In der Kraftentfaltung auf der Höhe der Zeit, fällt der Automatik-Modus im Vergleich hinter der Konkurrenz zurück
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Mit dem Yamaha PW-X2 stellt der Pedelec-Pionier aus Japan ein modernes Antriebssystem zur Verfügung, welches sich für den Einsatz in potenten E-Mountainbikes eignet. Wie konkurrenzfähig der Antrieb ist, haben wir in einem Test herauszufinden. Dafür haben wir den Motor in einem aktuellen Haibike AllMtn 6 auch im Traileinsatz auf dem Königsstuhl bei Heidelberg gefahren. Alle weiteren Details nun im Testbericht.

Yamaha PW-X2 im Detail

Zum Modelljahr 2020 wurde der Yamaha PW-X2 vorgestellt und wurde von den Japanern damals als Gegenpart zu den etablierten Antrieben wie dem Bosch Performance Line CX, Brose Drive S oder dem Shimano E8000 gegenübergestellt. Zudem mochte man besonders in Sachen natürliche Unterstützung gegenüber dem Vorgänger PW-X einen Vorsprung herausgearbeitet haben.

Yamaha PW-X2 2021 Test

Gegenüber eben jenem Motor stellt der PW-X2 bei einer 100er Kadenz dann bis zu 50 Prozent mehr Drehmoment zur Verfügung, welches mit maximal 80 Newtonmeter allerdings nur im sogenannten “Extra Power”-Modus erreicht werden kann. In den anderen Modi wird das maximale Motordrehmoment auf 70 Nm begrenzt.

Besonders stolz ist Yamaha auch auf den Automatik-Modus (Automatic Support Mode), welcher erstmals schon in 2019 beim Yamaha PW-TE zum Einsatz kam und automatisch den gerade passenden Unterstützungsmodus für die jeweilige Fahrsituation wählen soll. Die Auswahl erfolgt dabei aus den drei mittleren Stufen, der “Extra Power”-Modus bleibt genauso wie der “+Eco”-Modus davon ausgenommen. Der Auto-Modus wurde seitens der Japaner auf den speziellen Anwendungsfall MTB abgestimmt.

Die Steuerung erfasst zu diesem Zweck die jeweilige Situation mittels vier Sensoren, bei Yamaha Quad Sensor System genannt, welche neben Geschwindigkeits-, Trittfrequenz- und Pedalkraft-Sensoren auch einen Sensor zur Erfassung der Neigung in sich vereinen. Gegenüber manch anderem Motor soll der PW-X2 mit einem breiten Drehzahlband punkten, der vom Tretbeginn bis hin zu Kadenzen weit über 100 U/min unterstützt.

Im Haibike AllMtn 6 wurde der Antrieb sauber ins Rahmendesign eingepasst, wobei er im Gegensatz zu anderen aktuellen Antrieben in diesem Segment etwas größer wirkt. Mit einem Gewicht von 3,1 Kilogramm liegt er ebenfalls über dem, was Wettbewerber mittlerweile an den Start gebracht haben. Ein interner Yamaha-Akku mit 600 Wh stellt genügend Energie für lange Fahrten zur Verfügung.

Unser Haibike war mit der Display-A-Variante ausgerüstet, die mit einer etwas überholten Bedienung aufwartet. Rein von der Bedienung her zeigen sich die nach oben gewölbten Tasten nicht optimal, genauso wie die glatte Oberfläche in Klavierlack-Optik. Wer auf Trails unterwegs ist, möchte die Unterstützungsstufe ohne ein Loslassen des Lenkers oder Umgreifen wechseln, was hier doch etwas erschwert wird.

Auch der Automatik-Modus muss etwas umständlich aktiviert werden, indem man die Plus-Taste über eine Sekunde lang drückt. Dann erscheint ein kleines invertiertes “A” auf dem Display, welches einem den aktivierten Modus anzeigt. Leider sperrt der Modus dann ein einfaches Umschalten in die Standard-Unterstützungsstufen, indem er wiederum genau die gleiche Aktion zur Deaktivierung erfordert. Möchte man an einer schwierigen Stelle kurzfristig in den “Extra Power”-Modus wechseln, funktioniert dies demnach nicht intuitiv.

