Einer kürzlich veröffentlichten Studie der Unfallforschung der Versicherer (UDV) zufolge seien Lastenfahrräder, Fahrradkindersitze und Anhänger eine immer größer werdende Gefahr für den sicheren Transport von Kindern. Verschiedene Medien greifen dies aktuell auf, ohne einzelne Hersteller oder weitere Expert:innen näher zu befragen. Der ZIV – Die Fahrradindustrie sieht die Schlussfolgerungen der Studie kritisch.
„Mit einer größeren Anzahl an Fahrrädern und Lastenräder geht auch eine steigende Nutzung einher, was leider auch zu einer steigenden Zahl an Unfällen führt“, so Tim Salatzki, Leiter für Technik und Normung beim ZIV. „Die glücklicherweise geringe Anzahl an Radunfällen mit mitfahrenden Kindern im Jahr 2022 (222 Unfälle) lässt keine fundierten Aussagen über das Gesamtunfallgeschehen zu“, so Salatzki weiter. Auch sei der Verletzungsgrad von Kindern zum überwältigenden Anteil nur leicht, weshalb der Fokus weg vom allgemeinen Unfallgeschehen und der Unsicherheit der Fahrradinfrastruktur in Deutschland unfair erscheint. Laut Statistischem Bundesamt sind 2022 rund 25.800 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr zu Schaden gekommen. „Dieser Vergleich ist wichtig, wenn man nun eine allgemeine Verkehrssicherheitsdiskussion führen möchte. Ohne Frage ist jeder Unfall, mit einem Fahrrad oder Lastenfahrrad, einer zu viel“, so Salatzki.
In der Untersuchung wird in bei den Ergebnissen zu Lastenrädern Bezug auf ein untersuchtes dreirädriges Lastenrad für den Kindertransport genommen. Leider wird von dem einen Lastenrad Bezug auf eine ganze Produkt-Kategorie von sehr unterschiedlich konstruierten Lastenrädern genommen. Der ZIV weist darauf hin, dass die Fahrrad- und Fahrradzubehörindustrie sowohl normative Mindestanforderungen als auch individuelle Produktlösungen laufend weiterentwickelt, um die Sicherheit von Kindern auf Fahrrädern weiter zu verbessern. In diesem Jahr werden die ersten Teile der neu entwickelten Europäische Lastenradnorm (DIN EN 17840) veröffentlicht. Darin wird auch ein Teil zum Kindertransport enthalten sein, in dem die Anforderungen der DIN 79010 zu Lastenrädern weiterentwickelt wurden.
Grundsätzlich verhält sich jedes Fahrrad beim Fahren anders und Nutzer:innen müssten sich entsprechend darauf verhalten. Das gilt natürlich insbesondere, wenn mit dem Fahrrad Kinder transportiert werden oder ein Anhänger gezogen wird. Ein dreirädriges Lastenrad hat ein völlig anderes Fahrverhalten als ein normales einspuriges Fahrrad. Insbesondere das Kurvenfahren verhält sich anders. Hier muss die Geschwindigkeit angepasst werden. Die technische Entwicklung geht bei dieser Art von Lastenrädern weiter, um das Thema Kurvenfahren noch mehr zu adressieren. Hieran arbeitet die Fahrradindustrie. Dennoch kann von einzelnen, wenigen Unfällen nur schwer auf eine gesamte Produktkategorie von sehr unterschiedlichen Lastenrädern geschlossen werden.