenfalls rund um die Uhr), würden viele Leute von heute auf morgen umsteigen und somit die jetzt beschlossenen Anstrengungen obsolet machen.

Bild: Bundesregierung/Bergmann

Es ist klar, dass die Autoindustrie verhindern möchte, dass ihnen die Einnahmen wegbrechen. Warum aber wird weiter darauf gesetzt, den individuellen Verkehr mittels privater Autos aufrechtzuerhalten? Stattdessen könnten die Autohersteller ihre Kompetenzen dafür nutzen, um an neuralgischen Stellen z.B. Hubs mit ihren Fahrzeugen zu betreiben. Diese könnten den ÖPNV bzw. den Zugverkehr ergänzen und die Erledigung von individuellen Fahrten nach Bedarf ermöglichen, ohne dass die Nutzer dafür ein eigenes Auto vor der Haustüre stehen haben müssen, welches sowieso kaum bewegt wird. Mit der Wartung und Erneuerung der Fahrzeuge und natürlich der Einnahmen durch die Vermietung könnte man dennoch aktiv an der Verkehrswende Anteil haben.

Fazit

Zu naiv? Vielleicht.

Es ist aber ebenso naiv zu glauben, dass es wie bisher weitergehen kann und man auf dem Rücken der Umwelt, den Geldbeuteln der Bevölkerung und der Zukunft unserer Kinder weiter Ressourcen verschwenden und Dinge in die völlig falsche Richtung laufen lassen kann. Die Fokussierung auf den Individualverkehr per E-Auto ist genau das und wird unser Leben nicht verbessern. Im Gegenteil. Es wird Zeit, dass die Bundesregierung, allen voran Olaf Scholz, sich dessen bewusst wird und die Verkehrs-, Klima- und Umweltpolitik endlich in die richtigen Bahnen lenkt. Ampel auf grün.

Das E-Bike muss ein Teil davon sein.

Bilder: s. Kennz.