Die US-Amerikaner versuchen erneut im Markt für E-Antriebe Fuß zu fassen
3 min Lesezeit

Andauernde Gerüchte über einen Verkauf der Amprio GmbH an die Sram LLC scheinen sich aktuell zu bestätigen. Das Branchen-Magazin bike-eu.com berichtete als Erstes darüber und verwies auf eine Abwesenheitsmail von Sram, die man nach einer Anfrage an einen Amprio-Mitarbeiter bekommen hätte. Allein darauf kann man natürlich die Bestätigung einer solchen Übernahme nicht begründen, wohl aber dass führende Mitarbeiter der Amprio GmbH zu Jahresbeginn zu Sram gewechselt sind, wie man z.B. auf LinkedIn unschwer nachvollziehen kann. Sehr viel mehr ist allerdings bis zum heutigen Tag trotzdem nicht bekannt. Eine Anfrage an die Amprio GmbH blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Sram schon früh im E-Bike-Geschäft

Sram würde damit bereits zum dritten Mal den Einstieg in den Kreis der E-Bike-Antriebshersteller wagen.  Schon vor über 20 Jahren gab es bereits den Sparc-Nabenmotor mit Getriebe und RC-Motoren zum Nachrüsten. Nach weiteren zehn Jahren war man mit der E-Matic wieder in dieser Produktkategorie aktiv, ließ den Antrieb allerdings im Lauf der Zeit in der Versenkung verschwinden.

Besagter Hinterradantrieb hätte sich auch nicht für den Einsatz am E-Mountainbike geeignet, aber genau dahingehend möchte Sram wohl seine Kompetenzen durch eine Übernahme erweitern. Man kann sich schon vorstellen, dass die Konzernmutter Rheinmetall Group, die durch die aktuelle Weltlage in Sachen Rüstungsproduktion gut ausgelastet sein dürfte, eventuell Kompetenzen bindenden Ballast loswerden möchte.

Dazu sollte man wissen, dass die erste Variante des Amprio Mittelmotors bereits 2017 vorgestellt wurde und es trotz guter Leistungswerte und einem kompakten Äußeren bis heute so gut wie gar nicht in eine Serienintegration geschafft hatte. Weitere drei Jahre blieb der Antrieb dann nahezu unverändert, bevor man im vergangenen Jahr mit dem RMAG eine komplett überarbeitete Version vorgestellt hat, die weiter mit sehr guten Leistungsdaten und einem attraktiven Gesamtpaket aufwarten konnte.

RMAG-Antrieb; Bild: Amprio

Hier stehen bis zu 90 Newtonmeter und an die 420 Prozent Unterstützung im Raum, bei einem Gewicht von 2,85 Kilogramm. Laut der Macher soll der Antrieb sich über 25 km/h oder im ausgeschalteten Zustand widerstandsfrei treten lassen und soll sich zudem sehr sportlich in Verbindung mit natürlicher und sensibler Unterstützung fahren lassen. Alles Eigenschaften, die sich an einem E-Mountainbike gut machen…

Die Amprio GmbH liefert zudem ein Gesamtpaket, darunter verschiedene Akkus und Displays, die den Fahrradherstellern eine entsprechende Variabilität geben. Ebenfalls ist eine App verfügbar, die diverse Funktionen mitbringt (z.B. Navigation) und dem Nutzer zudem noch mehr Informationen zum aktuellen Status des Antriebs bereitstellt. Die komplette Entwicklung und Produktion findet zudem in Deutschland statt.

Fazit

Was es genau mit den Gerüchten auf sich hat, wird erst eine offizielle Meldung zumindest einer der beiden Firmen klären. Wir jedenfalls sind gespannt, ob und wann diese veröffentlicht wird. Für den E-Bike-Markt jedenfalls wäre es gut, wenn es einen weiteren Mittelmotor mit größerer Verbreitung geben würde. Das würde dem Segment jedenfalls einen weiteren Innovationsschub geben. Unklar ist, ob Sram den RMAG-Antrieb so übernehmen, oder auf dessen Basis einen eigenen Antrieb entwickeln würde.

Wir bleiben dran.

Update vom 25.01.2023

Laut Anfragen anderer Fachmagazine wurde seitens Rheinmetall inzwischen der Verkauf der E-Bike-Antriebssparte offiziell bestätigt. Der Verkauf fand zum Ende des Jahres 2022 statt, allerdings wurde dabei vereinbart, dass der Käufer nicht genannt wird.

Recherchiert man aber weiter auf LinkedIn wird deutlich, dass zum Januar 2023 noch viel mehr Personen ihren Wechsel von Amprio zu Sram vollzogen haben, was ja dann auch irgendwie eine Bestätigung für die lang gehegte Vermutung ist.

Weshalb die Sram LLC mit einer offiziellen Stellungnahme immer noch hinterm Berg hält, erschließt sich unserem Verständnis daher nicht. Vor allem, da über den Vorgang schon die Spatzen von den Dächern pfeifen.

Bilder: s. Kennz.