Mit dem im Sommer vorgestellten ONE hatte Raleigh 2025 einen überraschenden Neustart gewagt. Die Marke unter dem Dach der Accell Group, die einst den legendären Chopper hervorbrachte und damit Fahrradgeschichte schrieb, stellte vor wenigen Monaten erstmals ein voll vernetztes Pedelec vor. Das Design wurde dabei aber auf Wesentliche reduziert und voll auf den urbanen Einsatz ausgerichtet. Wie sich das neue Modell im täglichen Einsatz in der Stadt schlägt und was es besonders macht, haben wir über einen längeren Zeitraum getestet. Hier unser Testbericht.
Raleigh ONE 2025 in der Übersicht
Das Raleigh ONE unterscheidet sich stark von allen bisherigen Pedelecs und auch Fahrrädern der Marke, weil man damit einen komplett anderen, für das Unternehmen neuen Weg geht. Am ehesten kommt einem bei erster Betrachtung die Marke VANMOOF in den Kopf, was sich dann bei näherer Begutachtung aber wieder relativiert.
Das markante Rahmendesign in weiß bleibt und wird von den Konstrukteuren geschickt genutzt, um Bauteile zu integrieren, die sonst oft aufgesetzt montiert werden, wie zum Beispiel die Beleuchtung. Der kompakte Frontträger, der zur Vorstellung des Modells am Pedelec zu finden war, war bei unserem Testbike leider nicht dabei.
Angetrieben wird das Modell von einem Mivice M070 Heckmotor, der bis zu 35 Nm an Drehmoment liefert. Diesen kombiniert Raleigh mit einem Singlespeed-Antrieb, der über einen Zahnriemen von Gates realisiert wird. Eine leise, wartungsarme Fortbewegung im urbanen Raum ist so zu erwarten.
Die Energieversorgung wird über eine 36V-Batterie des Zulieferers Vestel sichergestellt, die 360 Wh an Kapazität mitbringt. Diese ist im Unterrohr des Aluminiumrahmens untergebracht, per Schloss gesichert und wird von einer Abdeckung geschützt, die per manueller Verriegelung abgenommen werden kann.
Die Verzögerung erfolgt über hydraulische Scheibenbremsen von Tektro (HD-T3020), die mit Bremsscheiben mit dem Durchmesser von 160 mm kombiniert wird. Genug für eine Stadt ohne längere Gefälle, könnte man daraus schließen.
Komfort wird aufgrund Starrgabel und fester Sattelstütze einzig über die voluminösen Reifen erzielt, welche die Marke von einem uns unbekannten Hersteller bezieht. Das tat ihrer Funktion keinen Abbruch, denn sie haben bei unseren Testfahrten einwandfrei funktioniert, ob in der Stadt oder auch außerhalb auf unbefestigtem Grund.
Am einteiligen Lenker findet man ergonomische Griffe, die individuell entwickelte Anzeige- und Bedieneinheit für das Antriebssystem und einen SQ-Connect Adapter am integrierten Vorbau, auf welchem das Smartphone während der Fahrt seinen Platz einnehmen kann. Stabile Schutzbleche sind groß genug und vorne auch mit Spritzlappen tief heruntergezogen, um den Nutzer gut vor aufgewirbelter Nässe zu schützen.
Das Smartphone ist wichtig im Zusammenhang mit dem Raleigh ONE, schließlich wurde das Pedelec stark auf Konnektivität und Vernetzung ausgelegt. Die zugehörige Smartphone-App findet man sowohl im Google Play Store, als auch im App Store von Apple, wobei diese weitere in aktiver Entwicklung ist und auch zukünftig mit neuen Funktionen versehen werden soll.
Das vordere Tagfahrlicht samt integrierter Heckbeleuchtung mit seitlichem Markierungslicht ist immer aktiviert, der mittig unter dem Lenker befindliche, integrierte Frontscheinwerfer kann entweder automatisch bei Dunkelheit oder manuell über das Bedienteil oder die App aktiviert werden.
