Wie das italienische Magazin Il Sole 24 Ore schreibt, plant Bianchi derzeit eine Investitionssumme von 40 Millionen Euro ein, um den Großteil der Produktion wieder nach Italien zurückzuholen, darunter auch die Herstellung von Carbonrahmen. Bianchi-CEO Fabrizio Scalzotto sieht aufgrund der aktuellen Liefersituation die einmalige Chance, den größten Teil der Fahrradproduktion und auch die zugehörige Technologie nach Hause zu holen.
Angesichts von bis zu 700 Tagen Leadtime für Bestellungen aus Asien sieht der Firmenchef kaum Alternativen, um die aktuelle Entwicklung des Unternehmens weiter im Wachstum halten zu können. Beginnend bereits vor der Pandemie steigerte Bianchi seinen Umsatz in den letzten drei Jahren um mehr als das Doppelte, zuletzt sogar um das Vierfache.
Dieser Fortschritt, der nicht zuletzt aufgrund des anhaltenden Erfolges der neuen Bianchi e-Omnia Serie erreicht werden konnte, könnte jetzt aufgrund der Schwierigkeiten in der Beschaffung von Teilen gebremst werden, so dass Scalzotto diesem Trend unbedingt entgegentreten möchte:
Im ersten Schritt soll eine neue Produktionsstätte gebaut werden, die es auf 10.000 Quadratmetern erlauben soll, die Ausbringung von Fahrrädern von aktuell 200 – 300 Einheiten pro Tag auf 1.000 – 1.500 Stück anzuheben. Zur Vervierfachung der Produktionskapazität sollen auch Roboter beitragen, mit deren Hilfe konventionelle Fahrräder an derselben Linie wie moderne E-Bikes gebaut werden können.
Im August 2022 soll das neue Werk in Betrieb gehen, für welches eine Aufstockung des Personals von 180 auf rund 300 Mitarbeiter im Weiteren geplant ist. In einem zweiten Schritt soll dann die Rahmenproduktion zurück nach Italien geholt werden, darunter auch die aus Carbon.
Dafür wurden bereits Vereinbarungen mit einem Hersteller für Roboter geschlossen, der die Herstellung der Carbonrahmen auf einer Linie entwickelt, die eine Fläche von 6.000 Quadratmetern einnehmen wird. Die größte Schwierigkeit wird es allerdings sein, genügend Fachkräfte für den Betrieb der Anlage zu finden.
Für Fabrizio Scalzotto erfordert die aktuelle Situation ein “Jetzt oder nie”, denn mussten die Chinesen infolge des Handelskriegs mit den USA ihre Produktion zumeist weiter nach Fernost verlagern, so lässt dies für die Zukunft auch keine Besserung hinsichtlich Flexibilität, Transportkosten und Qualität erwarten. Portugal beispielsweise hat eine solche Entwicklung bereits angestoßen und in ein “Bike Valley” investiert, welches dem Land die Führung bei Aluminiumrahmen garantieren soll.
Der operative Hauptsitz der Bianchi Holding wird, obwohl unter einer schwedischen Gruppe (allerdings im italienischen Besitz) angesiedelt, wieder zurück ins italienische Treviglio in der Bassa Bergamasca verlegt, wohin diese bereits vor einem halben Jahrhundert erstmals hingezogen war.
Der durch die Corona-Pandemie angestachelte Boom bei den Elektrofahrrädern, den Bianchi mit den für Deutschland konzipierten e-Omnia Pedelecs entgegnete, soll weiter aufrechterhalten werden. Die E-Bikes verkauften sich allerdings in Italien besser als in Deutschland und ließen den Umsatz von 50 Millionen im Jahr 2018 auf 75 Millionen Euro in 2020 ansteigen.
Für 2021 rechnet man mit einem Umsatz von 120 Mio. Euro, während man für 2022 bereits 200 Millionen anstrebt. Aktuelle Aufträge reichen bis ins Jahr 2023, wobei die Auftragsbücher früher für 8 -12 Monate gefüllt waren, reichen diese jetzt für 18 bis 20 Monate.
Mehr auch unter www.bianchi.com.
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