Die geplante finanzielle Rettung des Brüsseler E-Bike-Herstellers Cowboy kommt erneut ins Stocken. Laut Berichten der belgischen Wirtschaftszeitung De Tijd ist die Übernahme durch den französischen Fahrradverbund Rebirth noch immer nicht finalisiert – mit weitreichenden Folgen für die knapp 8.000 Privatanleger, die über die britische Plattform Crowdcube in das Unternehmen investiert hatten.
Crowdfunder werden praktisch herausgedrängt
Klar ist inzwischen, dass diese Investitionen nahezu vollständig abgeschrieben werden müssen. Der vorliegende Restrukturierungsplan sieht vor, dass sämtliche bisherigen Anteile in neue, stimmrechtslose Aktien mit minimalem Nennwert umgewandelt werden. Der Gesamtanteil der bisherigen Aktionäre schrumpft auf nur noch 4,99 Prozent, die Crowdfunder stellen davon lediglich einen geringen Bruchteil.
Zu den betroffenen Anteilseignern gehören neben den Gründern auch namhafte Wagniskapitalgeber wie Index Ventures und Exor, die seit 2017 gemeinsam über 134 Millionen Euro in Cowboy eingebracht hatten. Trotz einer Unternehmensbewertung von 172 Millionen Euro im Jahr 2022 steht Cowboy in der aktuellen Sanierungsstruktur bilanziell bei null.
Hohe Verluste, steigende Schulden
Cowboy hatte zuletzt mit erheblichen operativen Schwierigkeiten zu kämpfen, darunter Lieferengpässe, Qualitätsprobleme und eine kontinuierlich wachsende Schuldenlast. Die vorliegenden Zahlen für 2024 zeichnen ein deutliches Bild: Bei einem Umsatz von 21,7 Millionen Euro verbuchte das Unternehmen einen Nettoverlust von rund 21 Millionen Euro. Die Verbindlichkeiten stiegen gleichzeitig auf 57 Millionen Euro an.
Rebirth greift nach angeschlagenen Marken
Rebirth verfolgt seit Jahren eine Konsolidierungsstrategie im europäischen Fahrradmarkt und hat bereits Marken wie Gitane, Cycles Peugeot und Solex übernommen. Seit Anfang des Jahres montiert Rebirth bereits Räder für Cowboy. Nach Abschluss der geplanten Restrukturierung soll die Marke in das Verbundsystem integriert und künftig über mehr als 600 französische Fachhändler vertrieben werden.
Wie es weiter heißt, will Rebirth die Technologie von Cowboy zudem gruppenweit einsetzen. Der Standort in Brüssel inklusive der technischen Teams soll erhalten bleiben. Die künftige Bewertung nach Abschluss des Sanierungsverfahrens wird derzeit auf rund 15 Millionen Euro taxiert.
Abstimmung unter Zeitdruck
Die Crowdfunder wurden aufgefordert, innerhalb einer Woche über den vorgeschlagenen Restrukturierungsplan zu entscheiden. Laut Crowdcube drohe im Falle einer Ablehnung ein Konkurs. Gleichzeitig erhalten bestehende Investoren die Option, Anfang 2026 in einer neuen Finanzierungsrunde weiteres Kapital einzubringen.
Damit steht Cowboy vor einem erneuten Wendepunkt – mit der Perspektive einer Fortführung innerhalb eines größeren industriellen Verbunds, jedoch mit deutlichen Verlusten für viele derjenigen, die die Marke ursprünglich mitfinanziert haben.




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