Lädt man die App herunter, muss man sich nach dem Installieren einmalig mit dem Pedelec verbinden. Damit dies einfach gelingt, hat Raleigh einen QR-Code am ONE platziert. Einzige Schwierigkeit ist, dass dieser sich unten am Tretlager befindet und man dafür das Pedelec umdrehen, zur Seite legen etc. muss. Eine zweite Person kann auch hilfreich sein.
Dann erstellt man sein Konto und verbindet sich mit dem System des Raleigh ONE. Die Grundfunktionalität (Base) ist kostenlos, man kann das Modell sperren, entsperren, jede Fahrt tracken und Dieben dank Alarm das Leben schwer machen. Ebenso kann das Ride-Dashboard genutzt, die Beleuchtung angepasst, automatische Updates bezogen und so das Bike aktuell gehalten werden.
Eine kostenpflichtige Mitgliedschaft bringt dann bei der Core-Variante eine GPS-Funktionalität zum automatisch aktiviertem Diebstahlschutz hinzu, dazu eine smarte Wartungserinnerung und die Möglichkeit, seine Fahrt mit seiner Familie oder Bekannten zu teilen. Das kostet dann 7,99 EUR pro Monat oder 96 EUR pro Jahr.
Wer mit einem Rundum-Sorglos-Paket liebäugelt (14,99 EUR/ Monat oder 149 EUR/ Jahr), bekommt dann zu den vorgenannten Funktionen noch sofortige Diebstahlwarnungen, Sturzerkennung, Standortverfolgung und Fernverrieglung dazu. Auch ein automatisches Abschließen im Parkmodus ist dann möglich, genauso wie die Möglichkeit, das Bike mit Familie und Freunden zu teilen.
Des Weiteren wird eine Aktualisierung über Over-the-Air-Updates verfügbar, eine Fernaktivierung der Sicherung, falls das Absichern beim Abstellen vergessen wurde oder abgeschaltet werden soll. Über „Touch & Go“ verbindet sich das Smartphone automatisch mit seinem gepaarten Pedelec und auch eine (nachträglich aktivierbare) Diebstahlversicherung ist integriert. Hier wird im Fall der Fälle eine Selbstbeteiligung von 100 EUR zusätzlich fällig.
Im Fahrtest
Das Raleigh ONE ist sehr gut verarbeitet und gibt hier keinen Anlass zur Kritik. Das äußere Erscheinungsbild zeigt sich clean und reduziert und damit so, wie es sich viele urbane Nutzer wünschen. Der leicht nach vorn geneigte Rahmen erzeugt schon im Stand etwas Speed.
Die Detailliebe zeigt sich auch in einem extra Halter, der die (wenigen) Kabel und Leitungen sauber um das Steuerrohr in den Rahmen führt. Die vordere Bremsleitung verschwindet zudem in der Gabel, die Einstellschraube für die Sattelklemme hinter einer Abdeckung, die auch das Rücklicht beherbergt. Zugegeben, die Justierung des Sattels wird dadurch etwas fummelig, aber so oft macht man das wohl nicht.
Hat man seine Höhe beim Sattel eingestellt, findet man nach dem Aufsitzen ergonomische Griffe am Lenker vor. Der einteilige Lenker kann allerdings nicht justiert werden und bringt den Nutzer ebenfalls in eine leicht sportliche Haltung.
Die nicht gerade klein geratene Bedieneinheit lässt sich mittels des Daumens bedienen, allerdings vermisst man aufgrund der unter der gummierten Abdeckung einen gewissen Druckpunkt der Tasten.
Gerade bei der mittleren Taste ist einem oft nicht klar, ob man diese jetzt wirklich gedrückt hat oder nicht. Per vielfarbiger LED-Lämpchen wird einem rechts in der Einheit der aktuelle Status des Akkus und kurzzeitig auch die gewählte Unterstützungsstufe angezeigt.