Drei separate Tasten, die in Richtung Fahrer am Display-Gehäuse eingelassen sind, stellen die Bedienung von Schiebehilfe, des evtl. vorhanden Lichts und das Ein- und Ausschalten des Systems sicher. Ein USB-Anschluss, der an der Stirnseite des Gehäuses angebracht ist, kann nur für Diagnosezwecke genutzt werden. Ein Aufladen z.B. eines Smartphones ist damit nicht möglich.

Da es in diesem Test auch vorrangig um den Automatik-Modus des Yamaha PW-X2 ging, haben wir den Modus auch in verschiedensten Situationen ausprobiert. Auf Rad- und Forstwegen, aber auch auf Trails im Wald oder ruppigen Abfahrten am Königsstuhl bei Heidelberg. Dabei ließ uns der Antrieb mit etwas gemischten Gefühlen zurück.

Je nachdem, ob man den Fuß auf das Pedal schon vor dem eigentlichen Anfahren auflegt, wirkt der Antrieb etwas nervös und möchte am liebsten gleich losfahren. Das Anfahren selbst gelingt dann gut, nicht zuletzt, weil die Antriebskraft etwas zurückgeregelt wird, um ein Durchdrehen auf losem Untergrund zu vermeiden.

Tritt man dann harmonisch in die Pedale, wählt die Steuerung je nach Steigung und eingesetzter Kraft jeweils den passenden Modus aus. Allerdings kann man mit einem kurzfristigen Krafteinsatz auch die nächsthöhere Stufe provozieren, die dann trotzdem etwas länger “eingelegt” bleibt, auch wenn man auch nicht mehr so stark in die Pedale tritt. Das war etwas gewöhnungsbedürftig. Ein Nachlaufen des Antriebs konnten wir aber nicht feststellen.

Für Forst- und Waldwege eignet sich dieser Modus daher gut, auch für flowige Trails. Die Geräuschentwicklung im Carbonrahmen des Haibike kann man als leise bezeichnen. Ist man aber auf “härteren” Trails unterwegs, die eine schnelle Reaktionszeit erfordern, bietet sich wiederum die Umstellung auf den manuellen Modus an, welcher dann auch die Nutzung des “Extra Power”-Modus erlaubt und einem so mit voller Kraft an Rampen oder extremen Steigungen zu Hilfe kommt.

Diese Erfahrung haben wir mit dem Haibike AllMtn 6 auf den steinigen Trails bei Heidelberg gemacht, wo wir schließlich mehr im manuellen als im automatischen Modus unterwegs waren. Bergab spielte dies sowieso kaum eine Rolle. Hier konnte sich eher das stabile und gut funktionierende Fahrwerk des Haibike beweisen, welches sich aus der Fox 38 Performance mit Grip 3pos Kartusche und dem Float DPS Performance Dämpfer zusammensetzt.

Dank 160 mm Federweg vorne und hinten waren auch die gröbsten Stellen im Downhill und auch auf den Trails ohne Probleme zu meistern. Hier kam dem Fahrer auch die weit absenkbare Sattelstütze von Haibike zugute, die viel Bewegungsfreiheit bereitstellte und so das E-AllMountain präzise auf der Strecke halten ließ. Auch die auf den E-MTB-spezifischen Aluminiumfelgen von Mavic montierten Minion-Reifen von Maxxis trugen zur guten Performance und viel Grip auf dem Trail bei. Bergauf zeigte sich die Bandbreite der Sram GX Eagle dann von ihrer besten Seite.

Fazit

Mit dem Yamaha PW-X2 stellt der E-Bike-Pionier aus Japan einen konkurrenzfähigen Motor zur Verfügung. Nicht umsonst ist dieser bei Modellen von Giant (als SyncDrive), Haibike oder auch R Raymon beliebt bzw. sogar erste Wahl. Vergleicht man den Automatikmodus aber mit dem Trail-Mode des Shimano EP8 oder gar dem eMTB-Modus von Bosch, fällt dieser doch etwas zurück, da er nicht so intuitiv und quasi blind zu benutzen ist. Auch dass eine schnelle Umschaltung in die manuelle Steuerung auf dem Trail nicht so einfach möglich ist, wirft den Antrieb in diesem Punkt etwas zurück. Die bereitgestellte Kraft bzw. auch die Kraftentfaltung lässt dagegen kaum Wünsche offen und stellt sich auf Augenhöhe mit den angesprochenen Wettbewerbern dar.

Mehr zu den Antrieben von Yamaha unter www.yamaha-motor.eu/de/de/b2b/e-bike/#/.