ADFC fordert: Mehr Sicherheit durch gute Radwege statt allein durch Technik
2 min Lesezeit

Die Bundesregierung plant laut Medienberichten, Türwarnsysteme in Kraftfahrzeugen verpflichtend vorzuschreiben, um Dooring-Unfälle zu verhindern. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) begrüßt die Initiative, weist jedoch darauf hin, dass der entscheidende Hebel für die Sicherheit von Radfahrenden in der Infrastruktur liegt. ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann betont:

Moderne Fahrzeugtechnik kann helfen, menschliches Fehlverhalten im Straßenverkehr zu kompensieren. Beim Thema Dooring muss man aber genauer hinschauen: Wenn Radfahrende durch unvorsichtig geöffnete Autotüren stürzen, fehlt oft ein sicherer Radweg. Gute Radwege müssen deshalb mit ausreichendem Sicherheitsabstand zu parkenden Autos angelegt werden. Nur so wird die sogenannte ‚Dooring-Zone‘ sicher umfahren.Dr. Caroline Lodemann

Caroline Lodemann, pol. Bundesgeschäftsführerin des ADFC;
Bild: ADFC | Deckbar

Dooring in Städten ein ernstzunehmendes Problem

Jährlich sterben über 400 Radfahrende im Straßenverkehr, rund 90.000 werden verletzt. Hauptunfallgegner bleibt das Auto. Besonders betroffen sind Kreuzungen, Einmündungen und schlecht gestaltete Straßenbereiche. Eine gesonderte bundesweite Erfassung von Dooring-Unfällen existiert nicht, doch regionale Statistiken zeigen die Dimension des Problems: In Berlin stand 2024 „verkehrswidriges Verhalten beim Ein- und Aussteigen“ mit 435 Unfällen an dritter Stelle. Köln zählte 120 Dooring-Unfälle. Laut Unfallforschung der Versicherer hängt fast jeder fünfte Fahrradunfall mit parkenden Autos zusammen.

Infrastruktur, Verhalten und Technik müssen zusammenwirken

Der ADFC fordert seit Jahren eine Modernisierung und den Ausbau sicherer Radwege. Lodemann: „Sicheren Radverkehr gibt es nur auf guten Radwegen – doch der Ausbau kommt viel zu langsam voran.“ Zusätzlich könne der sogenannte „Dutch Reach“ helfen: Dabei öffnet man die Autotür mit der dem Fenster abgewandten Hand, was automatisch einen Schulterblick ermöglicht.

Fahrassistenzsysteme ergänzen diesen Schutz: Türwarner und automatische Notstopp-Systeme erkennen Radfahrende, warnen akustisch und können Türen im Ernstfall kurzzeitig blockieren. „Diese Systeme sollten sowohl auf Fahrer- als auch Beifahrerseite eingesetzt werden, denn Radwege verlaufen häufig rechts von parkenden Autos. Wo Radwege fehlen, fahren Radfahrende oft links an parkenden Fahrzeugen vorbei“, so Lodemann.

Der ADFC appelliert an die Bundesregierung, Türwarnsysteme verbindlich vorzuschreiben und gleichzeitig den Ausbau sicherer Radwege deutlich zu beschleunigen. Nur die Kombination aus sicherer Infrastruktur, bewährtem Verhalten und moderner Fahrzeugtechnik kann Dooring-Unfälle nachhaltig reduzieren.

Zur originalen Pressemitteilung des ADFC geht es hier: www.adfc.de/pressemitteilung/dooring-tuerwarnsysteme-sollen-pflicht-werden-adfc-fordert-sichere-radwege

Quelle: PM ADFC