Merkliche Unterstützung erfährt man vom Mivice M070 im Heck erst ab Stufe vier von fünf. Man neigte im Verlauf des Tests dazu, doch die meiste Zeit in der höchsten Stufe unterwegs zu sein. 🙂
Der Vortrieb wird dabei leise und sanft umgesetzt, dank Riementrieb ohne lästige Kettengeräusche. In einer zumeist ebenen Stadt kommt man so leicht auf die 25 Kilometer pro Stunde, bei welcher der Antrieb abregelt, per Muskelkraft auch darüber hinaus.
Hier begrenzt aber die Singlespeed-Konfiguration dann über die gewünschte Trittfrequenz schließlich die gefahrene Endgeschwindigkeit. Aber das sportliche Ausreizen von Höchstgeschwindigkeiten war auch nicht das, was das Raleigh ONE forciert.
Vielmehr geht es um ein möglichst einfaches und ablenkungsfreies Vorwärtskommen in der Stadt, egal ob auf der Pendelstrecke oder bei Alltagsfahrten in und um die City herum.
Hier gelingt dem Pedelec ein agiles und direktes Fahrgefühl, unterstützt von einem Antrieb, der in Städten wie Karlsruhe, Münster, Hamburg, München oder Berlin für einen guten Vortrieb sorgen kann.
In Stuttgart oder San Francisco wäre das Pedelec an manchen Anstiegen etwas untermotorisiert, auch weil der Singlespeed-Antrieb hier nicht wirklich helfen kann.
Anpassbar sind die Fahrstufen über die Smartphone-App nicht. Nur eine Auswahl der Fahrstufe ist (derzeit) darüber möglich. Auf demselben Bildschirm lassen sich der Alarm aus und das Licht einschalten.
Bei unseren Testfahrten, nicht nur im ganz flachen Gelände, waren wir aber zufrieden und fühlten uns auch während längerer Abfahrten sicher auf dem Raleigh ONE. Die Tektro-Bremsen ließen uns auch da nicht im Stich.
Stellt man das 22,3 kg leichte Pedelec dann in der Stadt ab, soll das integrierte Diebstahlwarnsystem für den Seelenfrieden sorgen. Das funktioniert im Normalfall auch mit der Base-Grundfunktionalität automatisch, wenn man das Pedelec abstellt und sich dann mit dem über Bluetooth verbundenen Smartphone entfernt.
Geht dann jemand an das geparkte Raleigh ONE und rüttelt daran, erfolgt eine erste Warnung über den im Unterrohr integrierten Lautsprecher, welches von blinkenden LEDs am Bedienteil begleitet wird.
Lässt der potentielle Dieb nicht locker, verstärkt sich die Warnung und wird dann zu einem Sirenenton, wenn das Pedelec dann noch weiter bearbeitet oder gar weggeschoben werden soll.
In der kostenlosen Base-Konfiguration erfährt der Besitzer bei entsprechender Entfernung vom ONE davon nichts, kann das Modell dann aber in der App direkt als gestohlen melden, falls es weg ist.
Die App verbindet sich schnell und automatisch mit dem verbundenen Bike, sollte der Alarm davor losgehen, kann man sich einen Code konfigurieren, den man dann über das Bedienteil eingeben kann und die Warnungen dann bis zum nächsten Abstellen verstummen lässt.
Mit dem Smartphone auf dem Lenker hat man während der Fahrt noch ein Dashboard, welches die aktuelle Geschwindigkeit und den Akkustand anzeigt. Zudem lassen sich das Licht ein- und ausschalten und die gewünschte Fahrstufe auswählen.
Dank der integrierten Beleuchtung ist man auch in Dämmerung und Dunkelheit gut sichtbar unterwegs, wir sind zusätzlich noch mit dem UNIT 1 Aura unterwegs gewesen und hatten dessen Blinkerschalter am Raleigh ONE angebracht. Zu diesem Helm gibt es bald mehr in einem anderen Beitrag.
Der Scheinwerfer schaltet sich je nach Lichtintensität automatisch hinzu und leuchtet die Strecke vor dem ONE gut aus. Hier liegt man auf dem Niveau aktueller Scheinwerfer und vermisst in urbaner Umgebung nichts, da ja zumeist Straßenbeleuchtung vorhanden ist.
Die Schutzbleche haben während unseres Tests ihre Arbeit gut verrichtet und die Gischt und Nässe zuverlässig vom Nutzer ferngehalten. Eine Ausrede weniger, nicht mit dem Rad zur Arbeit zu pendeln.
Kommt man zu Hause oder auch im Büro an, kann man den Akku entweder direkt im Bike oder auch im ausgebauten Zustand laden. Für die erste Variante findet sich ein gut versteckter Port im Rahmendreieck unter dem Sattel, wobei dieser von einer Gummiabdeckung geschützt wird.
Der Akkuausbau selbst klappt einfach. Die Abdeckung per Verriegelung abnehmen, per Schlüssel den Akku entriegeln und den Energiespeicher dann herausnehmen. Übrigens: der Diebstahlschutz funktioniert auch ohne eingesetzten Akku weiter! Einsetzen klappt dann umgekehrt und ohne Schloßbetätigung.
Für den verkehrssicheren Einsatz liegen noch Front- und Rückstrahler und auch Katzenaugen für die Montage an den Speichen der Räder bei. Auch ein zusätzlicher Spacer für die Lenkererhöhung ist noch vorhanden.
Raleigh ONE 2025
Motor: Mivice M070, 250 W, 35 Nm
Batterie: Vestel Intube, 360 Wh
Display: per Raleigh App / Bediensatellit
Rahmen: Aluminium
Gabel: Starrgabel
Schaltung: Singlespeed
Bremsen: Tektro HD-T3020, 160 mm v/h
Kurbelgarnitur: Samox EC33-F0-JIS
Vorbau: Raleigh, einteiliger Lenker mit Vorbau
Sattelstütze: starr
Sattel: Velo VL-3625
Laufräder: 27.5 Zoll
Reifen: 27.5×2.2″
Gewicht: 22,3 kg
zul. Gesamtgewicht: n/a
Preis: 2.699 EUR
Fazit
Insgesamt zeigte sich das Raleigh ONE in unserem Test als guter Partner für die täglichen Fahrten in der Stadt. Es ist hochwertig gefertigt, mit guten, teils proprietären Komponenten bestückt und sollte wartungsarm genutzt werden können. Das reduzierte Design ermöglichte das Fahren ohne große Ablenkung, wobei die Reifen trotz Starrgabel für guten Komfort auf den Wegen in und außerhalb der Stadt sorgten. Die serienmäßige Diebstahlwarnanlage zeichnete sich durch gute Funktionalität im Hintergrund aus, wobei wir keine Fehlwarnung hatten. Außer man legt es darauf an und provoziert diese. Der Antrieb ist auf die Kooperation mit dem Nutzer angewiesen und arbeitet am besten, wenn es nicht zu steil ist. Dann aber macht er einen leisen und unaufdringlichen Job, der sich bestens für den angepeilten Einsatzzweck eignet. Uns jedenfalls hat das Fahren mit dem neuesten Modell von Raleigh sehr viel Spaß gemacht.
- leiser Mivice Heckantrieb
- ausreichend großer, entnehmbarer Akku
- Zahnriemen von Gates
- hydraulische Tektro-Bremsen
- gute Komponentenauswahl
- integriertes, automatisches Frontlicht
- integriertes Rücklicht, 10 lm
- Raleigh Integrallenker
- stabile Schutzbleche
- stabiler Ständer
- breite Reifen
- gut hörbare Klingel
- integrierter Diebstahlschutz
- Raleigh App
- geringes Gewicht
- Motor Mivice zu für stärkere Steigungen zu schwach, vor allem als Singlespeed
- integrierter SP Connect Smartphone-Halter
Transparenzhinweis: Unser ausführlicher Test des Raleigh ONE wurde von Raleigh (Accell Group) und Fusion Media hinsichtlich der Produktionskosten unterstützt. Auf das Testergebnis und unsere Meinung hatte dies keinen Einfluss. Wir bedanken uns zudem bei CHOYCE für die Unterstützung.













































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